Magazinrundschau
Die Magazinrundschau
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
03.10.2006. Keine Feuilletons heute, aber dafür gibt's eine schöne ausführliche Magazinrundschau. Literaturen beugt das Knie vor Johannes Fest. In Al-Hayat untersucht die libanesische Soziologin Dalal al-Bizri den arabischen Blick auf "den Anderen". In Elet es Irodalom verneigt Bela Tarr sich vor dem "anderen" Gabor Body. Die New York Review of Books kennt eine Sache, die noch heißer ist als GoogleBooks: Espresso Printing! Outlook India fürchtet sich vor Pervez Musharraf. Das TLS glaubt zu wissen, warum Günter Grass so lange über seine SS-Mitgliedschaft geschwiegen hat. Die Lettre druckt die besten Reportagen der Welt. In der Gazeta Wyborcza zieht Salman Rushdie den Hut vor Künstlern in islamischen Ländern. Der Express schämt sich, Franzose zu sein. Die New York Times feiert den Bariton Thomas Quasthoff.
London Review of Books | Lettre International | Folio | Espresso | Al Ahram Weekly | Gazeta Wyborcza | Express | Economist | Polityka | Literaturen | New Yorker | Przekroj | New York Times | Al Hayat | Elet es Irodalom | HVG | New York Review of Books | Outlook India | Foglio | Times Literary Supplement
Literaturen (Deutschland), 01.10.2006
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q21/A15163/literaturen.jpg)
Rene Aguigah stellt Heimatkunde vor, wie sie im Buche steht: bei Florian Illies, Adam Soboczynski, Nicol Ljubic und Wolfgang Büscher. "Indem sie recherchieren und erleben und fabulieren, bezeugen sie selbst eine eigentümliche Lust auf Deutschland: eine vergessen geglaubte Sehnsucht nach Landschaft und Natur; ein teils atemberaubend naives Verlangen, den Charakter einer Nation zu ergründen; ein kaum stillbares Begehren, das Verhältnis zu Heimat und Vaterland in der Sprache der Intimkommunikation auszudrücken, in Begriffen von Liebe, Enttäuschung und Trauer."
Weitere Artikel: Während andere über die anstehende Frankfurter Buchmesse reden, blickt Paul Ingendaay bereits amüsiert ins Jahr 2007, zur nächsten Ausgabe, bei der nicht ein Land, sondern "die katalanische Kultur" in Frankfurt zu Gast sein wird, was Definitionsschwierigkeiten hinsichtlich der zu ladenden Gäste erwarten lässt. Zuviel Moschus diagnostiziert Daniel Kothenschulte in der Verfilmung von Patrick Süskinds Roman "Das Parfum". Und in der Netzkarte erregt sich Aram Lintzel über die Webseite Wörterbuch des Krieges und deren moralfreies Gefasel über das Wesen des Krieges.
Al Hayat (Libanon), 24.09.2006
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q151/A15181/hayat.jpg)
In der Ausgabe vom 24. September 2006 stand - wie in vielen anderen arabischen Zeitungen auch - die Regensburger Vorlesung des Papstes im Mittelpunkt. Es äußert sich zum Beispiel die libanesische Soziologin Dalal al-Bizri, die sich der Kritik an der Papstrede anschließt, um dann einen kritischen Blick auf die arabische Kultur zu werfen: "Um einem Waffenstillstand etwas näher zu kommen, bräuchte es nicht mehr als einen Blick auf uns selbst: Wie oft haben auch wir das Christentum und andere Religionen schlecht gemacht - in allen Phasen unserer Kulturgeschichte und wie auch immer wir uns selbst in unterschiedliche Strömungen aufgliederten! Vor kurzem noch waren wir mit dem Streit zwischen Sunniten und Schiiten beschäftigt, jetzt zwischen Christen und Muslimen. Gott allein weiß, welche Form der 'Andere' morgen annehmen, gegen welchen 'Anderen' sich unsere Feindseligkeit morgen richten wird!"
