
31.12.2022 Die FAZ lässt sich gut gelaunt von Claus-Steffen Mahnkopf "Die Kunst des Komponierens" erklären - bis er zur Popmusik kommt. Die FR verfällt dem Sound der melancholischen Prosa Cormac McCarthys. Die taz freut sich, dass mit "Die Unsichtbaren" endlich auch mal die höchst erfolgreichen weiblichen Spione gewürdigt werden. Dlf Kultur taucht ab mit Monique Roffeys "Meerjungfrau von Black Conch". Die NZZ beugt sich anlässlich des 100. Todestags von Jaroslav Hašek noch einmal über dessen Schwejk.

30.12.2022 Die FAZ geht mit Hans von Trotha den Spuren des französischen Gartenbaus nach. Die FR lernt von Günther Rühle: „Theater muss wehtun!“ Dlf Kultur reist mit Doreen Cunningham in die Arktis und lauscht dem Gesang in den Meeren. Von Nikole Hannah-Jones lässt er sich die Geschichte der USA noch einmal ganz neu unter Einbezug der Sklaverei erzählen.

29.12.2022 Triumphiert die Kunst letzten Endes über das Leben oder ist es umgekehrt? Eine Frage, die die FAZ bei der Lektüre von Tatsuo Horis Novelle "Der Wind erhebt sich" beschäftigt. Die FR vertieft sich mit roten Ohren in Ben Wilsons Weltgeschichte der Metropolen. Die NZZ empfiehlt wärmstens Zigmunds Skujins Roman von 1984, "Das Bett mit dem goldenen Bein", der im Rahmen einer Familiengeschichte auch die bewegte Geschichte Lettlands schildert. Außerdem amüsiert sie sich mit Noëlle Gogniats Roman "So ist es eben", der Freunde und Gegner der Veggie-Fraktion im Mikrokosmos eines Dorfs aufeinander prallen lässt.

28.12.2022 Die FAZ lernt aus Marco Tamborinis "Entgrenzung", dass Natur und Technik keine Gegensätze sind. Großes Leseglück erlebt die SZ mit Jean Malaquais' Roman "Planet ohne Visum", der lebensprall vom Marseille des Jahres 1942 erzählt. Lob gibt's auch für die Essays von Norbert Miller über "Die künstlichen Paradiese". Dlf Kultur amüsiert sich mit dem Thriller "Lupus Noctis".

27.12.2022 Der Dlf annonciert zwei Großwerke über Thomas Mann: Dieter Borchmeyers gravitätische Monografie "Werk und Zeit" sowie Hanjo Kestings pointierte Schrift "Glanz und Qual". Der DlfKultur liest mit Vergnügen Dino Pesuts Abrechnung mit dem kroatischen Bürgertum "Daddy Issues". Die FR freut sich über Günter Grass' postum entdeckte Erzählung "Figurenstehen", eine Liebeserklärung an die Uta von Naumburg. FAZ und SZ nehmen sich eine schwere Kiste voller Kinderbücher vor - über die Freundschaft, den Krieg und einen Prinzesserich namens Rusalko.

24.12.2022 Die FR liest von den „verstörenden Verrücktheiten“ des Ukraine-Kriegs in den Tagebüchern von Yevgenia Belorusets, die SZ lässt sich von der Osteuropa-Kennerin Gwendolyn Sasse die Ursachen für den Krieg erklären, die FAZ hätte sich in Orlando Figes’ Geschichte Russlands indes mehr kritische Analyse gewünscht. Außerdem vermisst die FAZ mit Thomas Clerc dessen Pariser Wohnung. Die taz beobachtet friedlichen Nacktschneckensex in den Gedichten von Margaret Atwood. Der Dlf feiert mit Jochen Jung das Wunder des Lesens. Und nun wünschen auch die Perlentaucher allen Leserinnen und Lesern ein frohes Fest!

