Magazinrundschau
Die Magazinrundschau
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
02.05.2006. Im Guardian verführt A.L. Kennedy dazu, Bücher nackt zu lesen. In der Weltwoche pocht Salman Rushdie auf die Freiheit, andere als Idioten zu bezeichnen. L'Express findet Europa antiaufklärerisch. In Elsevier fordert Leon de Winter, Ethanol zu tanken, um den Mullahs eins auszuwischen. Der Merkur fragt, wann Kunstkritiker aufgehört haben, Kritiker zu sein. Der Economist erinnert an den Regisseur Shin Sang-Ok, der nach Nordkorea entführt wurde, um für den "Geliebten Führer" Filme zu drehen. Gary Shteyngarts Roman "Absurdistan" über einen Oligarchen im Exil hat die New York Times umgehauen. Die New York Review of Books erklärt Evo Devo. Und der New Yorker warnt vor Geschenken.
Guardian (UK), 29.04.2006
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Andrew Brown trifft den Arzt, Wissenschaftler und Schriftsteller Raymond Tallis (mehr hier), der in all seinen Disziplinen, von der Neurologie bis zur Literaturkritik sehr eigene Ansichten vertritt. "Tallis sagt, er habe seine Bücher 'Not Saussure' und 'Theorrhoea and After' getrieben von Zorn geschrieben: 'Es macht mich krank, dass viele Kritiker die Literatur überhaupt nicht mögen und es als ihre oberste Aufgabe ansehen, diese Abneigung an ihre Studenten weiterzugeben. Einer der widerwärtigsten Ausdrücke, die ich je gelesen habe, war 'Literatur gegen den Strich lesen'. Die Studenten werden um etwas beraubt, bevor sie überhaupt die Chance haben, Schriftsteller kennenzulernen. Und dann setzt man sie auch noch solch total undurchsichtigen Autoren wie Lacan aus."
Auf die Frage, ob es britische Intellektuelle gibt, hat Timothy Garton Ash bereits in seiner Kolumne am Donnerstag geantwortet: Klar, gibt es die, sie sind nur sehr zurückhaltend: "Britische Intellektuelle hatten es niemals so gut. Spielt es eine Rolle, dass sie sich selbst verleugnen? Vielleicht nicht. Womöglich ist es sogar ein ganz nützlicher Schutz dagegen, seine eigene Bedeutung zu überschätzen, wie es hin und wieder unter Intellektuellen auf dem Kontinent passiert; ein Schutz dagegen, um es auszusprechen, Bernard-Henri Levy zu werden."
Weiteres: David Edmonds und John Eidinow erzählen die Geschichte der Freundschaft zwischen David Hume und Jean-Jacques Rousseau nach, die in einer wüsten Fehde endete, die schwere Zweifel "an Rousseaus Zurechnungsfähigkeit und an Humes Reputation" aufkommen ließ.
Express (Frankreich), 27.04.2006
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q16/A13763/lexpress.jpg)
Outlook India (Indien), 08.05.2006
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Außerdem: Der BBC-Korrespondent Paul Danahar berichtet über die Neugruppierung der Taliban und die Rolle, die dabei auch Iran und Pakistan spielen. Und Saumya Roy untersucht den Teufelskreis aus ökonomischer Not, Jugendehen und Ausbeutung unter Indiens Wanderarbeitern.
Weltwoche (Schweiz), 27.04.2006
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Marianne Fehr widmet sich dem Umstand, dass die Zahl der Verurteilungen wegen Kindesmissbrauchs seit Jahren konstant ist, die Beschuldigungen aber zunehmen: "Eltern und Kinder wie Institutionen sind wachsam geworden, und das ist gut so, denn Wachsamkeit schützt vor Angriff. Die Kehrseite: Die Realität verleitet zur Hysterisierung. Kinder zu berühren, ist verdächtig geworden, und zur grundsätzlich verdächtigen Personengruppe gehört, wer mit Kindern zu tun hat."
