Magazinrundschau
Mehr Rot! Mehr Blau!
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
16.01.2018. Der New Yorker erkundet mit Alessandra Cerreti die wirksamste Waffe gegen die kalabrische Mafia. In HVG denk Agnes Heller über 1968 in Ungarn und dem Rest der Welt nach. In Clarin beobachtet der französische Philosoph François Soulages das Schauspiel der Demokratisierung der Fotografie. Der American Cinematographer gruselt sich mit den Farben des Kameramanns Luciano Tovoli. In Elet es Irodalom sucht Bela Tarr nach einer neuen Filmsprache der digitalen Cinematographie. Novinky begutachtet das Konzept des geplanten Sudetendeutschen Museums in München. Im Globe and Mail outet sich Margaret Atwood als Schlechte Feministin. Im Guardian ist Elif Shafak schockiert von der Frauenfeindlichkeit der Türkei unter Erdogan.
New Yorker (USA), 22.01.2018

Außerdem: Nicolas Niarchos fragt, was die USA noch immer im Jemen verloren haben. Adrian Chen berichtet, wie eine Satiresendung in Nigeria die Demokratie zu stärken versucht. Jill Lepore schickt einen Essay über Urheberrechte, Barbie und Feminismus. Dan Chiasson schreibt über die mit 24 Jahren gestorbene Dichterin Joan Murray. Lesen dürfen wir außerdem John Edgar Widemans Story "Writing Teacher".
Clarin (Argentinien), 13.01.2018

American Cinematographer (USA), 10.01.2018

Und hier die fantastischen ersten, von der Band Goblin unterlegten zwölf Minuten des Films, mitunter gedreht am Münchner Flughafen:
Elet es Irodalom (Ungarn), 12.01.2018

New Statesman (UK), 14.01.2018

Novinky.cz (Tschechien), 15.01.2018

Der Entwurf von pmp Architekten für das Sudetendeutsche Museum. Bild: pmp
Jan Šícha hat sich über das Entstehen und die zukünftigen Ausstellungen des Sudetendeutschen Museums in München informiert, das im September seine Pforten öffnen wird, und berichtet darüber aus tschechischer Sicht: "Zu verschiedenen Zeiten wurde je nach Sprachgruppe eine etwas oder komplett andere Geschichte über die gleiche Heimat erzählt. Im 21. Jahrhundert und in der Europäischen Union lässt sich von den Unterschieden im tschechischen und deutschen Erzählen profitieren. Was früher konfliktreich war, ist heute lehrreich. (…) Wäre das Sudetendeutsche Museum vor zwanzig Jahren entstanden, würde sein Hauptthema sicher die Vertreibung sein. Auch hätte man wohl auf einer symbolischen und moralischen Ebene über die Tschechen zu siegen versucht. Doch die Zeiten haben sich geändert. Die Sudetendeutschen haben ihr historisches Erzählen modernisiert. Sie möchten als besonders kreative Gemeinschaft mit einer eigenen Kultur wahrgenommen werden und vor allem die deutsche Gesellschaft ansprechen, die sie aufgenommen hat. Heute, nachdem die meisten, für die die Vertreibung ein lebenslanges Trauma war, nicht mehr da sind, entsteht hier ein Museum, das im deutschen Kontext als Ort fungieren wird, in dem die Kultur einer von vielen Gruppen vorgestellt wird, deren Wurzeln außerhalb des gegenwärtigen Deutschlands liegen."
New York Review of Books (USA), 18.01.2018

Linkiesta (Italien), 15.01.2018

HVG (Ungarn), 03.01.2018

2018 wird ein Erinnerungsjahr an die Ereignisse von 1968. Die Philosophin Ágnes Heller eröffnet mit einem Essay die Erinnerungsreihe. "Die neue Linke war vielleicht die erste globale Bewegung, von Frankreich bis Mexico, von Amerika bis Japan. Auf ihren Hauptstationen war sie stets mit grundsätzlichen politischen Zielen verbunden. (...) Bei uns in Ungarn fehlte der direkte politische Bezug, doch es gab andere Auswirkungen. Die alternativen Theater sind entstanden, die ersten Beatgruppen wurden populär und auch die Filme von Miklós Jancsó spiegelten die Idee der neuen Linken wider. Kurz: das junge ungarische intellektuelle Leben wurde im Zuge der neuen Linken 'westlich', zeitgemäß, europäisch. Letztendlich wurden die Teilnehmer der neulinken Revolution enttäuscht, aber anders als die Reformer des real existierenden Sozialismus. Letzterer hinterließ nur Katzenjammer und Unbehagen. Der Glaube daran wurde beschämend. Jene aber die sich von den neulinken Bewegungen von 1968 enttäuscht fühlen, können sich immer noch an ihren Glauben und ihre Grundsätze erinnern - ohne Scham und mit ein wenig Nostalgie."
Globe and Mail (Kanada), 13.01.2018

En attendant Nadeau (Frankreich), 09.01.2018

Guardian (UK), 13.01.2018

Walrus Magazine (Kanada), 16.01.2018

Buzzfeed (USA), 27.12.2017

New York Times (USA), 10.01.2018

Margot Robbie als Tonya Harding in dem Film "I, Tonya"
In der Times versucht Taffy Brodesser-Akner das wahre Gesicht der ehemaligen amerikanischen Eiskunstläuferin Tonya Harding zu enthüllen, deren Leben gerade mit Margot Robbie in der Hauptrolle verfilmt wurde. Hardings Karriere endete 1994, als ihre Konkurrentin Nancy Kerrigan im Auftrag von Hardings Ex-Mann, angeblich ohne Hardings Kenntnis mit einer Eisenstange am Knie verletzt wurde, so dass Harding die US-Meisterschaft gewann: "Sie glaubt, wenn die Medien sie damals nicht so niedergemacht hätten, stünde sie heute woanders. Wir würden staunen, was sie alles überstanden hätte. Der Film über sie hätte ein triumphales Ende wie 'Rocky'. Die internationalen Wettkampfrichter hatten sie immer geliebt, glaubt sie … Alles, was sie damals getan habe, sei doch nur eine Fortsetzung dessen gewesen, wofür man sie vorher immer belohnt hatte, ihre Rauheit, ihre Erfindungsgabe und Überlebenskunst. Hätte sie vielleicht nach den Regeln spielen und ihr Talent in ihrem außergewöhnlichen Körper einfach verrotten lassen sollen? Sie sagt, dass es Mädchen wie sie nirgendwohin führt, brav und fair zu sein. Hätte es geklappt, hätte sie als Inbegriff des Amerikanischen Traums gegolten … Vieles, was Harding mir erzählte, ist nicht wahr. Sie widersprach sich, aber sie erinnerte mich auch an so viele andere Traumatisierte, die ihre Geschichte wieder und wieder erzählen, um zu erklären, was ihnen widerfahren ist, aber auch, um es sich anzuverwandeln. Was sie sagte, war falsch, aber spirituell wahr, das heißt, es entsprach ihrer Vorstellung."
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