
31.05.2021 Dem Dlf gewährt Rahel Varnhagens "Briefwechsel mit Jugendfreundinnen" bemerkenswerte Einblicke in weibliche Lebenswelten. Die FR vergnügt sich in Niedersachsen mit Lisa Krusches Debüt "Unsere anarchistischen Herzen". Die FAZ nimmt erleichtert auf, dass mit Thomas Unnerstall mal ein Autor die ökologische Krise entdramatisiert. Und die NZZ erkundet mit dem Psychoanalytiker Peter Widmer das Böse im Guten und den Täter im Opfer.

29.05.2021 Die FAZ lauscht gebannt den schweigsamen Bierdialogen von Jaroslav Rudis’ und Nicolas Mahlers "Nachtgestalten". Die SZ zieht die Gespräche zwischen Marguerite Duras und Jean-Luc Godard vor: Denken in action, meint sie. Die NZZ öffnet mit Mathias Enards „Jahresbankett der Totengräber“ eine wahre Wunderkammer des Erzählens. Die taz bewundert die „rauschhaft-künstliche“ Sprache, mit der Zeruya Shalev vom Schicksal zweier Liebender in der zionistischen Untergrundorganisation Leki erzählt. Die Welt saugt mit Alfred Kerrs „sensationellen“ Feuilletons die Atmosphäre Westberlins ein. Und Dlf Kultur blickt mit Leila Slimani in die Geschichte Marokkos.

28.05.2021 Die FAZ begleitet die Transfrau Nora Eckert durch das Berlin der Achtziger. Die SZ ist dankbar für die Wiederentdeckung des Romans "Tramhalte Beethovenstraat", in dem sich die Fotografin Grete Weil an ihr Leben in Amsterdam während der deutschen Besatzung erinnert. Der Dlf staunt über die "verstörende Wucht", mit der Afonso Reis Cabra an den Mord einer Transperson im Portugal der 2000er Jahre erinnert. Dlf Kultur bewundert das innere Leuchten von Tomas Gonzalez' Kurzgeschichten aus Kolumbien. Dank Lucy Pollock verliert er die Angst vor dem Älterwerden.

27.05.2021 Die Zeit bleibt zwiespältig bei der Lektüre von Zeruya Shalevs neuem Roman "Schicksal", der Familiengeschichte mit der Geschichte Israels verknüpft. Großes Lob gibt es für Timon Kalr Kaleytas provokative "Geschichte eines einfachen Mannes". Der Dlf taucht mit Steve Sem-Sandbergs Roman über Woyzeck tief ein in den Zusammenhang von Gewalt und Sexualität. Die FR freut sich über die Entdeckung der japanischen Autorin Yukiko Motoya. Die taz amüsiert sich mit Alltagsszenen aus der Endzeit der DDR in Patricia Holland Moritz' Roman "Kaßbergen". Die FAZ erkundet mit Michael Görings Roman "Dresden" die Zustände in der DDR zwischen 1975 und der Wende.

26.05.2021 Die FAZ staunt mit Svetlana Alpers darüber, wie Walker Evans Amerika im Augenblick seines Verschwindens ablichtete. Außerdem wünscht sie der rasanten Rosmarie Waldrop endlich mehr Leser in Deutschland. Die FR empfiehlt Henning Lobins „Sprachkampf“ all jenen, die sich durch geschlechtergerechtes Sprechen bedroht fühlen. Die SZ schaut mit Michael Hagner dem Schwingen von Foucaults Pendel zu und lässt sich von Mia Couto durch die Kolonialgeschichte Mosambiks führen. Und der Dlf Kultur rät der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zu ein paar Nachhilfestunden in Sachen Raubkunst bei Götz Aly.

25.05.2021 Hingerissen ist die FAZ von Annette Pehnts Kinderbuch, in dem der schüchterne Luki dank Waschbär Hieronymus über sich hinauswächst. Die FR genieß die Lakonie, mit der Naoise Dolan von Politik und Liebe in Hongkong erzählt. Mit Spannung und Entsetzen liest der DlfKultur Karin Smirnoffs Roman "Mein Bruder", der von einer Kindheit im Schatten eines prügelnden Vaters erzählt. Die NZZ begegnet in Silvia Tschuis Roman "Der Wod" der blanken Angst. Und die taz folgt Timo Dorsch zu den Drogenkriegen von Michoacán.

22.05.2021 Die Welt erkennt mit Thomas Chatterton Williams "Selbstporträt in Schwarz und Weiß", wieviel Fiktion in der Konstruktion von Schwarz und Weiß steckt. Die taz erfährt von Riad Sattouf, wie schwer es sei, dem "Araber von gestern" zu entkommen. Der Dlf lässt sich von einem Comic über das Nazijäger-Paar Beate und Serge Klarsfeld inspirieren. Die FAZ erlebt mit Vitali Alekseenok noch einmal die Dramatik der "Weißen Tage von Minsk". Von geradezu unheimlicher Eleganz erscheint der SZ Leila Slimanis neuer Roman "Das Land der Anderen". Und der DlfKultur erlebt in Colins Niels Polar "Nur die Tiere" ein Plot-Wunder.

