28.02.2018 Die taz lauscht dem "Grabgeflüster" des irischen Autors Mairtin O'Cadhain und freut sich über die modernisierte Ligne clair von Yves Chalands Comic "Freddy Lombard". Die SZ taucht mit Pirat und Papagei in den Strom von Eugene Ostashevskys polyphonen Gedichten. Die FAZ blättert durch Peter Grafs "Ungemein eigensinnige Auswahl unbekannter Wortschönheiten" aus dem Grimmschen Wörterbuch. Die NZZ bewundert die Haken, die der Dichter Raphael Urweider in seinem Band "Wildern" schlägt.
27.02.2018 Die FAZ lernt von Jon McGregors Roman "Speicher 13" das Dorfgeschehen als Leben im Kollektiv kennen. Mit Skepsis verfolgt die NZZ den esoterischen Fortgang von J. M. Coetzees Jesus-Romanen. Die SZ verfolgt amüsiert, wie sich Jean-Claude Carriere mit dem Misanthropen Luis Buñuel über Gott und die Welt und das Filmemachemachen unterhält. Als Migrationsdrama 2.0 liest die taz Norbert Gstreins Roman "Die kommenden Jahre". Und die Welt geht mit, wenn Wallace Stroby seine Berufsverbrecherin Crissa Stone auf Plünderung schickt.
26.02.2018 Die FAZ jauchzt vor Freude über das schwedische Kinderbuch "Kalle und Elsa", das Abenteuerlust und Furchtlosigkeit gegen besorgte Helikoptereltern setzt. Die SZ lässt sich fasziniert von Jens Harder das Gilgamesch-Epos in Comic-Form erzählen. Gefesselt liest sie auch Wilfried Loths Rückblick auf den Mai '68 in Paris "Fast eine Revolution".
24.02.2018 Die Literarische Welt erinnert sich mit Abraham Teitelbaum bewegt an jüdisches Leben in Warschauer Innenhöfen um 1900. Die FAZ lässt sich von Manfred Flügge erläutern, wie Wien im Jahre 1938 zu einer "Stadt ohne Seele" wurde. In Alexander Pechmanns Roman "Sieben Lichter" begibt sie sich auf eine mörderische Schifffahrt nach Irland. Die NZZ erkundet mit Felicitas Hoppe lieber die unscharfen Ränder Amerikas. SZ und Welt staunen über das "Chaos im Kopf" von Monika Maron. Und die FR lässt sich von Gisela Getty und Jutta Winkelmann in die Parallelwelten nach '68 mitnehmen.
23.02.2018 Die FAZ lernt Lenin in den scharfsinnigen Schriften des Philosophen Hugo Fischer als Machiavell des Ostens kennen. Von dem Ornithologen Jonathan Elphick lässt sie sich in einem Prachtband in die Kunst der Vogelillustration einführen. Die SZ lauscht beschwingt Émilie de Turckheims surrealistischer "Popcorn Melody". Die NZZ beobachtet mit Adam Haslett das Zerbrechen einer amerikanischen Familie aus mehreren Perspektiven. Und die FR gruselt sich prächtig mit Nadia Buddes "Eins, zwei, drei, Vampir".
23.02.2018
22.02.2018 Die FAZ erkundet mit Esther Kinskys Geländeroman "Hain" den Raum zwischen den Lebenden und den Toten. Mit Jakob Hein begibt sie sich auf Orientmission und organisiert den Dschihad für Wilhelm den II. Die taz probiert mit Charles Foster aus, wie es sich anfühlt, als Tier zu leben. Die Zeit lauscht mit Michael Wolff vulgären Klatschgeschichten aus dem Weißen Haus und zieht mit David Cay Johnston eine traurige Trump-Bilanz. Die SZ begleitet mit Hans Joachim Schädlich bewegt das jüdische Malerpaar "Felix und Felka" auf der Flucht.
21.02.2018 Die SZ staunt, wie Nicol Ljubic in seinem Roman "Ein Mensch brennt" über den radikalen Umweltschützer Harmut Gründler journalistische Recherche in Literatur verwandelt. Großes Lob auch für den Debütroman von Josefine Rieks, "Serverland", der die Zukunft nach dem Internet imaginiert. Die NZZ fragt sich mit Peter Stamm, was wäre, wenn die Fantasie Wirklichkeit würde?
20.02.2018 Die taz streift mit Virginie Despentes' grandiosem Vernon Subutex durch ein Paris, in dem dem Menschen nicht mehr leben, sondern leiden. Die NZZ bewundert die Milde, mit der Wilhelm Genazino auf seine unfrohe Helden blickt. Verstört liest die FAZ Catalin Mihuleacs Roman "Oxenberg und Bernstein", der im Ton der Burleske von antijüdischen Pogromen in Rumänien erzählt. Und die SZ lässt sich von Detlev Meyers wiederaufgelegtem Roman "Das Sonnenkind" zur Freundlichkeit verführen.
