31.05.2011 Nicht immer ganz überzeugt, aber gründlich irritiert lesen SZ und NZZ Elias Khourys Roman aus dem libanesischen Bürgerkrieg "Yalo". Die NZZ kann auch in Buchform die Dramolette Antonio Fians empfehlen, der sich gewohnt furchtlos dem politischen Wahnsinn Österreichs stellt. Als metaphysischen Thriller genießt die FAZ Markus Orths' Roman "Die Tarnkappe".
30.05.2011 Fesseln lässt sich die FAZ von Najem Walis märchenhaften Erinnerungen "Engel des Südens" an den untergangenen multiethnische Irak. Berührt liest die FR Hanif Kureishis Erinnerungen an seinen Vater "Mein Ohr an Deinem Herzen". Die SZ tritt mit Paul Ginsborg an zum Unternehmen "Italien retten".
28.05.2011 Die SZ bereitet sich mit Jonathan Wilsons "Revolutionen auf dem Rasen" auf das Champions-League-Finale vor. Die taz vertieft sich in einen Krimiklassiker, Jim Nisbets "Tödliche Injektion". Salvatore Niffois "Barfüßige Witwe" weiß alles über Blutrache in Sardinen, lernt fröstelnd die NZZ. Die FAZ packt zwei Überraschungsgeschenke von Nathaniel Hawthorne aus.
27.05.2011 Sehr beeindruckt ist die FR von Stefanie Sourliers melancholischen Erzählungen "Das Weiße Meer". Bestens unterhalten fühlt sich die FAZ von Olivier Silligs raffiniertem Historienschmöker "Schule der Gaukler". Die SZ liest erbost Jan Eike Dunkhases beschönigende Biografie des Historikers Werner Conze.
26.05.2011 Die Zeit macht eine Entdeckung: Wenn sie von Ingeborg Bachmann sind, liest sie auch Seifenopern gern. Die NZZ frohlockt über David Mitchells raffiniert gesponnenen Roman "Number 9 Dream". Gern gefolgt ist sie auch Silvia Avallone in das Stahlarbeitermilieu von Piombino. Die SZ kann Paul Nizons Essay über Goya sehr empfehlen. Die FAZ erkennt das Genie Paul Böhmers und seiner Gedichte "Am Meer. An Land. Bei mir".
25.05.2011 Die SZ liest mit Gewinn und Vergnügen Douglas Couplands Biografie des kauzigen Großtheoretikers Marshall McLuhan. Charles Burns' Comic "Black Hole" weiht sie in die Geheimnisse der Pubertät ein: Das Groteske ist das Vitale. Die NZZ taucht mit Esther Kinskys "Banatsko" in die ungarische Tiefebene. Die FR lässt sich von Angela Krauß mit feiner Ironie beglücken. Überfällig findet die FAZ Jasmin Meerhoffs nicht nur komische Kulturgeschichte der Bedienungsanleitung "Read me!".
24.05.2011 Die NZZ lernt von Kim Leines Roman "Die Untreue der Grönländer, wie hanebüchen das Leben im Hohen Norden ist. Die FAZ feiert mit Jim Nisbets "Tödliche Injektion" auch das Roulette als literarisches Meistergenre. Sehr empfehlen kann sie auch den Sammelband über das moderne Individuum "Kreation und Depression". Die SZ liest angeregt, aber auch leicht irritiert Klaus Harpprechts Liebesgechichte von "Arletty und ihrem deutschen Offizier".
23.05.2011 Die FAZ freut sich über die Neuauflage von Mordecai Richlers Familiensaga "Solomon Gursky", die den geschicken einer kanadischen Schnapsschmuggler-Dynastie folgt. Wut, Verzweiflung und Pathos entdeckt die beeindruckte SZ in Albert Ostermaiers Roman "Schwarze Sonne scheine". In Thomas Rieglers Buch über Österreichs Umgang mit dem Nahostterrorismus "Im Fadenkreuz" lernt sie, was Realpolitik war.
21.05.2011 Der will hoch hinaus, der Albert Ostermaier, lobt die FAZ nach Lektüre seines autobiografischen Romans "Schwarze Sonne scheine". Die FR liest mit Wolfgang Schömels "Die große Verschwendung" amüsiert den Roman der Stunde: Es geht um einen alternden, von Machtlust und "Priapismus" getriebenen Grünen-Politiker. Die taz entdeckt Louis Althusser neu. Die NZZ vertieft sich in ein Handbuch der politischen Ikonografie. Die SZ folgt den Lockungen von Mike Jays Kulturgeschichte der Drogen.