Elsevier (Niederlande), 26.04.2006
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q128/A13765/elsevier.jpg)
In einem weiteren Artikel schaltet sich der Wissenschaftsjournalist und bekannte Greenpeace-Gegner Simon Rozendaal in die aktuelle Debatte um die Zahl der Tschernobyl-Opfer ein und wagt die ketzerische Frage "war Tschernobyl ernster als Bhopal?" Der Chemieunfall 1984 in Indien habe fast das Doppelte an Opfern gefordert, doch werde "um Tschernobyl ungleich mehr Aufhebens gemacht als um Bhopal und die zahllosen anderen Katastrophen", an die sich kaum noch einer erinnere. "Haben Sie jemals eine Spendenaktion im Fernsehen gesehen zugunsten der Kinder von Bhopal? Dagegen waren die so genannten Kinder von Tschernobyl (schwerbehinderte Kinder, schrecklich, doch es bleibt fraglich, ob ihre Behinderungen durch Strahlung verursacht wurden) jahrelang nicht von den niederländischen TV-Bildschirmen wegzudenken."
Merkur (Deutschland), 01.05.2006
"Falls es einen Geist gibt, der die Kunst der letzten Jahrzehnte bestimmte, dann ist es nicht der Jackson Pollocks und nicht der Andy Warhols, sondern offensichtlich der Cole Porters und seines 'Anything Goes'", stellt Barry Gewen in einem Essay zur Lage von Kunst und Kritik fest, den der Merkur aus der New York Times übernimmt. Aber was kann ein Kritiker in einer Welt vollkommener Freiheit noch kritisieren? "Wir leben in einer Zeit, in der Künstler Kinderfragen stellen - Was ist Kunst? Wozu ist sie gut? -, und die Kritiker haben meistens darauf so geantwortet, dass nicht einmal ein Erwachsener sie versteht. 'Mutti, sind wir den ganzen Weg hierhergefahren, bloß um uns Bilder von Suppendosen anzugucken?' 'Das sind Andy Warhols, Herzchen, und er bedient sich eines geschliffenen heuristischen Instrumentariums, um die Bruchlinien signifikanter Verschiebungen und die sedimentierten Facetten seines kairos zu erkunden und offenzulegen." Vor allem aber haben die Kritiker aufgegeben, Kritiker zu sein: so der Kunstkritiker James Elkins in seinem schmalen, aber aus vollem Herzen polemischen Buch 'What Happened to Art Criticism?'." (hier das Original des Artikels).
Wolfgang Fuhrmann widmet sich der "verfahrenen und aussichtslos" erscheinenden Lage der Neuen Musik: "Der Widerspruch zwischen dem geistigen, musikalischen und nicht zuletzt auch finanziellen Aufwand, mit dem eine Uraufführung bestritten wird, und der Resonanz, die sie beim Publikum findet, ist grotesk und wäre unerträglich, hätten wir uns nicht seit Jahrzehnten daran gewöhnt." Fuhrmann glaubt, dass sich die Neue Musik zu sehr vom Hörer entfernt - ausdifferenziert - hat, von seiner Möglichkeit, sich ein Stück überhaupt noch anzueignen. "Will die Neue Musik überhaupt ein Publikum erreichen, so muss sie damit beginnen, die Erfahrungs- und Empfindungsräume anzusprechen, die sich eröffnen in der Welt, in der wir leben. Stoff gibt es genug."
Weiteres: Stephan Wackwitz meditiert über das kulturelle Erbe der Ruthenen im Allgemeinen und der Künstlermutter Julia Warhola im Besonderen. Jan Philipp Reemtsma schreibt über den nicht mehr gelesenen Wieland. Und Karl Heinz Bohrer beklagt, dass die Kulturwissenschaft die Differenz zwischen Literatur und Realität kassiert habe. Und schließlich schwärmt Birgit Recki von Peter Jacksons "King Kong" und der ungeahnten Körperlichkeit seiner computeranimierten Wesen wie "bezahnten Mollusken, Rieseninsekten und Dinosauriern und - dem mythischen Gorillagott": "Es ist toll."
Wolfgang Fuhrmann widmet sich der "verfahrenen und aussichtslos" erscheinenden Lage der Neuen Musik: "Der Widerspruch zwischen dem geistigen, musikalischen und nicht zuletzt auch finanziellen Aufwand, mit dem eine Uraufführung bestritten wird, und der Resonanz, die sie beim Publikum findet, ist grotesk und wäre unerträglich, hätten wir uns nicht seit Jahrzehnten daran gewöhnt." Fuhrmann glaubt, dass sich die Neue Musik zu sehr vom Hörer entfernt - ausdifferenziert - hat, von seiner Möglichkeit, sich ein Stück überhaupt noch anzueignen. "Will die Neue Musik überhaupt ein Publikum erreichen, so muss sie damit beginnen, die Erfahrungs- und Empfindungsräume anzusprechen, die sich eröffnen in der Welt, in der wir leben. Stoff gibt es genug."