19.02.2018 Die FAZ bespricht Hörbücher: besonders gut gefallen hat ihr Katharina Thalbachs raue Einlesung der Gedichte Mascha Kalekos und ein Hörspiel zu William Faulkners "Licht im August", das die Kritik am Rassismus durch Überbetonung rassistischer Wörter kenntlich mache. Die SZ liest mit Interesse Martin Mosebachs Reportage über seine Reise zu den Kopten, hätte aber auf die Nachhilfe in Kirchengeschichte verzichten können. Die taz empfiehlt wärmstens Zygmunt Baumans Diagnose unserer "Retrotopia".
17.02.2018 Die NZZ bespricht Romane über Migration und Afrika - unter anderem Aya Cissokos "Ma", die sie als "Brocken dunkler Energie" feiert. Die SZ lässt sich nicht täuschen: Clemens J. Setz' literarische Fantasie blitzt auch aus seinen "Bots" hervor. Die FAZ bewundert Nathalie Azoulais Racine-Roman "An Liebe stirbt man nicht". Und die Welt lässt sich vom Journalisten, aber nicht vom Katholiken Martin Mosebach überzeugen.
16.02.2018 Jörg Resag kann der FAZ mit seiner Richard-Feynman-Biografie die Quantenphysik bildklug nahebringen. Thomas Stangl lesen, ermuntert die NZZ, hingerissen vom neuen Roman "Fremde Verwandtschaften". Die SZ begeistert sich für einige Jugendsachbücher, darunter einen wunderbar gestalteten Anatomieband von Helene Druvert. Sehr viel weniger Freude hat sie an den Reportagen Navid Kermanis aus Osteuropa.
15.02.2018 Wahnsinnig witzig und anspruchsvoll findet die FAZ Andrea Camilleris neuen Sizilien-Roman "Die Inschrift". Mit Julia Schoch schaut sie in die "Schönen Seelen" von DDR-Gymnasiasten. Die SZ entdeckt mit Joshua Cohens "Buch der Zahlen" den Zauberberg des Internetzeitalters. Die Zeit begibt sich mit Martina Hefters Geistern und Teufeln auf einen lyrischen Streifzug durchs Pflegeheim und erkundet mit Martin Mosebach das koptische Christentum. Die NZZ besingt in drei Büchern das Ende des Westens. Und die FR taucht ganz verändert aus Florjan Lipus' Roman "Seelenruhig" auf.
14.02.2018 Die FR beugt sich über den 14. Band des Mammutwerks über "Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945" und lernt, dass die notorisch lässigen Italiener einfach unfähig zum Rassenfanatismus waren. Die SZ empfiehlt wärmstens Ulrich Alexander Boschwitzs Roman "Der Reisende" über die Tage nach den Novemberpogromen 1937, der 76 Jahre nach dem Tod des Autors durch einen deutschen Torpedo erstmals erschienen ist. Die NZZ folgt Annie Ernaux immer noch gern über "Die Jahre".
13.02.2018 Die NZZ gibt sich mit Jon Stefanssons poetischem Roman "Etwas von der Größe des Universums" dem Island der siebziger Jahre hin, dem Schnee und lavadickem Pathos. Die taz goutiert Jaroslav Kalfars tragikomische Abrechnung mit dem Kommunismus "Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt". Die FAZ folgt Navid Kermani auf seinen Reportagereisen von Köln durch osteuropäische Krisengebiete bis nach Isfahan. Stephan Russ-Mohl belegt ihr, dass digitale Medien, PR und Mainstream die Demokratie gefährden.
12.02.2018 Drastisch, wütend und beschämend aktuell findet die SZ Aimé Césaires neu übersetzten Klassiker "Über den Kolonialismus" von 1950. Von Falko Schmieder und Georg Toepfer "Wörter aus der Fremde" lernt sie, dass schon sprachlich unser Zukunftshorizont schrumpft. Widerstandslos folgt die FR Wilhelm Genazinos Helden in "Kein Geld, keine Uhr, keine Mütze" in die Depression. Die taz vermisst den ätzenden Witz von Martin Büssers Kolumnen "Für immer in Pop".
10.02.2018 Die FAZ öffnet Ulrich Alexander Boschwitz' Flaschenpost aus dem Jahre 1938 und entdeckt eine an Hitchcock-Filme erinnernde Leidensgeschichte. Die SZ lässt sich von Matthias Senkel eine durchtriebene Geistergeschichte über die Sowjetunion erzählen. Erschreckend aktuell erscheinen der taz Walther Rodes Streitschriften über Hitlerdeutschland. In Lucia Berlins neuen Stories lernt sie, das Komische im Leidvollen zu erkennen. Die Welt begleitet Andreas Maier in "Die Universität".
