31.10.2012 Große Übersetzerleistungen werden gewürdigt: Die NZZ bewundert Elisabeth Edls Neuübertragung der "Madame Bovary", die Zeit staunt über Eva Hesses Übersetzung von Ezra Pounds "Cantos". Die FR empfiehlt Christa Wolfs nachgelassene Erzählung "August", besonders in der Hörbuchfassung. Und die SZ adelt Heinz Schillings Luther-Biografie als das beste nichttheologische Buch über den Reformator.
30.10.2012 Mit Begeisterung folgt die NZZ Christoph Ransmayr auf seinen Reisen zum Stierkampf in Sevilla und zum Wasserfest in Kambodscha. In Julian Barnes' Erzählungen "Unbefugtes Betreten" lernt sie alles über glückliche Paare. Ganz ohne Wehmut liest die SZ in Hans Werner Richters Tagebüchern "Mittendrin" von den alten Literaturzeiten. Außerdem erfährt sie von Fred Pearce, was wir mit dem "Land Grabbing" anrichten. Die FR empfiehlt Anna Enquists Roman "Die Betäubung", und der FAZ imponiert Zsuzsanna Gahses "Südsudelbuch".
29.10.2012 Nicht nur kunstvoll arrangiert, sondern auch fesselnd findet die SZ Julia Schochs Roman über die Liebe und das Glücksspiel "Selbstporträt mit Bonaparte". Mit Hochgenuss liest sie den geradezu höfisch anmutenden Briefwechsel zwischen Peter Hacks und André Thiele. Die FAZ feiert eine neue und gewichtige Monografie zu Caspar David Friedrich und empfiehlt den informativen Sammelband "Syrien".
27.10.2012 Wichtig, witzig und allemal besser als der Film ist laut FAZ Shahrnush Parsipurs "Frauen ohne Männer". Viel Lob gibt es auch für die gründliche Recherchearbeit zum dreibändigen Handbuch über "Stefan George und seinen Kreis". Die taz ist hingerissen von Michael Roes' Roman "Die Laute" über einen gehörlosen Jungen, der Komponist werden möchte. Sehr verdienstvoll findet sie auch Martin Rupps' Aufarbeitung der Landshut-Entführung nach Mogadischu. Die NZZ liest mit Interesse und Gewinn Sylvia Weilers Studie zu "Jean Amérys Ethik der Erinnerung".
26.10.2012 Nichts als Lob gibt es heute! Unter anderem von der FAZ für John J. Sullivans USA-Reportagen in "Pulphead" und Sven Hillenkamps Schwund-Prosa in "Fußabdrücke eines Fliegenden". Von der FR für Carmen Stephans Malaria-Roman "Mal Aria" (erzählt von einem Moskito). Und von der SZ für Hans-Martin Gaugers "Kleine Linguistik der vulgären Sprache".
25.10.2012 Äußerst angeregt sind SZ und taz von Florian Illies' Chronik des Jahres "1913". Die FAZ liest begeistert Kurzgeschichten von Charles D'Ambrosio und Iwona Mickiewicz. Die FR empfiehlt vielschichtigen Schund von César Aira. Die Zeit liest drei deutsche und eine amerikanische USA-Reportage und ist beeindruckt von Jenny Erpenbecks Roman "Aller Tage Abend" über deutsche Biografien des 20. Jahrhunderts.
24.10.2012 Das einzige, was man
John Lanchesters beeindruckendem Immobilienroman "Kapital" (Leseprobe bei
Vorgeblättert) vorwerfen kann, ist, dass er einen moralischen Standpunkt einnimmt, meint die
SZ. Die
NZZ stellt sich
Padgett Powells "Roman in Fragen" und lernt dabei vor allem etwas über sich selbst.
Herbert Schnädelbach beweist der FR, dass die Philosophie einen praktischen Nutzen hat.
23.10.2012 Die
FAZ preist den kroatischen Autor
Zoran Feric und seinen Roman "Das Alter kam am 23. Mai gegen 11 Uhr" (hier unser
Vorgeblättert). Erschüttert liest die
SZ Lyonel Trouillots Roman "Jahrestag", der ein sehr düsteres Bild von
Haiti zeichne. Außerdem lernt sie von
Yu Hua: Der chinesische
Turbokapitalismus ist nur eine weitere
maoistische Machttechnik.
