
31.05.2022 Die FAZ liest berührt Anna Yeliz Schentkes Roman "Kangal", der ihr unterschiedliche Sichtweisen auf ein Leben zwischen Istanbul und Frankfurt eröffnet. Außerdem schult sie ihr Hessisch und ihr Plattdeutsch. Die NZZ leckt mit Steinunn Sigurdardottirs Gedichten "Nachtdämmern" an der abblätternden Gletscherglatze. Die FR stellt Andrea Sawatzkis "Brunnenstraße" in die Reihe beeindruckender Demenzromane neben Arno Geiger und Gabriele von Arnim. Und der DlfKultur empfiehlt Rahul Rainas "Bekenntnisse eines Betrügers" als einen Mix aus Bollywood und Heute-Show.

30.05.2022 Der Dlf bemerkt anerkennend, dass sich auch Gerhard Roths neuer Roman nahtlos in das pessimistische Menschheitsbild des Autors einfügt. Gefesselt liest er zudem Liz Kesslers Jugendroman über drei Freunde in Wien Mitte der dreißiger Jahre. Die FR lässt sich gern von Katharina Hacker mit sanfter Melancholie und Herz aus der Pandemie führen. Die SZ lernt mit Mark Jones "1923" als das Erfolgsjahr der deutschen Demokratie kennen.

28.05.2022 Dem Leid ins Gesicht zu sehen, lernt die taz von Deborah Nelson, die in ihrem Buch "Denken ohne Trost" unsentimentale Denkerinnen porträtiert. Aufgewühlt liest sie in Bettina Wilperts Roman "Herumtreiberinnen" von reaktionärer Sexualmoral, Misogynie und Rassismus in der DDR. Die FAS kann den grimmigen Humor in Anna Burns Nordirland-Roman "Amelia" gut verkraften. Der Dlf bewundert, wie Ursula Krechel in ihren Essays Abstraktes und Körperlich-Sinnliches verbindet. Der DlfKultur lässt sich von Julio Cortazar neue poetische Welten eröffnen.

27.05.2022 Die FAZ lernt von dem Kunsthistoriker Johannes Grave, was die Rezeption von Bildern zum kreativen Akt macht. Die NZZ staunt, wie der Ex-Marine Phil Clay seine Erfahrungen von Krieg und Drohnenkampf zu einem raffinierten Roman verarbeitet. Von Julia Weber lässt sie sich über Mutterpflichten aufklären. Dlf Kultur entdeckt in Jochen Schimmangs „Laborschläfer“ einen Proust der Gegenwart. Walter Isaacson verdankt er Einblicke in die CRISPR-Forschung.

25.05.2022 Die FAZ rät dringend, zunächst Stephen Cranes "Geschichten eines New Yorker Künstlers" und erst dann Paul Austers monumentale Crane-Biografie zu lesen. Die NZZ blickt mit Lacy Kornitzer einer finsteren Zukunft in Ungarn entgegen. Die Zeit lernt von N. K. Jemisin: Die allerschlimmsten Schurken sind weiße Männer mit Dutt. Die SZ lauscht J. M. G. Le Clezios sinnlichem Bretonischen Lied. Maria Stepanovas feministische Gedichte sind für den Dlf Kultur nicht weniger als Höhepunkte im "Stimmenkonzert der Weltpoesie". Für ein Meisterwerk hält er auch den neuen Prachtband über Otl Aicher.

24.05.2022 Als die politische Lyrik der Stunde preist der DlfKultur Ilya Kaminskys narrativen Gedichtband "Republik der Taubheit". Darin stellt sich eine ukrainische Stadt taub aus Protest gegen ihre Belagerer. Die FAZ lässt sich von Fang Fangs Roman "Wütendes Feuer" die Augen öffnen für die Umbrüche, denen China in den Neunzigern ausgesetzt war. Mit Sarah M. Brooms "Das gelbe Haus" erlebt sie noch einmal die Verheerungen, die Hurrikan Katrina über New Orleans brachte. Die FR spürte Wahrhaftigkeit in Mary Paulson-Ellis' Roman "Die andere Mrs. Walker".

