21.06.2013. Am 5. Juni hat der Guardian mit Hilfe des Whistleblowers Edward Snowden die ersten Dokumente veröffentlicht, die eine flächendeckende nationale und internationale Ausspionierung von Telefon- und Internetdaten durch die amerikanische Regierung belegen.
Am 5. Juni hat der
Guardian mit Hilfe des Whistleblowers Edward Snowden die ersten
Dokumente veröffentlicht, die eine flächendeckende nationale und internationale
Ausspionierung von Telefon- und Internetdaten durch die amerikanische Regierung belegen.
Hat sich jemand aufgeregt?
In den
USA erklärten in einer
Umfrage des Pew Instituts
45 Prozent der Befragten, die Regierung solle im Rahmen der Terrorbekämpfung
jedermanns Emails überwachen dürfen,
56 Prozent waren mit dem Sammeln von
Verbindungsdaten bei Telefongesprächen einverstanden. Auf die Frage, was ihnen wichtiger sei, Privatsphäre oder Schutz vor Terroranschlägen, stimmten
62 Prozent für Sicherheit, 34 Prozent für Privatsphäre.
In
Deutschland, das die
lautesten Googlekritiker und gleichzeitig die
höchste Googlenutzung hat, erklärten bei einer von
Zeit online beauftragten
Umfrage fast
49 Prozent der Befragten, sie wollten Internetdienste, die mit der NSA zusammenarbeiten, also Google, Facebook, Apple, Skype, Microsoft et cetera, weiterhin nutzen.
40 Prozent der Befragten sprachen sich aus Sicherheitsgründen für eine Überwachung der Kommunikation im Internet, also
für den digitalen Lauschangriff aus.
Wie ist das möglich, fragt man sich fassungslos und sucht in Bergen von Artikeln nach einer Begründung. Die gibt es auch und sie stützt sich auf zwei Hauptargumente:
1. Wenn es uns vor Terroranschlägen schützt, ist der Preis nicht zu hoch
2. Ich habe eh nichts zu verbergen
1. Das Argument "Abhören schützt uns"
Schützt die Überwachung uns vor Terroranschlägen?
General Keith Alexander, Chef der NSA, hat am Dienstag vor dem Kongress
erklärt, das die von Edward Snowden bekannt gemachten Überwachungsprogramme weltweit
über 50 Terroranschläge in 20 Ländern verhindert hätten. Das Problem ist: man
kann es nicht nachprüfen, wie Trevor Timm von der
Freedom of the Press Foundation beschreibt. Die genaue Zahl und die Umstände dieser verhinderten Anschläge?
Geheim. Die Überwachungsmaßnahmen, die damit einher gingen?
Geheim. Die Entscheidungen der Geheimgerichte, mit denen die Überwachungsmaßnahmen begründet wurden?
Geheim. Ob flächendeckendes Abhören und Ausspionieren unsere Sicherheit wirklich konkret erhöht hat? Wir wissen es nicht.
Die BedrohungWas wir wissen, ist dies: In den letzten acht Jahren hat
General Keith Alexander einen gigantischen Überwachungs- und Spionagekomplex aufgebaut, den James Bamford ausführlich in
Wired beschreibt. Alexander selbst ist Chef der NSA, Chef des
Central Security Service und des
US Cyber Command. Als solcher hat er seine eigene
geheime Eingreiftruppe und gebietet über die 10. Flotte der Navy, die 24ste Luftflotte und die Zweite Armee.
Außerdem verfügt er über Geld und Personal ohne Ende. 2012
haben die USA insgesamt
75,4 Milliarden Dollar für ihre 16 Geheimdienste ausgegeben. Das Budget der NSA ist zwar geheim, beläuft sich aber nach übereinstimmenden Schätzungen von
CNN und
New York Times auf
8 bis 10 Milliarden Dollar im Jahr. Laut Bamford will das Pentagon für 2014 vom Kongress
4,
7 Milliarden Dollar (eine Milliarde mehr als im Jahr zuvor) für Operationen im Cyberspace. Zur gleichen Zeit wurde das Budget von CIA und anderen Geheimdiensten um 4,4 Milliarden Dollar gekürzt. Dazu kommt ein knapp 93.000 Quadratmeter großes und zwei Milliarden Dollar teures
neues Rechenzentrum in den Bergen von Utah, das im September in Betrieb gehen soll (Bild:
swilsonmc via Wikipedia,
mehr hier).
