Im Kino
Die Unberührbare
Die Filmkolumne. Von Ekkehard Knörer
19.12.2007. Der Disney-Film "Verwünscht" schickte eine Zeichentrick-Märchenprinzessin in die New Yorker Wirklichkeit und hat dazu so hübsche wie harmlose Ideen. Die Historienfilm-Fortsetzung "Elizabeth - Das goldene Königreich" ist ein weiterer Triumph für Cate Blanchett, aber nicht unbedingt zum Nutzen des Films.
"Verwünscht" konfrontiert also zwei Welten und gibt einer der ältesten aller erfolgversprechenden Filmideen einen neuen Twist, nämlich der "fish out of water"-Geschichte. Deren Grundzug ist die Verpflanzung der Heldin oder des Helden in eine ihr oder ihm möglichst unvertraute Welt. Komik, Tragik, Verwirrung, Kontrast und komfortabler Wissensvorsprung auf Zuschauerseite, das schreibt sich, bei aller Vorhersehbarkeit, fast von selbst. Was also, haben sie sich bei Disney gedacht, läge näher als das fernstliegende: Die typische Disney-Märchenprinzessin Giselle (Amy Adams) in der harten New Yorker Gegenwartswirklichkeit.
Natürlich fällt Giselle in diese Wirklichkeit eher weich. Was daran liegt, dass ein vorläufig anderweitig (Idina Menzel) verlobter junger Mann namens Robert (Patrick Dempsey) die so rasend naive Giselle aufgabelt, die sich erstens mit Roberts kleiner Tochter aus erster

Unterdessen schickt Königin Narcissa (Susan Sarandon), die böse Märchen-Schwiegermutter in spe, die ganze Bande, nämlich den Spießgesellen Pip (Timothy Spall) und ihren Sohn, den Märchenprinzen Edward (James Marsden) und zuletzt auch sich selbst durch den Gullydeckel nach New York. Es folgt weiteres Durcheinander, nach und nach sortieren sich die Dinge aber nach Romantic-Comedy-Art. Dieses Disney-Weihnachtsmärchen ist so hübsch wie es harmlos ist und nichts ist wahrer, als das, was der eine als böse Drohung versteht, der andere als schönes Versprechen: "Verwünscht" ist ein Spaß für die ganze Familie.
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Es hat ein Historienfilm zwei einander entgegengesetzte Optionen: Er kann sich auf seine Treue zu den Fakten, wie die Forschung sie liefert, viel zugute halten. Oder es ist ihm, was einst wirklich geschah, von Herzen egal. Fürs populäre Kino empfiehlt sich allemal letzteres, weil man mit poetischen Lizenzen zwar die Historiker vergrätzt, aber immerhin nicht das breite Publikum langweilt, das es so genau nun wirklich nicht wissen will. "Elizabeth - Das goldene Königreich" wählt allerdings die problematischste Variante, nämlich einen auf die Dauer ganz unentschlossenen Mittelweg. Wie etwa der spanisch-katholische Gegener gezeichnet wird, als halbdebiler Fundamentalistentrupp, hat mit der Wirklichkeit so schrecklich viel nicht zu tun. Auch die Thronkonkurrenz mit der Katholikin Maria Stuart (Samantha Morton) wird so inhaltlich flach abgehandelt wie das Beil scharf ist, das auf ihr Genick irgendwann niedersaust.
Andererseits aber geht es dem Drehbuch um das in Theorie und Praxis der Zeit sehr reale Problem, wie sich die zwei Körper der Königin - der menschliche und der des Amtes - zusammenzwingen und zusammenhalten lassen. Die zum Ende des ersten Teils propagierte Jungfräulichkeit der "Virgin Queen" war dabei ein Hilfskonstrukt, das sowohl bei der Frage heiratsdynastischer Bündnispolitik wie erst recht der nach einem Erben des Throns seine hoch bedenklichen Seiten zeigt. Darum soll nun auch die schon über Fünfzigjährige noch immer verheiratet werden - aus der Konfrontation mit einem habsburgischen Bübchen macht der Film eine nicht gerade überwältigend witzige Komödie. Und dann gibt es da noch den Amerikasegler Walter Raleigh (Clive Owen), der zwar zu Ehren der Königin einen Staat im neuen England Virginia taufte, der Ansicht des Drehbuchs nach der Königin dennoch an die Wäsche will.

Verwünscht. Regie: Kevin Lima. Mit Amy Adams, Patrick Dempsey, James Marsden, Timothy Spall und anderen. USA 2007, 108 Minuten.
Elizabeth - Das goldene Königreich. Regie: Shekhar Kapur. Mit Cate Blanchett, Geoffrey Rush, Clive Owen, Abbie Cornish und anderen. Großbritannien 2007, 114 Minuten.