31.03.2020 Der DlfKultur folgt mit großer Sympathie Pedro Mairals tragischem Helden, der vor seiner Familie aus Buenos Aires nach Montevideo flüchtet. Gebannt folgt die taz auch Ewan Morrisons "Nina X", die sich aus einer maoistischen Sekte in die Freiheit rettet. Die FAZ liest Ismail Kadares autobiografische Prosa und lernt, der Macht mit Verachtung und Gelenkigkeit zu begegnen. Die SZ empfiehlt den Essayband "Hannah Arendt und das 20. Jahrhundert". Und die FR vergnügt sich mit Leif GW Perssons berüchtigtem Kommissar Bäckstrom.
30.03.2020 Die FR gratuliert Uwe Timm zum Achtzigsten und feiert mit seinen Essays über Utopie und Literatur das beobachtungsscharfe Denken. Außerdem verehrt sie Eric Clapton fast wie am ersten Tag! Die SZ liest G.K. Chestertons antikapitalistische Schrift "Der Umriss der Vernunft", möchte aber trotzdem nicht mit drei Morgen Land und einer Kuh glücklich werden. Der DlfKultur setzt mit David Runciman darauf, dass die Demokratie ihre Peinlichkeiten überwinden wird wie ein Mittfünfziger seine Midlife-Crisis.
28.03.2020 Die FAZ lässt sich von Edvarts Virzas Roman "Straumēni" ein Jahr in den Kosmos eines lettischen Bauernhofs entführen. Außerdem erfreut sie sich an Uwe Timms humanistischen Utopien. Die NZZ lässt sich von Rufus Beck die ganze Bibel vorlesen. Die SZ bewundert die schiere Fülle von Hilary Mantels Tudor-Trilogie. Die taz stellt einige Kinderbücher vor. Und in der Welt empfiehlt Sahra Wagenknecht Thomas Pikettys Band "Kapital und Ideologie".
27.03.2020 Die FAZ blickt mit dem Althistoriker Kyle Harper auf die großen Pandemien des 2. bis 6. Jahrhunderts. In Woody Allens Familiengeschichten hätte sie lieber nicht gegraben. Die FR lernt mit Christiane Wunnicke die Poesie der Kriegskunst im Nagasaki des Jahres 1642 kennen. Der Dlf macht mit Stefan Schweizer einen Ausflug zu den „Hängenden Gärten von Babylon“. Dlf-Kultur begleitet Birgit Birnbachers Knacki Arthur vergnügt zur Therapie. Und die SZ lernt von Sylvie Neeman, wie man Kindern die Angst vor Monstern nimmt.
26.03.2020 Dlf Kultur lässt sich von Amir Hassan Cheheltan in den "Zirkel der Literaturliebhaber" im Iran der 60er und 70er Jahre einführen. Die FAZ lotet die poetische Tiefe der Gedichte Uwe Kolbes aus. Die FR liest Marina Frenks Debütroman "Ewig her und gar nicht wahr" wie ein detailreiches Gemälde. Der Dlf freut sich über grandios böse Kurzporträts in Olivier Guez' Roman "Koskas und die Wirren der Liebe".
25.03.2020 Die FR ist entzückt, wie Lisa Sandlins Privatdetektivin Delpha Wade in den siebziger Jahren ihre Fälle zur Not mit einer Whiskeyflasche löst. Die SZ liest Woody Allens Autobiografie "Ganz nebenbei". Dlf Kultur folgt gebannt Mario Vargas Llosas neuem Roman "Harte Jahre", der in einer Mischung aus Fiktion und Doku von der United Fruit Company und dem Sturz des Präsidenten Jacobo Árbenz 1954 in Guatemala, erzählt. Außerdem spürt er mit Shane O'Mara dem "Glück des Gehens" nach. Die FAZ teilt das Vergnügen theoretisch mit dem von Anneke Lubkowitz herausgegebenen Band "Psychogeografie".