22.10.2012 Die FR liest sehr vergnügt Gabriel Josipovicis Roman "Unendlichkeit" über den Thomas Pynchon der Neuen Musik: den aristokratischen Exzentriker Giacinto Scelsi. Großes Lob vergibt die SZ an Peter Sprengels Biografie Gerhart Haputmanns. Nach Helmut Lethens Bericht "Suche nach dem Handorakel" fragt sie bang: Ist die Weltrevolution 1968 an der falschen Pflichtlektüre gescheitert? Die FAZ liest nicht ganz überzeugt Geert Lovinks Abgesang auf das Web 2.0.
20.10.2012 Gleich zwei Bücher über den Freitod werden heute - sehr positiv - besprochen: Die FAZ begibt sich mit Anna Kim nach Grönland und untersucht die "Anatomie einer Nacht". Die NZZ findet mit Tor Ulven nur "Dunkelheit am Ende des Tunnels". Die SZ ist nicht zufrieden mit Elisabeth Edls Übersetzung der "Madame Bovary". Die taz empfiehlt den neuen Roman von Nora Bossong.
19.10.2012 Die FAZ lässt sich von Tilman Rammstedt "Die Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters" berichten und von Bernd Brunner in "Die Kunst des Liegens" einführen. Nur gut, dass man in rechten Kreisen keine estnischen Romane liest, meint die FR zu Andrej Iwanows modernem Schelmenroman "Hanumans Reise nach Lolland". Die SZ lernt von Barry Michels und Phil Stutz die Psycho-Tricks der Hollywood-Stars.
18.10.2012 Die Zeit lässt sich von Wilhelm Schmid und Sibylle Berg von den Vorzügen des negativen Denkens überzeugen. Außerdem würdigt sie den DDR-Bürgerrechtler Ludwig Mehlhorn. Die NZZ lässt sich mit großem Vergnügen auf die metatextuellen Spielchen in Wolf Haas' "Verteidigung der Missionarsstellung" ein. Und die FAZ fühlt sich von Martin Usbornes Fotos von Hunden in Autos in die Kindheit zurückversetzt.
17.10.2012 Erschütternd und wichtig findet die FR den Band "Breaking the Silence" mit Erfahrungsberichten von israelischen Soldaten im Westjordanland. Außerdem empiehlt sie den Comic "Quai d'Orsay" über Frankreichs Ex-Außenminister Dominique de Villepin. Die SZ lässt sich von Art Spiegelman Einblick in die 13jährige Entstehung seines Holocaust-Comics "Maus" gewähren.
16.10.2012 Tolle Bücher heute: Die taz feiert das neue tausendseitige Großwerk "Error" des Universalgelehrten und Cyberpunks Neal Stephenson. Mit Simon Reynolds versucht sie der "Retromania" zu entkommen. Die NZZ preist Katherine Boos suggestive Reportage über die Slums von Mumbai "Annawadi oder der Traum von einem anderen Leben". Mehr politische Investigation als in der ganzen italienischen Presse findet sie in Massimo Carlottos Krimi "Tödlicher Staub". Nach Lektüre von Hansjörg Küsters "Entdeckung der Landschaft" nimmt Brigitte Kronauer in der SZ Abschied von der unberührten Natur.
15.10.2012 In der SZ hat Gert Raeithel viel Lob übrig für Bernd Stövers große Geschichte Amerikas, auch wenn er die Kultur arg unterbelichtet findet. Die FAZ empfiehlt Peter Bergens spannende Reportage "Die Jagd auf Osama bin Laden". Im Gegensatz zu den bisherigen Kritikern bespricht sie auch die Trotzki-Biografie von Robert Service sehr positiv.
13.10.2012 Als Hommage an Neuseeland, den Comic und die ästhetische Leidenschaft feiert die taz Dylan Horrocks' "Hicksville". Mit Begeisterung liest sie auch Rudolph Wurlitzers Metawestern "Zebulon". Die NZZ bewundert Arthur Koestler nach Lektüre seines "Spanischen Testaments" noch mehr. Die SZ freut sich über Jakob Arjounis neuen Kayankaya-Krimi "Bruder Kemal". Die FAZ reist mit Paula Morris' Maori-Urgroßvater "Rangatira" in das viktorianische London. Außerdem lernt sie von Martina Badstuber, wie alt welche Tiere werden: Zum Beispiel "Der Hummer wird 100".
12.10.2012 Noch mehr Lob für Liao Yiwu, der am Sonntag den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen bekommt und dessen Buch "Die Kugel und das Opium" die SZ gleichermaßen bedrückt und beeindruckt hat. Eher trivial und selbstverliebt findet sie hingegen Hans Magnus Enzensbergers Kurz-Essays. Dasselbe Urteil fällt die FAZ über Roger Willemsens Erinnerungsmosaik "Momentum".
