Magazinrundschau
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18.05.2010. The Nation liest Jonathan Israels Geschichte der radikalen Aufklärung. Wer nicht protestiert, geht unter, meint György Konrad in Elet es Irodalom. Englisch ist jetzt eine Dalit-Gottheit, verkündet Tehelka. In Atlantic erklärt Googles Eric Schmidt Apples Ipad zu seinem schönen bunten Vorbild. In Newsweek gibt Jacob Weisberg Apple die Antwort, die man von Google erwartet hätte. Slate fragt, warum Paul Berman nicht von arabischen Intellektuellen diskutiert wird. Tygodnik Powszechny denkt über die polnisch-russische Verständigung nach. Der islamistische Attentäter kommt jetzt aus dem Westen und hat Kohle, weiß Outlook India. Prospect erklärt, warum Sie künftig verhaftet werden, wenn Sie im Flugzeug zu oft aufs Klo gehen.
The Nation | MicroMega | Prospect | Nepszabadsag | New Statesman | Przekroj | Magyar Narancs | Guardian | Salon.eu.sk | New York Times | Elet es Irodalom | Tehelka | The Atlantic | Newsweek | Express | Slate | Tygodnik Powszechny | Outlook India
The Nation (USA), 31.05.2010
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Außerdem: Paula Findlen stellt Richard Holmes' "The Age of Wonder" (Leseprobe) vor, ein Buch über Wissenschaftler und Erfinder im England des 18. Jahrhunderts - wie den Naturforscher Joseph Banks, den Astronom William Herschel, den Physiker Mungo Park oder den Chemiker Humphrey Davy - und ihren Einfluss auf die romantischen Dichter.
Elet es Irodalom (Ungarn), 14.05.2010
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Den kürzlich veröffentlichten Angaben der Art Newspaper zufolge findet man unter den zehn meistbesuchten Ausstellungen der Jahres 2009 zur zeitgenössischen Kunst höchstens zwei, in denen dauerhafte Kunstwerke und nicht Installationen, umgedeutete Medienräume und Performances, also ort- und kontextspezifische Ereignisse im Mittelpunkt stehen. Außerdem stand laut Art Review 2009 nur ein einziger Künstler auf der Liste der zehn einflussreichsten Akteure der zeitgenössischen Kunst - dafür aber Kuratoren, Museumsdirektoren, Sammler. Dieser Entwicklung hinkt die ungarische Museumslandschaft noch hinterher, kritisiert der Medienwissenschaftler Peter György. Dabei sei die Kompatibilität der nationalen zeitgenössischen Kunst auch eine durch und durch politische Frage: "Das Problem, die globale zeitgenössische Struktur kultureller Institutionen zu verstehen, ist der Frage des Technologie-Transfers sehr ähnlich. Was in diesen Strukturen geschieht, wie sich der Begriff der Kunst und des Künstlers verändert, ist auch im Register der nationalen Kultur eine eminente Frage. Wenn wir nicht wollen, dass ein Großteil der kulturellen Register den kommenden Generationen der rechtsextremen Avantgarde zum Opfer fällt, müssen wir unsere nationale Kultur innerhalb der globalen institutionellen Praxis der zeitgenössischen Kunst interpretierbar machen."
Tehelka (Indien), 03.04.2010
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The Atlantic (USA), 01.05.2010
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Newsweek (USA), 17.05.2010
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Außerdem: Daniel Lyons erklärt, warum er sich wohl bald dem neuesten Trend von Hipster Techies anschließen wird: aus Facebook auszutreten, bevor noch mehr seiner persönlichen Daten an Anzeigenkunden verkauft werden. "Selbst wenn man technisch versiert ist und weiß, was Facebook tut, hat man immer noch keine Ahnung, was man eigentlich für den Dienst bezahlt. Denn die Leute wissen einfach nicht, was ihre persönlichen Daten wert sind."
Express (Frankreich), 14.05.2010
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Slate (USA), 13.05.2010
Michael Young, Meinungsredakteur des Daily Star in Beirut, wünschte sich, Paul Bermans Buch über Tarik Ramadan "The Flight of the Intellectuals" würde auch von arabischen Intellektuellen gelesen, denn Ramadans Heuchelei sei auch unter diesen sehr verbreitet: "Indem Berman von Ramadan Klarstellung verlangt, fordert er im Grunde von allen Arabern und Muslimen, besonders aber von denen, die vorgeben liberal zu sein, zu klären, wo sie in den wichtigen Fragen des Nahen Osten und des Islams stehen. Es reicht nicht, sich hinter Israels Brutalität zu verstecken und den amerikanischen Imperialismus zu geißeln. Man kann nicht mit gespaltener Zunge sprechen, wenn es um Gewalt, Antisemitismus oder Brutalität gegen Frauen geht, und trotzdem von sich behaupten, humanistische Werte zu vertreten. Paul Berman wurde bisher kein Platz am Tisch so genannter Nahost-Spezialisten angeboten. Für sie liegt sein Fehler darin, Worten in einer Region glauben zu schenken, in der es heißt, die Wahrheit liege in den Nuancen. Sein Fehler ist der eines Liberalen; allein Klarheit kann zu einem wirklichen Dialog führen."
