Heute in den Feuilletons
Ich war verstört
Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
13.03.2010. In der Welt erinnert sich Joseph Haslinger an seine Jugend in einem katholischen Internat: "Die Pädophilen waren in dieser Sphäre von klösterlicher Gewalt eine Oase der Zärtlichkeit." In der FAZ begibt sich Bruce Sterling auf den betrügerisch vernetzten Basar der Geschichte. Im Guardian schreibt Timothy Garton Ash über Ryszard Kapuscinski und die Grundregeln des Reporters. In der taz erklärt Kate Pickett, dass Ungleichheit auch Reiche stresst. In der NZZ bannt Beat Furrer mit Bas Hilfe altägyptische Zerfallsphantasien. Und die FR vernimmt beglückt das Lachen eines bebauchten, bärtigen Buddhas.
Welt, 13.03.2010
Der bislang wichtigste Text zum Thema pädophile Priester. Der österreichische Schriftsteller Joseph Haslinger erzählt von seiner Zeit im Internat, als Erziehung bedeutete, dass er und seine Mitschüler erniedrigt und mit dem Stock geschlagen wurden. "Die Pädophilen waren in dieser Sphäre von klösterlicher Gewalt eine Oase der Zärtlichkeit. Das Kloster war ein Exzess in dieser und jener Richtung." Heute ist es das wichtigste, dass Kinder geschützt werden - das macht Haslinger unmissverständlich klar, aber eine "Hexenjagd" auf Pädophile, deren Taten längst verjährt sind, lehnt er ab. "Ich hatte zu Gleichaltrigen und Älteren dieselben Kontakte wie andere auch. Ich war kein sozial gestörtes Kind, das hilflos dem Triebleben sakraler Päderasten ausgeliefert war. Ich war verstört, weil ich zu dieser Zeit ja auch noch ein sehr religiöser Mensch war und selbst Priester werden wollte. Die moralische Verstörung war weitaus übler als die erotische Konfusion. Es liegt mir daran, in einem Moment, in dem alle Welt sich plötzlich über solche Vorgänge entrüstet, als hätten sie keine Tradition, nicht nur über die Verstörung, sondern über alle Gefühle Auskunft zu geben. Gefühle, die man gehabt hat, sollte man im Nachhinein nicht einfach zugunsten einer moralischen Entrüstung abschütteln, als hätte es sie nicht gegeben. Es war nicht nur eine Last, ein solches Geheimnis zu haben, es war auch etwas Besonderes."
Außerdem: Elmar Krekeler schickt aus dem Jahr 2040 einen Nachruf auf die Buchwelt. Tilman Krause trifft den Hamburger Lyriker Mirko Bonne. Abgedruckt ist ein Auszug aus Necla Keleks neuem Buch "Himmelsreise".
Besprochen werden unter anderem Philip Roth' Roman "Demütigung", Meir Shalevs Buch über das Alte Testament "Aller Anfang", Tony Judts Buch über "Das vergessene 20. Jahrhundert", Volker Reinhardts Michelangelo-Biografie "Der Göttliche" und Eric Karpeles' Band über "Marcel Proust und die Gemälde aus der 'Verlorenen Zeit'".
Im Feuilleton berichtet Sebastian Seidler über das Ende des Berliner Plattenlabels Louisville - für ihn der Anfang vom Ende der kleinen Indie-Labels. Uta Baier gratuliert dem Künstler Günther Uecker zum Achtzigsten. Dankwart Guratzsch ist fasziniert von der neuen Synagoge in Herford. Eine Meldung informiert uns, dass die Zuschauerzahlen an den Berliner Bühnen im vergangenen Jahr eher zu- als abgenommen haben. Besprochen wird Barbara Freys Inszenierung von Shakespeares "Was ihr wollt" mit Nina Hoss in Zürich.
Außerdem: Elmar Krekeler schickt aus dem Jahr 2040 einen Nachruf auf die Buchwelt. Tilman Krause trifft den Hamburger Lyriker Mirko Bonne. Abgedruckt ist ein Auszug aus Necla Keleks neuem Buch "Himmelsreise".