Weiteres: Stephan Wackwitz meditiert über das kulturelle Erbe der Ruthenen im Allgemeinen und der Künstlermutter Julia Warhola im Besonderen. Jan Philipp Reemtsma schreibt über den nicht mehr gelesenen Wieland. Und Karl Heinz Bohrer beklagt, dass die Kulturwissenschaft die Differenz zwischen Literatur und Realität kassiert habe. Und schließlich schwärmt Birgit Recki von Peter Jacksons "King Kong" und der ungeahnten Körperlichkeit seiner computeranimierten Wesen wie "bezahnten Mollusken, Rieseninsekten und Dinosauriern und - dem mythischen Gorillagott": "Es ist toll."
New York Review of Books (USA), 07.05.2006
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Weiteres: Anne Barton liest die neuesten Arbeiten zum Leben Shakespeares. Auch in diesem Jahr wissen die zahllosen Biografen nicht viel mehr als im vorigen, beschäftigen sich aber intensiv mit der Frage, ob Shakespeare ein Papist war. Nich unwichtig findet Barton allerdings auch die Frage, warum Shakespeare seiner Frau allein das "zweitbeste Bett" vermacht hat.
William Pfaff erklärt sich die Proteste in Frankreich gegen die unbedeutende Änderung des Arbeitsrechts mit der Angst relativ privilegierter Mittelklassekinder vor dem ungezügelten Kapitalismus. Von der Änderung des Arbeitsrechts hätten seiner Einschätzung nach vor allem die unterprivilegierten Jugendlichen in den Vorstädten profitiert. Brian Urquhart stellt verschiedene Bücher über den Irakkrieg, die USA und das Völkerrecht vor und stellt fest: "Fünfzig Jahre internationalen Rechts im Namen des globalen Kriegs gegen den Terror einfach wegzuwischen ist eine schlechte Idee, für die USA wie für jeden anderen." Alan Ryan empfiehlt Louise Knights Biografie "Citizen" der Friedensnobelpreisträgerin, Sufragette und Gründerin verschiedener Menschenrechtsorganisationen wie der ACLU und NAACP, Jane Addams.
Economist (UK), 28.04.2006
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Weitere Artikel: Die BBC plant, ihr riesiges Archiv mit all den Radio- und Fernsehsendungen, die sie seit 1937 produziert hat, online zu stellen und so frei zugänglich wie möglich zu machen (seit letzter Woche ist der Prototyp als Katalog mit 946.614 Einträgen zu besichtigen), berichtet der Economist - und befürchtet eine weitere Verzerrung des Medienmarktes durch den staatlich finanzierten Rundfunk- und Fernsehriesen.
Weiteres: Einen detaillierten Einblick in das kurze und unglückselige Zusammenleben von Van Gogh und Gauguin in Arles liefert Martin Gayford in seinem Buch "The Yellow House". Außerdem widmet sich der Economist Chinas spannendster Dreiecksbeziehung aus Volk, Partei und Internet. Außerdem zu lesen: Inwiefern die Anlagebank Goldman Sachs mit ihrer Lust am Risiko als Inbegriff des modernen Finanzsystems gelten kann, ob sich die Tatsache, dass Israel erstmals von Zivilisten regiert wird, positiv auf den Nahostkonflikt auswirken wird, und schließlich warum sich die französischen Gewerkschaften trotz ihres jüngsten Erfolgs - der Abkehr vom umstrittenen Ersteinstellungsvertrag - auf dem absteigenden Ast befinden.
Spiegel (Deutschland), 01.05.2006
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Und in einem Gespräch mit Erich Follath und Hans-Jürgen Schlamp erklärt der Soziologe Lord Ralf Dahrendorf, warum ihm die Rede vom Kampf der Kulturen zuwider ist und warum die derzeitigen Auseinandersetzungen kein Anzeichen für ein gesteigertes Selbstbewusstsein der islamischen Welt sind: "Wenn man 10.000 Demonstranten, die irgendwo gerade gegen die USA polemisieren, amerikanische Einwanderungsvisa anbieten würde, dann würden die alle jubeln und zugreifen. Wir haben es mit einem Teil der Welt zu tun, der in den letzten Jahren nicht richtig mitgekommen ist - auch im Vergleich zu Indien und China. Daher gibt es dort viele Menschen, deren Frustrationen man ausnutzen kann. Das ist kein Kampf der Kulturen."