23.05.2022 Leider notwendig findet die SZ Rüdiger von Fritschs Buch "Zeitenwende", das ihr Ignoranz und Opportunismus des Westens in Bezug auf Russland in aller Peinlichkeit vor Augen führt. Instruktiv findet sie auch Serhii Plokhys Essays zur ukrainische Geschichte "Die Frontlinie". Die taz folgt Fiston Mwanza Mujilas Roman "Tanz der Teufel" in die Diamantenminen von Lubumbashi. Die FAZ empfiehlt Kinderbücher, darunter Juri Johanssons und Stefanie Jeschkes einfallsreiches Bestiarium "Von Schildflöten, Herdmännchen und Großmaulnashörner."

21.05.2022 Die SZ begibt sich mit Gary Shteyngart auf "Landpartie" und unterhält sich so blendend, dass sie sich den Roman auch als TV-Serie erträumt. Mit Eva Biringer lernt die SZ außerdem, dass auch die Zukunft des Trinkens weiblich ist. Es geht überhaupt viel ums Weibliche, etwa in Clarice Lispectors neuen Erzählungen, wahre "Rohdiamanten", findet die taz. Und bei Julia May Jonas, deren Protagonistin zur Verwirrung ihrer Gefühle etwas mit "Vladimir" anfängt.

20.05.2022 Der Dlf blickt mit den beiden Historikerinnen Franziska Davies und Katja Makhotina in die "Offenen Wunden Osteuropas". Die NZZ erkennt mit Oliver Lubrichs intellektueller Humboldt- Biografie: Reisen in die Fremde befördert die Selbstwahrnehmung! Die FAZ staunt mit Juliane Rebentisch über die Ambivalenzen im Denken Hannah Arendts. Die SZ empfiehlt heute Kinderbücher, darunter besonders Nikolaus Heidelbachs fantastische Reise über den Meeresboden.

19.05.2022 Die FAZ bewundert die Erdnähe des Dichters Ted Hughes, der übrigens auch schon von Robert Habeck übersetzt wurde. Die FR lässt sich von Christian Bommarius in den "Rausch des Aufruhrs" versetzen, den Deutschland 1923 durchlebte. Die NZZ lernt von Peter Sloterdijk die Grundzüge des grauen Denkens. Die SZ vertieft sich in Wolfgang Knöbls Kritik soziologischer Vernunft. Die Zeit lässt sich von Robert Pfaller den Unterschied zwischen Scham und Pseudoscham erklären.

18.05.2022 Die FAZ mischt sich mit Adam Bodors Roman "Die Vögel von Verhovina" unter eine Schar renitenter Internatszöglinge in Transsylvanien. Und sie lernt von Thomas O. Höllmann, dass die neue Seidenstraße längst nicht so kosmopolitisch ist wie die alte. Die NZZ bewundert den Dreiklang von Poesie, Ironie und Finesse in Andrej Bitows "Leben bei windigem Wetter". Die taz lauscht dem "RussenRap" Andrej Gelassimows. Die SZ wagt sich mit einem brandneuen Corto Maltese auf den schwarzen Ozean.

17.05.2022 Als wundersamen Erzählkosmos feiert die FR Louis Ginzbergs "Die Legenden der Juden", die mit fast hundert Jahren Verspätung endlich auch auf Deutsch erscheinen. Der Dlf stutzt über Isaac Babels Reportagen "Wandernde Sterne": War der gerühmte Autor der "Reiterarmee" etwa ein lupenreiner Propagandist? Der DlfKultur begibt sich mit Bryan Washingtons Roman "Lot" in eine Nachbarschaft der Abgehängten. Die FAZ liest mit Vergnügen Verena Roßbachers Roman "Mon Chéri".

16.05.2022 Die FAZ folgt Wolfgang Heckl in die Welt der Technik, von Röntgens erstem Schattenbild bis zum Covid-Impfstoff von Biontech. Empfehlen kann sie auch die Hörbuchversion von Karl Schlögels "Entscheidung in Kiew". Die SZ bringt sich mit dem "Atlas der Unordnung" auf den aktuellen Stand der Geopolitik. Der Debütroman des iranischen Filmemachers Asjadi lässt den DlfKultur berührt, aber ratlos zurück. FR und Dlf raufen sich die Haare über Uwe Tellkamps Verschwörungsepos "Der Schlaf in den Uhren".

