
30.06.2022 SZ und NZZ folgen der Reisereporterin Gabriele Riedle gebannt von Neuguinea über Kabul bis in den Berliner Westen. Die FAZ hält Ann Petrys Roman um einen kochenden Migrantenstadtteil von New York auch 70 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung für äußerst fesselnd. Zeit und Dlf Kultur lernen von Robin Wall Kimmerer alles, was man über Moose wissen muss. Außerdem kommt die Zeit heute mit einer kleinen Sommerbeilage: Gisela von Wysockis elegante Prosaminiaturen geben ihr den Glauben an die Literatur zurück, mit Michael Krüges reist sie durch die Naturgemälde Giovanni Segantinis und mit Julio Cortázar zündet sie ein Feuerwerk der Ideen.

29.06.2022 Die SZ bewundert Tomas Venclovas rhythmisches Gespür für das Thema Erwachen. Außerdem begleitet sie Olivette Otele auf den Spuren "Afrikanischer Europäer". Dlf Kultur empfiehlt Ben Streets "Art Rebel" für Kinder. Die NZZ amüsiert sich mit "The Quartet", einer Vierfachbiografie Oxforder Philosophinnen. Die FAZ wirft mit "Thea" einen Blick in das Privatarchiv des Fotografen Roger Melis.

28.06.2022 Die FAZ versinkt mit Claudio Magris in der zarten Melancholie Triests. Auch die neusachliche Nüchternheit in Ferenc Barnas' Erzählkunst weiß sie zu schätzen. Die SZ folgt Gregor Sander mit Freuden, wenn er sich zum Gegenbesuch in den Ruhrpott aufmacht. Der Dlf erkundet mit dem israelischen Journalisten Ohad Hemo die Lage "Jenseits der Grünen Linie".

27.06.2022 Fast nur Kinderbücher heute: Ganz hingerissen ist die FAZ von Nicola Kucharskas Wimmelbuch "Was für unfassbare Sachen echte Drachen gerne machen". Mit Andreas Steinhöfels und Melanie Garanins "Völlig meschugge?!" übt sie, hochkant zu lesen. Gut gefällt der SZ Ann Petrys Buch über die aframerikanische Fluchthelferin Harriet Tubman. Der Dlf Liest Erna Sassens komplexes Jugendbuch "Ohne dich". Und der DlfKultur empfiehlt nicht nur, aber besonders allen Jack-London-Fans Robert Kindlers Alaska-Geschichte "Robbenreich".

25.06.2022 Die taz feiert Chloé Delaumes Roman "Das synthetische Herz", der sehr scharfzüngig vom Leben und Lieben in der französischen Buchbranche erzählt. Brisant erscheint ihr Anna Yeliz Schentkes Roman "Kangal" über politischen Widerstand in der Türkei. Die FAZ bwundert, wie sich Gerald Murnane mit seinem verschlungenem Roman "Inland" gegen die Dominanz des populärem Realismus stemmt. Der DlfKultur empfiehlt Fredrik Sjöbergs Biografie des schwedischen Malers Anton Dich "Mama ist verrückt und Papa ist betrunken".

24.06.2022 Die FAZ lässt sich von dem Historiker Martin Sabrow den Krimi um den Mord an Walther Rathenau erzählen. Mit Laura Wolters ergründet sie Gruppenvergewaltigungen. Die NZZ erlebt mit Ljudmila Ulitzkaja unverhofft aufflammende Liebesgeschichten auf Moskauer Parkbänken. Dlf Kultur wird umgehauen von den "syntaktischen Attacken" der Sybille Ruge. Von Armin Falk erfährt, dass es gar nicht so schwer ist, ein guter Mensch zu sein.