20.05.2011 Mit großem Interesse liest die FR Robert Castels Studie zur "Krise der Arbeit", hätte sich seine Kritik an den Verhältnissen aber offensiver gewünscht. Außerdem liest sie das von Jochen Gerz zusammengetragene kollektive Tagebuch der Dortmunder Nordstadt. Die FAZ rätselt über Rabea Edels Roman "Ein dunkler Moment".
19.05.2011 Starke Franzosen heute: Die Zeit preist Marie N'Diayes federleichtes und heiteres "Selbstporträt in Grün", das sich jeder festgelegten Existenz entzieht. Als Plädoyer für Autonomie und Individualität empfiehlt sie auch Alain Ehrenbergs "Das Unbehagen in der Gesellschaft". Der FAZ lernt von Anka Muhlsteins Biografie "Die Austern des Monsieur Balzac", die Comedie humaine als Restaurantführer zu lesen. Und die SZ freut sich, wieder Golo Manns Biografie "Friedrich von Gentz" lesen zu können.
18.05.2011 Für eine
furchteinflößenden Landeskunde hält die
NZZ Sreten Ugricics Serbien-Roman "An den unbekannten Helden". Fröstelnd liest die
SZ Paul Leautauds scharfsinniges, aber doch recht gefühlskaltes "Kriegstagebuch 1939-1945" (hier unser
Vorgeblättert). Die
FR preist den Briefwechsel zwischen
Sigmund Freund und
Martha Bernays, die
FAZ kann
Paul Murrays Internatsroman "Skippy stirbt" empfehlen.
17.05.2011 Die FAZ ist absolut hingerissen von Salka Viertels Erinnerungen "Das unbelehrbare Herz": Im Salon der Schauspielerin in Hollywood ging die gesamte deutsche Emigranten-Boheme ein und aus. Als subtile Meditation über das Töten preist die NZZ Leo Tuors rätoromanischen Roman "Settembrini" über die Kunst des Jagens. Sehr berührt hat sie Yanick Lahens' Haiti-Journal "Und plötzlich tut sich der Boden auf". Die SZ lässt sich trotz anfänglicher Gegenwehr von Sjons Roman "Das Gleißen der Nacht" fesseln.
16.05.2011 Zum siebzigsten Geburtstag Seiner Bobness räumt die FAZ eine Reihe neuer Veröffentlichungen vom Schreibtisch, empfehlen kann sie Olaf Benzingers Buch "Bob Dylan". Auf Trab hält sie außerdem Damon Galgut mit seinen Reisen "In fremden Räumen". Die SZ liest Dieter Henrichs "Werke im Werden" als Aufruf zu einer Literaturgeschichte der Philosophie.
14.05.2011 Die FAZ sieht die Meuterei auf der Bounty mit ganz neuen Augen: denen des "Schiffsjungen". Außerdem lernt sie von Walter Kempowski einiges über den "Umgang mit Größen". Die NZZ bewundert die filigrane Prosa von Gyrdir Eliassons Roman "Ein Eichhörnchen auf Wanderschaft". Die taz lässt sich von dem dänischen Autor Kim Leine in die "Untreue der Grönländer" einweihen.
13.05.2011 Die FAZ verneigt sich vor John Updike, dessen letzte Erzählungen in "Die Tränen meines Vaters" versammelt sind. Mit Vergnügen liest sie Robert Penns Fahrradbuch "Vom Glück auf zwei Rädern". Die SZ lässt sich von Gerard Donovans Roman-Erstling "Ein bitterkalter Nachmittag" in Endzeitstimmung versetzen.
12.05.2011 Die Zeit empfiehlt sehr nachdrücklich Julian Schütts Max-Frisch-Biografie: Er beherrscht nicht nur die Nuance, sondern auch die Pointe. Als große Begabung preist die FAZ Nora Bossong und ihre Gedichte "Sommer vor den Mauern". Die SZ liest mit größtem Vergnügen Karen Russells Roman "Swamplandia" über eine Aussteigerfamilie in Florida, und auch Kurt Floerickes Brevier über "Nagetiere" amüsiert sie sehr. Die NZZ stellt Dominik Perlers Philosophiegeschichte "Transformationen der Gefühle" vor.