Al Ahram Weekly (Ägypten), 27.04.2006
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Außerdem: Firas Al-Atraqchi erklärt den Iran zum neuen Popanz der USA. Youssef Rakha porträtiert den in Paris lebenden Schriftsteller und Filmemacher Nacer Khemir ("Das verlorene Halsband der Taube") und erörtert das Problem einer "doppelten kulturellen Identität". Und Hani Mustafa kritisiert den Kinofilm "Syriana" für seine Detailschwäche und Clooneys mäßige arabische Aussprache.
New Yorker (USA), 08.05.2006
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Zu lesen ist außerdem ein Porträt der Martha Graham Dance Company, ein Bericht über das New Yorker Barock-Revival, in dessen Zuge Händel zu neuen Ehren kommt, und die Erzählung "Once in a lifetime" von Jhumpa Lahiri.
Besprochen werden drei Bücher zur Geschichte der Sklaverei in den USA, darunter Simon Schamas "Rough Crossings: Britain, the Slaves, and the American Revolution", eine Inszenierung von Oscar Wildes Komödie "The Importance of Being Earnest" und Filme, nämlich das australische Drama "The Proposition" von John Hillcoat und Jean-Pierre Melvilles schon 1969 gedrehter Resistance-Film "Armee im Schatten", der in den USA bisher nie zu sehen war. Die Kurzbesprechungen widmen sich unter anderem einer Kulturgeschichte des Gesprächs.
Nur in der Printausgabe: eine Reportage über den fortgesetzten Kampf um Reformen in Libyen, ein Porträt des Komponisten und Klangkünstlers Trimpin sowie Lyrik von Tom Sleigh und Clive James.
Literaturen (Deutschland), 01.05.2006
"Nicht Freud, sondern die Frauen haben die Psychoanalyse erfunden", erkennt Manfred Schneider im aktuellen Heft der Literaturen, das trotzdem mit einem Schwerpunkt Sigmund Freuds 150. Geburtstag begeht (mehr zum Beispiel hier): "Die Psychoanalyse scheint ja nichts anderes als das Ereignis zu sein, Frauen über alles sprechen zu lassen, was ihnen durch den Sinn geht, und dies so ausgiebig, erfolgreich und zum Teil auch lukrativ, dass sich daraus eine weltweite Bewegung bilden konnte. Jenes ewigweibliche 'Weh und Ach', das Goethes Mephistopheles dem verwirrten Schüler erklärt, wird nicht mehr tausendfach aus einem Punkte' kuriert, sondern in einen langen Redestrom kanalisiert, gefiltert und abgeleitet. Zwar haben sich auch Heerscharen von Männern auf die Couch gelegt, um sich von Ängsten, Zwängen, Wahn und Perversion heilen zu lassen, aber Männer sind nicht nur durch Redenlassen zu heilen. Aus ihrem Stocken und Assoziieren fließt keine Katharsis. Erst recht lassen sie sich nicht das Geheimnis entreißen, warum die Natur sie überhaupt gewollt hat."
Weiteres: Der Schriftsteller und schwedische Kulturattache in Berlin, Aris Fioretis, huldigt der Couch. Philosoph Slavoj Zizek sieht sich durch die Psaychoanalyse vor allem von dem Zwang befreit, genießen zu müssen. Richard David Precht folgt dem Neurowissenschaftler Eric R. Kandel auf dessen Suche nach Es und Über-Ich im Gehirn.
Weiteres: Der Schriftsteller und schwedische Kulturattache in Berlin, Aris Fioretis, huldigt der Couch. Philosoph Slavoj Zizek sieht sich durch die Psaychoanalyse vor allem von dem Zwang befreit, genießen zu müssen. Richard David Precht folgt dem Neurowissenschaftler Eric R. Kandel auf dessen Suche nach Es und Über-Ich im Gehirn.
