Weißer, sensibler Indiepop, schwarzer politischer HipHop und die vom Folk angehauchte Singer-Songwriter-Musik einer britischen Frau - weiter voneinander entfernt könnten die neuen Alben von
Sufjan Stevens,
Kendrick Lamar und
Laura Marling kaum liegen. Und doch eint sie ein gemeinsamer Kern: Alle drei Alben handeln von der Erfahrung der
Einsamkeit, wie Ann Powers in einem Essay über die drei, wie sie im übrigen meint, besten Alben des bisherigen Jahres
beobachtet. Vor allem im Fall von Kendrick Lamar ist das auch unbedingt politisch zu verstehen, führt sie aus: "Allem Geprahle und Gefuchtel zum Trotz stellt sich Lamars "To Pimp A Butterfly" einem bemerkenswerten Mangel in unserer Kultur entgegen, was die Darstellung des
Innenlebens afro-
amerikanischer Männer betrifft. Die Literaturwissenschaftlerin bell hooks hat angemerkt, dass fast alle Darstellungen die Auffassung nahelegen, "dass echte [schwarze] Männer
ganz und gar Körper, aber keineswegs von Verstand sind". ... Lamar ist ein körperlich geschickter Rapper, aber an und für sich sticht er vor allem deshalb heraus, weil seine Gedanken schneller rasen als seine Füße, insbesondere dann, wenn er alleine sein kann. Selbst der manchmal
quälende Konflikt, den er in den von ihm entworfenen Szenarien erduldet, macht den Eindruck eines Stärkungsmittels, denn genau wie sein imaginierter Mentor
Tupac Shakur fordert er Einsamkeit als fundamentales Recht ein, als ein Mittel, um die eigene vom göttlichen Funken durchwirkte
Menschlichkeit zu erkennen."