23.12.2022 Die FAZ lauscht angetan Raimund Schulz' und Uwe Walters vielstimmiger Geschichte Griechenlands. Außerdem verdankt sie Kathrin Müllers Objektgeschichte des Kreuzes schon ein wenig Weihnachtszauber. Die SZ fragt sich mit David Graeber und Marshall Sahlins, ob der Mensch beherrscht werden muss. Mit Dmitry Glukhovsky reist sie im Ufo nach Moskau. Der Dlf Kultur taucht mit Jonas Dahm und Carl Douglas lieber zu den Geisterschiffen der Ostsee.

22.12.2022 Dlf Kultur bewundert, wie Dorota Maslowska eine Art Warten auf Godot mit David Bowies kurzem Aufenthalt in Warschau verbindet und dabei ein so surreales wie realistisches Bild Polens in den Siebzigern zeichnet. Unerträglich selbstgefällig findet die NZZ das Geplauder Luisa Neubauers mit ihrer Oma Dagmar Reemtsma "Gegen die Ohnmacht". Die FAZ leidet in Sarah Crossans "Verheizte Herzen" mit einer Frau, deren verheirateter Liebhaber stirbt. Gefeiert wird außerdem eine kleine literarische Sensation: der Fund von "Walter Benjamins Auerbach" samt Anmerkungen.

21.12.2022 Die FAZ begibt sich mit Mark Andrews auf den schwarzen Planeten der Sisters of Mercy. Außerdem empfiehlt sie Lena Anderssons Roman "Der gewöhnliche Mensch" über die Geschichte des schwedischen Volksheims als außerordentliches Lektürevergnügen. Die SZ erfährt im Tagebuch von Michel Leiris, wie das koloniale Frankreich afrikanische Kunst raubte. Die FR reist mit dem spanischen Journalisten Manuel Chaves Nogales durch das nationalsozialistische Deutschland. Und der Dlf Kultur versinkt in Timo Luks' Kulturgeschichte der Bewerbung.

20.12.2022 Als tolles Debüt feiert die FAZ Przemek Zybowskis Roman "Das pinke Hochzeitsbuch": Er erzählt von einem jungen Polen, der von seinen in die BRD flüchtenden Eltern zurückgelassen wird. Der DlfKultur liest mit Interesse Simone Scharberts Psychiatrie-Roman "Rosa in Grau". Die NZZ bewundert die gedankliche Tiefe in Dieter Henrichs zartem Brevier "Furcht ist nicht in der Liebe". Und der Dlf blickt mit Sebastian Pittelkow und Katja Riedel auf die AfD nach "Rechts unten".

19.12.2022 Die Feuilleton nehmen die dreißiger Jahre fest in den Blick, allerdings die des 20. Jahrhunderts: Die SZ lernt in Büchern von Thomas Weber und Ralf Zerback, wie schnell Demokratie in Diktatur umschlagen kann. Der Dlf zeigt sich interessiert, aber unempfänglich für Ernst Jüngers kritisch-historisch edierte "Strahlungen". Die FAZ lauscht bedrückt, aber auch begeistert Stefan Zweigs "Welt von Gestern" in der Lesung von Walter Andreas Schwarz. Der DlfKultur häuft freudig mit Joachim Kalka unnützes Wissen über "Schatten und Schnee" an.

17.12.2022 Die taz lernt den Horror neu mit T.E.D. Kleins Roman "The Ceremonies" - und das unheimlichste sind seine Vorahnungen der Gegenwart. Die SZ lässt sich von Olivier Guez' "Lob des Dribbelns" über den tänzerischen Ursprung fußballerischer Eleganz informieren. Evelyn Grills Roman"Der Nachlass" reflektiert die Coronakrise aus Sicht einer "vulnerablen Person", und das mit feinstem Handwerk, lobt die FAZ. Dlf Kultur erfährt in "Vom Traum zum Trauma" von Caroline Wenzel, wie oft auch Männer Opfer psychischer Gewalt sind.

