
31.12.2021 Die taz malt sich mit Manuele Fior ein postapokalyptisches Venedig in leuchtenden Farben aus. Die FAZ lernt in Ai Weiweis Doppelbiografie zwei Künstler mit Zivilcourage kennen. Die SZ liebt, schwärmt und träumt von einer Welt ohne Rassismus und Klassismus im Band „Blackout“, der Erzählungen verschiedener afroamerikanischer Autorinnen versammelt. Und Dlf Kultur findet bei Michael Ignatieff zumindest ein bisschen Trost in dunklen Zeiten. Und nun wünschen auch die Perlentaucher allen Leserinnen und Lesern einen guten Rutsch!

30.12.2021 Die FAZ verkriecht sich mit Svealana Kutschkes „Gewittertieren“ nach dem Mauerfall im Bunker. Mit Natasha Pulley und einem Androiden macht sie das historische London von 1884 unsicher. Die FR liest Gedichte von Heinrich Böll. Die SZ entdeckt in Ingmar Bergmanns Notizen geschriebene Filme. Die NZZ kommt David Bowie ganz nahe mit Reinhard Kleists Comic-Biografie. Und Dlf Kultur reist mit Katerina Schiná, strickenden Samurai und Suffragetten durch die Kulturgeschichte des Strickens.

29.12.2021 Die FAZ findet in den Notizen des ukrainischen Maidan-Aktivisten Oleg Senzow aus dem Gefängnis eine surreale Dramatik, die sie tief beeindruckt. Die NZZ erkennt in den Essays Olga Tokarczuks eine Autorin, die gegen die Vereindeutigung der Welt kämpft. Die FR erkundet mit Horst Bredekamp die Welt Michelangelos. Dlf Kultur lernt von Andreas Nemet und Hans-Christian Schmidt, wie man Liebe macht.

28.12.2021 Die SZ lernt das Lesen ganz neu mit Can Xues wunderbar eigenartigem Roman „Liebe im neuen Jahrtausend“. Außerdem rät sie dringend zur Wiederentdeckung von Walter Scott. Die FAZ erfährt von Doris Liebscher, wie der Begriff der „Rasse“ aufkam. Mit Franziska Meier reist sie quer durch die Rezeptionsgeschichte von Dantes „Göttlicher Komödie“. Die NZZ begibt sich mit Tatiana Tibuleac auf einen Roadtrip nach Südfrankreich. Und die taz liest Stefan Heyms „Flammenden Frieden“ als Roman über die konfliktreiche Gemengelage in Algerien.

27.12.2021 Die NZZ lernt mit Christine Wahls Buch über die Theatertruppe Rimini Protokoll, dass echtes Involviertsein das Gegenteil von Mitmachzirkus ist. Die SZ honoriert, wie sich Petra Gerster und Christian Nürnberger auf dem "Verminten Gelände" der Identitätspolitik um Schlichtung bemühen. Der Dlf blättert noch ein wenig in Heinz Rölleckes "Weihnachtsbuch". Richtig klasse findet die FAZ Meg Rosoffs Jugendroman "Sommernachtserwachen", in dem ein eiskalter Schönling ein Sommeridyll stört.

24.12.2021 Die taz verleriert sich mit Stefan Schomann im sanften Blick der Przewalski-Pferde. In Ulrike Draesners "Doggerland" spürt sie die Härte des steinzeitlichen Alltags: ständig Kommunizieren, Fallenstellen, Wölfezähmen. Nils Melzers Rekonstruktion des "Falls Julian Assange" offenbart ihr einen Justizskandal. Die FAZ tröstet sich mit Mathias Pfeils Architekturband "Theater in Bayern" über die unlebendigen Zeiten hinweg. Die FR erkundet mit Angelika Storm-Rusches "Unzertrennlich" Madonnen in der Bildhauerei. Und jetzt wünschen auch die Perlentaucher Frohe Weihnachten!

