Magazinrundschau
Die Basisdaten unserer Lyrik sind solide
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
30.09.2008. In The Nation würde Joseph Stiglitz der Bush-Regierung nichts mehr abkaufen. Charles Bernstein sorgt sich in Harper's Magazin um ungedeckte Lyrikschuldverschreibungen. Der Express stellt das "Schwarzbuch Verlage" vor. Das Times Literary Supplement erwärmt sich für den Ukraine-Verteidiger Erzherzog Wilhelm Franz von Habsburg-Lothringen. Literaturen reist mit Josef Winkler und Pfefferspray nach Kamering. HVG hofft auf das Ende des einsamen Denkens. Der Economist kritisiert unkontrolliertes Data-Mining. (Aktualisiert um 12.59 Uhr)
The Nation | Rue89 | Times Literary Supplement | Weltwoche | Economist | HVG | New York Times | American Scholar | Express | Chronicle | Harper's Magazine | Literaturen | New Yorker | Nepszabadsag | Prospect
The Nation (USA), 26.09.2008
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American Scholar (USA), 01.10.2008
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Bruce Falconer stellt den "bösesten Mann der Welt" vor, den deutschen Evangelikalen Paul Schaefer, der in Chile die Colonia Dignidad gegründet hatte. William Lychack schickt einen Brief aus Burma. Abgedruckt ist eine Rede, die Leonard Bernstein vor 22 Jahren in Havard hielt: "Truth in a Time of War". Klingt irgendwie aktuell.
Express (Frankreich), 29.09.2008
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Chronicle (USA), 03.10.2008
Die experimentellen Philosophen sind auf dem Vormarsch. Christoper Shea erklärt, was das ist. "'Wenn irgendetwas in einem Sessel betrieben werden kann, dann ist das Philosophie', erklärte der angesehene Oxforder Philosoph Timothy Williamson vor einigen Jahren der Aristotelian Society in London. Das mag sich wie eine harmlose Wahrheit anhören: Man kann sich Bertrand Russell beim Philosophieren nur in einem Sessel vorstellen, oder vielleicht noch im Bett, postkoital. Tatsächlich aber ist Williamsons Bemerkung heute heftig umstritten. Es gibt eine wachsende Bewegung unter den Philosophen, die glauben, dass die im Sessel entwickelten Argumente von Philosophen ausprobiert, empirisch belegt und echten Experimenten unterzogen werden müssen. ... Tatsächlich ist ein in Flammen aufgehender Sessel das informelle Symbol der experimentell-philosophischen Bewegung, auch bekannt als 'x-phi'."
Harper's Magazine (USA), 01.09.2008
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Literaturen (Deutschland), 01.10.2008
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Weitere Artikel: Jürgen Gottschlich hat neue Bücher zur politischen Lage im diesjährigen Buchmesse-Gastland Türkei gelesen und legt auch seine eigene Sicht der Dinge dar. In ihrer "Beiseite"-Kolumne begreift Sibylle Berg nicht, warum sich die Feuilletons so gerne mit Trivialitäten wie Hape Kerkeling beschäftigen. In der "Netzkarte" fragt Aram Lintzel, ob man nicht auch all die "Watch"-Seiten "watchen" sollte. Ulrich Peltzer liest gerade die Tagebücher von Andy Warhol.
Besprochen werden unter anderem der Bachman-Celan-Briefwechsel "Herzzeit", Olga Flors neuer Roman "Kollateralschaden", Thomas von Steinaeckers Roman "Geister" und, in Franz Schuhs Kriminal, Max Bronskis neuer München-Krimi "Schampanninger", Marco Kreuzpaintners Otfried-Preußler-Adaption "Krabat".
New Yorker (USA), 06.10.2008
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Weiteres: Sasha Frere-Jones analysiert, wie der Musikproduzent Timbaland die Regeln des Gewerbes verändert hat. Außerdem die Erzählung "The Idiot President" von Daniel Alarcon und Lyrik von Anne Carson und Rosanna Warren.
Adam Gopnik rezensiert die Biografie "John Stuart Mill: Victorian Firebrand" (Overlook) über den englischen Philosophen und Ökonomen. John Lahr stellt Inszenierungen der Mysterienspiele "Passion Play" und "Equus" von Sarah Ruhl und Peter Shaffer vor. Und Anthony Lane sah im Kino "Blindness" von Fernando Meirelles nach einem Roman von Jose Saramago und die "aggressive" Liebeskomödie "Rachel Getting Married" von Jonathan Demme.
Nepszabadsag (Ungarn), 27.09.2008
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Prospect (UK), 01.10.2008
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Rue89 (Frankreich), 27.09.2008
Judith Sibony berichtet über einen Sturm der Kritik, den Jacques Attali, Wirtschaftswissenschaftler und ehemaliger Berater von Francois Mitterrand, entfacht hat. Er hat ein Theaterstück geschrieben, mit dem er Experten für die Geschichte der Shoah gegen sich aufbringt. "Du cristal a la fumee" (erschienen bei Fayard und aufgeführt am Theatre du Rond Point) thematisiert ein Nazi-Treffen unter Leitung von Hermann Göring zwei Tage vor der so genannten "Reichskristallnacht". Attali hält sich nach eigenen Angaben zu "95 Prozent" an den Wortlaut dieser Zusammenkunft und glaubt, damit deren "geheime Wahrheit" an den Tag gebracht zu haben: Aus diesem Treffen sei die Endlösung der Judenfrage hervorgegangen - gut zwei Jahre also vor der Wannseekonferenz, die als eigentlich Geburtstunde des Holocaust gilt. Eine "historische Unwahrheit mehr, die sich ungestraft verbreiten wird ", empört sich nun etwa die Historikerin Annette Wieviorka ("Mama, was ist Auschwitz?"). Und Elisabeth de Fontenay, Präsidentin der Commission Enseignement au Memorial de la Shoah meint: "Um ein solches Thema zu behandeln, muss man entweder ein großer Schriftsteller sein oder ein Historiker. Attali ist keins von beidem und die Vermischung, die er hier vornimmt, ist katastrophal: Er öffnet Verdrehungen Tür und Tor und bekundet einen gewaltigen Mangel an Respekt vor den Toten."
