Magazinrundschau
Vollkommen anderes Ideensystem
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
10.12.2019. Atlantic erkundet die miese Stimmung in Nordirland kurz vor den britischen Wahlen. Der New Yorker bewundert den neuen Geist offener Renitenz in Hongkong. Die NYRB folgt den Spuren, die die russische "Einheit 74455" in den Eingeweiden des amerikanischen Wahlsystems hinterlassen hat. La vie des idees wirft mit Roman Polanski einen Blick auf den französischen Antisemitismus. Film comment feiert die Schauspielerin Kristen Stewart als Jean Seberg.
The Atlantic (USA), 10.12.2019

Magyar Narancs (Ungarn), 06.12.2019

New Yorker (USA), 16.12.2019

Außerdem: Joshua Rothman berichtet, dass William Gibson nunmehr Gegenwarts-Sci-Fi schreibt. Kelefa Sanneh porträtiert die filmenden Safdie Brüder aus New York, die gerade durchstarten. Joshua Yaffa stellt uns Putins inoffiziellen Propagandaminister Konstantin Ernst vor. Amanda Petrusich hört Moondog. Thomas Mallon liest die Dolphin-Briefe von Elizabeth Hardwick und Robert Lowell. Und Anthony Lane sah im Kino Benedict Andrews "Seberg" mit einer umwerfenden Kristen Stewart in der Hauptrolle.
A2 (Tschechien), 09.12.2019

New York Review of Books (USA), 19.12.2019

La vie des idees (Frankreich), 03.12.2019

Film Comment (USA), 05.12.2019

Außerdem bringt der Film Comment Auszüge aus Priya Jaikumars einem Buch über die filmischen Darstellungen Indiens entnommenen Text über Jean Renoirs Indien und hat einen Überblick aus dem Jahr 1972 samt umfangreicher Filmografie über die Geschichte von Frauen als Filmemacherinnen online gestellt.
Elet es Irodalom (Ungarn), 06.12.2019
Fakten sind auch nicht alles!
Im Gespräch mit László Kőszeghy hebt die Kommunikationswissenschaftlerin Júlia Sonnevend (New School for Social Research, NY) die Bedeutung von Mythen in der Erinnerung eines Landes hervor - ein Thema, über das sie auch ein Buch geschrieben hat. "Damit ein Ereignis langfristig in der Erinnerung vieler Menschen aufrechterhalten bleibt, müssen wir zahlreiche Fakten davon lösen und ein sauberes, widerhallendes Narrativ aufbauen, also einen Mythos bilden. Obwohl es ein gefährlicher Prozess ist und für viele, die dabei waren und das Ereignis persönlich erlebten oder dessen Komplexität kennen, empörend sein kann, behaupte ich, dass wir ohne zeitgenössische Mythen nicht leben können, was aber seinen Preis hat. Das Buch war grundsätzlich eine Botschaft an die Medienwissenschaften, die die Achtung der Tatsachen und der Objektivität für das höchste Gut der Massenkommunikation hält. Ich konfrontiere diese Aussage radikal und sage, dass Mythen uns - und damit auch die Medien - mindestens genau so bestimmen, wie die Fakten. Es ist eine Illusion zu denken, dass der Mensch grundsätzlich ein rationelles Wesen sei. Der unbedingte Glaube an die Fakten führt wiederholt zu Enttäuschungen, die wir jedes Mal durchleben, wenn wir mit dem Erfolg eines vollkommen anderen Ideensystems konfrontiert werden. Der Wunsch nach Mythen lebt bis heute in uns, was nicht bedeutet, dass Faktenzentriertheit nicht wichtig wäre, aber die Achtung der Fakten allein reicht nicht aus."

New York Times (USA), 08.12.2019

Außerdem: Josh Owens berichtet reuevoll von seiner Arbeit für den Verschwörungstheoretiker Alex Jones. Kwame Anthony Appiah wälzt die Frage, ob es opportun ist, eine Freundin vor einem betrügerischen Online-Date zu warnen. Und Dorie Greenspan kennt das Rezept für die perfekten Madeleines.
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