Für Alexander ist "die Bedrohung so unglaublich groß", schreibt Bamford, "dass die Nation kaum eine andere Möglichkeit hat, als das
ganze zivile Internet unter seinen Schutz zu stellen. Tweets und Emails sollen durch seine Filter laufen und die Regierung den Finger über dem Aus-Schalter haben. 'Wir erleben zunehmende Aktivitäten in den Netzwerken', sagte Alexander kürzlich auf einer Sicherheitskonferenz in Kanada. 'Ich bin besorgt, das dies eine Grenze überschreitet, jenseits derer der Privatsektor hilflos ist und die
Regierung einschreiten muss."
Ein Teil des privaten Sektors wird es mit Freude gehört haben, denn Überwachung ist inzwischen ein höchst lukratives Geschäft geworden, wie David Rohde in
The Atlantic berichtet: 4,9 Millionen Amerikaner haben Zugang zu Geheiminformationen, davon sind
laut Starbeacon 1,1 Millionen Mitarbeiter von Privatfirmen. Weitere 1,4 Millionen Personen haben Zugang zu
top secret-Informationen. Und von diesen 1,4 Millionen sind etwa
480.000 Mitarbeiter von Privatfirmen, an die die Regierung um die
30 Milliarden Dollar im Jahr zahlt. Die Technologieberatungsfirma
Booz Allen, also die Firma, für die Snowden gearbeitet hat, machte im letzten Jahr 5,8 Milliarden Dollar Umsatz. 98 Prozent kamen von der Regierung.
Kontrolle durch Gerichte und KongressImmerhin werden die Maßnahmen von einem Geheimgericht, einem Ausschuss und dem Kongress
überwacht. Das heißt: Einmal im Jahr meldet der
Foreign Intelligence Surveillance Court (FISAC) dem Kongress die Anzahl der genehmigten Überwachungsaktionen. Welche Überlegungen diesen Genehmigungen zugrunde liegen, wissen wir nicht. Die Tagung des Gerichts ist
geheim. Auch die juristischen Begründungen für die Genehmigungen sind geheim. Können die Richter die Behauptungen des Geheimdienstes überhaupt beurteilen? "Die Richter und der Kongress wurden von den Geheimdiensten einfach übertölpelt", meint
William Binney, Kryptomathematiker, NSA-Veteran und
Whistleblower (seine damalige
Aussage), im
Interview mit dem Blog
Daily Caller. "Man hat eine Menge Technogebabbel über sie geschüttet. Diese Leute haben keine Ahnung, wovon die Rede ist. Sie können nur den Diensten zuhören und ihnen glauben. Sie haben keine Möglichkeit, die Angaben zu überprüfen. Wieviele
Überwachungen hat das FISA-Gericht im letzten Jahr
verweigert? Keine. 2002 fand das Gericht heraus, dass es vom FBI in
75 eidesstattlichen Erklärungen für einen Überwachungsbeschluss
belogen worden war. Und es hat keine Konsequenzen daraus gezogen."
Wenn Richter immer
nur eine Seite, nämlich die des Spionagedienstes hören, und niemals die andere Seite, die des Überwachten oder der Firma, die Daten preisgeben soll, wenn das Urteil und seine Begründung nie überprüft oder kritisiert werden kann, was dann? "Man bekommt ein Gericht, das
juristisch gekapert ist und mit den Geheimdiensten
zusammenrückt, mit denen es die meiste Zeit verbringt",
meint Mike Masnick bei
Techdirt.
Für beider Auffassung spricht das
Anwachsen der genehmigten Überwachungsmaßnahmen, das Michael Isikoff bei
NBC News beschreibt. Eine richterliche Ablehnung kommt so gut wie nie vor,
berichtet das
Wall Street Journal: Von den
knapp 34.000 Überwachungsgesuchen, über die der FISA Court zwischen 1979 und 2012 entschied, wurden
elf abgelehnt.
Und was die Überprüfung durch das Parlament angeht: Als vorletzten Donnerstag die
erste Garde des Geheimdienstes - von NSA bis FBI - dem Kongress Rede und Antwort stehen musste, zog es die Mehrheit der Abgeordneten
ins vorgezogene Wochenende.
Auswertung von Big DataWas geschieht nun mit den gesammelten Daten? Kann man sie vernünftig auswerten und so Anschläge verhindern?