Tygodnik Powszechny (Polen), 16.05.2010
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Winston Churchill soll sich im Sommer 1945 auf einen Krieg mit der Sowjetunion vorbereitet haben, schreibt der britische Journalist und Historiker Max Hastings. Grund sei die erkennbare Unterdrückung der Staaten Ostmitteleuropas und das Schicksal des polnischen Verbündeten gewesen. "Im Grunde wusste Churchill, dass die durch die Rote Armee installierte Tyrannei weder durch Diplomatie, noch durch Gewalt beseitigt werden kann. Er zweifelte aber nie an den Intentionen der Sowjets und war damit seiner Zeit voraus. In den Nachkriegsjahren wurde immer klarer, dass die westlichen Aliierten wohl oder übel ihre Kräfte wieder würden mobilisieren müssen, um sich gegen die sowjetische Aggression in Europa zu wehren." Churchills Plan hatte übrigens den Namen "Operation Unthinkable" und das blieb er dann auch: undenkbar.
Der Literaturhistoriker und -Kritiker Michal Glowinski hat mit "Kregi obcosci" (etwa: Kreise der Fremdheit) eine Autobiografie vorgelegt, die "sehr ehrlich und zugleich im Stil sehr zurückhaltend" ist, schreibt ein im Netz ungenannter Rezensent. Im Gespräch mit Glowinski kommt auch die Frage auf, warum er sich als einer der wenigen Autoren in Polen offen zu seiner Homosexualität bekannt hat. "Glauben Sie mir, es war eine sehr dramatische Entscheidung für mich. Aber würde ich darüber nicht schreiben, hätte ich kein Recht gehabt, eine Autobiografie zu schreiben. In einem solchen Buch müssen all die Bereiche auftauchen, die für einen Menschen wesentlich sind. (...) Meine Homosexualität musste für alle, die mich kannten, offensichtlich sein. Ich gab nicht vor, jemand anderes zu sein, aber ich stellte es auch nicht heraus. Hier gibt es keine Wahl, die Natur entscheidet für den Menschen. Und das macht das Leben selbstverständlich nicht leichter."
Outlook India (Indien), 24.05.2010
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Ein Leser- bzw. Autorenbrief hat uns auf einen Streit aufmerksam gemacht, über den im April in Outlook zu lesen war. Amitav Ghosh und Margaret Atwood sollten von der Tel Aviv Universität in Israel mit dem "Dan David"-Preis ausgezeichnet werden. Als das bekannt wurde, erhielten die beiden massenhaft Mails und Öffentliche Briefe, in denen sie aufgefordert wurden, den Preis nicht anzunehmen, solange Palästinenser misshandelt würden. Ghosh erklärte in Outlook daraufhin, warum ein Boykott für ihn und Atwood nicht in Frage kommt: "Ich glaube sehr stark daran, dass man die Auffassung verteidigen muss, Kultur- und Bildungsinstitutionen seien - im Prinzip jedenfalls - vom Staat unabhängig. Sonst würde jeder Autor in Amerika und Großbritannien und jeder, der an einer britischen oder amerikanischen Universität lehrt, mit dem Irakkrieg in Zusammenhang gebracht oder mit Israels Aktionen in Gaza und Palästina. Jeder indische Autor oder Akademiker wäre in die Aktionen der indischen Regierung in Krisengebieten verwickelt. Wenn wir dieses Prinzip [der Unabhängigkeit] nicht verteidigen, wie wollen wir dann das Recht auf Dissidenz jener Universitätsangehörigen verteidigen - vor allem in Zeiten des Krieges, wenn die Argumente des Staats benutzt werden können, um eine Komplizenschaft zu begründen?" Abgedruckt wurde auch die gemeinsame Rede, die Ghosh und Atwood bei der Preisverleihung hielten.