09.02.2018 Die SZ erkundet mit T.C. Boyles verschrobenen Helden die dunkle Seite der amerikanischen Seele. Die FAZ lässt sich von Barbara Schumacher die farbigen Seiten Saudi Arabiens jenseits der Klischees zeigen und von Zygmunt Baumans Klagelied "Retrotopia" über den Verlust von Utopien anstecken. Die Welt stöbert lieber im Nachlass von J.R.R. Tolkien und entdeckt die frühe "Geschichte von Kullervo". Und die NZZ lässt mit Viet Thanh Nguyens "Sympathisant" die amerikanische Sicht auf den Vietnamkrieg zusammenkrachen.
08.02.2018 Die Zeit liest mit Begeisterung Nell Zinks Roman "Nikotin" - eine Art Reigen auf Speed. Außerdem vertieft sie sich in zwei Bücher - von Ta-Nehisi Coates und Patrisse Khan-Cullors - über den Rassismus in den USA. Die SZ staunt über die in jeder Hinsicht aufregende Autobiografie Johann Gottfried Seumes. Die FAZ lässt sich von Hans Joachim Schädlich die traurige Geschichte der Maler Felix und Felka Nussbaum erzählen. Die NZZ genießt Paläo-Art.
07.02.2018 Die FAZ liest interessiert eine Biografie Ferdinand Porsches, die auch die Nazizeit nicht ausspart. Außerdem begleitet sie mit Roberto Saviano den mörderischen "Clan der Kinder" in Neapel. Die SZ lässt sich von Tom Hanks einige schräge Typen vorstellen.
06.02.2018 Etwas zu blutig ist der NZZ Szczepan Twardochs drastischem Roman "Der Boxer", aber wenn der Autor den polnischen Vorkriegsfaschismus aufs Korn nimmt, wird sie hellhörig. Und die FAZ folgt Omar Robert Hamilton gebannt und erschüttert in die "Stadt der Rebellion", wenn er vom Scheitern der arabischen Rebellion in Kairo erzählt. Die SZ lässt sich von Nicola Gardini noch einmal die Schönheit der lateinischen Sprache besingen. Und die FR berauscht sich mit Simon Reynolds noch einmal am "Glam".
05.02.2018 Voller Abenteuerlust folgt die SZ Céline Minard, wenn sich ihre Erzählerin in "Das große Spiel" dem Leben und der Einsamkeit im Gebirge aussetzt. Sehr empfehlen kann sie auch Simon Hadlers Medienkunde "Wirklich wahr!". Mit ihrer "Liebe zur Malerei" kann Isabelle Graw auf jeden Fall die taz gewinnen, die FAZ vergnügt sich mit Gerald Seymours Geheimdienst-Thriller "Vagabond".
03.02.2018 Wie elektrisiert sind SZ und taz von Omar Robert Hamiltons autobiografischem Roman über die "Stadt der Rebellion", Kairo 2011. Die FR versenkt sich in Julia Schochs eleganten Wenderoman "Schöne Seelen und Komplizen". Schonungslos findet die taz Angelika Klüssendorfs Blick "Jahre später" auf eine Intellektuellen-Ehe, menschenfreundlich, mit wunderbarer Prosa, urteilt die SZ. Die Welt erschrickt vor der Körperlichkeit von Szczepan Twardochs "Der Boxer".
02.02.2018 Die taz freut sich über eine bezahlbare Ausgabe von Charlotte Salomons literarischem Groß-Kunstwerk "Leben? oder Theater?". Die SZ liest den letzten Band von Elena Ferrantes Neapolitanischer Saga: Nicht ihr bester, aber ganz sicher eines der großen Erzählprojekte des 21. Jahrhunderts, meint sie. Außerdem bespricht sie Kinderbücher und empfiehlt besonders Reinhard Kleists Bradbury-Illustrationen. Die FR lobt Susanne Schattenbergs faire Breschnew-Biografie.
01.02.2018 Für die Zeit blickt Durs Grünbein in das enthüllte Menschenherz Rétif de la Bretonnes. Restlos glücklich sind NZZ und FR mit dem vierten Band der Neapolitanischen Saga Elena Ferrantes. Die SZ taucht mit Bernd Roeck in die Renaissance. Die FAZ erfährt aus Joshua Cohens Roman "Buch der Zahlen" alles über die Geschichte des PC und lernt mit Moyshe Kulbaks Roman "Die Selmenianer" einen der großen Modernisten der jiddischen Literatur kennen.