Elet es Irodalom (Ungarn), 29.09.2006
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q88/A15166/es.jpg)
Prominente Intellektuelle, die an der ungarischen Revolution von 1956 beteiligt waren - darunter der Schauspieler Ivan Darvas, die Filmemacherin Judit Ember und der Schriftsteller Ferenc Fejtö - veröffentlichen eine gemeinsame Erklärung, in der sie jegliche Parallelen zwischen den Demonstrationen von heute und dem Aufstand gegen die stalinistische Diktatur strikt ablehnen: Vor zwei Wochen "haben Rechtsradikale und Fußballhooligans in Budapest randaliert, das spricht der Revolution und dem Freiheitskampf von 1956 Hohn. Die Symbole von 1956 wurden in den Unruhen als Tarnung antidemokratischer Gewalt missbraucht. Die Beschädigung des sowjetischen Denkmals der Opfer des Zweiten Weltkriegs, Vergleiche zwischen der heutigen Polizei und der Staatssicherheit, der Missbrauch des 50. Jahrestags von 1956 sollen nur dazu dienen, die legitime, demokratisch gewählte Regierung in Frage zu stellen."
HVG (Ungarn), 28.09.2006
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q111/A15167/hvg.jpg)
New York Review of Books (USA), 19.10.2006
Jason Epstein macht sich anhand mehrerer Neuerscheinung Gedanken über GoogleBooks, das er eher für Hand- und Wörterbücher geeignet findet als für literarische Werke. Was er aber richtig toll findet, ist Espresso Printing, das gerade als Testversion in der Bibliothek der Weltbank läuft: "Eine Maschine druckt und bindet nach Bedarf Taschenbücher zu niedrigen Preisen und in Bibliotheksqualität, innerhalb von Minuten und mit minimaler menschlicher Intervention - ein Geldautomat für Bücher. Eine zweite Versuchsmaschine wurde bereits in die Bibliothek von Alexandria geschickt und wird dort bald Bücher auf Arabisch drucken. Eine neuere Version wird noch in diesem Jahr in der New Yorker Public Library installiert werden."
Sollten die USA tatsächlich mit Ölbohrungen im Arctic Wildlife Refuge in Alaska beginnen, wie es der Kongress beschlossen hat, fürchtet Peter Matthiessen um die kostbarste Wildnis der USA: "Die letzte Stätte der Fauna der großen Eiszeit, einschließlich Bären, Wölfe, Vielfraße, Moschusochsen, Elche und im Sommer die 120.000 köpfige Karibou-Herde vom Porcubine River. Überall fliegen Kraniche und Seevögel umher, Myriaden von Wasser- und Küstenvögeln, Falken, Eulen, Würger, Lerchen, Ammern ebenso wie eine Vielfalt von Zugvögeln, die von allen Kontinenten der Welt zu den arktischen Hängen ziehen, um dort zu brüten. Und doch debattieren wir Amerikaner, seine Hüter, ob wir tatsächlich diesen wertvollen Ort zerstören sollen, im dem wir ihn an die Ölindustrie ausliefern."
Weitere Artikel: Frank Rich betrachtet die Misere der amerikanischen Demokraten, die es nicht schaffen, Kapital aus George Bushs wachsender Unbeliebtheit zu schlagen. Besprochen werden Lawrence Wrights Recherchen zu al-Qaida und den 11. September "The Looming Tower", R. Dale Guthries Studie "The Nature of Paleolithic Art" und Michel Houellebecqs Hommage an H.P. Lovecraft, "Against the World, Against Life".
