
31.07.2021 Lola Lafons "Komplizinnen" ist der Roman einer Tänzerin. Und laut Welt zeigt er nicht nur inhaltlich, sondern auch formal interessant, wie Ausbeutung in dieser Welt funktioniert. Die FAZ liest mit Schaudern Milton Rokeachs Bericht über "die drei Christi aus Ypsilanti", das Protokoll eines überaus fragwürdigen psychiatrischen Experiments. Die taz amüsiert sich mit Till Raethers West-Berlin-Roman "Treue Seelen". Der Deutschlandfunk liest Gedichte von Juliane Liebert.

30.07.2021 Die FAZ kämpft mit Petra Reski in Venedig leidenschaftlich gegen Touristen in Radlerhosen und Gondolieri mit Dünkel. Außerdem zündet sie ein geistiges Feuerwerk mit Moritz Rudolphs "Weltgeist als Lachs". Die NZZ hält Sulaiman Addonias Roman über das Leid in einem sudanesischen Lager für ein kleines Wunder. Dlf Kultur findet Trost in Marilyn und Irvin D. Yaloms Reflexionen über Leben und Tod. Die SZ hat viel Spaß mit Annalena McAfees biestiger Rentnerin im "Blüttenschatten". Außerdem empfiehlt sie Jugendsachbücher.

29.07.2021 Jean Genet ließ in Essays und Interviews seinem Hass auf die westliche Welt freien Lauf: Die FAZ muss bei der Lektüre ganz schön schlucken. Lew Rubinstein ging die Sache in seinem Kalender anders an: Er kommentierte die Ereignisse seiner Zeit mit Witz und in Form einer Collage. Außerdem wirft die FAZ mit Nadine Schneiders Roman "Wohin ich immer gehe" einen gründlichen Blick auf Rumänien. Die FR lässt sich von Alida Bremers Roman "Träume und Kulissen" eine Brücke nach Kroatien bauen.

28.07.2021 In der FR lauscht Nico Bleutge den wundersamen Versen von Valzhyna Mort: "Musik für die Toten und Auferstandenen". So bedeutsam wie menschlich berührend findet Dlf Kultur den Briefwechsel von Günter Eich und Rainer Brambach, die sich versichern: "Nichts und niemand kann dich ersetzen." Die SZ empfiehlt die Neuauflage von Roberto Espositos "Immunitas" als Buch der Stunde. Die FAZ holt tief Luft und taucht ein in Boris Luries Collagewerk "Haus von Anita", mit dem Lurie seine KZ-Erfahrungen und die Konsumgesellschaft der 60er verarbeitete. Dlf empfiehlt Tomer Gardis "Eine runde Sache".

27.07.2021 Die SZ erliegt Egon Christian Leitners aktiver Humanität und seinem wilden Denken, während sie sich durch seinen 926 Seiten fetten Sozialstaatsroman "Ich zähle jetzt bis drei und dann ist Frieden" gräbt. Die FAZ betrachtet den Kalten Krieg mit Eric Burtons Hilfe durch die Brille Tansanias. Der Dlf blickt mit Ewald Hetrodt auf das schwarz-grüne Politiklabor in Hessen. Lob gibt es auch für Maarten 't Harts Roman "Der Nachtstimmer" über einen Kirchenorgelstimmer auf Liebespfaden.

26.07.2021 Die SZ liest Michael Wolffs Trump-Buch "77 Tage", weil der Autor so fesselnd zu schildern weiß, warum Trump sich für übervorteilt hält und die Republikaner weiterhin kontrolliert. Dlf Kultur empfiehlt einen von David Ranan herausgegebenen Band über aktuelle politische Schlagwörter und die von ihnen ausgeübte "Sprachgewalt". Die NZZ empfiehlt Fatima Daas' Roman "Die jüngste Tochter" über eine gläubige Muslimin, die auch noch lesbisch ist. Die FAZ liest neue Kinderbücher.