Besprochen werden unter anderem Philip Roth' Roman "Demütigung", Meir Shalevs Buch über das Alte Testament "Aller Anfang", Tony Judts Buch über "Das vergessene 20. Jahrhundert", Volker Reinhardts Michelangelo-Biografie "Der Göttliche" und Eric Karpeles' Band über "Marcel Proust und die Gemälde aus der 'Verlorenen Zeit'".
Im Feuilleton berichtet Sebastian Seidler über das Ende des Berliner Plattenlabels Louisville - für ihn der Anfang vom Ende der kleinen Indie-Labels. Uta Baier gratuliert dem Künstler Günther Uecker zum Achtzigsten. Dankwart Guratzsch ist fasziniert von der neuen Synagoge in Herford. Eine Meldung informiert uns, dass die Zuschauerzahlen an den Berliner Bühnen im vergangenen Jahr eher zu- als abgenommen haben. Besprochen wird Barbara Freys Inszenierung von Shakespeares "Was ihr wollt" mit Nina Hoss in Zürich.
Weitere Medien, 13.03.2010
Im Guardian nimmt Timothy Garton Ash Stellung zur Polen erschütternden Kapuscinski-Affäre. Er hat Artur Domoslawskis Biografie gelesen und den Reporter darin durchaus auch in seiner Großartigkeit wiedergefunden. Und er stellt in Sachen Reporter-Ethos klar: "Ja, in unserer Auswahl der Fakten, der Bilder und Zitate, in der Charakterisierung realer Personen, über die wir schreiben, arbeiten Reporter in vielerlei Hinsicht wie Schriftsteller. Aber angesichts unserer Verantwortung gegenüber der Geschichte wie auch des Non-fiction-Versprechens, das wir unseren Lesern geben, müssen wir bei den Fakten bleiben, wie wir sie vorfinden. Wir dürfen nicht einmal leicht die Reihenfolge der Ereignisse ändern oder etwas 'anspitzen', was sich in Anführungszeichen befindet. Wir machen alle Fehler. Niemand sieht das ganze Bild oder kann wahrhaft objektiv sein. Jeder hat einen Blickwinkel. Aber wenn ich sage, ich habe etwas gesehen, dann hab ich es gesehen. Es war nicht in einer anderen Straße, zu einer anderen Zeit und wurde mir nicht von jemandem an der Hotelbar erzählt."
Die britische Financial Times meldet: "Google legt detaillierte Pläne vor, um seine chinesische Suchmaschine zu schließen und ist heute zu 99,9 Prozent sicher, dass es diese Pläne auch ausführen will, da Gespräche mit der chinesischen Regierung über Zensur in einer Sackgasse geendet seien."
Die britische Financial Times meldet: "Google legt detaillierte Pläne vor, um seine chinesische Suchmaschine zu schließen und ist heute zu 99,9 Prozent sicher, dass es diese Pläne auch ausführen will, da Gespräche mit der chinesischen Regierung über Zensur in einer Sackgasse geendet seien."
FR, 13.03.2010
Arno Widmann lauschte Herta Müller und Ai Weiwei auf der lit.cologne. Besonders Ai Weiwei hat es ihm angetan, schon wegen seiner schieren körperlichen Präsenz: "Ai Weiwei lacht ins Publikum. Dass er mehr als Tausend Chinesen, die niemals eine Chance dazu gehabt hätten, einen kurzen Blick ins ferne westliche Deutschland ermöglicht hat, dass er den Mächtigen ein Schnippchen schlug, amüsiert ihn nicht nur, das macht ihn glücklich. Jetzt ist er einer jener bebauchten, bärtigen Buddhas, die so gar nichts gemein haben mit dem durchgeistigten asketischen Ideal, das uns hier vom Erleuchteten vor Augen steht. Ein heiterer Silen aus Fernost - also jener trunkene Waldschrat, den König Midas in Fesseln schlug, den er folterte, um zu erfahren, wie der Mensch glücklich sein könne. Der Silen gab ihm die fatale Antwort, das Beste für den Menschen sei, nicht geboren zu werden. Dann lachte er und trieb weiter seine Scherze."