Sollten die USA tatsächlich mit Ölbohrungen im Arctic Wildlife Refuge in Alaska beginnen, wie es der Kongress beschlossen hat, fürchtet Peter Matthiessen um die kostbarste Wildnis der USA: "Die letzte Stätte der Fauna der großen Eiszeit, einschließlich Bären, Wölfe, Vielfraße, Moschusochsen, Elche und im Sommer die 120.000 köpfige Karibou-Herde vom Porcubine River. Überall fliegen Kraniche und Seevögel umher, Myriaden von Wasser- und Küstenvögeln, Falken, Eulen, Würger, Lerchen, Ammern ebenso wie eine Vielfalt von Zugvögeln, die von allen Kontinenten der Welt zu den arktischen Hängen ziehen, um dort zu brüten. Und doch debattieren wir Amerikaner, seine Hüter, ob wir tatsächlich diesen wertvollen Ort zerstören sollen, im dem wir ihn an die Ölindustrie ausliefern."
Weitere Artikel: Frank Rich betrachtet die Misere der amerikanischen Demokraten, die es nicht schaffen, Kapital aus George Bushs wachsender Unbeliebtheit zu schlagen. Besprochen werden Lawrence Wrights Recherchen zu al-Qaida und den 11. September "The Looming Tower", R. Dale Guthries Studie "The Nature of Paleolithic Art" und Michel Houellebecqs Hommage an H.P. Lovecraft, "Against the World, Against Life".
Outlook India (Indien), 09.10.2006
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q15/A15160/outlook.jpg)
Ferner: Sandeep Pandey kritisiert Lloyd I. Rudolphs und Susanne Hoeber Rudolphs Buch "Postmodern Gandhi" für seine Überbewertung westlicher Einflüsse auf Gandhis Denken. Ranjit Lal empfiehlt ein packendes Buch über Elefanten. Und im Gespräch mit Paromita Mukhopadhyay verrät der Starkoch Anthony Bourdain seine größte kulinarische Herausforderung: Lebenden koreanischen Oktopus. "Er wickelt sich um deine Zunge und saugt sich fest."
Foglio (Italien), 30.09.2006
Adriano Sofri entdeckt in den immerhin vier bisher veröffentlichten Büchern von Roms Vorzeigebürgermeister Walter Veltroni, das jüngste eine Autobiografie, einen Hang zur Nostalgie, und bestimmt Veltroni damit zum Prototypen eines neuen Menschenschlags. "Die Entwertung der Gegenwart, die Objekte, die immer schon ihr eigenes Ablaufdatum und ihre Überflüssigkeit in sich tragen, bewirken im Menschen - der nicht mit dem Fortschritt mithalten kann, nicht einmal Bill Gates, nicht einmal Veltroni, weil die Welt modern und der Mensch antiquiert ist, wie Günther Anders sagt - die Wiederkehr der Nostalgie, des Sammlertums, des Antiquariats, und darüber hinaus des Modernariats. Das Modernariat ist die Leidenschaft für die persönliche Altertümlichkeit. Ich spreche von dem Telefon aus Bakelit, das mitten in Walters Zimmer steht."
Weitere Artikel: Giulio Meotti zeigt sich (erst hier und dann hier) sehr beeindruckt vom konservativen Mitstreiter Mark Steyn, der im Spectator und auch in einem neuen Buch gegen den demografischen Kollaps Europas und den Vormarsch des Islamismus anschreibt. "Halb Jerry, halb Bernard Lewis, ein Hauch Bible Belt, der Schwung des Schelms, der einen Nazioffizier im Ghetto nachäfft und eine Note Irving Berlin, den Autor von 'Good Bless America'. Alles zusammengeben, schütteln und servieren." Und Stefania Vitulli empfiehlt das Buch des Landsmanns Alessandro Scafi, der die historischen Paradiese auf Erden im Band "Mapping Paradise" versammelt hat.