23.12.2021 Geradezu filmreif findet die taz "Dreamworld", Benjamin Bertons semifiktionale Biografie des wunderbaren Dan Treacy und seiner Band Television Personalities. Die SZ lernt aus einem Essay der Übersetzerin Kathy Briggs, dass Übersetzen immer auch ein Versuch ist, Gesellschaft anders zu denken. Die Zeit erkundet mit Elke Schmitter das "Innere Wetter" des deutschen Bildungsbürgers. Mit gemischten Gefühlen liest die FAZ die Lieder und Gedichte Andreas Reimanns. Die NZZ lässt sich von Stanislaus von Moos in die Schweizer Architekturdebatten nach 1940 einführen.

22.12.2021 Die FAZ bekommt mit Thomas von Steinaecker Lust, sich mit dem zu beschäftigen, was Hölderlin, Schubert oder die Beach Boys nie zu Ende brachten. Die SZ verliert sich im im labyrinthischen Schreiben von Eduardo Lago und trifft auf Pynchon und Rothko. Die FR erkundet mit Tamar Tandaschwili unkonventioneller Lebens- und Liebensweisen im patriarchalischen Georgien. Die NZZ lässt sich von Walter Benn Michaels die Untiefen linker Identitätspolitik erläutern. Und Dlf Kultur reist durch die schönsten Bibliotheken aus aller Welt.

21.12.2021 Der DlfKultur staunt, wie poetisch und intensiv Anar Ali in ihrem Roman "Nacht der Bestimmung" aus dem Uganda Idi Amins erzählt. Die SZ bewundert Raffinesse und Melancholie in Elizabeth Strouts Roman "Oh, William!". Die taz spürt mit C.L.R. James "Schwarzen Jakobinern" den Weltgeist durch Haiti ziehen. Und die FAZ lernt von Anne Dufourmantelle, das Geheimnis zu lieben.

20.12.2021 Natur- und Kulturgeschichte wunderbar verbunden sieht die FAZ in Wilhelm Bodes Porträt der "Tannen". Der Mystik gibt sie mit Alois M. Haas' Hörbuch "Mein Geist hat sich verwildet" hin. Der Dlf bewundert, wie Robert Walser gegen sein eigenes Untergangspathos andichtet. Und der DlfKultur mit Michael Bröning, wie sich die progressive Linke vom Ideal der Freiheit verabschiedet.

18.12.2021 Die FAZ möchte nie wieder etwas wegwerfen nach Joanne K. Rowlings "Jacks wundersame Reise mit dem Weihnachtsschwein". Die FR tanzt mit Louise Glück ein Rondo. Die NZZ lernt von Valentin Groebner, wie die Freiheit des Ichs in die Neurose des Egos kippt. Die SZ blickt mit Artur Klinau auf die "Komfortzone" der Diktatur. Und der Dlf geht mit Garry Dishers Wyatt auf Beutezug.

17.12.2021 Die FR lässt sich von Philippe Jaccottet ein letztes Mal mit zu poetischen Sehnsuchtsorten nehmen. Der SZ erscheinen Deutschland und seine Corona-Debatte wie ein Witz verglichen mit den indischen Verhältnissen, die Arundhati Roy in ihren Essays anprangert. Außerdem empfiehlt sie dystopische Jugendromane. Die FAZ lässt sich von Dieter Grimm die "demokratische Ambivalenz" der Verfassungsgerichte erläutern. Dlf nimmt sich viel Zeit für Damon Galguts ausuferndes „Versprechen“. Und Dlf Kultur reist mit Giulia Corsalini und Tschechow im Gepäck von der Ukraine nach Italien.

16.12.2021 Viel Lob heute für Damon Galgut, der in "Das Versprechen" vom Niedergang einer weißen Farmerfamilie in Südafrika erzählt. Die SZ folgt mit dem sterbenden Dichter Matthew Sweeney dem Flug der Eulen. Außerdem werden drei Reportagebände vorgestellt: Cyrill Stieger erkundet in "Die Macht des Ethnischen" sichtbare und unsichtbare Trennlinien auf dem Balkan - ein Buch, das die NZZ jedem Europäer ans Herz legen möchte. Die SZ bewundert den teilnehmenden, aber doch klaren Blick George Orwells auf seiner Reise durch die Ruinen Deutschlands 1945. Und die Edition Tiamat sammelt zur Freude der FAZ in "Rasende Mitläufer, kritische Opportunisten" Reportagen, Porträts und Interviews des 1987 verstorbenen Spiegel-Reporters Christian Schultz-Gerstein.