24.07.2021 FAZ und FR lesen berührt, wie Georges-Arthur Goldschmidt die Konkurrenz zu seinem großen Bruder Erich beschreibt. Die taz lässt sich von Emma Clines neuen Kurzgeschichten das Herz umdrehen. Mit Olga Shparagas Buch über die weibliche Revolution schöpft sie Hoffnung für Belarus. Die Welt spürt das Flirren der Sonne in Philipp Keels „Last Summer“ und setzt mit Lukas Rietzschel und Georg Baselitz zur Raumfahrt an. Dlf Kultur schlägt sich mit Viet Tanh Nguyen durch das Drogenmilieu im Paris der Achtziger und reitet auf einem gestohlenen Pferd mit C Pam Zhang durch einen ganz neuen Wilden Westen.

23.07.2021 Dlf Kultur riecht mit der Biologin Robin Wall Kimmerer am Süßgras und erlernt das Prinzip der gegenseitigen Fürsorge zwischen Mensch und Natur. Die SZ lauscht John Clares Gesängen vom ländlichen Proletariat. Die FAZ verteidigt sich gegen Henning Lobins "Sprachterror". Die FR freut sich über einen neuen Hirschhausen-Krimi von Gary Disher. Und der Dlf lernt von Laszlo F. Földenyi, dass die göttliche Perspektive auf einer Illusion beruht.

22.07.2021 Die Zeit schaut mit Heinz Strunk in die Abgründe der Midlife-Crisis. Die taz reist mit Birgit Schlieps durch eine Retortenstadt in der Kasachischen Steppe. Die FAZ freut sich über kleine Bosheiten gegen Journalisten in Stefan Gärtners "Terrorsprache". Die SZ sehnt sich mit Wolfgang Welt noch einmal nach Bier, Musik und Männerwelten. Die FR räumt einen ganzen Stapel Bildbände über Japan vom coffee table. Und Dlf Kultur sucht mit Goran Vojnovics slowenischem Skandalroman nach der Identität der Tschefuren.

21.07.2021 Dlf empfiehlt Bernhard Schlinks Zeitstück "20. Juli", das die Debatte über den Tyrannenmord an eine Schule verlegt. Meisterlich findet Dlf Kultur Gert Loschütz' Roman "Besichtigung eines Unglücks" rund um die Themen Schicksal, Schuld, Liebe und Lebenslügen. Die FAZ begrüßt die deutsche Ausgabe von Massimo Osannas Erfolgsbuch über Pompeji. Die NZZ ist beeindruckt von der Klugheit, mit der Mark Gevisser "Die pinke Linie" zeichnet.

20.07.2021 Als eines der schönsten und aufrichtigsten Bücher der russischen Literatur preist die FAZ Anatoli Pristawkins Roman "Schlief ein goldnes Wölkchen". Sehr berührt ist die NZZ von Adolf Muschg, der in "Aberleben" die Figuren wiedererweckt, die er in seinen bisherigen Romanen hat sterben lassen. Tröstende Lektüre erblickt der Dlf in Sigrid Nunez' Roman "Was fehlt dir". Und die taz vergnügt sich bestens mit Goran Vojnovics Vorstadt-Roman "Tschefuren raus!"

19.07.2021 Kürze und Präzision lobt die SZ an Ralph Bollmanns Angela-Merkel-Biografie, die es immerhin auf 800 Seiten bringt. Hervorragend findet sie Joseph de Wecks Macron-Porträt, das sich alle Anekdoten spart und lieber vom Land und seinen Brüchen erzählt. Großartig gescheitert findet der Dlf Friedrich Dürrenmatts "Stoffe-Projekt". Der DlfKultur lässt sich von Solmaz Khorsand erklären, wie nah "Pathos" an der PR ist. Und die taz vergnügt sich mit Ralf Königs treffender Lucky-Luke-Hommage "Zarter Schmelz".

17.07.2021 Die taz lässt sich von Susanne Schröter in "Allahs Karawane" einladen und lernt eine Menge über jenen Islam, den der Islamismus nicht mag. Dlf Kultur empfiehlt J. Courtney Sullivans neuen Roman "Fremde Freundin", der ein Porträt Amerikas vor Trump zeichnet. Die FAZ verweilt mit Philipp Sarasin im Jahr "1977" und gewinnt daraus genug "High Energy", um mit Jens Balzer in die Achtziger zu reisen.