23.06.2022 Die FAZ wird mitgerissen von Gerhard Roths psychotischen Imkern. Gebannt liest sie auch Teresa Präauers schimmernde Mädchenerinnerungen. Die FR traut Charlotte Wiedemann zu, die verhärteten Fronten in der Debatte über koloniale Verbrechen und den Holocaust zu lockern. Die Zeit lässt sich von Gudrun Krämer in die islamische Ideenwelt ab dem 19. Jahrhundert. Mit Heinz Strunk entlarvt sie die Lebenslügen der Bourgeoisie. Und Dlf Kultur lässt sich von Brian Fagan und Durrani Nadia erzählen, "was im Bett geschah".

22.06.2022 Die FAZ begleitet Leonid Zypkin durch kafkaeske Situationen während der Breschnew-Ära. Mit Keiichiro Hirano wagt sie einen Identitätstausch in der japanischen Provinz. Dlf Kultur verdankt Stefan Boskovic ein temporeiches Sittengemälde der montenegrinischen Gesellschaft. Die SZ lauscht Andrea Tompa, die in "Omerta" vier Menschen von Liebe und Opportunismus in der rumänischen Diktatur erzählen lässt. Und die FR warnt mit Robert Pfaller vor zu viel Scham.

21.06.2022 Die FAZ findet pure Lesefreude in einer praktischen Aufblaskirche von Julio Cortazar. Mit großem Interesse liest sie auch die neue Ausgabe der Zeitschrift Osteuropa, in der unter anderem Karl Schlögel und Gerd Koenen die deutsche Russlandpolitik analysieren. Die NZZ lauscht den traumatisierten Kindern des Holocaust, denen die britische Historikerin Rebecca Clifford eine Stimme verleiht. Der Dlf liest "Geschichten der übelsten Sorte" von Garielle Lutz. Dlf Kultur folgt Clint Smith auf den Spuren des transatlantischen Sklavenhandels von New Orleans bis nach Monticello.

20.06.2022 Maike Albath feiert im Deutschlandfunk einen Band mit Essays von James Baldwin. Unter anderem arbeitet sich Baldwin hier an Richard Wright ab, dessen Roman "Der Mann im Untergrund" gerade als Hörbuch erscheint und von der FAZ besprochen wird. Tillmann Bendikowskis "Hitlerwetter" bietet für die SZ einen charakteristischen Einblick in den Alltag der Deutschen im Jahr 1939: Mit den Nazis hatten sie sich bestens arrangiert und turnten fleißig mit.

18.06.2022 Die FAZ lotet mit Cornelia Achenbach auf "Nachwanderung" die Geheimnisse einer Freundschaft aus. Dlf Kultur begibt sich mit Samuel Hamen auf Quallenforschung und stößt unvermutet auf fluide Identitäten. "Moralophobia"? Die SZ weigert sich jedenfalls, mit Jörg-Uwe Albig zu moralisieren. Die taz liest Kathy Acker "Bis aufs Blut". Und doch mit Gewinn.

17.06.2022 Die SZ bringt heute Kinderbuchkritiken und widmet sich etwa mit David Edmonds und Bertie Fraser der Frage, wie man der robotischen Tochter menschliche Werte und irrationale Regungen auf rationale Weise verständlich macht. Dlf Kultur ist beeindruckt von von Mary Paulson-Ellis' Krimi "Die andere Mrs. Walker", der sich einer verbitterten und manipulativen und doch berührenden Heldin widmet. Die FR liest Christian Gerhahers "Lyrisches Tagebuch".

16.06.2022 Wegen Fronleichnam gibt es heute kaum Zeitungen und entsprechend wenig Kritiken. Immerhin: Dlf Kultur empfiehlt Reinhard Kaiser-Mühleckers "Wilderer" als existenzialistischen Bauernroman, in dem der Horror droht. Viel Spaß hatte der Sender mit Santiago Lorenzos Roman "Wir alle sind Widerlinge" über einen Nerd, der sich in einem verlassenen Dorf einquartiert und der "Ungierde" frönt. Und auch Norbert Hummelts "1922" wird mit viel Sympathie besprochen. Der Dlf fröstelt dagegen mit Philipp Böhms Erzählband "Supermilch" in der Arbeitswelt einer dystopischen Zukunft.