Überhaupt nicht,
erklärt William Binney im
Daily Caller. Die Russen hatten dem FBI einen Tipp zum Bostoner Attentätter
Tamerlan Zarnajew gegeben. Daraufhin wurde er vom FBI vernommen und sein Telefon abgehört, "weil die Russen vor ihm gewarnt hatten. Wenn man einmal auf der Liste steht, hören sie alles ab". Es hat nichts genützt, vermutet Binney, weil die Telefonprotokolle nicht transkribiert wurden. Auch der Anschlag vom
11. September gelang nicht
wegen fehlender, sondern
trotz vorhandener Informationen, wie
Washingtons Blog mit einer kleinen Linksammlung
nachzeichnet.
In
The New Republic erklärte kürzlich die Sicherheitsexpertin
Rachel Levinson-Waldman, warum Big Data ihrer Ansicht nach für die Terrorbekämpfung
nutzlos ist. Anders als bei Kreditkartenvergehen, wo es
regelmäßig wiederkehrende Muster gebe, die man aus den Daten ermitteln könne, seien die Daten für die Terrorismusbekämpfung nicht performativ: "Es gibt einfach zu wenige erfolgreiche oder versuchte Terrorattacken, und das heißt, es gibt
keine klaren '
Signaturen', die die Ableitung wiederkehrender Muster erlauben." Und
Nassim Taleb warnt in
Wired: "Big data mag mehr Informationen bedeuten, aber es bedeutet auch mehr
falsche Informationen."
Ganz von der Hand zu weisen ist der Nutzen von Big Data (Bild: Wikipedia) allerdings nicht: Die Auswertung macht unglaubliche Forschritte: Mathematiker und Analysten
vermessen die Welt neu. Die
New York Times hat ein
Dossier zusammengestellt, das die Auswirkungen in den verschiedenen Bereichen - Gesundheitswesen, Wirtschaft, Marketing et cetera - beschreibt. Für viele ist diese Neuvermessung eine Revolution,
schreibt Steve Lohr in der Einleitung zum Dossier. "Diese Technologie, sagen sie, ist das digitale Äquivalent zum
Teleskop oder dem
Mikroskop. Beide haben es möglich gemacht, neue Dinge zu sehen und zu vermessen - mit dem Teleskop den Himmel und neue Galaxien, mit dem Mikroskop das Mysterium der Zellen."
Verflechtungen von Geheimdiensten und PrivatwirtschaftDie Ergebnisse der Forschung von privaten Internetfirmen und Geheimdiensten scheinen dabei zum Teil
ganz natürlich zusammenzufallen. Sean Gallagher
beschreibt in
Ars Technica, wie die NSA auf Datenverarbeitungsprogrammen von
Google (
Big Table) und
Yahoo (
Hadoop) aufbaute (beides jetzt Open-Source-Plattformen) und
Accumolo entwickelte, ein Program, das es der NSA erlaubt, "das zu tun, was Google mit Ihren Mails und Suchanfragen tut - nur dass die NSA das jetzt mit allem tut, was durchs Netz fließt und auch mit jedem Anruf, den Sie machen."
Accumolo ist jetzt ein
Projekt der gemeinnützigen
Apache Foundation. Außerdem entwickelte die Firma
Palantir für die NSA - aufbauend auf Facebooks
Unicorn search und
social graph, Googles
Knowledge Graph und Microsoft
Researchs Satori - die Application
Graph, mit der man Beziehungen und Kommunikationswege grafisch darstellen kann (hier ein
Video). Gallagher beschreibt in den technischen Details,
welche Möglichkeiten der Informationsgewinnung und -auswertung es derzeit gibt und resümiert am Ende: "Die Frage ist nicht mehr, ob die NSA praktisch jeden Aspekt des digitalen Lebens eines Individuums ausspionieren kann. Die Frage ist, ob die
Schutzmaßnahmen gegen einen Missbrauch dieser Fähigkeiten ausreichen." Und das wisse außerhalb der NSA niemand.
Die
Geheimdienste investieren in Silicon Valley Start-ups, schreiben geheime Aufträge aus und rekrutieren ihr Personal von dort,
berichten James Risen und Nick Wingfield in der
New York Times. "Entgegen der Versicherung der Internetfirmen, dass sie mit dem Geheimdienst nur zusammenarbeiten, wenn sie juristisch dazu gezwungen sind, sagen ehemalige und jetzige Mitarbeiter, dass die Firmen manchmal
heimlich gemeinsame Teams aufbauen, um besser mit der NSA kooperieren und den Zugang zu Kundendaten erleichtern zu können. Die Firmen tun das, sagen die Mitarbeiter, weil sie den Prozess selbst kontrollieren wollen. Sie stehen außerdem unter dem
subtilen aber mächtigen Druck der NSA."
