Magazinrundschau
Ein echtes Rattennest von Komplexität
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
16.02.2016. Hyperallergic erinnert an den großen schwarzen Fotografen Louis Draper. Eugene Ostashevsky singt in Music & Literature eine Hymne auf Galina Rymbu. In der New York Review of Books bespricht Robert Paxton zwei neue Bücher über die Résistance. Für La Vie des Idées duftet ein Roquefort nach der ganzen Geschichte der Lebensmittelindustrie in Frankreich. NPR stellt fest, dass das Wort "Establishment" fast wieder so en vogue ist wie im Jahr 1968. Und László Végel erklärt in Nepszabadsag, warum immer mehr serbische Ungarn nach Westeuropa kommen.
Music & Literature (USA), 02.02.2016

Im Interview mit dem Übersetzer Jonathan Brooks Platt erklärt Rymbu, warum es ihrer Meinung nach Unsinn ist, von politischer Dichtung zu erwarten, sie solle "einfach" sein: "Man könnte glauben, die Unterdrückten hätten eine einfache Sprache, dass wir mit einer Serie von Reduktionen arbeiten sollten, damit wir uns als Künstler sprachlich verständlich machen können. Aber so etwas wie eine einfache Sprache gibt es nicht, sowenig wie es einfache Emotionen gibt. Hier ist alles sogar noch komplizierter - ein echtes Rattennest von Komplexität, gemacht aus den Sprachen der Gewalt, ideologischem Druck, Propaganda, biopolitischer Manipulationen, Resten aus der Vergangenheit, Fantasien, Hoffnungen und gewissen Samen der 'Emanzipation' - was bedeutet, teils gewalttätige Konzepte, die eine Vorstellung davon geben, was die 'einfachen Leute' zur Freiheit führen könnte. In diesem Sinne ist die Idee einer 'einfachen Sprache' einfach ein totaler syntaktischer, lexikalischer und diskursiver Kollaps. Damit kann man nicht arbeiten."
Nepszabadsag (Ungarn), 13.02.2016

Slate.fr (Frankreich), 14.02.2016

New York Review of Books (USA), 25.02.2016

Hyperallergic (USA), 07.02.2016

New Yorker (USA), 22.02.2016

Außerdem: Jiayang Fan porträtiert die neue Jeunesse dorée Chinas, die im Ausland ihr Glück sucht. Nicolas Schmidle schildert die geheimdienstähnlichen Praktiken der Celebrity-News-Site TMZ. Und Don Delillo steuert eine Kurzgeschichte bei.
London Review of Books (UK), 18.02.2016

Apropos Finanzen: Sonst geben die Briten wer weiß was auf ihre Tradition, aber auf einmal können sie sogar ihren guten alten Robin Hood umdeuten, staunt James Meek: "In dieser Version herrscht der Sheriff von Nottingham über ein ruchloses Reich der politischen Korrektheit, in dem die Häuser der ehrlichen Bauer geplündert werden, um die Wohlversorgten zu finanzieren: die Arbeitslosen, die Behinderten, die Flüchtlinge, alleinerziehende Mütter, die Drückeberger, Schnorrer, Proleten, Gauner und Schwindler. In dieser Version ist Robin Hood der Steuersenker und Gegner der Sozialhilfe. Er ist Jeremy Clarkson, Nigel Farage, Margaret Thatcher und Ronald Reagan. Im Pub steht er neben einem und erzählt vom Flüchtling, der gerade aus dem Sozialamt gekommen ist, mit einem Scheck über 1000 Pfund."
Außerdem: Adam Shatz erkennt Anflüge einer Putinisierung in Israel, wenn NGOs als ausländische Agenten gebrandmarkt werden und Kulturinstitute nur noch gefördert werden sollen, wenn sie ihre Loyalität zum Staat unter Beweis stellen. Sheila Fitzpatrick bespricht Julian Barnes' Schostakowitsch-Roman "The Noise of Time", und zwar nicht besonders gnädig.
Guernica (USA), 15.02.2016

Rue89 (Frankreich), 15.02.2016

Times Literary Supplement (UK), 12.02.2016

NPR (USA), 11.02.2016

Wired (USA), 09.02.2016

La vie des idees (Frankreich), 12.02.2016

Film Comment (USA), 08.02.2016

HVG (Ungarn), 08.02.2016

New York Times (USA), 14.02.2016

Außerdem: Daniel Bergner schildert den Fall des Entwicklungshelfers Warren Weinstein, der in Pakistan erst entführt und dann in einem US-Drohneneinsatz getötet wurde. Und Rachel Kaadzi Ghansah erklärt, wo Chirlane McCray, die Frau des New Yorker Bürgermeisters, bei ihrem sozialen Engagement an Grenzen stößt.
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