21.05.2021 Ganz neue Welten eröffnen sich der FAZ im Briefwechsel von Hofmannsthal, Richard Strauss und dem Bühnenbildner Alfred Roller. Die NZZ reist mit Achim Engelberg gebannt an die Ränder Europas. Die SZ bespricht Kinder- und Jugendbücher und empfiehlt besonders Henning Wagenbreths überraschende Kürzestgeschichten. Dlf Kultur taucht mit Birgit Schönau und "Neros Müttern" ein ins Dickicht dynastischer Heiratspolitik im alten Rom. Von Daphna Joel und Luba Vikhanski lernt er: "Das Gehirn hat kein Geschlecht".

20.05.2021 Dlf Kultur erwärmt sich mit Yanick Lahens Roman "Sanfte Debakel" für die Komplexität Haitis. Die FAZ lässt sich von Manfred Enzenspergers Gedichten durch Kölner und Düsseldorfer Straßen und Cafés mitnehmen. Die FR feiert die Poetisierung der Welt durch Anna Baar. Die Zeit lässt sich von Lisa Krusche in die radikale Sanftheit einführen.

19.05.2021 Die Welt lernt von Harald Haarmann, dass die Samen noch mehr Wörter für Schnee haben als die Eskimos. FAZ und SZ vertiefen sich in Hannah Arendts Biografie der Rachel Varnhagen. Die FAZ hüpft mit Alastair Bonnett und Gavin Francis von Insel zu Insel - jedenfalls gedanklich. Mit Daniel Kahneman lernt sie, Störgeräusche zu identifizieren. Dlf Kultur umkreist mit Mathias Enards Roman "Das Jahresbankett der Totengräber" Kartenspiel, Blutwurst, Mittelalter und andere existenzielle Fragen.

18.05.2021 Nach Amy Waldmans Roman "Das ferne Feuer" macht sich die FR keine Illusionen mehr über den Krieg in Afghanistan. Der DlfKultur lässt sich von Helen Macdonalds schillernden Essays "Abendflüge" bezaubern. Scharfsinn und Frische feiert die SZ in John Greens Band "Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?". Der Dlf erkundet deutsche Schuld mit Francis Neniks Roman "E. oder Die Insel". Die FAZ liest neue Bücher zum Antisemitismus.

17.05.2021 Die FAZ feiert Stanislaw Lems große Sprach- und Gedankenkunst, der unter anderem Martin Held in der großen Hörspiel-Box ganz hervorragend Ausdruck verleihe. Die taz rühmt den walischen Autor Arthur Machen als Vater des modernen Horrors. Der DlfKultur lässt sich von Asa Wikforss das Hörensagen austreiben. Und der Dlf begibt sich beglückt mit dem Pastor und Naturkundler Gilbert White auf die Spuren von Zwergmaus und Ringdrossel.

15.05.2021 Die SZ liest mit Gewinn zwei Romane, die vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse in Hongkong spielen, Naoise Dolans "Aufregende Zeiten" und Ling Mas "New York Ghost". Die taz bespricht den Briefwechsel Rahel von Varnhagens mit ihren Jugendfreundinnen und Hannah Arendts berühmte Varnhagen-Biografie in kritischer Neuausgabe.Die FR empfiehlt Ulrike Kolbs "Erinnerungen so nah" und die Welt Alexander Tismas Memoiren.

14.05.2021 Die SZ geht mit Kae Tempest auf die schmerzhafte Suche nach Identität und Mitgefühl. Von David Goodhart erfährt sie, was der Statusverlust der "Herz- und Hand-Berufe" mit dem Erfolg populistischer Kräfte zu tun hat. Die Welt blättert im bunten Leben der Billie Eilish. Die FR lernt von dem Architekturhistoriker Wolfgang Pehnt, weshalb Chicago als Paris und Moskau als Rom durchgeht. Die FAZ schaut sich mit Charlotte Van den Broeck derweil 13 tragische Bauwerke an. Dlf Kultur geht in Pascal Bressons und Sylvain Doranges Graphic Novel mit Beate und Serge Klarsfeld auf Nazijagd.

12.05.2021 Vitomil Zupan lesen, ruft die NZZ, die nicht begreift, dass der slowenische Dichter bis heute in Deutschland unbekannt ist, und empfiehlt seinen verzweifelt-abenteuerlichen Antikriegsroman "Menuett für Gitarre (zu 25 Schuss)". Die FAZ lässt sich von Anna Pavlovna Nerkagi in das nomadische Dasein der Nenzen einführen. Dlf Kultur lernt von Thomas de Padova, wie sich die Mathematik in der Renaissance neu erfand. Die Zeit versinkt in den Liebesbriefen von Albert Camus und Maria Casares.

11.05.2021 Ziemlich cool findet der DLf, wie Fatima Daas in "Die jüngste Tochter" vom Leben einer muslimischen Lesbe erzählt - und die Liebesszenen sagenhaft! Der DlfKultur mag die sympathische Ratlosigkeit, mit der Rumena Buzarovska in ihren Stories "Mein mann" auf die Geschlechterbeziehungen blickt. Hin und weg ist er auch von Jamaica Kincaids Roman über ihren Vater "Mister Potter". Und die FAZ empfiehlt nachdrücklich Rudolf Bussmann fundierten Reise-Essay "Herbst in Nordkorea", der ganz ohne Überheblichkeit auskommt.