Die Dienste revanchieren sich dafür auch gern mal: "Nachdem seine Firma 2010 von
chinesischen Hackern angegriffen worden war, erhielt Google-Mitbegründer
Sergej Brin Zugang zu Geheimdienstinformationen, die den Angriff einer bestimmten Einheit der chinesischen Volksbefreiungsarmee zuordneten, erzählt jemand, der mit den Untersuchungen der Regierung vertraut ist. Brin erhielt eine zeitlich begrenzte Erlaubnis, bei Briefings dabei zu sein, erklärt diese Person. Nach Snowdens Informationen war Google zu diesem Zeitpunkt seit einem Jahr Mitglied des
Prism-Programms",
berichtete Bloomberg vor einigen Tagen.
"
Tausende von Technologie-, Finanz- und Produktionsfirmen arbeiten eng mit den amerikanischen Geheimdiensten zusammen",
meldete letzte Woche Michael Riley bei
Bloomberg. "Sie liefern sensible Informationen und erhalten im Austausch Leistungen wie Zugang zu Geheiminformationen, erklärten vier Personen, die mit dem Prozess vertraut sind. Diese Programme, deren Teilnehmer als enge Partner bekannt sind, reichen weit über das hinaus, was Edward Snowden enthüllt hat. ... Viele dieser Internet- und Telekommunikationsdienste versorgen den Geheimdienst
freiwillig mit zusätzlichen Daten, die aber nicht die private Kommunikation ihrer Kunden beträfen, zum Beispiel mit Spezifizierungen der benutzten Geräte, sagen die vier. Hardware- und Softwarehersteller, Banken, Internetprovider, Satelliten-Telekommunikationsfirmen und andere nehmen ebenfalls an den Regierungsprogrammen teil."
Palantir etwa
ist ein
von der CIA gefördertes Start-up. Üblich ist auch der Austausch von Personal, so die
Times: 2010 wechselte
Mike Kelly, bis dahin zuständig für die Sicherheit bei Facebook, zur NSA.
Kenneth A. Minihan, Chef der NSA unter Clinton, ist heute "
Managing Director der Paladin Capital Group, einer Venture-Kapital-Firma in Washington, die sich zum Teil darauf spezialisiert hat, Start-ups zu finanzieren, die Hightech-Lösungen für die NSA und andere Geheimdienste bereitstellen." Beim
Guardian erfährt man, dass
James Clapper, derzeit Direktor der Nationalen Nachrichtendienste, früher für Booz Allen gearbeitet hat.
Mike McConnell, Direktor der Nationalen Nachrichtendienste und Chef der NSA unter George W. Bush, ist heute bei Booz Allen verantwortlich für "das rapide expandierende Cybergeschäft".
James Woolsey, ehemaliger CIA-Chef, war Vizepräsident bei Booz Allen. Und auch auf der unteren Ebene läuft die Zusammenarbeit wie geschmiert,
meldet NBC: "In den Anlagen der NSA und CIA arbeiten
Regierungsangestellte mit blauen Ausweisen neben Auftragnehmern mit
grünen Ausweisen. Sie machen dieselbe Arbeit für denselben Boss."
Angesichts dieser personellen und institutionellen Verflechtungen stellt sich die Frage, was die
Dementis der Firmen nach den Snowden-Enhüllungen aussagen? Snowden hatte im
Guardian erklärt, mit dem Prism Programm habe die NSA auch Zugang zu den Daten von Google, Microsoft, Facebook, Apple, Skype etc.. Einige Internetfirmen haben das inzwischen heftig abgestritten: Dabei gab es
zwei Phasen von Dementis. In der ersten Phase klangen sie alle auffällig ähnlich: Meghan Kelly
notierte am 7. Juni in
Venturebeat "die
seltsamen Übereinstimmungen in den Prism-Dementis von Google, Facebook, und Apple". Darin kursierte auch die Behauptung, dass die Firmen
nie von Prism gehört hätten. Und Kelly schloss, dass die Statements der Firmen "weder beweisen noch widerlegen, dass sie in ein Programm wie Prism verstrickt waren".
Dann kam ein
wesentlich deutlicheres Dementi des Google-Justiziars
David Drummond in einem Chat des
Guardian: "Es gibt keinen Freizugang, keine direkte Schnittstelle, keine indirekte Schnittstelle, keine Hintertür, keinen Speicherplatz". Warum gab es dann aber so lange keine
klarere Informationspolitik des Konzerns?
Was wissen wir?Obama "begrüßt" die jetzt ausgebrochene Debatte, lesen wir. Aber man kann nur über Dinge diskutieren, über die man etwas weiß. Was also wissen wir?