Weitere Artikel: Sehr kritisch beschreibt Nikolaus Bernau die vom Büro David Chipperfield für die Berliner Museumsinsel geplante James-Simon-Galerie: Sie werde erstens ihren praktischen Aufgaben nicht gerecht und verdecke zweitens "die kostbare Westfassade des Neuen Museums". Michael Rüsenberg resümiert das Festival Sonic Acts XIII in Amsterdam. Jürgen Otten gratuliert dem Komponisten Dieter Schnebel zum Achtzigsten. Marcia Pally erklärt uns, warum Frauen sich dünn und Männer sich fett saufen.
Besprochen werden einige Bücher, darunter Barbara Yelins Comic "Gift" (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).
Weitere Artikel: Sehr kritisch beschreibt Nikolaus Bernau die vom Büro David Chipperfield für die Berliner Museumsinsel geplante James-Simon-Galerie: Sie werde erstens ihren praktischen Aufgaben nicht gerecht und verdecke zweitens "die kostbare Westfassade des Neuen Museums". Michael Rüsenberg resümiert das Festival Sonic Acts XIII in Amsterdam. Jürgen Otten gratuliert dem Komponisten Dieter Schnebel zum Achtzigsten. Marcia Pally erklärt uns, warum Frauen sich dünn und Männer sich fett saufen.
Besprochen werden einige Bücher, darunter Barbara Yelins Comic "Gift" (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).
NZZ, 13.03.2010
Daniel Ender unterhält sich in Literatur und Kunst mit dem Komponisten Beat Furrer, dessen neues Werk "Wüstenbuch" nächste Woche in Basel uraufgeführt wird. Es ist eine Auseinandersetzung mit der altägyptischen Kultur, in die auch der Papyrus Berlin 3024 Eingang gefunden hat: "In den Texten ist immer ein Grundtenor spürbar: Die Gesellschaft verfällt, es gibt keine Freude mehr. Das sind Zerfallsphantasien, die es wahrscheinlich schon immer gegeben hat, die aber bei einer Kultur, die am Beginn der Menschheit steht, doch ziemlich eigenartig sind. Und dann antwortet der Ba dem Mann und sagt ihm etwas Epikureisches: Genieße den Tag, lerne zu leben. Das ist doch etwas Ungeheuerliches inmitten dieser Welt, die immer nur auf den Tod hinlebt und vom Tod phantasiert!"
Sehr bewandert, aber ohne erkennbaren Anlass schreibt Martin Meyer über Churchill und seinen titanischen Kampf gegen Hitler. Martin Seel liest die nun edierten Transkriptionen von Adornos Ästhetik-Vorlesungen. Uwe Justus Wenzel stellt Kurt Flaschs "Meister Eckhart" vor.
Im Feuilleton widmet sich Andrea Köhler ausführlich der amerikanischen Tea-Party-Kampagne, die in einer unangenehmen Mischung aus Mischung aus Ressentiment und Demagogie gegen Steuern und das Establishment agitiert: "Obama, der außer mit allerlei Zoogetier auch mit Hitler verglichen wird, steht im Verdacht, die Krise strategisch herbeigeführt zu haben, um eine sozialistische Diktatur auszurufen."
Außerdem: "Als wundersam schwerelos dahingleitenden und trotzdem klar gezeichneten Traum" hat Barbara Villiger Heilig Barbara Freys Inszenierung von Shakepeares "Was ihr wollt" in Zürich erlebt. Ursula Schnyder porträtiert die Regisseurin Kathryn Bigelow. Albrecht Buschmann schreibt zum Tod des Schriftstellers Miguel Delibes.
Sehr bewandert, aber ohne erkennbaren Anlass schreibt Martin Meyer über Churchill und seinen titanischen Kampf gegen Hitler. Martin Seel liest die nun edierten Transkriptionen von Adornos Ästhetik-Vorlesungen. Uwe Justus Wenzel stellt Kurt Flaschs "Meister Eckhart" vor.
Im Feuilleton widmet sich Andrea Köhler ausführlich der amerikanischen Tea-Party-Kampagne, die in einer unangenehmen Mischung aus Mischung aus Ressentiment und Demagogie gegen Steuern und das Establishment agitiert: "Obama, der außer mit allerlei Zoogetier auch mit Hitler verglichen wird, steht im Verdacht, die Krise strategisch herbeigeführt zu haben, um eine sozialistische Diktatur auszurufen."
