Efeu - Die Kulturrundschau
Eine Art von irrer Helligkeit
Die besten Kritiken vom Tage. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
Kunst


Besprochen werden eine Ausstellung der Skulpturen von Andreas Peiffer im Kunstverein Glückstadt (taz), die Ausstellung "Les Impressionistes à Londres" im Petit Palais in Paris (FAZ), eine Ausstellung zur Kultur der altperuanischen Nazca in der Kunsthalle Bonn (SZ) und die Schau "Almost Alive. Hyperrealistische Skulptur in der Kunst" in der Kunsthalle Tübingen (FAZ).
Bühne
Weitere Artikel: Das Concertgebouw Orchester hat seinen Chefdirigenten Daniele Gatti gefeuert, nachdem die Washington Post sein "sexuelles Fehlverhalten" öffentlich gemacht hatte, berichtet Manuel Brug in der Welt. Jürgen Kesting würdigt in der FAZ die litauische Sopranistin Asmik Grigorian, die in Salzburg zum neuen Sopranistinnenstar aufstieg. In Quebec durften zwei Stücke von Robert Lepage und Ariane Mnouchkine nicht aufgeführt werden, gegen die der Vorwurf der "kulturellen Aneignung" erhoben wurde, berichtet Julian Bernstein in der SZ.
Besprochen werden die "Walküre" und der "Parsifal" in Bayreuth (Tagesspiegel),
Literatur
Film
Mit der vielbeachteten Initiative Kontrakt 18 haben die hiesigen Drehbuchautorinnen und -autoren eine bessere Position im Betrieb und mehr Wertschätzung ihrer Arbeit eingefordert. Einerseits eine gute Sache, meint Filmemacher Dominik Graf, doch dass dabei insbesondere auf die Regisseure gezielt wird, gebe der Debatte eine ungünstige Schlagseite: Die stehen nämlich gängigerweise in der Hierarchie ein paar Stufen weit unter den Produzentinnen und Produzenten, wie Graf in der SZ erklärt. Er glaubt: Die Stoßrichtung der Autoren erklärt sich daher, dass von den Produzenten das Geld kommt. "Einige Produzenten stellen sich den Autoren nun als Robin Hoods zur Verfügung. Oliver Berben formulierte auf einer Autoren-Veranstaltung beim Münchner Filmfest, der deutsche Film sei 'regiehörig'. ... Berben stellte auch die These auf, ein richtig gutes Drehbuch benötige nur einen mittelmäßigen Regisseur. Wieder Beifall. 'Umgekehrt wird's schwierig', sagte er." Doch nach Grafs Ansicht ist "ein Buch, das zur Abnahme und Förderung taugt, noch lange nicht großartig. Vielleicht also klatschten die Autoren in München Beifall für eine Orgie des Mittelmaßes?"
Außer Schönwetterreden, was man alles in Hollywood ändern wollte, hat sich offenbar kaum etwas getan, im Gegenteil: Manches hat sich sogar verschlechtert. So kommt eine Studie über die erfolgreichsten Filme der letzten zehn Jahre jedenfalls zu dem Schluss, dass 2008 und 2009 mehr Frauen in Sprechrollen zu sehen waren als heute und dass in diesem Zeitraum insgesamt nur etwas über 30 Prozent der Sprechrollen an Frauen gingen, berichtet Susan Vahabzadeh in der SZ. Hier gibt es die Studie als PDF - schön aufbereitet mit zahlreichen Grafiken und Tabellen.
Weitere Artikel: In der taz empfiehlt Peter Nau die Peter-Lorre-Werkschau des Berliner Zeughauskinos. In der NZZ berichtet Urs Bühler von filmförderpolitischen Debatten am Rande des Filmfestivals Locarno. Karl Forster erinnert in der SZ an Michelangelo Antonionis Dreh in München mit Jack Nicholson.
Besprochen werden Wim Wenders' "Grenzenlos" ("objektiv misslungen", urteilt Daniel Kothenschulte in der FR, mehr dazu hier), Christopher McQuarries "Mission Impossible 6" mit Tom Cruise (FR-Kritiker Daniel Kothenschulte befindet sich "von der ersten bis zur letzten Sekunde das Glück des freien Falls", "atemberaubend" findet Rüdiger Suchsland den Film auf Artechock und unsere Kritik gibt es hier), der Essayfilm "Willkommen in Sodom" (Tagesspiegel, kino-zeit.de) und die zweite Staffel der Serie "Der Report der Magd" (ZeitOnline).
Design
Musik
Bjørn Schaeffner rettet in der NZZ im Rückblick auf den Technoclub-Kultur der Neunziger vor dem Vorwurf, lediglich einem entpolitisierten Hedonismus Vorschub geleistet zu haben - ein Vorwurf, der von der Öffentlichkeit genauso geteilt wurde wie von Teilen der linken Popszene. Übersehen wurde dabei allerdings, dass die Pioniere des Technos "ihre Musik als radikalen Gegenentwurf zu den Mechanismen der Pop-Industrie und der weißen Mehrheitskultur verstanden hatten. ... Das galt ähnlich auch für die House-Musik, die aus dem Ghetto kam. Es handelte sich um eine Dance-Kultur, in der die Schwulen, die Lesben und ethnische Randgruppen zu einer eigenen Stimme fanden. Im Nebel der Nacht sollte später auch die elektrifizierte Jugend Europas ihre Erleuchtung haben. Sie lernte viel über eine neue Körperlichkeit und einen fließenderen Geschlechterbegriff."
Weitere Artikel: In der taz spricht Jan Paersch mit Don Letts ausführlich über die Geschichte von Trojan Records und die historischen Bündnisse zwischen Reggae und dem britischen Punk der ersten Stunde. Thomas Gerlach erzählt in der taz derweil die Geschichte der DDR-Band Klaus Renft Combo. Für die Berliner Zeitung hat sich Sarah Pepin mit den Macherinnen des Berliner Festivals Pop-Kultur getroffen, die sich weiterhin tapfer gegen die Zumutungen der antisemitischen BDS-Kampagne stemmen.
Besprochen werden Leon Vynehalls "Nothing Is Still" (taz, Pitchfork), Sophies Album "Oil Of Every Pearl's Un-Insides" ("Eindeutig ist hier nichts. Zweideutig ist zu wenig", schreibt Christian Schachinger im Standard), Laurie Andersons Auftritt beim Berliner Festival "A l'arme" (Tagesspiegel) und das neue Album der Punch Brothers (FAZ).