- dass amerikanische Geheimdienste die Verbindungsdaten von Telefonaten mit ausländischen Teilnehmern
speichern und abhören (
umstritten ist nur noch die Frage ob mit oder ohne richterliche Genehmigung.
UPDATE: Der
Guardian hat zwei weitere Dokumente
veröffentlicht, wonach
auch ohne richterliche Genehmigung abgehört werden konnte - das betrifft Ausländer, aber auch Amerikaner. Bei
CNet nimmt Declan McCullagh die Sprachverdrehungen der Regierung auseinander).
- dass sie Kommunikationsdaten von weltweit operierenden Internet- und Kommunikationsdiensten wie
Google, Facebook oder Skype zumindest anfordern können (dass sie sie direkt anzapfen können, streiten die Firmen ab).
- dass diese sensiblen Daten zum Teil
von Privatfirmen verwaltet werden, die ihrerseits ein wirtschaftliches Interesse daran haben, dass der "Krieg gegen den Terror" immer weiter geht.
- dass Privatfirmen, Geheimdienste inzwischen vielfach miteinander verflochten sind, und dass diese
Verflechtung kaum zu kontrollieren ist, was eine Korruption byzantinischen Ausmaßes nahe legt. (In einem
Porträt der Firma
Booz Allen beschreibt
Businessweek das gescheiterte Projet
Trailblazer, für das Booz Allen und vier Partnerfirmen Milliarden von Dollar kassiert hatten. Ein NSA-Mitarbeiter, Thomas Andrew Drake, der diese Verschwendung gegenüber einem Reporter beklagt hatte, wurde des Geheimnisverrats angeklagt und vier Jahre durch die Gerichte geschleift, bis ein empörter Richter ihn freisprach.)
UPDATE: Am Freitag abend hat der Guardian neue
haarsträubende Dokumente aus dem Arsenal des amerikanische Whistleblowers Edward Snowden
veröffentlicht. Diesmal geht es um den
britischen Geheimdienst GCHQ, der in einer Allianz mit den
USA,
Kanada,
Australien und
Neuseeland den globalen Internetverkehr und die Telekommunikation belauscht - ohne richterlichen Beschluss und man beschränkt sich keinesfalls nur auf Verbindungsdaten. Hier geht's ans Eingemachte: "Das schiere Ausmaß des Behörden-Ehrgeizes zeigt sich schon in den Namen der beiden Hauptkomponenten des Programms:
Mastering the Internet und
Global Telecoms Exploitation, sie zielen darauf, so viel Online- und Telefonverkehr abzuschöpfen wie möglich. Das wird alles ausgeführt, ohne dass die Öffentlichkeit davon Kenntnis hat oder die Gelegeheit zur Diskussion. Eine Schlüsselerfindung des GCHQ erlaubt es dem Geheimdienst,
Glasfaserkabel anzuzapfen und riesige Datenmengen abzusaugen und 30 Tage lang zu lagern, so dass sie durchgesehen und analysiert werden können. Diese Operation mit dem Codenamen
Tempora läuft seit 18 Monaten. GCHQ und die NSA sind durchgängig in der Lage, riesige Datenberge zur Kommunikation zwischen
gänzlich unschuldigen Menschen und anvisierten Verdächtigen zu belauschen und zu speichern. Das umfasst Aufzeichnungen von Telefongesprächen, den Inhalt von E-Mails, Facebook-Einträge und die Chronologie der Webseitenaufrufe jedes Internetnutzers - all das wird als legal angesehen, obwohl richterliche Genehmigungsverfahren die Überwachung auf eine bestimmte Anzahl von Überwachungsobjekten begrenzen sollte."
Von der Regierung, den Gerichten, den Geheimdiensten und den Politikern wissen wir nichts. Was wir wissen, wissen wir von
Journalisten und
einzelnen Whistleblowern wie
Daniel Ellsberg,
Bradley Manning,
Mark Klein,
William Binney, J. Kirk Wiebe,
Thomas Drake und schließlich
Edward Snowden. Die meisten haben
mit Gefängnis oder jahrelanger Verfolgung bezahlt. Aber sie erst haben die
Debatte ermöglicht, die Obama jetzt angeblich begrüßt, während er gleichzeitig
gegen Snowden ermitteln lässt (
UPDATE: Laut einem
Bericht des
Guardian hat die amerikanische Regierung inzwischen Anklage gegen Snowden erhoben und seine Auslieferung aus Hongkong beantragt).
Anja Seeliger Zweiter Teil