Magazinrundschau
Die Magazinrundschau
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
27.02.2007. Im New Yorker erklärt Seymour Hersh, warum die USA im Nahen Osten sunnitische Extremistengruppen ermutigen, die Al Qaida nahestehen. In Outlook India verteidigt die Schriftstellerin Nayantara Sahgal die Regionalliteraturen gegen die Literatur der indischen Diaspora. The Nation fragt, warum die Arbeiter aus amerikanischen Filmen verschwunden sind. Prospect stellt die Große Frage. Im NRC Handelsblad kritisiert der Soziologe Paul Jungbluth die Feminisierung der Schule. Die Gazeta Wyborcza bedankt sich für Volker Schlöndorffs Geschenk: den Film "Strajk - die Heldin von Danzig".
New Yorker (USA), 05.03.2007
Warum gibt es kein deutsches Magazin, dass die Reportagen von Seymour M. Hersh übersetzt? In dieser Ausgabe beschreibt Hersh die Neuausrichtung der amerikanischen Politik im Nahen Osten. "Um den vorherrschend schiitischen Iran zu untergraben, hat die Bush-Regierung beschlossen, ihre Prioritäten im Mittleren Osten neu zu konfigurieren. Im Libanon kooperierte sie in Geheimaktionen mit der - sunnitischen - saudi-arabischen Regierung, um die schiitische Hisbollah zu schwächen, die vom Iran gestützt wird. Sie hat auch an Geheimoperationen teilgenommen, die auf den Iran und seinen Verbündeten Syrien abzielten. Ein Nebenprodukt dieser Aktivitäten war eine Ermutigung sunnitischer Extremistengruppen, die eine militante Vision des Islam unterstützen, Amerika feindlich gegenüberstehen und mit Al Qaeda sympathisieren. Und ein widersprüchlicher Aspekt der neuen Strategie besteht darin, dass ein Großteil der aufständischen Gewalt von sunnitischen Kräften ausgeht, nicht von schiitischen. Doch aus Perspektive der Bush-Regierung ist die schwerwiegendste - und gänzlich unbeabsichtigte - strategische Folge des Irakkriegs die Stärkung des Iran." Es gibt auch bereits amerikanische Pläne für eine Bombardierung des Iran. Sehr unangenehm für die Saudis, die bereits als zu amerikafreundlich angesehen werden. "'Wir haben zwei Albträume', erklärte mir ein ehemaliger Diplomat. 'Dass der Iran die Bombe haben könnte und dass die Vereinigten Staaten den Iran angreifen. Ich wünschte, die Israelis würden Iran bombardieren, so dass wir sie beschuldigen können. Wenn Amerika angreift, wird man uns beschuldigen."
In einem Essay fragt sich David Denby, warum Filme eigentlich immer komplizierter werden. "Einige Regisseure spielen vielleicht nur mit uns, indem sie uns ihre Gelangweiltheit über diese Hollywood-Plage namens 'Handlungsbogen' vorführen. Andere mögen uns vielleicht aufrütteln und zu einem neuen Verständnis von Kunst oder sogar des Lebens bringen wollen. In der Vergangenheit hat sich das Mainstream-Publikum allerdings beharrlich dagegen gewehrt, aufgerüttelt zu werden."
Weiteres: David Remnick porträtiert den ehemaligen Vizepräsidenten Al Gore, der es immer noch zum Präsidenten bringen könnte, derzeit aber hinter anderen demokratischen Kandidaten in der zweiten Reihe bleibt. Zu lesen ist außerdem die Erzählung "History of a Disturbance" von Steven Millhauser. Peter Schjeldahl führt durch eine Retrospektive mit Arbeiten des kanadischen Forografen Jeff Walls im Museum of Modern Art. David Denby sah im Kino das Historiendrama "Amazing Grace" über das Ende des Sklavenhandels im Britischen Empire von Michael Apted.
In einem Essay fragt sich David Denby, warum Filme eigentlich immer komplizierter werden. "Einige Regisseure spielen vielleicht nur mit uns, indem sie uns ihre Gelangweiltheit über diese Hollywood-Plage namens 'Handlungsbogen' vorführen. Andere mögen uns vielleicht aufrütteln und zu einem neuen Verständnis von Kunst oder sogar des Lebens bringen wollen. In der Vergangenheit hat sich das Mainstream-Publikum allerdings beharrlich dagegen gewehrt, aufgerüttelt zu werden."