15.12.2021 Gleich drei Gedichtbände werden heute empfohlen: die SZ freut sich über die Leichtigkeit, mit der Dirk von Petersdorff in "Unsere Spiele enden nicht" über die Schlurfigkeit seiner Teenager-Tochter schreibt oder einem Mohairpulli zu etwas Erhabenheit verhilft. Der Dlf lässt sich mit Farhad Showghis "Anlegestellen für Helligkeiten" in das iranische Kindheitstal und die rätselhaft schönen Sprachlandschaften des Autors führen. Die FAZ beobachtet in Heinrich Bölls Gedichtband "Ein Jahr hat keine Zeit", wie der Autor zu seiner Sprache findet. Außerdem neu: Die SZ erliegt dem Charme des ersten Marsupilamis.

14.12.2021 Ein bisschen militant, aber durchaus scharfsinnig findet die FAZ Andreas Malms ökoleninistische Streitschrift "Der Fortschritt dieses Sturms". Als tolles Porträt einer Epoche, in der leidenschaftlich über das Ich und andere Emotionen diskutiert wurde, feiert die taz Helmut Böttigers Literaturgeschichte der Siebziger "Die Jahre der wahren Empfindung". Der DlfKultur lernt aus Oleg Senzows Tagebuch seiner sibirischen Lagerhaft, was geistige Freiheit bedeutet. Der Dlf empfiehlt René Cuperus' Plädoyer für ein vorsichtiges Europa.

13.12.2021 Der SZ klingen die Ohren von Paul Jankowskis Geschichte "Das Wanken der Welt", die ihr das Versagen der Staatengemeinschaft von 1933 vor Augen führt. Empfehlen kann sich auch die Geschichte der "Solidarität" von Dietmar Süß und Cornelius Torp. Der DlfKultur lässt sich von Giorgos Kallis erklären, wie weniger Besitz zu mehr Freiheit und Glück führt. taz und Dlf huldigen Abdulrazak Gurnah , der ihnen mit "Das verlorene Paradies" ein Fest des Erzählens bereitet.

11.12.2021 Die FAZ ist beeindruckt von Miljenko Jergović' Sarajewo-Roman "Der rote Jaguar", auch wenn er nichts für Anfänger ist. Der Deutschlandfunk ist nicht ganz so überzeugt von der Fortsetzung von Antonio Scuratis Mussolini-Epos wie vom ersten Band, aber es kann nur besser werden. Die NZZ stimmt ein in den großen Chor der Hymnen auf Emine Sevgi Özdamars "Ein von Schatten begrenzter Raum".

10.12.2021 Die FAZ surft mit Hugh Aldersey-Williams Biografie über den Universalgelehrten Christiaan Huygens auf den Wellen des Lichts und mit Helge Drafz’ prächtigem Bildband über den Rhein. Atemlos liest die NZZ Marieke Lucas Rijnevelds Roman „Mein kleines Prachttier“, der ihr ganz schön an die Substanz geht. Dlf Kultur lässt sich gefangen nehmen von Björn Kerns düsterem Roadmovie „Kein Vater kein Land“ und blickt mit Laszlo Krasznahorkai erschüttert in die deutsche Seele.

09.12.2021 Die FAZ seziert mit Karen Ruoff und viel Sarkasmus Innenleben und Diskurspolitik einer kalifornischen Uni. Mit Sophie Reyers Roman über Johanna von Orleans ringt sie mit Gott und Tod. Die FR taucht fasziniert ein in die Feuilletons von Eduard von Keyserling. Die SZ fragt mit Dag Nikolaus Hasse: „Was ist europäisch?“. Die Zeit versinkt mit Carmen Maria Machado im „Archiv der Träume“ und findet eine toxische Beziehung. Und der Dlf entdeckt mit Kim Ho-Yeon den südkoreanischen Faust.

08.12.2021 Die FAZ lauscht dem Sound von Pandabären, Erdmännchen und im asiatischen Dialekt kommunizierenden Elefanten, den die Verhaltensforscherin Angela Stöger ihr übersetzt. Außerdem gruselt sie sich vor japanischen "Maschinenmenschen" in Emi Yagis Roman "Frau Shibatas geniale Idee". Die NZZ blättert begeistert durch einen mächtigen Coffee-Table-Bildband zur Bandgeschichte von Yello. Die SZ verfolgt gebannt die "Entscheidungstage" vor dem Machtwechsel, den Stephan Lamby dokumentiert.