14.05.2022 Die taz lässt sich von Olaf Bernau über die Dauerkrise in der Sahelzone aufklären. Die FAZ hofft mit Katja Diehl auf mehr autofreien Lebensraum in der Stadt. Die FR lässt sich von Szepan Twardoch gebannt durch europäische Geschichte treiben. Der Dlf lauscht Steinunn Sigurdardottirs lyrischem Abgesang auf isländische Gletscher. Und FAS, FAZ und taz ringen mit dem neuen Tellkamp: Ein Ungeheuer, meint die FAS, „grandios gehässige“ Passagen wecken die taz, immerhin anders als der übliche „Eineitsbrei“, beschwichtigt die FAZ.

13.05.2022 Die SZ staunt, wie heiter und dicht Yade Yasemin Önder von einer jungen Bulimikerin und ihrem 400 Kilo schweren Vater erzählt. Die FR bekommt Gänsehaut angesichts der Aktualität von Ingo Schulzes Bericht von einer Podiumsdiskussion 2016 im ukrainischen Charkiw. Die FAZ bewundert, wie der amerikanische Fotograf Mitch Epstein den Umgang mit Eigentumsrechten in North Dakota oder an der Grenze zu Mexiko einfängt. Der Dlf experimentiert mit Endre Kukorelly im Ungarn zwischen 1944 und 1995. Und Dlf Kultur probiert mit Slata Roschal "153 Formen des Nichtseins".

12.05.2022 Die FR begeistert sich für Yade Yasemin Önders Sprachkunstwerk "Wir wissen, wir könnten, und fallen synchron". Die FAZ lacht sich scheckig mit Juhani Karilas Roman "Der Fluch des Hechts" aus der nordfinnischen Pampa, der Krimi, Fantasy und Lovestory vereinigt. Lob gibt es auch für Michael Kempes Leibniz-Biografie. Nur: Wo bleibt der Sex, fragt die FR. SZ und Zeit verheddern sich hoffnungslos in Uwe Tellkamps neuem Roman "Der Schlaf in den Uhren".

11.05.2022 Die FAZ begrüßt die Wiederauflage von C.L.R. James' Klassiker über die Revolution von Haiti und liest im Anschluss interessiert Sudhir Hazareesinghs Biografie des Revolutionärs Toussaint Louverture. Gerbrand Bakker folgt sie gebannt bei der "fortschreitenden Selbstentblößung". Die FR erinnert sich mit Gedichten von Ulrike Almut Sandig an das Kinderlied-Wesen Zippelonika. Zornig und brillant wie Jelinek wird die NZZ von Heike Geissler daran erinnert, dass die Klage eine literarische Form sein kann. Und die SZ kann Delphine de Vigans Social-Media-Krimi nicht aus der Hand legen.

10.05.2022 Ein wenig überraschend lobt Micha Brumlik in der taz James Lindsays und Helen Pluckroses Streitschrift "Zynische Theorien" gegen identitätspolitischen Dogmatismus für argumentativen Reichtum und Scharfsinn. Der Dlf liest bei Nathaniel Rich über die Versumpfung Louisianas und giftige Stoffe in Funktionsjacken. Die SZ wünschte sich, Eltern würden ihren Kindern Christian Schultz-Gersteins Essays und Kritiken vermachen. Die FAZ kommt mit Katharina Adlers Roman "Iglhaut" voll auf ihre Kosten. Und der DlfKultur beobachtet fasziniert, wie Jürgen Nendza mit der Sprachschaufel das lyrische Wortfeld bestellt.

09.05.2022 Die SZ reist mit Franziska Davies und Katja Makhotina zu den "Offene Wunden Osteuropas" und fragt sich, warum Orte wie Blagowschtschina und Korjukiwka nicht zu unserer Erinnerungskultur gehören. Der Dlf feiert eine Edition mit den Essays des bestürzend gebildeten Schriftstellers Max Hermann-Neiße. Der DlfKultur folgt dem finnischen Fotografen Perttu Saksa zu den Ölfeldern Nigerias. Die FR lernt von Silke Kipper, woher die Romantik der Nachtigall rührt.