Außerdem: "Als wundersam schwerelos dahingleitenden und trotzdem klar gezeichneten Traum" hat Barbara Villiger Heilig Barbara Freys Inszenierung von Shakepeares "Was ihr wollt" in Zürich erlebt. Ursula Schnyder porträtiert die Regisseurin Kathryn Bigelow. Albrecht Buschmann schreibt zum Tod des Schriftstellers Miguel Delibes.
TAZ, 13.03.2010
Die glücklichsten Gesellschaften sind die, in denen die Einkommensunterschiede am geringsten sind, glaubt die britische Sozialepidemiologin Kate Pickett. In einem ausführlichen Interview erklärt sie, warum auch Reiche unter Einkommensungleichheit leiden: "Die soziale Distanz zwischen den Menschen ist größer, die Mühe, die man hat, um sozial aufzusteigen oder oben zu bleiben, ist größer. Der Stress, den das verursacht, ist viel stärker. Wenn ich jemand aus einer ungleicheren Gesellschaft mit einer guten Bildung und gutem Einkommen in eine gleichere Gesellschaft einbinden würde, würde dieser Mensch vermutlich länger leben, und seine Kinder wären besser in der Schule."
Auf der Meinungsseite erklärt Ahmet Altan, Chefredakteur der türkischen Zeitung Taraf, warum er sich nicht gedemütigt fühlt, wenn der amerikanische Kongress den Völkermord an den Armeniern verurteilt: "Sich selbst zu erniedrigen heißt, zu Hause nägelkauend auf das Urteil eines fremden Parlaments zu warten. Die Türkei wird nicht deshalb beleidigt, weil dieser Ausschuss mit der Mehrheit einer einzigen Stimme diese Entscheidung getroffen hat. Sie ist gedemütigt, weil sie ihre Vergangenheit nicht selbst auszuleuchten vermag. Weil sie dies anderen überlässt. Weil sie eine höllische Angst vor ihrer eigenen Geschichte zu haben scheint. Weil sie offenbar alles tut, um die Wahrheit zu übertünchen."
Außerdem: taz-Literaturredakteur Dirk Knipphals versucht anlässlich der anstehenden Leipziger Buchmesse, den Literaturbetrieb zu erklären und führt dazu ein Interview mit seinem besten Gewährsmann - sich selbst. Rainer Wandler porträtiert den spanischen Richter Baltasar Garzon, der durch seine Ermittlungen zu Verbrechen der Franco-Ära ins Visier von Revisionisten geraten ist. Tim Caspar Boehme stellt das hippe Pariser Musik- und Modelabel Kitsune vor.
Besprochen werden die Memoiren von Patti Smith, Margaret Atwoods Roman "Das Jahr der Flut", Jeremy Rifkins Ausführungen zur Klimakrise und Georg Kleins "Roman unserer Kindheit" (hier eine Leseprobe).
Es ist Samstag: Tom in Farbe.
Auf der Meinungsseite erklärt Ahmet Altan, Chefredakteur der türkischen Zeitung Taraf, warum er sich nicht gedemütigt fühlt, wenn der amerikanische Kongress den Völkermord an den Armeniern verurteilt: "Sich selbst zu erniedrigen heißt, zu Hause nägelkauend auf das Urteil eines fremden Parlaments zu warten. Die Türkei wird nicht deshalb beleidigt, weil dieser Ausschuss mit der Mehrheit einer einzigen Stimme diese Entscheidung getroffen hat. Sie ist gedemütigt, weil sie ihre Vergangenheit nicht selbst auszuleuchten vermag. Weil sie dies anderen überlässt. Weil sie eine höllische Angst vor ihrer eigenen Geschichte zu haben scheint. Weil sie offenbar alles tut, um die Wahrheit zu übertünchen."
Außerdem: taz-Literaturredakteur Dirk Knipphals versucht anlässlich der anstehenden Leipziger Buchmesse, den Literaturbetrieb zu erklären und führt dazu ein Interview mit seinem besten Gewährsmann - sich selbst. Rainer Wandler porträtiert den spanischen Richter Baltasar Garzon, der durch seine Ermittlungen zu Verbrechen der Franco-Ära ins Visier von Revisionisten geraten ist. Tim Caspar Boehme stellt das hippe Pariser Musik- und Modelabel Kitsune vor.