Weitere Artikel: Giulio Meotti zeigt sich (erst hier und dann hier) sehr beeindruckt vom konservativen Mitstreiter Mark Steyn, der im Spectator und auch in einem neuen Buch gegen den demografischen Kollaps Europas und den Vormarsch des Islamismus anschreibt. "Halb Jerry, halb Bernard Lewis, ein Hauch Bible Belt, der Schwung des Schelms, der einen Nazioffizier im Ghetto nachäfft und eine Note Irving Berlin, den Autor von 'Good Bless America'. Alles zusammengeben, schütteln und servieren." Und Stefania Vitulli empfiehlt das Buch des Landsmanns Alessandro Scafi, der die historischen Paradiese auf Erden im Band "Mapping Paradise" versammelt hat.
Times Literary Supplement (UK), 29.09.2006
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Für eines seiner besten Bücher hält Bharat Tandon Martin Amis' neuen Roman "House of Meetings", das postum herausgegebene Zeugnis eines russischen Emigranten und Gulag-Überlebenden: "Auf das Individuum bezogen, mag es stimmen, dass Charakter Schicksal ist und umgekehrt. Aber in einem größerem Maßstab ist Schicksal Demografie, und Demografie ein Monster."
Weiteres: Vielleicht ein wenig blauäugig, aber sehr wertvoll und durchdacht findet M. E. Yapp Ali M. Ansaris Buch "Confronting Iran", das die Beziehungen zwischen den USA und Iran als eine Geschichte der verpassten Möglichkeiten beschreibt. Von Ilan Bermans angriffslustigem Buch "Tehran Rising" rät Yapp eher ab. Seiner Einschätzung nach operiert es mit völlig unhaltbaren Zahlen. Besprochen werden außerdem Andrew Motions schmerzvolle Erinnerungen an seine Kindheit "In the Blood" und Andrew Husseys Paris-Geschichte.
London Review of Books (UK), 05.10.2006
Stephen Holmes bedankt sich bei Francis Fukuyama ("After the Neocons: America at the Crossroads") für sein unbarmherziges Ausleuchten der intellektuellen Inkohärenz, die Amerikas Antwort auf den 11. September zugrundeliegen. "Für Fukuyama erledigen die Neocons einfach ihre Hausaufgaben nicht und ignorieren die politischen und sozialen Dynamiken spezifischer Gesellschaften. Statt dessen überpersonalisieren sie jedes Regime, das sie zu destabilisieren suchen, indem sie es mit einem einzelnen verwerflichen Führer identifizieren."
Weitere Artikel: Michael Dobson findet großen Gefallen an Curtis Perrys Studie über die Darstellung des Herrschergünstlings in der frühen englischen Literatur ("Literature and Favouritism in Early Modern England"), die mit dem Klischee aufräumt, der königliche Herrscher sei der Manipulation durch seinen Günstling wehrlos ausgeliefert. John Donne habe sich zwar immer dagegen gesträubt, sein Leben als einheitliche Biografie auszugeben, weiß Colin Burrow, doch John Stubbs ("Donne: The Reformed Soul") macht seine Sache gut, wenn auch mit einem Schuss zuviel Sentimentalität. Für Paul Myerscough ist das Spannende an Douglas Gordons und Philippe Parrenos Filmporträt "Zidane" die Erkenntnis, dass Zizous Gesicht nicht zu entschlüsseln ist und sich selbst der intimitätsheischenden Nahaufnahme widersetzt. Und Peter Campbell lustwandelt durch die Royal Academy und lobt die Sinnarmut in Rodins Skulpturen.