24.03.2020 Der DlfKultur versinkt beglückt mit Hilary Mantels Tudor-Roman "Spiegel und Licht" in Englands krawalliger Renaissance. Die SZ liest im Briefwechsel nach, wie Hermann Hesses Söhne gegen das Bonzentum ihres Vaters aufbegehrten. Die FAZ verfolgt amüsiert, wie Alfred Kerr in "Yankee Land" einen Hort der pragmatischen Vernunft entdeckte.
23.03.2020 Als Liechtensteiner Epos über die "Geldwerdung des Menschen" liest die SZ Benjamin Quaderers Roman "Für immer die Alpen". Von Ulrich Bröckling lernt sie, dass die Heldenerzählung eine Herrschaftstechnologie ist. Lesenswert, weil irritierend findet der Dlf Martha Nussbaums Plädoyer gegen einen "Kosmopolitismus", der Armut, Mensch und Tier ignoriere. Die FAZ verfolgt mit Steven Levy den Aufstieg des Heerführers Mark Zuckerberg und vergnügt sich mit Anke Kuhls Episoden-Comic "Manno!"
21.03.2020 Die SZ lässt sich von Graham Swifts Dreiecksbeziehung zwischen einem Magier, seiner Assistentin und einem Schauspieler verzaubern. Die taz blickt mit Tea Obrehts Roman „Herzland“ auf den amerikanischen Traum aus feministischer Perspektive. Die FR reist mit Lars Gustaffsons neuem Schience-Fiction-Roman durch die Rätsel der Zeit. Die Welt verschlingt Lana Lux’ Roman „Jägerin und Sammlerin“ und atmet mit Karl Schlögel den „Duft der Imperien“. Und der Dlf-Kultur entdeckt in Juri Buida den „postsowjetischen Faulkner“.
20.03.2020 Die
FAZ bewundert Wahrheit und Wahrhaftigkeit, mit der
Hilary Mantel ihre Geschichte Tudor-Englands fortschreibt. Von
Thure Erik Lunds fäkalbeklebtem Helden lässt sie sich das „Grabenereignismysterium“ lüften.
Dlf-Kultur lässt sich von
Elizabeth Strout lieber die Spezies Mensch entziffern. Außerdem blickt er mit
Andreas Platthaus aus der Thomas-Mann-Villa auf mexikanische Immigranten. Und der
Dlf zieht Bilanz mit
J.
M.
G.
Le Clézio. Pünktlich zum Wochenende haben wir außerdem die
Literaturbeilagen von
FAZ, SZ, taz und
Zeit ausgewertet.
19.03.2020 Der Dlf entdeckt sein Herz für die biestige alte Heldin in Elizabeth Strouts Roman "Die langen Abende". Dlf Kultur empfiehlt einen Band mit Science-Fiction-Erzählungen aus China. Die taz liest zwei Bücher zur deutschen Ethnologie und der Raubkunstdebatte. Die Zeit amüsiert sich mit Brigitte Riebes "Schwestern vom Ku'damm". Die FAZ feiert das Außerirdische von David Bowie, das in den Fotos von Mick Rock sichtbar wird. Mit Ruud Koopmans wagt sie sich in "Das verfallene Haus des Islam".
18.03.2020 Die NZZ amüsiert sich ausgezeichnet mit Birgit Birnbachers Roman "Ich an meiner Seite", ein Wiener Noir, zugleich eine Prekariatsgeschichte mit Witz. Die FAZ ist nicht ganz so enthusiastisch, bewundert aber die ganz eigene Wahrnehmungsschneise, die Birnbacher durchs Milieu schlägt. Wer sich für Kunstfälschungen und den Kunstbetrieb interessiert, lese Hubertus Butins Band "Kunstfälschung", den Dlf Kultur als neues Standardwerk empfiehlt. Die SZ bewundert Eric Vuillards gerade mal 64 Seiten lange Geschichte des Thomas Müntzer, "Krieg der Armen": historisch unhaltbar links, dafür ein kleines literarisches Wunder.