Besprochen werden die Memoiren von Patti Smith, Margaret Atwoods Roman "Das Jahr der Flut", Jeremy Rifkins Ausführungen zur Klimakrise und Georg Kleins "Roman unserer Kindheit" (hier eine Leseprobe).
Es ist Samstag: Tom in Farbe.
FAZ, 13.03.2010
Wir werden Abschied nehmen müssen von der linearen historischen Erzählung, wie sie uns das Papier präsentiert hat, meint der amerikanische Science-Fiction-Autor und Wired-Blogger Bruce Sterling, und unser Wissen ganz neu organisieren. In Zukunft werde sich jedes "intellektuelle Langzeitgeschäft" in der Netzwerkkultur bewähren müssen: "Was uns bevorsteht, ist eher ein Jahrzehnt der Notrettungen, der Elastizität, des Bemühens um Nachhaltigkeit als ein Geradeausmarsch in Richtung neuer zivilisatorischer Gipfelpunkte. Jetzt beginnt ein Zeitalter des Verfalls und der Neuausrichtung zerbrochener Strukturen, eine Dekade neuer sozialer Erfindungen in Netzwerken, eine Welt des Gothic Hightech und des Favela Chic, wie ich es genannt habe, ein betrügerischer vernetzter Basar der Geschichte und Zukünftigkeit - statt einer Kathedrale der Geschichte und einer Utopie der Zukünftigkeit." (Hier der Artikel im Original)
Weitere Artikel: Gerhard Stadelmaier darf in der Randglosse erklären,warum er Barbara Freys "Was ihr wollt" in Zürich verpasst hat: Sein Flieger ging nicht. Jürgen Dollase preist den Bayerischen Hof als vorbildliches Spitzenhotel. Recht missmutig resümiert Oliver Jungen die wohl etwas maue Diskussion zwischen Herta Müller und Ai Weiwei in Köln. Jürg Altwegg liest französische Zeitschriften. Hubert Spiegel stellt die Köchin Daniela Borgnolo vor, die nach Darmstadt nun auch China mit italienischen Restaurants beglücken soll. Walter Haubrich schreibt zum Tod des spanischen Schriftstellers Miguel Delibes.
Auf der Medienseite berichtet Nina Rehfeld, dass amerikanische Zeitungen die berüchtigten Polizeifotos - Mugshots - jetzt auch online stellen.
Besprochen werden Juliane Kanns Stück "Wir werden sehen" in Stuttgart, Mariss Jansons Aufführung von Verdis "Requiem", eine Gesamtedition von Franz Liszts Liedern und Bücher, darunter der Venedig-Atlas "Migropolis", Daniel Kehlmanns Erzählungen "Unter der Sonne" als Hörbuch sowie Philip Roth' Roman "Die Demütigung" (siehe auch unsere Bücherschau des Tages ab 14 Uhr)
In Bilder und Zeiten spürt die Autorin Alena Wagnerova dem tschechischen Kaufmann Karel Baumann nach, einem angeheirateten Verwandten Kafkas, von dem sie aber vor allem Reiseanträgen und Strafmandate entdeckt hat. Abgedruckt werden die Passagen aus Martin Walsers Tagebüchern, in denen er auf Marcel Reich-Ranickis heftigen Verriss seines Romans "Jenseits der Liebe" reagiert: "Jenseits der Literatur, das klang sofort wie eine Ausweisung. Es ist für einen Schriftsteller schlimmer, aus der Literatur hinausgewiesen zu werden als aus seinem Land ins Exil, in ein anderes Land vertrieben zu werden." Der Roman selbst wird von Felicitas von Lovenberg besprochen. Jürg Altwegg unterhält sich schließlich mit den beiden französischen Filmemachern Isabelle Clarke und Daniel Costelle über ihre colorierte Weltkriegsdoku "Der Krieg".