MicroMega (Italien), 12.05.2010
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Prospect (UK), 01.05.2010
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Außerdem: Einigermaßen schockiert zeigt sich Peter Popham beim Anblick der Ausgrabungsstätten Pompeji und Herculaneum. In einem gut recherchierten Artikel schildert er die Zustände hinter und vor den Kulissen: "Als Pompeji und Herculaneum 1997 auf die Unesco-Welterbeliste kamen, schrieben die zuständigen Inspektoren, dass die Stätte 'ein vollständiges und lebendiges Bild der Gesellschaft und des Alltagsleben zu einem spezifischen Zeitpunkt der Vergangenheit' böten, 'der auf der ganzen Welten ohne Parallele ist.' Heute jedoch sind die Städte so heruntergekommen, dass man sich nur schwerlich noch vorstellen kann, was in diesen Ruinen einst geschah. Hunde streichen übers Gelände und kacken, wohin sie wollen. Die große Mehrzahl der Häuser ist so stark verfallen, dass keiner sie mehr betreten darf. Zerbrochene Zäune und Schilder zeugen von Erstarrung und Indifferenz."
Nepszabadsag (Ungarn), 15.05.2010
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New Statesman (UK), 17.05.2010
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Przekroj (Polen), 11.05.2010
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Zwischen zwei Dokumentarfilmfestivals (Planete Doc Review in Warschau und dem Krakauer Filmfestival) macht sich Malgorzata Sadowska Gedanken über den Zustand des Genres. "Am interessantesten erscheinen heute die Filme, die die Grenzen des Genres erkunden, überschreiten, experimentieren, kreieren - was aber nicht heißt, dass sie lügen. (...) Authentizität kommt nicht nur von Realismus. Der neue Dokumentarfilm zeigt, dass man nicht nur durch Beobachtung zur Wahrheit gelangt, sondern auch durch Verarbeitung der Realität. Auf viele Arten."
Magyar Narancs (Ungarn), 06.05.2010
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Guardian (UK), 15.05.2010
Anlässlich des Erscheinens von "Hammerstein" auf Englisch porträtiert Philip Oltermann im Guardian Hans Magnus Enzensberger, der ihm erzählt, wie es war, im Dritten Reich aufzuwachsen. Er erinnert sich, wie sie zuhause 'heimlich BBC hörten, das Bettlaken über den Köpfen, so dass die Nachbarn nichts mitkriegten' und als die britischen Bomber im August 1944 die Stadt in Stücke zerlegten, empfand er das eher als Befreiung denn als Katastrophe: 'Man hat eine sehr kaltblütige Einstellung zu diesen Dingen, wenn man jung ist. Tote Menschen auf der Straße sind einfach eine Tatsache des Lebens. Ich war nicht besonders traumatisiert. Das Chaos der Nachkriegszeit war ziemlich erfreulich für einen 15-Jährigen. Es gab da eine anziehende Anarchie ... Keine Regierung, keine alten Autoritätspersonen, die einen anbrüllen konnten ... wundervoll!"
Außerdem: Helen Simpson stellt kurz ihre Heldin Colette vor. Annie Proulx feiert den Bildhauer David Nash.
Außerdem: Helen Simpson stellt kurz ihre Heldin Colette vor. Annie Proulx feiert den Bildhauer David Nash.
Salon.eu.sk (Slowakei), 09.05.2010
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New York Times (USA), 16.05.2010
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Weiteres: Wie sich die chinesische Zensur auch in den Köpfen westlicher Journalisten und Akademiker festsetzt, beschreibt Emily Parker in der Book Review: "Während die Zensur Pekings allgemein bekannt ist, wird die Selbstzensur westlicher Autoren mit unbehaglichem Schweigen zugedeckt. Die Vorstellung, dass Wissenschaftler 'kollektiv ihre akademischen Ideale kompromitieren, um Zugang zu China zu bekommen, beleidigt die Leute intellektuell, aber wir alle tun es', sagte mir kürzlich ein Professor einer amerikanischen Universität im Telefoninterview.
Und Anthony Julius preist Paul Berman als den Julien Benda unserer Zeit. Berman mache in "The Flight of Intellectuals" den heutigen Verrat der Intellektuellen an drei Punkten fest: "Der falschen Gleichsetzung liberaler Werte mit einem unterdrückenden Westen und des politischen Islamismus mit einer unterdrückten Dritten Welt; eine unreflektierte, unqualifizierte Gegenerschaft zu jeder amerikanischen Machtausübung; eine gewisse Blindheit oder sogar Gewogenheit gegenüber Äußerungen eines zeitgenössischen Antisemitismus."
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