10.05.2021 Als tolle Entdeckung feiert die taz die schwarze Dichterin und Aktivistin Wanda Coleman, die ein Faible für Charles Bukowski hatte. Voll des Lobes ist die NZZ auch für Yulia Marfutovas Debütroman "Der Himmel vor hundert Jahren". Die FR begegnet der Schlechtigkeit des Menschen in Christoph Heins "Guldenberg". Der DlfKultur liest berührt Boris Golzios Graphic Novel "Geschichte von Francine R". Nach Götz Alys bestürzendem Buch "Das Prachtboot" möchten SZ und Dlf das Objekt lieber nicht mehr im Humboldt-Forum sehen.

08.05.2021 Mit "Das Prachtboot" beweist Götz Aly mal wieder seinen erstklassigen Ruf als Zerstörer historischer Mythen - in diesem Fall den Mythos, das große Südseeboot im Humboldt Forum sei freiwillig von den Bewohnern der Insel Luf hergegeben worden -, lobt die FAZ. Die SZ lernt von Ruth Herzberg, wie man mit einem Mann unglücklich wird. Die Welt sympathisiert mit einem Panoptikum der Gescheiterten in den Erzählungen von John Wray. Die taz liest ergriffen Ahmad Danny Ramadans schwule Liebesgeschichte "Die Wäscheleinen-Schaukel".

07.05.2021 Die FR bricht mit einer Auswahl von Erzählungen Gaito Gasdanows die "kanonisierte Geschichtsstille" auf. Die SZ genießt die sanfte Weltuntergangsatmosphäre in Nicolas Mahlers und Jaroslav Rudiš' "Prager Noir" Comic "Nachtgestalten". Außerdem bespricht sie Kinder- und Jugendbücher und empfiehlt besonders "Poedu", eine Auswahl von Gedichten für und von Kindern. Dlf Kultur schlüpft mit Jan Wagners "beiläufiger Prosa" als Borkenkäfer in Büchners Botanisierungstrommel. Und die FAZ empfiehlt Biografien über Sophie Scholl und Joseph Beuys.

06.05.2021 Die FAZ lässt sich mit den Liebesgedichten von Edip Cansever, Cemal Süreya und Turgut Uyar durch das libertinäre Istanbul der fünfziger Jahre treiben. Der Dlf amüsiert sich mit Olga Flors satirisch aufgebrezeltem Polit-Dorf-Roman "Morituri". Die Zeit lernt am Beispiel von 13 tragisch misslungenen Bauwerken, was ein echtes Wagnis ist. Die FR durchlebt mit Orkun Erteners Roman "Was bisher geschah (und was niemals geschehen darf)" ein wunderbar lebenskluges Roadmovie.

05.05.2021 Dlf Kultur gibt sich betört dem Frühlingsmärchen von Ali Smith hin. Und falls Papa in nächster Zeit frühlingsbedingt ein heikles Gespräch mit dem Nachwuchs bevorsteht, wird das Aufklärungsbuch von Marc-Uwe Kling und Astrid Henn empfohlen. Die NZZ lernt von Anna Baars Debütroman "Nil", dass der Verlust der Gewissheit auch ein Gewinn sein kann. Die FR vertieft sich in Anna Brüggemanns "Trennungsroman". Und die FAZ lernt von Birgit Schönau die Patchworkfamilie Neros kennen.

04.05.2021 Der DlfKultur bewundert Kunstfertigkeit und Hellsicht in Ling Mas Roman "New York Ghost", in dem die Stadt vom Shen-Fieber heimgesucht wird. Als Baldwins polnischen Erben feiert die taz Tomasz Jedrowskis für seinen Roman "Im Wasser sind wir schwerelos". Die SZ preist Tom Hollands Opus "Herrschaft", das keinen Unterschied mehr kennt zwischen Geschichte und schöner Literatur. Brillant findet die NZZ Christine Korsgaards Ethik "Tiere wie wir". Auch über die Neuauflage von George Orwells frühen Werken freut sie sich. Und als Hommage auf Paris lässt sich die FAZ Marc Petitjeans Erzählung "Das Herz" gefallen, die von der Affäre seines Vaters mit Frida Kahlo erzählt.

03.05.2021 Der DlfKultur lernt von Giulia Mensitieri, wie gern sich die Menschen in der Modebranche, "dem schönsten Gewerbe der Welt", ausbeuten lassen - nur um dazuzugehören. Die SZ liest berührt die Erinnerungen des Bayern-Präsidenten Kurt Landauer. Die taz lernt mit Stefan Gärtner, den einverständigen Sprachgestus - Alles gut! - zu verabscheuen. Und die FAZ bewundert, wie David Peace in seinem Krimi "Tokio, neue Stadt" Poesie und Wahrhaftigkeit verbindet.