Zu lesen ist außerdem ein hübscher Artikel über Sinn, Wesen und Zweck der neuerdings immer riesiger werdenden Brillengestelle. "Einziges Credo: Sehen, vor allem aber gesehen werden."
Zu lesen ist außerdem ein hübscher Artikel über Sinn, Wesen und Zweck der neuerdings immer riesiger werdenden Brillengestelle. "Einziges Credo: Sehen, vor allem aber gesehen werden."
Times Literary Supplement (UK), 26.09.2008
Der 1895 geborene Erzherzog Wilhelm Franz von Habsburg-Lothringen, ein Enkel des Kaisers Franz Joseph, war in jeder Hinsicht ein bunter Hund, aber er war auch ein Held der ukrainischen Freiheitsbewegung, für die er aktiv kämpfte. Timothy Snyder beschreibt den Mann in seinem Buch "The Red Prince" auf ziemlich ungewöhnlich Weise, erklärt Christopher Clark. "Der durchtriebene Ton ist ungewöhnlich für eine historische Biografie, aber durchaus typisch für die Welt der Fabeln, in der Charaktere schwierige Situationen erleuchten und generelle Einblicke gewähren sollen. Der wahre inhaltliche und moralische Gehalt dieses Buches, der sich hinter dem durchlässigen Strang der Lebenserzählung auftut, handelt von der unbeständigen Natur des nation-building im modernen Europa. In Ost-und Zentraleuropa war die Nation die kompakte, monokulturelle Antwort auf die multikulturellen Regierungsformen des alten Reichs. Die Geschichte der Nationalstaaten ist von Blut gezeichnet. Heutzutage, so deutet Snyder an, wurde das multiethnische Gemeinwesen der Habsburger Dynastie in der Form der Europäischen Union wiedergeboren, während die absolutistischen Experimente des Ultranationalismus am Straßenrand gelassen wurden. ... Wilhelm lebte für eine verlorene Sache, aber seine Fehler waren instruktiv und manchmal haben die Verlierer das letzte Wort."
Weltwoche (Schweiz), 26.09.2008
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q26/A21826/weltwoche.jpg)
Weitere Artikel: Charlotte Roche spricht mit Peer Teuwsen über Zweckpessimismus, den unerwarteten Erfolg der "Feuchtgebiete" und die Notwendigkeit, sich vor dem Star-Rummel zu schützen. Im Graubünden-Porträt zeigt Daniele Muscionico (Audio) dem Leser unter anderem die architektonischen Perlen des Kantons, wie Rudolf Olgiatis Gelbes Haus, die Kapelle in Sogn Benedetg oder die Felsentherme in Vals, beide von Peter Zumthor. Peter Hossli und Tobias Straumann porträtieren den amerikanischen Finanzminister Henry-Paulson. Und Wolfram Knorr bespricht den Baader-Meinhof-Komplex.
Economist (UK), 26.09.2008
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Sehr lesenswert ein Artikel über die sich beschleunigende Flucht von Weißen vor der Gewalt in Südafrika. In einem Sonderteil geht es um die beiden Koreas.
Besprochen werden unter anderem eine gut siebenhundertseitige Geschichte der Bank Goldman Sachs (Verlagsseite), Jeff Howes Studie über "Crowdsourcing" a la Wikipedia (Verlagsseite), ein Buch von Alison Light über die Domestiken im Bloomsbury-Zirkel (Verlagsseite) und eine Palladio-Ausstellung in Vicenza.
HVG (Ungarn), 25.09.2008
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New York Times (USA), 28.09.2008
Jill Abramson ist nicht gerade begeistert über Bob Woodwards arg trockenen Reportagestil, dennoch nennt sie seine Serie von vier Büchern über die Präsidentschaft Gerge W. Bushs die "beste Bilanz die wir über die Ereignisse dieser Präsidentschaft wahrscheinlich bekommen werden". Im gerade erschienen vierten Band "The War Within" (erstes Kapitel) schließt Woodward seine Chronik von Bush 2 mit katastrophalem Ergebnis. Abramson schreibt: "Es ist unmöglich von Woodwards Berichterstattung nicht beeindruckt zu sein. Sie bringt einfach eine lebendige Chronologie von Tag zu Tag, angefangen vom Angriff auf Afghanistan in den Tagen nach dem 11. September, bis zum Irak und zeigt, wie sich die Politik des Präsidenten entfaltete und welche Folgen sie hatte. Woodwards schmucklose Darstellung hat viele andere Autoren und Reporter mit einer Bestandsaufnahme der Ereignisse und Äußerungen der Protagonisten in diesen entscheidenden Phasen der Präsidentschaft versorgt."
In der gleichen Ausgabe der Book Review lässt der israelische Historiker Tom Segev kein gutes Haar an dem Buch "Icon of Evil" (Auszug) über die Beziehungen des Mufti von Jerusalem zu Hitler. Er wirft den Autoren David G. Dalin und John F. Rothmann unseriösen Umgang mit den Quellen vor.
In der gleichen Ausgabe der Book Review lässt der israelische Historiker Tom Segev kein gutes Haar an dem Buch "Icon of Evil" (Auszug) über die Beziehungen des Mufti von Jerusalem zu Hitler. Er wirft den Autoren David G. Dalin und John F. Rothmann unseriösen Umgang mit den Quellen vor.
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