16.07.2021 Die taz empfiehlt die Reportagen von Ingeborg Schober, einer Pionierin der deutschen Rockkritik. Die SZ stellt vier Kinderbücher vor, in denen Katzen die Hauptrolle spielen. Die FAZ durchstreift mit Wolfgang Streecks "Zwischen Globalismus und Demokratie" und Michael Seemanns "Die Macht der Plattformen" das weite Feld der Kapitalismuskritik. Der Dlf vernimmt dankbar den Optimismus, den Steffen Menschings Gedichtband "In der Brandung des Traums" ausstrahlt.

15.07.2021 Die FR taucht mit Silvia Ferraras "Die große Erfindung" tief hinab in die Windungen von Hieroglyphen und anderen antiken Schriften. Die FAZ lässt sich von Wendy Law-Yone erzählen, was die Bekanntschaft mit Dürrenmatt, Heine und Goethe für eine junge Frau in einer Militärdiktatur in den 60er Jahren bedeutete. Im Dlf empfiehlt Mithu Sanyal Shida Bazyars vor dem Hintergrund der NSU-Morde spielenden Roman "Drei Kameradinnen". Die SZ fragt, ob die Übersetzung von Boccaccios "Büchlein zum Lob Dantes" wirklich gegendert musste.

14.07.2021 Die FAZ lässt sich von Claude Anets "Ariane" bezirzen. Die NZZ lauscht Mary MacLanes Scharmützeln mit ihrer Freundin Annabel Lee. Die taz empfiehlt Carolin Schuttis "Der Himmel ist ein kleiner Kreis". Die SZ lässt sich von Sarah Hall zu den "Töchtern des Nordens" in einem postapokalyptischen England führen. Außerdem bespricht sie drei queere Comics.

13.07.2021 Die FAZ erkundet mit Anselm Weyers erstklassigem Architekturführer die Kölner Nachkriegsmoderne zwischen Avantgarde und Parkhaus. Vergnügt liest sie auch Schuldts Fabeln "Leben und Sterben in China", denen sie allerdings eher eine literarische als philologische Zuverlässigkeit beimisst. Die SZ lernt von Agnes Heller, wie gefährlich frei der Mensch ist. Der DlfKultur begibt sich mit Andreas Speit auf die Spuren einer rechten Bio-Boheme.

12.07.2021 Der Dlf lässt sich von Louise Erdrich erzählen, wie die Turtle Mountain Chippewas in North Dakota gegen ihre Zwangsassimilierung kämpften. Mit Gewinn liest er auch den Abschlussband von Wolfgang Hilbigs Werken mit "Essays, Reden, Interviews". Als anregend und aufrüttelnd lobt die SZ Reiner Klingholz' Buch zu Klimawandel und Bevölkerungswachstum "Zu viel für diese Welt". Und die NZZ empfiehlt Niko Bätschs "Listening" als Ratgeber für Klang- und Kampfkunst.

10.07.2021 Die taz begegnet Marcel Proust in den frühen Erzählungen "Der geheimnisvolle Briefschreiber" als schwulem Snob. Sehr anregend findet sie auch Jochen Schmidts Proust-Lektüre. Hochkonzentrierte Gefühlsfiktionen entdeckt der Dlf in Hans Falladas Erzählungen "Lilly und ihr Sklave". Die FAZ begegnet finnischen Einwanderern und amerikanischen Indigenen in Katja Kettus Roman "Die Unbewzingbare". Und als fantastische Antwort auf das Grauen der Gegenwart feiert die Welt Evie Wylds Schauerroman "Die Frauen".

09.07.2021 Die FAZ lernt Südjütisch, Saterfriesisch und andere Minderheitensprachen mit Albrecht Plewnia und Rahel Beyer. Mit Christiane Fülscher nimmt sie die Botschaften der frühen Bundesrepublik und der DDR unter die Lupe. Die SZ entdeckt in gleich zwei neuen Bänden Unveröffentlichtes von Hans Fallada. Die NZZ stößt mit Quentin Tarantino auf das Hollywood der Sechziger an. Dlf lässt sich von Anatoli Pristawkin die Geschichte zweier russischer Zwillingsbrüder in einem kaukasischen Kinderheim erzählen. Und Dlf Kultur blickt mit Ergun Cagatay in den Alltag türkischer Migranten.