Weitere Artikel: Michael Dobson findet großen Gefallen an Curtis Perrys Studie über die Darstellung des Herrschergünstlings in der frühen englischen Literatur ("Literature and Favouritism in Early Modern England"), die mit dem Klischee aufräumt, der königliche Herrscher sei der Manipulation durch seinen Günstling wehrlos ausgeliefert. John Donne habe sich zwar immer dagegen gesträubt, sein Leben als einheitliche Biografie auszugeben, weiß Colin Burrow, doch John Stubbs ("Donne: The Reformed Soul") macht seine Sache gut, wenn auch mit einem Schuss zuviel Sentimentalität. Für Paul Myerscough ist das Spannende an Douglas Gordons und Philippe Parrenos Filmporträt "Zidane" die Erkenntnis, dass Zizous Gesicht nicht zu entschlüsseln ist und sich selbst der intimitätsheischenden Nahaufnahme widersetzt. Und Peter Campbell lustwandelt durch die Royal Academy und lobt die Sinnarmut in Rodins Skulpturen.
Lettre International (Deutschland), 01.10.2006
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Vom Bürgerkrieg in Nepal berichtet die Autorin Manjushree Thapa, die sich zu Fuß durch die allerärmsten Provinzen des Landes gemacht hat: "Am nächsten Morgen fragten wir einen Mann, der in der Lodge einen Tee trank, ob hier tatsächlich zwei Frauen von den staatlichen Sicherheitskräften umgebracht worden seien. Er nickte. Eine von ihnen war Lehrerin an einer hiesigen Schule gewesen, die andere eine Schülerin, sagte er. 'Ihre Namen waren Laxmi Shahi und Laxmi Rizal.' Ein Mädchen im Teenageralter, das in der Nähe saß, mischte sich in das Gespräch ein und erzählte, dass die beiden Laxmis hier festgenommen und zwei Wochen lang in der Garnison von Dailekh Bazaar festgehalten worden seien. Dann seien sie zu den unmittelbar vor dem Dorf liegenden Feldern gebracht und erschossen worden. 'Ich habe die Schüsse selbst gehört', sagte sie. 'Ich habe die Armee gesehen. Es waren viele Soldaten und nur die beiden. Sie gingen an den Feldern vorbei. Und da habe ich die Schüsse gehört. Andere Leute im Dorf haben auch gesehen, wie sie erschossen wurden.' Nach einer Pause fügte sie leise hinzu: 'Sie waren keine Maoistinnen.' 'Es wäre auch dann nicht legal, wenn sie welche gewesen wären', entgegnete ich."
Ausgezeichnet wurden auch Erik Orsenna für seinen Text über die globalisierte Baumwollindustrie und Juanita Leon für ihre Chronik aus dem kolumbianischen Drogenkrieg. (Ein Kommentar zum gefährdeten Lettre Ulysses Award hier.)
Folio (Schweiz), 02.10.2006
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q8/A15171/folio.jpg)
Weiteres: Mikael Krogerus unterhält sich mit Steven Bochco, dem Erfinder der Serie "Columbo". Judith Halberstam schreibt über die post-post-feministische Serie "Desperate Housewives" und ihren schwulen, republikanischen Schöpfer Marc Cherry. Außerdem empfiehlt die Redaktion Serien, die man gesehen haben muss (allerdings ohne die "Sopranos" auch nur zu erwähnen!).
Espresso (Italien), 05.10.2006
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In seiner Bustina di Minerva preist Umberto Eco die von ihm als wissenschaftliches Netzwerk mitbegründete "Transcultura"-Initiative, die nun in Frankreich mit interkulturellen Studentreffen die Integration von unten fördert.
Al Ahram Weekly (Ägypten), 28.09.2006
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Weitere Artikel: Amal Choucri Catta klingen die Ohren von einem Konzert mit Bruckners Sechster und Händels "Wassermusik" in der Kairoer Oper. Anlässlich des dreijährigen Todestages von Edward Said bespricht Ferial J. Ghazoul dessen postum veröffentlichten Aufsatz-Band "On Late Style". Gleichfalls mit Said fragt der amerikanische Literaturwissenschaftler Bruce Robbins, ob der antisäkulare Trend bei der amerikanischen Linken das Ende der Kritik einläutet.
