Efeu - Die Kulturrundschau - Archiv

Design und Mode

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Efeu - Die Kulturrundschau vom 02.12.2023 - Design

Völlig fassungslos steht SZ-Kritiker Gerhard Matzig vor dem "Cybertruck", den Elon Musks Tesla nun auf den Markt gebracht hat. Sieht aus, als wäre er aus dem letzten "Mad Max"-Film übriggeblieben: "Es ist das Aggro-Auto der Stunde, denn es ist geschaffen für eine postapokalyptische Ära, die einzig noch vom Futurismus des Elon Musk und vom Überleben einer gut motorisierten Minderheit auf diesem Planeten erzählt... Der Futurismus, den sich Faschisten wie Marinetti in Paris ausgedacht haben, erlebt heute in Austin/Texas sein Comeback - in Form des aggressivsten, vielleicht aber auch zeichenhaftesten und mit Sicherheit die Automobilgeschichte ins Explizite, ja pornografisch Obszöne vorantreibenden Autodesigns, das je erdacht wurde. Ken Adam, der Erfinder der Bond-Hauptquartiere des Bösen, wirkt so jutebeutelhaft versponnen wie Hundertwasser gegen die Schöpfer des Cybertruck-Designs... Musk lässt das Auto, das seiner Meinung nach die Zukunft repräsentiert, konsequenterweise nicht mehr als niedliche, rundbauchige, elegante oder auch nur funktionale Apparatur erscheinen - sondern als tödlich explosives Geschoss." Der Werbefilm lässt daran keinen Zweifel:

Stichwörter: Musk, Elon, Tesla, Autodesign, Auto

Efeu - Die Kulturrundschau vom 28.11.2023 - Design

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Tillmann Prüfer denkt in seiner Stilkolumne für das Zeit Magazin über die politische Ästhetik der patinierten Leder-Aktentasche nach, der in der Ampel-Republik Olaf Scholz und Robert Habeck maßgeblich zum Comeback verholfen haben. Dies "dürfte damit zu tun haben, dass Männer in Deutschland sichtbar machen wollen, dass sie viel arbeiten. Wer eine Aktentasche hat, der muss offenbar wichtige Papiere mit sich herumtragen. Wer schon seit 40 Jahren Akten mit sich herumträgt, der ist schon seit 40 Jahren sehr ernsthaft dabei. Und wer in dieser ganzen Zeit nicht dazu gekommen ist, sich mal eine neue Tasche zuzulegen, muss einfach immer Wichtigeres zu tun gehabt haben. So ein Mann vertraut dem Bewährten, rennt nicht jedem Schnickschnack hinterher - so jemandem kann man vertrauen."
Stichwörter: Aktentasche, Stil

Efeu - Die Kulturrundschau vom 27.11.2023 - Design

Im Tagesspiegel gratuliert Ralf Isermann der Modedesignerin Jil Sander zum 80. Geburtstag.
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Stichwörter: Mode, Sander, Jil

Efeu - Die Kulturrundschau vom 11.11.2023 - Design

In der FAZ gratuliert Niklas Maak dem Automobildesigner Bruno Sacco zum 90. Geburtstag, der den oft als teutonisch empfundenen Mercedes-Benz 1979 nahezu italienische Anmut verlieh, nachdem Friedrich Geiger den Wagen zuvor eher barock behangen gestaltet hatte. "Die S-Klasse der Baureihe W126 war im Windkanal so glatt geformt wie ein Kieselstein im Wasser, Plastikstoßfänger und die sogenannten 'Sacco-Bretter' an den Türen ließen den Wagen wie ein Objekt aus einem Guss und deutlich moderner aussehen als seinen Vorgänger; die im Goldenen Schnitt proportionierte Karosserie zeigte, dass der Entwerfer die Regeln seines Landmanns Leonardo da Vinci verinnerlicht hatte. Kleine, aber entscheidende Details wie das zwischen Scheinwerfern und dem mercedestypisch aufrechten Kühlergrill heruntergezogene Metall der Motorhaube gaben dem Auto einen ernst-freundlichen, fast höflichen Gesichtsausdruck, wie er aus dem heutigen Autodesign, wo eher tiefseemonsterartige Blechfratzen dominieren, leider fast vollkommen verschwunden ist: Das Design von Saccos S-Klasse und des noch schöneren 126er Coupés schien sich um guten Kontakt zu den anderen Verkehrsteilnehmern zu bemühen."