08.07.2021 Eine Erkundung des Lebens im Totalitarismus unternimmt die FAZ mit Gabriela Adamesteanus Roman "Das Provisorium der Liebe". Die FR begibt sich mit Oswald Eggers "Entweder ich habe die Fahrt am Mississippi nur geträumt, oder ich träume jetzt" in den Urschlamm der Wörter. Die SZ empfiehlt Kurt Flaschs "Christentum und Aufklärung" über Voltaires Auseinandersetzung mit Pascal.

07.07.2021 Die FAZ greift mit Harald Meller und Kai Michel nach den Sternen in der Bronzezeit. Mit wachsendem Grauen lauscht sie Francis Neniks Geschichte eines Leipziger Eugenikers. Wer den Kapitalismus so schön verteidigt wie Eula Bliss, dem hilft die NZZ gern bei der Finanzierung des Wintergartens. Dlf Kultur besteigt mit Robert Macfarlane "Berge im Kopf". Und die SZ empfiehlt noch einmal Fatima Daas' Roman "Die jüngste Tochter".

06.07.2021 Die FAZ jauchzt vor Freude über Peter Buwaldas neuen Roman "Otmars Söhne", in dem Geschlechtsumwandlungen, verschwundene Beethoven-Sonaten und Schneestürme toben. Die SZ folgt vergnügt den Abenteuern von Joachim Lottmanns in die Jahre kommendem Alter Ego Johannes Lohmer: "Sterben war gestern". Der DlfKultur kann gar nicht anders als lachen bei Frederic Beigbeders Roman "Der Mann, der vor Lachen weinte". Und der Dlf lobt sich die Crowdfunding-Initiative zu Gunter Gerlachs schrulligem Buch "Ein falsches Wort und du bist tot".

05.07.2021 Der Dlf erkundet mit Heike Paul die politische Kultur der amerikanischen Sentimentalität. Der DlfKultur erfährt in Frank Sierens Report über "Shenzhen", was die Metropole so fortschrittlich macht und was reaktionär. Sympathisch ist ihm auch der mausgraue Held in Hans-Ulrich Treichels Roman "Schöner denn je". Die NZZ lobt Vera Bischitzkys entschlackte Neuübersetzung von Iwan Gontscharows Roman "Eine gewöhnliche Geschichte". Und die FAZ vergnügt sich mit Colin Dexters Reihe um den Oxforder Chief Inspector Morse, die sie so knifflig findet wie die Kreuzworträtsel der Times.

03.07.2021 Die SZ folgt mit Bewunderung Scott McClanahans "Crap", der Beschreibung des alltäglichen Wahnsinns im Leben einer Familie in West Virginia. Die FAZ vertieft sich in Anekdoten um und Rezepte vom Spitzenkoch Eckart Witzigmann. Die FR erliegt der flotten Schreibe von Audur Ava Olafsdottirs "Miss Island". Die taz freut sich über den ersten, autobiografischen Band einer Werkausgabe von Hermann Borchardt. Dlf lässt sich von Sergej Lebedew über "Das perfekte Gift" aufklären.

02.07.2021 Die FAZ schwelgt mit Philippe Monnier in der Untergangsgeschichte Venedigs. Die FR wandert mit Olivia Laing entlang der Ouse und lauscht Nymphengeschichten und dem Lallen von Betrunkenen. Die NZZ begibt sich indes mit Zadie Smith auf einen Roadtrip mit Michael Jackson, Marlon Brando und Elizabeth Taylor. Die SZ taucht ab in ein ganzes Reporterleben mit Joseph Mitchells "Street Life". Außerdem empfiehlt sie Kinderbücher. Und Dlf Kultur stärkt sein Immunsystem mit Jenna Macchiochi.

01.07.2021 Wie man ein Leben führen kann auch am falschen Ort zur falschen Zeit, lernt der Dlf mit den Erzählungen von Gaito Gasdanow aus den 30er Jahren. Die Zeit lernt von Elizabeth Acevedo, wie man sich - "Soul Food" sei Dank - auch als Teenie-Mutter nicht unterkriegen lässt. Die SZ spürt mit Jens Balzer der "High Energie" der Achtziger nach. Die FAZ liest Sasha Filipenkos Roman "Der ehemalige Sohn" als Kommentar zu den aktuellen Ereignissen in Belarus.