15.06.2022 Die Zeit spürt den unmittelbaren Moment in den Gedichten Jürgen Beckers. Die SZ erlebt eine erbarmungslose Fauna in Ted Hughes Gedichtband "Wodwo". Die FAZ versenkt sich in die Naturlyrik Erika Burkarts. Und entdeckt nach der Welt ebenfalls eine Geistesverwandschaft Heinz Strunks mit Thomas Mann. Die FR wird in Anne Tylers Roman "Eine gemeinsame Sache" Zeugin einer langsam erkaltenden Beziehung. Die NZZ freut sich über die Entdeckung der portugiesischen Autorin Djaimilia Pereira de Almeida.

14.06.2022 In Sachen Elendsschilderung bleibt Heinz Strunk unerreichbar, befindet die SZ auch nach seinem neuen Roman "Ein Sommer in Niendorf". Von Martin Puchner lernt sie Rotwelsch. Die FR empfiehlt Claudia Schumachers Debütroman "Liebe ist gewaltig", auch wenn die Szenen der Gewalt sie schwer schlucken lassen. Stark findet der DlfKultur die Atmosphäre in Adam Bodors Roman "Die Vögel von Verhovina". Die FAZ verfolgt mit zwei Büchern von Rudolf Buntzel und Kristoffer Endresen die Fleischwerdung des Schweins. Der Dlf erlebt einen rohen Frantz Fanon in den Texten "Für eine afrikanische Revolution".

13.06.2022 Wie ein Gelato al Limon schmilzt die taz dahin, wenn Eric Pfeil die Schönheit des italienischen Liedguts vorführt. Selbst woken Lesern muss Joseph Conrads Kolonialismus-Klassiker "Lord Jim" umhauen, glaubt der Dlf. Mit seiner Arno-Schmidt-Biografie führt Sven Hanuschek der NZZ vor Augen, wie Gelingen im Scheitern aussieht. Der DlfKultur liest mit Schaudern Sonia Combes Geschichte der DDR-Intellektuellen "Loyal um jeden Preis".

11.06.2022 Die FAZ entdeckt mit Justine Picardie die spannende Lebensgeschichte der „Miss Dior“. Mit Fiston Mwanza Mujila stampft und swingt sie durchs Lubumbashi der Siebziger. Die SZ blickt mit Oded Galor optimistisch auf die Menschheitsgeschichte und -zukunft. Die FR bewundert die Expressivität und Musikalität in Ilya Kaminskis „Republik der Taubheit“. Die taz lernt im „Schlachtensee“ eine zarte Helene Hegemann kennen. Und der Dlf trifft mit Deesha Philyaws furchtlosen „Church Ladies“ auf sündige Pastoren.

10.06.2022 Die SZ zieht mit Judith Zander, Hölderlin und Gianna Nannini beschwingt durch ostdeutsche Erinnerungslandschaften. Die NZZ staunt, wie "verschmitzt" Matti Friedman von frühen Geheimdienstoperationen im Unabhängigkeitskrieg 1948 erzählt. Die FAZ sieht in Michael Borgoltes Geschichte des Jahrtausends zwischen 500 und 1500 die Weltreligionen verpuffen. Die FR stürzt sich mit Ahmet Altan auf Hesiod und Tolstoi. Und Dlf Kultur streift mit William Boyles gebrochenen Mafiosi durch Brooklyn und mit Cesar Airas Versager durch die Provinz am Rand von Buenos Aires.

09.06.2022 Dreimal Helene Hegemann heute: Unverbraucht und herrlich widersprüchlich sind ihre Geschichten um gescheiterte Dreier, Pfauen ohne Rad und Männer mit zu viel Ego, loben SZ, Zeit und Dlf Kultur. Die FAZ feiert die verspielte Leichtigkeit der Lyrikerin Jelena Schwarz, hätte sich aber vom Verlag mehr Kontext zu den Gedichten gewünscht. Viel Spaß hat sie auch mit den Gedichten des ehemaligen Tattoo-Künstlers Paul-Henri Campbell. Die Zeit lernt von Ines Geipel, die wie DDR am maximal normierten Menschen arbeitete.