Efeu - Die Kulturrundschau vom 31.10.2023 - Design

Warum trägt eigentlich nicht jeder Mann einen Trenchcoat, fragt sich Tillmann Prüfer in seiner Stilkolumne fürs Zeitmagazin. Praktischer geht es schließlich nicht: Man sieht sofort gut aus und hat zugleich jede Menge Sorgen von der Backe. "So hat Humphrey Bogart in der berühmten Abschiedsszene in Casablanca einen Trenchcoat an. Das weiß jeder, aber weiß jemand, welche Hose, welche Schuhe er trug? Sie fallen in der berühmten Filmszene überhaupt nicht auf. Weil: Trenchcoat. Bogart sagt: 'Schau mir in die Augen, Kleines.' Das ist eigentlich ein steindummer Satz. Man stelle sich vor, Bogart hätte das gesagt, während er ein 'Fruit of the Loom'-T-Shirt getragen hätte. Das hätte null funktioniert. ... Der Trenchcoat macht für einen die gesamte Arbeit, dieser Mantel sieht so selbstgewiss aus, dass man gar nichts mehr falsch machen kann. Man zieht ihn über und wird sofort präsenter, muss weniger reden, eigentlich gar nichts mehr tun."
Stichwörter: Mode, Männermode, Trenchcoat

Efeu - Die Kulturrundschau vom 28.10.2023 - Design

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In einer taz-Reportage berichtet Ruth Lang Fuentes von ihrem Besuch bei der Kibera Fashion Week in Nairobi, die mitten in einem Slum und unter improvisierten Bedingungen stattfand. Die Besucher sind lauter "junge Menschen, einer stylischer als der andere, der rote Sand des Eingangsbereichs wird zum roten Teppich. Die Besucher präsentieren stolz selbstgeschneiderte Kleidungsstücke in hochwertigen Stoffen, upgecycelte Jeansoutfits, extravagante Accessoires. ... Die Modedesigner feiern die Kulturen verschiedener kenianischer Stämme. Die Kollektionen schwanken zwischen traditionellen Einflüssen und westlichem Touch, zwischen Ghettoblaster und Stammesmaske, Schmuck aus Knochen und traditionellen Strohhüten, ostafrikanischen Mustern und Stoffen und perfekt gestrickten Kleidern. Da gibt es die Apocalypse Collection von Designer-Newcomer Pius Ochieng, die mit ihrem ausgewaschenen Grau und den alten Gasmasken an den Film 'Mad Max' erinnern soll und das auch tut. Die Designerin Joyleen Chepngetich tritt in Patchwork-Jeansjacke auf die Bühne, ihre Kollektion Melanin zeigt viel Haut und ein Model im weißen Shirt mit schwarzer Aufschrift: 'Black Is Beautiful'. Auch Gandanis Kollektion setzt ein Zeichen für Emanzipation, ist eine Mischung aus Zulu-Kriegsornamenten und der queeren Szene."

Efeu - Die Kulturrundschau vom 09.10.2023 - Design

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Marina Razumovskaya befasst sich in der taz mit der neuen Kollektion "Thesaurus" der ukrainischen Designerin Irina Dzhus. Diese wirken zunächst wie "Verhüllungen, schwer und schützend. Aber sobald man sie berührt, merkt man, wie leicht die Stoffe in Wirklichkeit sind. Es sind schwerelose Outfits, oft einfarbig, viele Materialien haben beschichtete Oberflächen. Reihen eingesetzter Reißverschlüsse mit dazwischengelegten Falten vermitteln den Eindruck eines gestreckten Akkordeons und verschaffen dem Körper Freiheit: für eine Metamorphose der gesamten Silhouette, eine langsam entfaltbare Plastik, eine tonlose Musik des Körpers. ... Hauptgedanke der Kollektion seien die radikalen innerlichen Veränderungen des Menschen, ausgelöst durch die Erfahrung des Krieges, erklärt die Ukrainerin: 'Die Leute, die jetzt während des Krieges aus der Ukraine geflohen sind, haben auch im Inneren eine Transformation erlebt.'"
Stichwörter: Mode, Dzhus, Irina