Gazeta Wyborcza (Polen), 30.09.2006
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q83/A15176/gazeta.jpg)
Die Geschichte von Rushdies Untertauchen in den neunziger Jahren hat auch eine polnische Episode. So erzählt der heutige Warschauer Stadtarchitekt Michal Borowski, wie Schweden den Schriftsteller einlud, aber aus Angst vor Anschlägen keine Unterkunft stellen wollte. Damals tauchte Rushdie im Haus von Borowski unter - für drei Tage. "Alles kam über den PEN-Club zustande. Sie dachten, da mein Vater, ein Jude, im Krieg von einem polnischen Bauern versteckt wurde, würde ich mich ähnlich verhalten."
In den USA ist soeben ein Album mit Zeichnungen der stalinistischen Führung der Sowjetunion erschienen. "Für die Mitglieder des ZK waren andere ZK-Mitglieder das wichtigste Thema. Bis Ende der dreißiger Jahre gab es kaum andere Motive. Das zeigt, wie verschlossen und selbstbezogen die sowjetische Führung war. Viele der Zeichnungen zeigen Politiker, die kurz darauf in Schauprozessen zum Tode verurteilt wurden. Nur Woroschilow, der nie Karikaturen zeichnete, überlebte 88 Jahre", schreibt Wojciech Orlinski. Und noch eine aktuelle Meldung: Dorota Maslowska hat den renommierten Literaturpreis Nike gewonnen!
Express (Frankreich), 02.10.2006
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q16/A15175/express.jpg)
So erzählt Chrostophe Carriere die turbulente Entstehungsgeschichte des Films. Er weiß von der "mühsamen Schlacht" des Regisseurs Rachid Bouchareb um die Realisierung und Finanzierung des Projekts zu berichten, an der sich Produzenten, Schauspieler und Politiker bis hinauf in den Regierungspalast Elysee beteiligt haben. Zu lesen ist außerdem eine Besprechung des Films, die seine "Zeugenschaft" in Bezug auf ein vergessenes Kapitel französischer Geschichte ebenso lobt wie seine Kinoqualitäten.
Unter der Überschrift "Muss man sich schämen, Franzose zu sein?" unternimmt Eric Conan schließlich einen breit angelegten Versuch der Auflistung der unterschiedlichen Positionen zur kolonialen Vergangenheit. Besondere Beachtung findet dabei die Reaktion der Intellektuellen, die das "ständige Mea culpa" anprangerten. Beispielhaft dafür sei das neue Buch des Romanciers und Essayisten Pascal Bruckner, in dem er mit diesem "nationalen Masochismus" abrechne ("Tyrannie de la penitence", Grasset). "Er will Schluss machen mit dieser Tyrannei der Buße... Er sieht darin eine Form der Anmaßung: 'Längst hat uns die Entkolonialisierung unserer Macht und wirtschaftlichen Bedeutung beraubt, doch in einer kolossalen Selbstüberschätzung sehen wir uns noch immer als das unheilvolle Zentrum des Kraftfelds, dem das Universum untersteht.'"
Economist (UK), 29.09.2006
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q14/A15174/economist.jpg)
Weitere Artikel: Der Economist lobt den deutschen Kulturbetrieb für sein perfektes Timing: Nichts hätte den Sinn und Zweck der deutschen Islamkonferenz - den islamischen Fundamentalismus vom Islam zu scheiden - deutlicher machen können als der Skandal um die Absetzung der Mozart-Oper "Idomeneo". Sehr angetan zeigt sich der Economist von Ashley Kahns Hommage an das Jazz-Label Impulse ("The House that Trane Built: The Story of Impulse Records"), das faszinierende Einblicke in die Sessions von John Coltrane, Miles Davis & Co bereithält. Musik zum Buch gibt es auch - in Form einer 4-CD-Box.