17.03.2020 Der DlfKultur folgt gebannt Shariar Mandanipurs Roman "Augenstern", der einen Playboy durch die islamische Revolution taumeln lässt. Die taz geht mit dem Fotografen Oliver Godow auf Besichtigungstour durch Oslo. Die SZ staunt, welch krachpopuläre Wendung Ta-Nehisi Coates Sklaverei-Roman "Der Wassertänzer" nimmt. Keine Patentrezepte, sondern Anregungen findet die FAZ in Susan Niemans Essay "Von den Deutschen lernen". Und die NZZ feiert noch einmal Lutz Seilers "Stern 111".
16.03.2020 Die FR begibt sich mit Wolfgang Martynkewicz zurück in Jahr 1920, in eine geisterhafte Zeit von Armut, Gewalt und unheimlichen Herrscherfiguren. Die SZ lässt sich von Georg Oswald in die Münchner Immobilienblase einführe. Von Hans Jakob Meier lernt sie, welche Rolle die Reproduktion in der Kunst der Ära Rubens spielte. Die FAZ lauscht gebannt, wenn der Philosoph Dieter Henrich erzählt, wie Leben und Denken bei ihm ihre Form gefunden haben.
14.03.2020 Liebe (und Hass) in Zeiten des Corona-Virus: Die Welt empfiehlt Band 3 aus Hilary Mantels Tudor-Trilogie: "Spiegel und Licht". Die FAZ knabbert mit Spaß und Genuss an Fran Ross' "Oreo". Die FR begibt sich mit Deepa Anapparas Detektiven auf Möderjagd in Neu-Delhi. Und die taz inspiziert mit Ruud Koopmans "Das verfallene Haus des Islam".
13.03.2020 Die FAZ folgt dem Philosophen Martin Hartmann zu den Wurzeln des Vertrauens. Mit Daniel Cohn-Bendit denkt sie über Fußball und Nationalismus nach. Die NZZ staunt über Witz und Würze in David Albaharis Roman über eine Vater-Sohn-Beziehung vor der Geschichte Jugoslawiens. Die SZ empfiehlt Kinder- und Jugendbücher: Am besten gefällt ihr Paola Gianturcos Bildband über junge Aktivistinnen in aller Welt. Welt und Dlf cruisen mit Buchpreisträger Lutz Seiler durch die anarchischen Nachwendemonate. Und der Dlf-Kultur tanzt mit Benjamin Labatut auf dem schmalen Grad zwischen Genie und Wahnsinn.
12.03.2020 Depression ist definitiv ein Thema in diesem Frühjahr:
Benjamin Maacks poetisches Tagebuch über seine klinische Depression, "Wenn das noch geht, kann es nicht so schlimm sein", ist für den
Dlf so erschreckend wie lesenswert.
David Vanns "Momentum"
weitet die Diagnose vom Persönlichen aus auf die ganze Gesellschaft, lobt die
FAZ. Der
FR wird
ganz herbstlich mit dem typischen
Küchenmeister-
Blues der Dichterin Nadja Küchenmeister. Die
NZZ ist gebannt von dem milimetergenau getroffenen
Entsetzen in den Gedichten
Ocean Vuongs. Außerdem haben wir die Kritiken der
Zeit-
Literaturbeilage ausgewertet.
Alle Notizen dazu finden Sie hier.
11.03.2020 Dlf Kultur lässt sich von dem Biologen Ludger Weß in die Welt der Zombiebakterien, Schreckenskugeln und des Zwergzykaden-Bakteriums einführen. FAZ, FR und SZ feiern Thomas Piketty, der sich mit "Kapital und Ideologie" den einen als radikaler Sozialdemokrat, den anderen als Karl Marx des 21. Jahrhunderts empfiehlt. Die SZ lauscht verzückt dem k-punk Mark Fishers. Der Dlf versenkt sich in die chiastischen Satzstrukturen Georges Perros'.
10.03.2020 Als freihändige Wort-Malerei feiert die FAZ Marina Frenks poetisches Debüt "Ewig her und gar nicht wahr". Für einen Höhepunkt der Saison hält sie jetzt schon Verena Güntners Roman "Power". FR und taz streifen noch einmal mit Lutz Seiler durch das anarchische Berlin der Wende. Der DlfKultur lobt Feinsinn und Genauigkeit von Nir Barams Roman "Erwachen".