16.12.2022 Die FAZ macht mit Grégory Salle die Superyacht als Symbol des Kapitalozäns aus. Die FR blickt mit Jerry Z. Mullers ohne Häme auf das verquere Genie Jacob Taubes. Die NZZ versinkt mit Frank Schäfer in German Metal. Die SZ freut sich, dass die Neuübersetzung von Roald Dahls "Matilda" ganz ohne zeitgeistige Achtsamkeit auskommt. Und Dlf Kultur lässt sich von Michael D. Gordin über die die Geschichte von Ufologie, Eugenik oder Astrologie aufklären und verdankt Sefi Atta schmerzliche Einsichten in die amerikanische Gesellschaft.

15.12.2022 Dass Liebeskummer, Adorno und Benjamin gemeinsam zu einem berauschenden Buch inspirieren können, lernt der hingerissene Dlf mit Gesa Jessens Roman "Ein lautes Lied". In der Zeit empfiehlt der Afrikanist Andreas Eckert "Die Welt nach den Imperien", ein Buch der äthiopisch-amerikanischen Politikwissenschaftlerin Adom Getachew, als wegweisendes Werk über die Vordenker des Anti-Kolonialismus. Die FAZ lauscht mit Vergnügen der angeregten Unterhaltung von Luise Gottsched mit Dorothea und Anna Magdalena Bach in Angela Steideles Roman "Aufklärung". Die taz feiert Ian McEwans "Lektionen" als im traditionellen Sinne große Literatur.

14.12.2022 Die FAZ schwelgt im expressionistischen Adjektivsperrfeuer und den spitzen Pointen des Literaturkritikers Max Hermann-Neiße. Die SZ liest das Tagebuch von Ror Wolf als bundesdeutsche Kulturbetriebsgeschichte. Dlf Kultur bewundert den Sinn der Schnurrvögel für Ästhetik und Erotik, den ihr der Ornithologe Richard O. Prum nahe bringt.

13.12.2022 Die SZ durchlebt mit Hans Wollschläger Höhen und Tiefen der Schriftstellerexistenz. Die taz wandert mit der Quetchua- und Aymara-Dichterin Elvira Espejo Ayca durch die Sprachen der Anden. Die FAZ zeigt sich unempfänglich für den Charme des intellektuellen Charismatiker Jacob Taubes, dem Jerry Muller mit seiner Biografie "Professor der Apokalypse" ein Denkmal setzt. Der Dlf versinkt im vierten Teil von Marilynne Robinsons Gilead-Saga.

12.12.2022 Ziemlich wild, aber nicht falsch findet der DlfKultur Grégory Salles Polemik gegen Superyachten, diese 30 Meter langen Symbole exzessiven Reichtums. Spannend findet er auch Arundhatis Roys Essayband "Mein aufrührerisches Herz", hätte aber auch gern die Texte zu innerindischen Themen gelesen. Die SZ lernt von Mariano Barbato, dass Außenpolitik seit Bismarck Chefsache ist. Die FAZ lässt sich zum Jurastudium ermutigen

10.12.2022 Die FR erschauert, wenn der ukrainische Autor Artem Tschech sie mit seinem Kriegsbericht aus dem Donbass an den seelischen "Nullpunkt" führt. Die FAZ erlebt mit dem Debüt der Lyrikerin Sirka Elspaß die Geburt der Poesie aus Verzweiflung. Die taz liest beeindruckt Anuk Arudpragasams Roman "Nach Norden". Und der Dlf bewundert noch einmal hingebungsvoll seinen Helden Georg Stefan Troller.

09.12.2022 Die FAZ lauscht vergnügt, wenn ihr Alain Mabanckou und Abdourahman Waberi Afrika und seine Vielfalt in Kurzessays vorstellen. Anregender als Derrick selbst findet sie, wenn Frank Witzel über Derrick schreibt. Die SZ staunt, über die weisen Antworten einer KI auf existenzielle Menschenfragen. Die FR lernt von dem Judaisten Peter Schäfer, dass "unsere" Kultur der Freiheit in der Hebräischen Bibel wurzelt. Und Dlf Kultur geht mit Johannes Groschupf neue Wege und gibt dank des Science-Fiction-Bandes "Kollaps and Hope Porn" die Hoffnung noch nicht ganz auf.