Außerdem zu lesen: Wie erreicht werden soll, dass Rumänien und Bulgarien, aber nicht die dort herrschende Korruption zum Jahresbeginn der EU beitreten, ob sich das geopolitische und militärstrategische Bündnis zwischen den USA und der Türkei dem Ende neigt, und was vom Schweizer Referendum zur Einwanderungspolitik zu halten ist. Und schließlich stellt der Economist die virtuelle Online-Welt "Second Life" vor, ein metaphysisches Universum, in dem unter anderem auch Handel betrieben wird, was nun die Großen der Werbeindustrie auf die Bildfläche ruft, zum Entsetzen vieler Mitglieder.
Polityka (Polen), 30.09.2006
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q95/A15177/poliytka.jpg)
In einem sehr interessanten Gespräch verrät John Irving, wie seine Bücher entstehen: "Ich glaube nicht an Schicksal, aber jedes Mal, wenn ich ein Buch schreibe, weiß ich, wie es enden wird. Ich kenne die letzten Absätze, ja sogar die genauen Sätze. Das weiß ich manchmal ein Jahr im voraus, bevor ich überhaupt mit dem Schreiben anfange. Das ist eine Form von Vorsehung." Außerdem erzählt Irving, wie er seinem früheren Lehrer Kurt Vonnegut regelmäßig Nachrichten hinterlässt - immer mit dem gleichen Inhalt: Lebst Du noch?
Und: Adam Krzeminski bespricht Ute Scheubs Buch "Das falsche Leben. Eine Vatersuche", ein Beispiel für die Abrechnung mit der Generation der Väter-Täter in Deutschland.
New Yorker (USA), 09.10.2006
In einem Kommentar kritisiert George Packer die internationale Tatenlosigkeit in Dafur. "Es würde nicht nur politischen Willen, sondern auch diplomatisches Geschick der USA erfordern, Europa einzuspannen, China zu zwingen und Afrika zu ermächtigen, Khartoum zu isolieren und seine Unterstützung in der arabischen Welt zu unterbinden. Das Fehlen eines solchen Willens ist normal für eine große Macht angesichts des Leidens von Menschen in weit entfernten, unwichtigen Regionen; es ist ein wiederkehrendes Motiv in der amerikanischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Der Kollaps moralischer Legitimität ist dagegen ziemlich aktuell."
Weitere Artikel: In einem weit ausholenden Essay erzählt Atul Gawande die Geschichte der Geburtsmedizin und die zunehmende "Industrialisierung" des Gebärens. Adam Kirsch porträtiert den amerikanischen Lyriker Hart Crane. Ian Frazier beschreibt seine Essstörungen als Vorstadt-Vater mittleren Alters. Zu lesen ist außerdem die Erzählung "Landfill" von Joyce Carol Oates.
Jill Lepore bespricht eine neue Biografie über den amerikanischen Pionier, Trapper, Indianeragenten und Groschenromanhelden Christopher Houston "Kit" Carson "Blood and Thunder: An Epic of the American West? (Doubleday). Hilton Als stellt eine aktualisierte Wiederaufnahme von Eric Bogosians 1994 geschriebenem Stück "subUrbia" vor, in dem er den Vorstadt-Ennui der Neunziger wiederauferstehen lässt. Alex Ross sah eine Inszenierung von "Madame Butterfly" in der Met. Und Anthony Lane gesteht, dass er Stephen Frears Film "The Queen" des abgedroschenen Stoffes wegen zunächst mit einiger "Beklommenheit" entgegensah, dann aber vor allem von den schauspielerischen Leistungen, allen voran: Helen Mirren als Queen, mehr als angetan davon war.
Weitere Artikel: In einem weit ausholenden Essay erzählt Atul Gawande die Geschichte der Geburtsmedizin und die zunehmende "Industrialisierung" des Gebärens. Adam Kirsch porträtiert den amerikanischen Lyriker Hart Crane. Ian Frazier beschreibt seine Essstörungen als Vorstadt-Vater mittleren Alters. Zu lesen ist außerdem die Erzählung "Landfill" von Joyce Carol Oates.