11.10.2012 Die Zeit erklärt, warum Ursula Krechel den Deutschen Buchpreis gewonnen hat. Nicht recht ernst nehmen kann sie den politischen Dichter Günter Grass und den Kunsttheoretiker Jonathan Meese. Ergriffen liest die NZZ Liao Yiwus Gesprächsband des Tiananmen-Massakers. Die taz kann den Erfolg des französischen Politik-Comics "Quai d'Orsay" nachvollziehen. Die FAZ zieht sich mit Peter Handke auf den stillen Ort zurück und ergötzt sich an von Alex Stock ausgewählten "Lateinischen Hymnen".
10.10.2012 Als eine völlig neue Art der Briefedition feiert die FAZ die um Hintergrundgespräche ergänzte Korrespondenz des Satirikers Gottlieb Wilhelm Rabener. Die SZ sieht in Paula Morris' biografischem Roman "Rangatira" das Großbritannien des 19. Jahrhunderts durch die Augen eines Maori-Häuptlings. Und die FR begrüßt die Aufnahme Felix Krulls in die Große Frankfurter Thomas Mann-Ausgabe.
09.10.2012 In der
FAZ feiert
Jochen Schimmang "Limonow", nicht unbedingt den
"
Drecksack", sondern wie
Emmanuel Carrères es schafft, ihn
literarisch und intellektuell dingfest zu machen (hier unser
Vorgeblättert). Die
taz begibt sich mit
Boualem Sansal auf Spurensuche in die "Rue Darwin" in
Algier. Die
SZ liest über
Michi Strausfelds lateinamerikanische Lyrik-Anthologie "Dunkle Tiger". Sehr anregend - auf auf allerhöchstem Niveau - findet sie auch
Peter Handkes "Versuch über den Stillen Ort".
08.10.2012 Die FAZ ist sehr dankbar für den Einblick, den Kristin Helberg ihr mit "Brennpunkt Syrien" in die verworrene Lage des Bürgerkriegslandes gibt. Die SZ ackert sich durch neue Bände von Max Weber und liest außerdem mit großer Freude Norbert Scheuers Eifel-Roman "Peehs Liebe".
06.10.2012 Etwas gemischt fällt die Kritik der SZ zur monumentalen Autobiografie Mark Twains aus: Als recht eitel entpuppe sich Twain da, aber manche Passagen läsen sich dennoch erheiternd oder ergreifend. Ganz groß feiern FR und NZZ Ursula Krechels Roman "Landgericht", der als einer der Favoriten für den Deutschen Buchpreis gilt.
05.10.2012 Die
FAZ empfiehlt zwei deutsche Debütromane übers Erwachsenwerden: "Das große Leuchten" von
Andreas Stichmann und "Hikikomori" von
Kevin Kuhn. Die
SZ liest Kinder- und Jugendbücher aus Korea, Australien und USA und freut sich in
Kiran Nagarkars "Die Statisten" über ein Wiedersehen mit Ravan und Eddie in Bombay (
Leseprobe bei "Vorgeblättert").
04.10.2012 Die SZ betrachtet begeistert Karl Hugo Schmölz' Fotografien von Kölner Nachkriegsarchitektur und begegnet in Lucía Puenzos "Wakolda" Josef Mengele im argentinischen Exil. Die FAZ denkt bei David Mitchells Roman "Die tausend Herbste des Jacob de Zoet" an Shakespeare und Eco. Die NZZ freut sich über Robert Menasses antizyklisches Europa-Plädoyer "Der Europäische Landbote". Und die Zeit beteuert: Joanne K. Rowlings neuer Roman sieht vielleicht nicht aus wie große Literatur, ist aber welche.
02.10.2012 Gebannt folgt die FAZ Reinhard Kaiser-Mühleckers Generationen umspannende Familiengeschichte "Roter Flieder". Ein bisschen zu intertextuell, aber faszinierend und verunsichernd findet die NZZ Clemens Setz' Roman "Indigo". Die taz kommt mit Thomas Kapielskis Prosa "Neue Sezessionistische Heizkörperverkleidungen" auf ihre Kosten. Die SZ liest Bücher zur deutschen Geschichtspolitik von Peter Steinbach, Harald Welzer und Dana Giesecke.
01.10.2012 Besprechungen gibt es heute nur in der FAZ: Sie kündigt an, künftig nur noch mit Wulf Kirstens Gedichten "Fliehende Ansicht" durch Thüringen zu wandern. Empfehlen kann sie auch Holger Hintzens Doppelporträt "Paul Raphaelson und Hans Jonas"; weniger überzeugt ist sie von Hans Peter Schütz' Schäuble-Biografie.