Im
Wochenendmagazin der
New York Times porträtiert Jonathan Mahler
Rudy Giuliani - den ehemaligen legendären Bürgermeister New Yorks und jetzigen Anwalt Donald Trumps, der tief mit in die Ukraine-Affäre verstrickt ist - als einen
Politiker der Schamlosigkeit. Wie konnte aus dem verehrten Bürgermeister zur Zeit von Nine-Eleven der heutige
windige Rudy werden? Was hat sich an ihm verändert?
Nichts, sagt Mahler. "Die wirkliche Frage ist nicht, 'Was ist mit Rudy passiert?' Sondern: 'Was ist mit uns passiert?' Mit einer kleinen Geschichte versteht man ganz gut, was Mahler meint: "Als David Kendall von Williams & Connolly 1993 zum persönlichen Anwalt von
Präsident Clinton wurde, holte er eine Stellungnahme des Büros für Regierungsethik zum weiteren Vorgehen ein. Unter anderem wurde ihm gesagt, dass es nicht angemessen sei,
pro bono zu arbeiten, denn wenn er und seine Kanzlei nicht zu ihrem üblichen Stundensatz für ihre Zeit bezahlt würden, müsste der Präsident dies als Geschenk melden. Sonst, so das Ethikbüro, müsse von einer Gegenleistung ausgegangen werden: Eine Kanzlei und ihre Anwälte könnten eine Gegenleistung für ihre vielen Stunden kostenlosen Rechtsbeistands erwarten. Während seiner Amtszeit habe Clinton große private Rechtskosten angehäuft; Trump hat Giuliani
nicht bezahlt, und er scheint seine Arbeit nicht als Geschenk gemeldet zu haben, wozu er gesetzlich verpflichtet ist. (Das Weiße Haus reagierte nicht auf eine Bitte um Stellungnahme)." Mahler hat Giuliani übrigens eine erste Version seiner Geschichte gezeigt und
Gelegenheit zur Antwort gegeben: Giuliani beschuldigt ihn der Gehässigkeit und verweist auf seine Verdienste bei der Bekämpfung von Mafia und Korruption.
Seit dem 1. Januar 2020 muss, wer in Deutschland einen Personalausweis beantragt, seine
Fingerabdrücke abgeben und speichern lassen. Das mussten früher nur Kriminelle.
Protest hat sich dagegen nicht geregt. Ob die Praxis der massenhaften
Gesichtserkennung, wie
Clearview sie praktiziert (die NYT hat das gerade aufgedeckt,
unsere Resümees) irgendjemanden aufregt, kann man wohl auch bezweifeln. Die Bürger machen ja sogar mit bei der gegenseitigen Überwachung, lernen wir aus John Herrmans
Artikel über die
Überwachungskameras von Ring, die Privatleute in Türklingeln oder -spione eingebauen. "Sie zeichnen alles, was vor ihrer Linse passiert, auf Videos auf, die man umstandslos mit der Polizei oder der Öffentlichkeit teilen kann. ... In einem Video, das bei Ring TV unter dem Titel 'Nachbar rettet Frau vor eisigen Temperaturen' veröffentlicht wurde, klingelt eine
frierende Frau im T-
Shirt an der Tür. Sie hat sich aus ihrem Haus ausgesperrt, sagt sie, und hofft, dass jemand ihren Mann anrufen könnte. Eine Stimme aus der Klingel fragt, wer sie sei; die frierende Frau sagt: 'Ich wohne
auf der anderen Straßenseite.' In dem Video wird die Tür nicht geöffnet und der Ehemann nicht angerufen. Stattdessen informiert der Ring-Eigentümer die örtlichen Behörden. Die Frau bleibt draußen auf der Treppe und stampft mit den Füßen, um sich warm zu halten, bis die Polizei eintrifft. Das ist eine seltsame Interaktion für Menschen, die
als Nachbarn beschrieben werden. Es ist eine Vision amerikanischer Entfremdung, bei der menschliche Interaktionen zuerst durch Überwachungskameras und dann durch die Strafverfolgung vermittelt werden. Oder vielleicht gibt es eine einfachere Antwort: Niemand war zu Hause." Die Kameras kann man übers Handy bedienen.
Außerdem: Michael Forsythe, Kyra Gurney, Scilla Alecci und Ben Hallman
erzählen, wie amerikanische Firmen
Afrikas reichster Frau, Isabel dos Santos, Tochter von Angolas ehemaligen Präsidenten José Eduardo dos Santos, dabei halfen, den Reichtum ihres Landes für sich auszubeuten.