Jill Lepore bespricht eine neue Biografie über den amerikanischen Pionier, Trapper, Indianeragenten und Groschenromanhelden Christopher Houston "Kit" Carson "Blood and Thunder: An Epic of the American West? (Doubleday). Hilton Als stellt eine aktualisierte Wiederaufnahme von Eric Bogosians 1994 geschriebenem Stück "subUrbia" vor, in dem er den Vorstadt-Ennui der Neunziger wiederauferstehen lässt. Alex Ross sah eine Inszenierung von "Madame Butterfly" in der Met. Und Anthony Lane gesteht, dass er Stephen Frears Film "The Queen" des abgedroschenen Stoffes wegen zunächst mit einiger "Beklommenheit" entgegensah, dann aber vor allem von den schauspielerischen Leistungen, allen voran: Helen Mirren als Queen, mehr als angetan davon war.
Przekroj (Polen), 28.09.2006
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q116/A15179/przekroj.jpg)
Polnische Museen könnten bald große Probleme bekommen - da es immer noch kein Reprivatisierungsgesetz gibt, versuchen einzelne Erben, ihr Eigentum vom Staat auf dem Rechtsweg zurückzufordern. Einige Einrichtungen könnten ihre wichtigsten Stücke bald loswerden, schreibt Agnieszka Jedrzejczak. "Millionen von Kulturgütern haben einen ungeklärten Rechtsstatus auf Grund von fehlender Dokumentation, Gesetzeslücken oder teils widerrechtlicher Aneignung, zum Beispiel auf Grund der Bodenreform. Nicht nur Aristokratenfamilien und jüdische Erben kämpfen um ihr Eigentum, sondern auch die katholische Kirche, die immer öfter sakrale Kunstdenkmäler zurückfordert. Zum Glück geht es vielen nicht um das Geld, sondern um die Erinnerung. Sie wollen nur, das Museumsbesucher wissen, dass die ausgestellten Sammlungen über Jahrhunderte im Besitz der Potockis, Czartoryskis oder Tarnowskis waren."
New York Times (USA), 01.10.2006
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q12/A15169/nytmag.jpg)
Und Matt Bai fragt im Aufmacher: "Is Howard Dean willing to destroy the Democratic Party in order to save it?"
Der Anfang des Essays von Gary Shteyngart (mehr hier und hier) über eine neue Ausgabe von Iwan Gontscharows Roman "Oblomow" in der Book Review ist wirklich sehr hübsch: "Um elf, als ich gerade noch die letzten Momente eines erquickenden Schlafs auskoste, bringt mir ein Bote die Neuübersetzug des 'Oblomow' vor die Tür, jenes berühmten Slacker-Romans aus dem 19. Jahrhundert, dessen Held, ein Mitglied des faulen russischen Landadels, den größten Teil des Tages im Bett verbringt. 'Scheine im falschen Augenblick gekommen zu sein', sagt der Kurier mit einem Augenzwinkern. Er missversteht meine übliche nachlässige Erscheinung als Symptom eines unterbrochenen Koitus. Ich kehre in mein Bett zurück und werfe einen unglücklichen Blick auf den dicken Band in meiner Hand. Vorerst fühle ich mich schläfrig." Die neue Übersetzung ist von Stephen Pearl, und wenn Sie weiterlesen, werden Sie sehen, dass er wirklich ganze Arbeit geleistet hat.
Außerdem in der Buchbeilage der wichtigsten Zeitung der Welt: Paul Berman bespricht zwei neue Bände über den in den USA legendären Journalisten I.F. Stone. David Orr liest Stephen Frys Plädoyer für die Form in der Lyrik "The Ode Less Travelled" (Auszug). A.O. Scott befasst sich mit der gastronomischen Revolution in den USA, die in David Kamps Buch The United States of Aragula" (Auszug) beschworen wird.
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