07.12.2021 FR, SZ und DlfKultur stürzen sich auf Abdulrazak Gurnahs endlich verfügbaren Roman "Das verlorene Paradies", der vom präkolonialen Sansibar, von wilhelminischen Kolonisatoren und Freiheit erzählt. Als Juwel preist der Dlf auch über Jacques Stéphen Alexis' "Der Stern Wermut", der ihn eine wahre Sturmflut aus Bildern, Wundern und Zeichen wirft. Mit Benedikt Weibel läutet er zudem die pragmatische Verkehrwernde ein. Die FAZ verfolgt mit Valentin Groebners "Bin ich das?" die Geschichte der Selbstdarstellung, vom Laterankonzil über kommunistische Selbstkritik bis zu Instagram.

06.12.2021 Die taz pocht mit Norberto Bobbio auf die politische Differenz von Rechts und Links. Die FAZ arbeitet sich mit Oliver Schröm durch "Die Cum-Ex-Files". Die SZ verabschiedet sich mit Torsten Körner und Peter Zudeick vom Menschen Angela Merkel. Dramatik, aber keine Wärme entdeckt die Dlf in Uwe Johnsons Liebesgeschichte aus den Zeiten des Mauberbaus "Zwei Ansichten".

04.12.2021 Die Welt verdankt Abdulrazak Gurnahs neu aufgelegtem Roman „Das verlorene Paradies“ ein differenziertes Bild postkolonialer Literatur. Weniger froh wird sie mit dem neuen Gedichtband der Literaturnobelpreisträgerin des vergangenen Jahres: Louise Glück. Die taz lässt sich von Haruki Murakami zu jedem T-Shirt eine Geschichte erzählen. Die SZ lauscht gebannt, wenn ihr Helga Schubert von Denunziantinnen im Dritten Reich erzählt. Die FAZ folgt fasziniert Uljana Wolfs „Etymologischem Gossip“.

03.12.2021 Die FAZ plaudert mit Ingrid Caven und Ute Cohen vergnügt über Feminismus, Drogen, Kitsch und Kino. Die SZ spürt die Wärme in Daniela Kulots „Winterwald“ und empfiehlt Najem Walis politischen Roman über die ägyptische Sängerin und Schauspielerin Soad. Die NZZ ist sich nicht sicher, ob sie sich Michel Houellebecq zum Vorbild nehmen möchte. Der Dlf macht mit Andrej Bitow einen Sprung aus dem „literarischen Koordinatensystem“. Und Dlf Kultur liest ergriffen Maria Tumarkins Essays über die Schicksale ganz normaler Menschen.

02.12.2021 Die FAZ erkennt schon den ganzen Edgar Allan Poe in dessen Frühwerk und rackert sich mit Peter Licht in der Coworking-Hölle ab. Die FR taucht mit Lewis Grassic Gibbons Farmerstochter in einer schottischen Kleinstadt ab. Die NZZ erinnert sich mit Aleksandar Hermon an Raufereien, duftendes Mädchenhaar und ratternde Trambahnen in Sarajevo. Die Zeit erlebt mit Liz Nugent „Kleine Grausamkeiten“ in einer kaputten Familie. Und Dlf Kultur versucht mit Carmen Maria Machado aus dem Gefängnis einer toxischen lesbischen Beziehung auszubrechen.

01.12.2021 Die FAZ geht in die Knie vor einer neuen Ausgabe von Shakespeares Sonetten, mit Übersetzungen voller Sprachlust und Musikalität von Frank Günther und Christa Schuenke. Die NZZ liest, wie Künstler, Intellektuelle, Feministinnen und Radikaldemokraten am "Projekt Schweiz" mitwirkten. Der Dlf lässt sich von Frank B. Wildersons "Afropessimismus" nicht anstecken. Und bei der FR weckt Kirsten Fuchs mit ihrer "Mädchenmeuterei" die Abenteuerlust.