Efeu - Die Kulturrundschau vom 07.10.2023 - Design

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Ein Beitrag geteilt von 𝗟𝗼𝗻𝗱𝗼𝗻𝗹𝗲𝗶𝗺𝗼𝘁𝗶𝘃 (@londonleimotiv)

Anders als bei den vergangenen Ausstellungen über Alexander McQueen und Christian Dior setzt das Victoria & Albert Museum bei seiner aktuellen Coco-Chanel-Ausstellung (mehr dazu bereits hier) die Exponate in Kontexte statt sie nur zu präsentieren, freut sich Eva Ladipo in der FAZ: "Die Chanel-Mode dient als Medium, die bewegte Geschichte ihrer Urheberin zu erzählen, und dabei offenbart sich im Umkehrschluss die erstaunliche Erkenntnis, dass die Diva nichts verborgen hat. Sie hat die Tragik ihres Lebens, die Widersprüche, den Liebeskummer, die Scham und ihre Arbeitswut nicht versteckt. Sie hat die Welt vielmehr offen daran teilhaben lassen. ...  Ihre Mode ist wie ein Tagebuch, in dem sich ihre Verletzungen, ihre Wünsche, Träume und ihr unbedingter Willen nachlesen lassen. ... Es gibt Bilder aus ihrer Zeit als Gefährtin reicher Männer, auf denen sie deren Klamotten trägt: Hosen, Hemden, Jacken. Dazu die kurzen Haare. Sie wollte nicht aussehen wie die aufgedonnerten anderen Nebenfrauen, sondern eher wie deren Herren. Das Androgyne hat sich in ihren Kollektionen immer erhalten. Ein weiteres Erbe aus dieser Zeit ist Cocos Anglophilie und ihr lebenslanger Gebrauch von britischem Tweed."
Stichwörter: Mode, Chanel, Coco

Efeu - Die Kulturrundschau vom 29.09.2023 - Design

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Ein Beitrag geteilt von Michael Ezra (@mikeyezra)

Marion Löhndorf war für die NZZ im Londoner Victoria and Albert Museum, das derzeit eine große Coco-Chanel-Ausstellung zeigt: "Mit ihrer Betonung von sachlichen Schnitten, lockerem Sitz und der Verwendung von bisher der Männermode vorbehaltenen robusten Stoffen wie Tweed zogen Chanels Kleider einen neuen, selbstbewussten Frauentyp an. Mit ihrer Mode, die einen aktiven, unabhängigen Lebensstil ermöglichte, nahm Coco Chanel die Bedürfnisse moderner Frauen vorweg: Denn diese waren auch ihre eigenen. Die Korsette und einengenden Humpelröcke der vorigen Jahrhundertwende waren Coco Chanel ein Graus, Bewegungsfreiheit war ihr ein prioritäres Bedürfnis, sie selbst schnellte zielbewusst durchs Leben. ... Die Vorliebe für schlichte, fast strenge Schnitte und für Schwarz und Weiß leitete sie von den Trachten der Nonnen ab, bei denen sie aufgewachsen war. Ihr Stilgefühl soll von den klaren Linien und ausgewogenen Proportionen der romanischen Klosterarchitektur herrühren. Sogar ihr berühmtes Firmenlogo führen Biografinnen auf die Fussbodenmosaike der Abtei Aubazine zurück."
Stichwörter: Chanel, Coco, Mode, Männermode

Efeu - Die Kulturrundschau vom 26.09.2023 - Design

In seiner Stilkolumne fürs ZeitMagazin hat Tillman Prüfer nur sanften Spott übrig für Männer, die sich in Bordeauxrot kleiden: Wer als Mann aus dem Korsett der gedeckten Farben ausbrechen will, sich gar als "progressiver Nonkonformist" versteht, greift gern zu Rot, ohne dabei aber gleich als impulsiver Umstürzler erscheinen zu wollen. "Deswegen wählt er ein gedecktes Rot, das Bordeauxrot. Bordeauxrot, das klingt schon so, als ob man etwas von Wein versteht. Und sendet das Signal, dass man zwar nicht angepasst ist, aber eben auch nicht so unangepasst, dass es gleich Ärger geben würde. ...Man möchte sich weder zu den Konventionen bekennen noch mit ihnen brechen. Man möchte gern einfach beides sein, sich stets in jede Richtung biegen können."
Stichwörter: Männermode, Bordeauxrot, Rot