08.12.2022 Die FAZ irrt fasziniert durch Andrea Bajanis "Buch der Wohnungen". Die FR liest Gedichte aus Guantanamo. Die Zeit lässt sich von Claus-Steffen Mahnkopf einführen in die "Die Kunst des Komponierens". Dlf lernt mit Olga Ravns Roman "Die Angestellten" die schöne neue Arbeitswelt des 22. Jahrhunderts kennen.

07.12.2022 Die SZ liest Chelsea Mannings Autobiografie als Dokument einer doppelten Befreiung. Die FR erfährt endlich, wie Hans Wollschläger Karl May auf den Sockel hob, die NZZ knabbert mit Wohlgefallen an der Kulturgeschichte der Rezepte des österreichischen Kochkolumnisten Christian Seiler. Die FAZ liest fasziniert bei Ed Young von Feuerkäfern, die mit ihren himbeerartigen Wärmeorganen Waldbrände aufspüren können. Dlf Kultur ergötzt sich an 14 Kindergedichten über Trennungen.

06.12.2022 Nachdrücklich empfiehlt der Dlf Adom Getachews Geschichte der Dekolonisierung "Die Welt nach den Imperien", derzufolge Nichtbeherrschtwerden mehr sein müsste als staatliche Souveränität . Die SZ lernt von Thomas Piketty, dass im Kampf gegen Diskriminierung
nicht das Sprechen über Identität weiterhilft, sondern nur eine Politik gegen
Benachteiligung. Die taz rühmt die Kriegserzählungen, die Héctor G. Oesterheld und Hugo Pratt in ihrer Graphic Novel dem legendären Reporter Ernest Pyle nachempfinden.

05.12.2022 Der Dlf liest mit Bewunderung Franziska Thun-Hohensteins Biografie des Warlam Schalamow, der mit seinen Erzählungen aus Kolyma das Leben am "Kältepol der Grausamkeit" in Literatur verwandelte. Die SZ begibt sich mit Gideon Rachman in die düstere Welt der Autokraten. Die FR folgt Jonathan Lee auf den Spuren des Stadtplaners Andrew Haswell Green, dem New York den Central Park, die Public Library und den Zoo in der Bronx verdankt. Die NZZ lernt von Andreas Beyer wie Leib und Eigensinn den Künstler schaffen.

03.12.2022 Dlf Kultur liest beeindruckt "Looking for Trouble", Virginia Cowles Reportagen aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Welt kann kaum glauben, dass Marilynne Robinson die Ereignisse im Städtchen Gilead in ihrem Roman "Jack" noch weiter auf die Spitze treiben kann. Die taz stellt sich mit Pierre Rosanvallon den "Prüfungen des Lebens". Die SZ verfällt den schwebenden Assoziationsketten Rachel Kushners im Essayband "Harte Leute". Die FAZ empfiehlt wärmstens Marie Vieux-Chauvets grandiosen Roman "Töchter Haitis". SZ und NZZ lernen von Harold James einiges über die Schockmomente von Wirtschaftskrisen.

02.12.2022 Die FAZ verbringt lange, schlaflose Nächte mit Samantha Harvey und sinniert über den Tod, Drogen und das Fernsehprogramm. Die FR schaut mit Nicolas Mathieu zu, wenn in der französischen Provinz bürgerliche Lebensträume verpuffen. Die SZ hebt mit Olga Ravn und den Angestellten eines Raumschiffes ab. Außerdem empfiehlt sie heute Kinder- und Jugendbücher. Die NZZ staunt, wie menschlich Peter Englund den November 1942 skizziert. Und der Dlf Kultur lernt von Gu Byeong-mo: Auch als Auftragskillerinnen werden Frauen chronisch unterschätzt.

01.12.2022 Die FAZ geht auf die Knie vor Melanie Waltz' Übersetzung von Virginia Woolfs "Mrs. Dalloway". Der Zeit stellen sich in "Unser wildes Zuhause" 35 Polartiere vor. Dlf übt "Figurenstehen" mit Günter Grass. Dlf Kultur hört es von Alexei Salnikow: "Petrow hat Fieber".