09.03.2020 Krachend intensives Schweben erlebt die berauschte NZZ mit Christoph Höhtkers Roman "Schlachthof und Ordnung", der die selbstlernende Droge Marom R500 einführt. Die SZ versucht mit Jonas Lüschers Poetikvorlesungen, die zersplitterte Wirklichkeit zu erfassen. Der Dlf lernt mit dem "Eisernen Gustav" auch den Opportunisten Hans Fallada kennen. Und die taz will mit Billy Bragg nicht die Welt verändern, aber doch ein bisschen mehr Gleichheit und Verantwortung.
07.03.2020 Die NZZ liest Anna Burns Nordirland-Roman "Milchmann" als Porträt einer tief versehrten Gesellschaft. Beeindruckt ist die SZ von Abbas Khiders unversöhnlichem Roman "Palast der Miserablen" und beglückt von Ingo Schulze listigem Roman "Der rechtschaffene Mörder". Die FAZ erinnert sich mit Charles King an Franz Boas und seine Schule der kulturanthropologischen Rebellen. Die taz feiert Julia Voss' Hilma-af-Klint-Biografie. Und alle besprechen Leif Randts Roman "Allegro Pastell" über das hippe, durchkuratierte Leben in Berlin: Nice, meinen sie.
06.03.2020 Die SZ schaut mit Frank Witzel in die Abgründe einer Kindheit in der frühen Bundesrepublik. Die FAZ legt mit Jan Wenzel verspielt das Jahr 1990 frei und lässt sich von Umberto Eco ganz ohne schrille Töne zum Nachdenken über Faschismus anregen. Die FR sucht mit Anne Tylers Jedermann den "Sinn des Ganzen". Dlf-Kultur geht mit Nick Hornby zur Paartherapie und versteht die Welt besser dank Eugene Thackers Horrorvisionen.
05.03.2020 Die Zeit ist Feuer und Flamme für Leif Randts achtsame Lovestory "Allegro Pastell": Da wird die ganze Zeitgeist-Diagnose Form. Auch die FR findet den Roman intensiv. Die taz taucht mit neuen Erkenntnissen über deutsch-deutsche Befindlichkeiten aus Ingo Schulzes Roman "Die rechtschaffenen Mörder" auf. Die NZZ empfiehlt wärmstens Marko Martins Porträts dissidentischer Denker. Die SZ schwelgt in einer neuen Übersetzung Baudelaires. Die FAZ feiert die Differenz mit Benjamin Maacks Text über eine klinische Depression.
04.03.2020 Die FR blickt mit Kai-Uwe Merz fasziniert, aber auch ein wenig bang auf die Kulturgeschichte der 1920er Jahre zurück. Mit Ingo Schulze zweifelt sie an der Geschichte der "rechtschaffenen Mörder". Der Dlf schaut mit Stephen Levy und Facebook auf eine "Welt am Abgrund" und begibt sich dann lieber mit Stefano Mancuso auf die unglaubliche Reise des Meersenfs. Die FAZ amüsiert sich derweil prächtig mit Mazen Malooufs fußballfressenden Kühen und schaut mit Marion Poschmann Nimbus-Wolken hinterher.
03.03.2020 Der DlfKultur sucht mit Ulrike Ackermann das Zivilisierende in der Gesellschaft. Die SZ lernt mit Daniel Hornuff, sich nicht von der harmlosen Ästhetik der Neuen Rechten täuschen zu lassen. Der Dlf spürt mit Karl Schlögel dem "Duft der Imperien" nach. Die FAZ liest Anna Machins Kulturgeschichte der Vaterschaft und attestiert Martina Webers Gedichtband "Häuser, komplett aus Licht" einen Überschuss an Sprache und Erkenntnis.
02.03.2020 Die SZ freut sich über Katharina Bendixens rätselhafte Erzählungen "Mein weißer Fuchs". Der Dlf huldigt dem Sprachmaler Eduard von Keyserling. Die FAZ berauscht sich an der Boshaftigkeit von Mercedes Rosendes "Falscher Ursula" und bewundert Jan Costin Wagner für seinen dämonischen Roman "Sommer bei Nacht".