Nouvel Observateur (Frankreich), 27.04.2006
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Gazeta Wyborcza (Polen), 29.04.2006
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Alek Tarkowski, polnischer Koordinator von "Creative Commons" plädiert für mehr Rationalität im "Kampf gegen die Internetpiraterie". "Das p2p-Prinzip im Internet ist eine ungeheuer effektive und billige Form von Kulturaustausch. In der heutigen Gestalt fügt sie zwar den Künstlern und Produzenten Schaden zu, was aber nicht heißt, dass der einzige Ausweg in ihrer gewaltsamen Unterdrückung liegt. Eine Alternative bestünde darin, Methoden zu finden, die es erlauben, legal p2p zu nutzen. Dies ist aber so lange nicht möglich, so lange jede neue Technologie von Horrorszenarien begleitet wird." Letztendlich, so Tarkowski "bleibt uns nichts anderes übrig, als dass Internet zu lieben".
Und: Islam-Kenner Bassam Tibi prophezeit im Interview: "Die Frage, ob es einen demokratischen Islam gibt, wird sich unter den europäischen Muslimen entscheiden. Andererseits wird die europäische Zivilisation nur überleben, wenn es eine Integrationspolitik führen kann, die aus Muslimen europäische Bürger macht".
New York Times (USA), 30.04.2006
Walter Kirn haut er um, Gary Shteyngarts Roman "Absurdistan" über einen jungen Exil-Oligarchen, den eine renitente St. Petersburger Behörde an der Ausreise in sein lieb gewonnenes Amerika hindert: "Shteyngart und sein Held Misha, übersprudelnd depressiv alle beide, sind nicht sparsam mit Worten, wenn Überdimensionales ihren Weg kreuzt. Der überladene Stil eines sozialistischen Realismus der zur schwarzen Komödie verkommt. Die Prosa einer heroischen Enttäuschung, schwach gearbeitet mitunter, aber fähig Berge kultureller Trümmer aufzutürmen. Hemingways klare Sätze würden hier nichts ausrichten. Ein Mann braucht Kommas, Semikolons, Adjektive - schweres sprachliches Gerät." Hier ein Interview und eine Lesung.
Ferner: Greg Sandow lobt eine "präzise und sensible" Strawinski-Biografie von Stephen Walsh (Leseprobe "Stravinsky"). Jacob Heilbrunn findet Michael R. Gordons und Bernard E. Trainors kritische Bilanz der Irak-Invasion (Leseprobe "Cobra II") "hieb- und stichfest". Und Cathleen Schine freut ein Band mit neuen und ausgewählten Geschichten von Joyce Carol Oates (Leseprobe "High Lonesome").
Im Magazin der New York Times stellt Mark Edmundson die gesellschaftliche Aktualität von Freuds späten politischen Texten heraus, die das Bedürfnis des zerrütteten Subjekts nach innerem Frieden untersuchen: "In der Verschiedenheit, so aufreibend und schwierig sie auch sei, liegt das Glück der Gemeinschaft. Wird eine freie Gesellschaft von Terrorismus bedroht, gibt es das Verlangen zusammenzurücken und gemeinsam zurückzuschlagen. Die Gefahr besteht, dass wir dabei ebenso wild, monolithisch und geeint werden wie der Feind. Wir verlangen einen Führer, hören auf zu fragen und zu streiten. Wenn das geschieht, beginnt ein Krieg der Fundamentalismen, der keinen Sieger kennt."
Weitere Artikel: Herbert Muschamp kommentiert die Abwanderung der Sammlung Pinault von Paris nach Venedig. Und im Interview mit Deborah Solomon erklärt der mexikanische Schriftsteller Carlos Fuentes, warum Condi Rice Präsident wird: "She has better legs than Bush".
Ferner: Greg Sandow lobt eine "präzise und sensible" Strawinski-Biografie von Stephen Walsh (Leseprobe "Stravinsky"). Jacob Heilbrunn findet Michael R. Gordons und Bernard E. Trainors kritische Bilanz der Irak-Invasion (Leseprobe "Cobra II") "hieb- und stichfest". Und Cathleen Schine freut ein Band mit neuen und ausgewählten Geschichten von Joyce Carol Oates (Leseprobe "High Lonesome").
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q12/A13767/nytmagazine.jpg)
Weitere Artikel: Herbert Muschamp kommentiert die Abwanderung der Sammlung Pinault von Paris nach Venedig. Und im Interview mit Deborah Solomon erklärt der mexikanische Schriftsteller Carlos Fuentes, warum Condi Rice Präsident wird: "She has better legs than Bush".