07.05.2022 Die Welt lernt von Keiichiro Hiranos "Das Leben eines Anderen", wie sehr Romane einem Identitätsschwindel gleichen. Etwas traurig winkt sie ab bei Uwe Tellkamps neuem Roman "Der Schlaf in den Uhren": hochpoetisch, aber so fremdenfeindlich. SZ, Welt und Dlf Kultur versinken in Sibylle Bergs Dystopie "RCE". Die FAZ liest zwei Bücher, die sich kritisch mit dem Konzept der Genderidentät und ihren Tabus auseinandersetzen. Die taz amüsiert sich mit Asa Larssons Thriller "Wer ohne Sünde ist". Der Dlf bleibt "nachts wach" mit der Pflegerin Berthe Arlo.

06.05.2022 Die FAZ träumt mit Nicklas Brendborg davon, sich wie die kleine Qualle Turritopsis immer neu zu regenerieren. Die FR verdankt dem Historiker Michael Wildt einen Reichtum an Erkenntnissen über die deutsche Geschichte zwischen 1918 und 1945. Die SZ kämpft mit Zoran Drvenkas süßen Schlampen gegen kriminelle Banden. Wahrhaftige Kunst ist für sie Eckhart Nickels "Spitzweg". Der Dlf begibt sich mit Re Soupault auf eine Radreise durch die Fünfziger. Und Dlf Kultur hebt Hamid Ismailov in den "literarischen Olymp".

05.05.2022 NZZ und FR sind uneins über Sibylle Bergs "RCE": Ein Blockbuster-Feuerwerk zündet die FR, die NZZ fragt: "Ist das noch Kitsch, oder ist es schon unfreiwillige Selbstparodie?" Der neue Handke entzweit indes FAZ und SZ: Schön kauzig findet die SZ das Bändchen, während die FAZ aufatmet: "Das neue Buch von Peter Handke kommt ohne Pilze aus." Zeit und Dlf lassen sich mit Eckhart Nickel und Carl Spitzweg auf einen prickelnden Flirt mit dem Biedermeier ein. Döblin wäre begeistert, glaubt die FAZ nach der Lektüre von Andrea Roedigs Roman über das Zerbrechen einer Metzgersippe.

04.05.2022 Nach dreißig Romanen entdeckt die FAZ Percival Everett, der ihr in "Erschütterung" die Geschichte eines Kontrollverlusts erzählt. Die FR hört nochmal genau hin, wenn Joachim Bessing, Annette Humpe und andere 33 fast perfekte Pop-Songs auf Ohrwurmtauglichkeit prüfen. Die SZ lässt sich auf das Experiment ein, alles zu lesen, was Wolfram Lotz innerhalb eines Jahres in endloser Detailfülle niedergeschrieben hat. Wertvoll findet der Dlf Shulamit Volkovs Beitrag zur deutschen Geschichte aus jüdischer Sicht. Und Dlf Kultur macht sich mit Stephen Walker auf den Weg ins All.

03.05.2022 Der DlfKultur freut sich, dass Kathy Ackers lange indexierter Roman "Bis aufs Blut" endlich auf Deutsch zugänglich wird: Ein Roman wie eine SM-Session. Die FR liest in Annekathrin Kohouts Kulturgeschichte der "Nerds" nach, wie sich technikaffine Soziopathen in Erfolgsmenschen wandelten. Der Dlf übt das geistige Flanieren mit Lilian Peters Essays "Mutter geht aus". Beeindruckt liest die FAZ, wie Khaled Khalifa in "Keiner betete an ihren Gräbern" ein gesellschaftliches Panorama Aleppos entfaltet.

02.05.2022 Sehr instruktiv findet der DlfKultur Wolfgang Müller-Funks Diskursgeschichte der Grausamkeit "Crudelitas". Die SZ liest bei Tobias Moorstedt nach, wie und warum sich Männer erfolgreich vor mehr Familienarbeit drücken. Die FAZ lernt bei Daniel Dettling ein wenig klimaneutralen Optimismus und übt sich mit Riku Ondas Kriminalroman "Die Aosawa-Morde" in der hohen Kunst des Shin-Honkaku.