08.06.2022 Die SZ beobachten mit Fiston Mwanza Mujila zwischen Angola und dem Kongo den "Tanz der Teufel", der zu einer Rumba getanzt wird. Dlf Kultur lässt sich von David Yarrow zeigen, wie man eine ganze Geschichte in einem Foto erzählt. Die FAZ lernt von Christian Bermes die Kunst der Debatte. Die FR landet mit Ales Stegers Roman "Neverend" in einer literarischen Matrjoschka.

07.06.2022 Die FAZ schaut mit Dan McCrum hinter die Kulissen des Krimis um Wirecard. Mit Anne Case und Angus Deaton blickt sie auf den deprimierenden Zustand der amerikanischen Arbeiterklasse. Die NZZ liest Robert Kindlers "Robbenreich" als Prequel zur aktuellen russischen Expansionswut. Wie ein Abenteuerroman erscheint der SZ Wolfgang Templins Biografie des polnischen Revolutionärs Jozef Pilsudski. Dlf Kultur lotet mit Deesha Philyaw das Verhältnis afroamerikanischer Frauen zur Kirche aus.

04.06.2022 Die FAZ geht mit Katja Petrowskajas Prosaminiaturenband "Das Foto schaute mich an" in eine Schule des Sehens. Die FR schwelgt mit Eric Pfeil in der musica leggera Italiens und liegt der großen Mina zu Füßen. Die SZ lässt sich von der homosexuellen Erotik in Alan Hollinghursts Roman "Der Hirtenstern" verführen. Die taz taucht mit Tash Aw in die globalisierte mörderische Arbeitswelt Kuala Lumpurs ein. Dlf Kultur steigt mit Olga Tokarczuks "Anna In" hinab zu den Katakomben der Welt.

03.06.2022 Die FAZ vesucht mit Günther Fischer dem Entwerfer des Palazzo Rucellai in Florenz auf die Schliche zu kommen. Die NZZ liest gebannt Lutz C. Klevemanns Studie über die Zerstörung Smyrnas, die ihr die Verwerfungen des 20. Jahrhunderts besser verständlich macht. Der Dlf macht eine surreale Leseerfahrung, wenn Maria Stepanova über Autokratien und Geschlechterverhältnisse dichtet. Die SZ empfiehlt Kinder- und Jugendbücher: Die perfekte Sommerlektüre liefert ihr Alina Bronsky.

02.06.2022 Die FAZ staunt, wie Bora Cosic die Welt auf eine mit Erinnerungen vollgestopfte Wohnung reduziert und wie Irene Sola ein Kalb auf die eigene Geburt blicken lässt. Außerdem freut sie sich über die Wiederentdeckung der exzentrischen Prosa von Mechtilde Lichnowsky. Die SZ lernt von Don Winslow: Paten sind Menschen wie du und ich. Die Zeit verblüfft die schockierende Aktualität von Georgi Gospodinovs Roman über inszenierte Vergangenheit.

01.06.2022 Die FAZ erkennt mit Hansjörg Küsters gelehrtem Band "Flora" die Botanik als Zukunftswissenschaft. Die taz liest in Delphine de Vigans "Die Kinder sind Könige" vom Leben und Leiden kindlicher Influencer. Der Dlf lobt Astrid M. Eckerts lebendige Studie "Zonenrandgebiet", die die innerdeutschen Grenze aus westlicher wie aus östlicher Sicht, in politischer, ideologischer, ökologischer und kultureller Hinsicht erforscht. Dlf Kultur amüsiert sich mit Indianern, Frauen und rauchenden Colts in Tim Trzaskaliks Langgedicht "Western".