11.05.2011 Sehr empfehlen kann die NZZ Peter Oliver Loews emphatische und kenntnisreiche Biografie der Stadt Danzig. Die SZ sieht Marianne Weber durch Bärbel Meurers Biografie ins rechte Licht und aus dem Schatten ihres Mannes gerückt. Groß und bedeutsam findet die FAZ die von Sönke Neitzel und Harald Welzer herausgegeben Abhörprotokolle deutscher Soldaten. Und die FR gruselt sich wohlig mit John Cheevers Surburbia-Roman "Die Lichter von Bullet Park".
10.05.2011 Als tiefsinnig und komisch empfiehlt die FAZ Andrea Camilleris Schelmenroman "Steng vertraulich". Ganz schwermütig wird sie über Christoph Meckels Gedichten "Gottgewimmer". Die NZZ preist Peter Kurzecks Großchronik "Vorabend" als Glücksfall für die Literatur.
09.05.2011 Seufzend hält die FR Tony Judts Verteidigung einer gerechter Gesellschaft "Schlecht geht es dem Land" in den Händen: So gut stand einmal die Sozialdemokratie da. Zur Stärkung des menschlichen Eigensinns kann sie auch Alexander Kluges "Das Bohren harter Bretter" empfehlen. Die SZ lässt sich von Matthias Matusseks "Katholischem Abenteuer" nicht bekehren, dies aber mit Vergnügen. Die FAZ würdigt Georg Steinbergs Auseinandersetzung mit dem Prozessrecht und das wütende Plädoyer des Milchbauern Romuald Schaber "Blutmilch".
07.05.2011 Aufregende Bücher heute: Die NZZ preist Andrzej Barts Roman "Die Fliegenfängerfabrik", der die Geschichte des Lodzer Judenrats Chaim Rumkowski erzählt, und zwar ebenso ergreifend wie magisch. Die FAZ durchquert mit Wolfgang Büscher zu Fuß die USA von Nord nach Süd und lernt mit V.S. Naipauls "Afrikanischem Maskenspiel", die Sanftmut der Pygmäen zu lieben. Die FR rühmt den "brillanten Apokalyptiker" John Burnside und seinen Roman "Lügen über meinen Vater". Die taz verreißt Peter Handkes "Großen Fall" als Ansammlung von Vorurteilen.
06.05.2011 Die SZ liest beeindruckt von der hohen Prägnanz die Erinnerungen "Da steht mein Haus" des Psychoanalytikers und Schriftstellers Hans Keilson. Außerdem arbeitet sie sich durch Jan Assmanns neue Studie "Religio duplex". Die FAZ rühmt zum 150. Geburtstag des Nobelpreisträgers Rabindranath Tagore die Brillanz seiner "Gedichte und Lieder".
05.05.2011 In seinem Roman "Die Orangen des Präsidenten" erzählt Abbas Khider von seinen Jahren im irakischen Gefängnis, und die Zeit trifft es wie ein Schlag: Der Lagerroman ist keine historische Gattung, er ist brandaktuell. Außerdem stellt sie Oliver Hilmes' Biografie des Komponisten und Salonlöwen Franz Liszt. Die NZZ liest gefesselt Florian Klenks Reportagen "Früher war hier das Ende der Welt". Die FAZ empfiehlt "Urban Gardening".
04.05.2011 Die SZ liest mit großem Vergnügen Lena Goreliks Buch "Lieber Mischa", dem sie Brillanz und nonchalanten Humor bescheinigen kann. Die FR stellt Bernadette Conrads empfatische Biografie der Autorin Paula Fox vor, die sie für ihre existenziell grundierten Erzählungen bewundert. Die FAZ lässt sich von Robert Penns Begeisterung fürs Fahrrad zwar nicht anstecken aber beeindrucken.
03.05.2011 Die NZZ liest gefesselt Leonardo Paduras Roman über Trotzkis Mörder Ramon Mercader "Der Mann, der Hunde liebte" und staunt, dass er auf Kuba erscheinen durfte. Sehr empfehlen kann die taz Rainer Balcerowiaks "Demokratisches Weinbuch", das Einspruch erhebt gegen Prosecco, Federweißer und Beaujolais Primeur.
02.05.2011 In der SZ feiert der Kunsthistoriker Horst Bredekamp das Buch "Der Ursprung der Schönheit" des Evolutionsbiologen Josef H. Reichholf als großes Werk - über Freiheit und Gerechtigkeit. Die FAZ empfiehlt noch einmal nachdrücklich Jan Karskis "Bericht an die Welt" sowie Thomas Webers Studie "Hitlers erster Krieg".