In der Frankfurter Anthologie stellt Michael Braun Goethes "Erinnerung" vor:
"Er:
Gedenkst Du noch der Stunden
Wo eins zum andern drang..."
Weitere Artikel: Gerhard Stadelmaier darf in der Randglosse erklären,warum er Barbara Freys "Was ihr wollt" in Zürich verpasst hat: Sein Flieger ging nicht. Jürgen Dollase preist den Bayerischen Hof als vorbildliches Spitzenhotel. Recht missmutig resümiert Oliver Jungen die wohl etwas maue Diskussion zwischen Herta Müller und Ai Weiwei in Köln. Jürg Altwegg liest französische Zeitschriften. Hubert Spiegel stellt die Köchin Daniela Borgnolo vor, die nach Darmstadt nun auch China mit italienischen Restaurants beglücken soll. Walter Haubrich schreibt zum Tod des spanischen Schriftstellers Miguel Delibes.
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"Er:
Gedenkst Du noch der Stunden
Wo eins zum andern drang..."
SZ, 13.03.2010
Der Schriftsteller Jonathan Safran Foer hat mit "Eating Animals" ein Plädoyer für den Vegetarismus geschrieben, das in den USA ein Bestseller wurde. Warum? Vielleicht, weil die Zeit einfach reif dafür ist, meint Burkhard Müller. "Die Stärke von Foers Ansatz liegt also in seinem synthetischen Gradualismus. Schon sieht er die Ernährung ohne tote Tiere (und ohne fortgesetzte Qual für die lebendigen) in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Bedenken Sie, sagt er, dass 18 Prozent aller amerikanischen College-Studenten bereits jetzt Vegetarier sind! Aus ihnen aber würden sich ohne Zweifel die politischen, ökonomischen und intellektuellen Eliten der Zukunft rekrutieren. Und man solle sich erinnern, wie sich in kurzer Zeit die Haltung zum Rauchen verändert habe. Er bietet einen Ausweg aus der individuellen Überforderung, die jeder bislang zu spüren bekam, der es mit der Sache des Vegetarismus ernst meinte."
Weitere Artikel: Susan Vahabzadeh untersucht aus Anlass des Regie-Oscars für Katherine Bigelow, die Rolle, die Frauen im amerikanischen Kino spielen - ihr Befund: eine sekundäre. Peter Münch schildert, wie Mitarbeiter des Goethe-Instituts eigenhändig Bücher für ihre Bibliothek in Gaza-Stadt in den Gaza-Streifen schmuggelten - Israel erlaubt seit dem Krieg vor Jahresfrist nur noch die Einfuhr humanitärer Güter, zu denen Bücher ausdrücklich nicht gehören. Christine Dössel stellt die sieben Stücke vor, die um den Mühlheimer Dramatikerpreis konkurrieren. Die Kunstsammlerin Gabriele Henkel gratuliert dem Künstler Günther Uecker zum 80. Geburtstag und Wolfgang Schreiber den Theologen und Komponisten Dieter Schnebel ebenfalls zum Achtzigsten. Javiere Caceres schreibt einen Nachruf auf den spanischen Schriftsteller Miguel Delibes. Gemeldet wird die Verleihung des Hildegard-von-Bingen-Preises für Publizistik an den Autor und Literaturkritiker Fritz J. Raddatz. Catrin Lorch weist auf die diesjährige European Fine Art Fair in Maastricht hin.
Besprochen werden die Ausstellung "L?Eta della Conquista" über die Faszination Roms an der Kunst der Griechen in den Kapitolinischen Museen Rom, Martina Abramovics Performance-Retrospektive im New Yorker Museum of Modern Art, der Roman "Und die Nilpferde kochten in ihren Becken" über einen realen Mordfall, den William S. Burroughs und Jack Kerouac gemeinschaftlich verfassten (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).
In der SZ am Wochenende schreibt Petra Steinberger über das große Missverständnis in der Sehnsucht nach Natur. Harald Hordoych stellt die als Kind missbrauchte Autorin Mona Michelsen und ihr Buch "Flüsterkind" vor, ein "Horrorbuch über eine verlorene Kindheit". Zu lesen ist außerdem ein Interview mit der Sängerin Sade, die ein neuen Album vorlegt.
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