Weiteres: David Remnick porträtiert den ehemaligen Vizepräsidenten Al Gore, der es immer noch zum Präsidenten bringen könnte, derzeit aber hinter anderen demokratischen Kandidaten in der zweiten Reihe bleibt. Zu lesen ist außerdem die Erzählung "History of a Disturbance" von Steven Millhauser. Peter Schjeldahl führt durch eine Retrospektive mit Arbeiten des kanadischen Forografen Jeff Walls im Museum of Modern Art. David Denby sah im Kino das Historiendrama "Amazing Grace" über das Ende des Sklavenhandels im Britischen Empire von Michael Apted.
Outlook India (Indien), 05.03.2007
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q15/A16475/outlook.jpg)
Außerdem: Namrata Joshi führt durch die Ausstellung "The Word is Sacred - Sacred is the Word", die Werke indischer Schriftkunst zeigt und 2006 auf der Frankfurter Buchmesse zu sehen war. Und Lloyd Rudolph hält Tushar A. Gandhis Verschwörungstheorie zur Ermordung seines Urgroßvaters ("Let's Kill Gandhi!") für unglaubwürdig.
The Nation (USA), 12.03.2007
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q25/A16480/nation.jpg)
Prospect (UK), 01.03.2007
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q22/A16473/prospect.jpg)
Weitere Artikel: Der Literaturtheoretiker Terry Eagleton hat Craig Raines T.S. Eliot-Biografie gelesen - und sieht nicht ein, dass große Dichter mit fragwürdiger Gesinnung von ihren Biografen unbedingt immer noch als gute Menschen hingestellt werden müssen.
Elet es Irodalom (Ungarn), 23.02.2007
In Ungarn werden im Zuge der seit dem Herbst vergangenen Jahres andauernden innenpolitischen Krise immer wieder Stimmen laut, die vor einer "bolschewistischen Wende" warnen. Der Schriftsteller Rudolf Ungvary ist davon überzeugt, dass es dazu nicht kommen kann: "In der ehemals totalitären Hälfte Europas ist mindestens ein Drittel der Gesellschaft aufgrund seiner wirtschaftlichen und kulturellen Benachteiligung nicht in der Lage, die Möglichkeiten der Modernität wahrzunehmen. Das ist die Reserve, die man gegen die Demokratie mobilisieren kann. Die Linke ist schwach, sie fühlt sich durch den Untergang des Staatssozialismus verunsichert. Das politische System des Kapitalismus, die bürgerliche Demokratie wird im heutigen Europa von keiner ernstzunehmenden linksgerichteten Revolutionsbewegung bedroht, die diese Benachteiligten mobilisieren könnte. Und auch in Ungarn herrscht eine Demokratie, wenngleich sie sowohl von den Linksextremen als auch von den Rechtsextremen in Frage gestellt oder außer Acht gelassen wird. In einer Demokratie kann und muss man mit diesem Umstand leben können. Auf keiner der beiden Seiten gibt es Freikorps bzw. organisierte Bolschewisten, und wenn es sie auch gebe, müsste man ihnen im Einklang mit dem Gesetz begegnen. Das leidtragende Drittel der Gesellschaft gibt es aber: Diese müssen wir vor den Sirenentönen der Rechtsextremen beschützen. Denn die Rechtsextremen alleine sind es, die den Kapitalismus in Ungarn auf revolutionärem Wege stürzen wollen."
Literaturen (Deutschland), 01.03.2007
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q21/A16477/literaturen.jpg)
Weiteres: Feridun Zaimoglu erzählt von einem Freund in Ankara, der den Biss der Liebe gespürt hat. Die ehemalige Bundespräsidentschaftskandidatin und Präsidentin der Europa-Universität Viadrina Gesine Schwan empfiehlt nachdrücklich Thomas Leifs Sachbuch "Beraten & Verkauft" - über die Beraterszene. In einer Doppelbesprechung rezensiert Rene Aguiah zwei Bücher zum Thema Multikulturalismus von Ian Buruma und Amartya Sen (vgl. die Debatte beim Perlentaucher, die sich an Ian Burumas Buch entzündete). In der Rubrik "Netzkarte" stellt Aram Lintzel die Website edelleute.de vor. Im Kriminal befasst sich Franz Schuh mit Hansjörg Schneiders Kriminalroman "Hunkeler und der Fall Livius". Aus London infomiert David Flusfeder über J.G. Ballards neuen Roman "Kingdom Come". Online zugänglich sind außerdem Besprechungen zu Wilhelm Genazinos neuem Roman "Mittelmäßiges Heimweh" und zu Michael Crichtons Thriller "Next".
Nur im gedruckten Heft sind Texte von Friedrich Kittler und Willi Winkler über das wichtigste Phantom der amerikanischen Literatur, Thomas Pynchon, nachzulesen.
NRC Handelsblad (Niederlande), 26.02.2007
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q129/A16479/nrc_cover.jpg)
Außerdem: Ganz Holland diskutiert eine Fernsehreportage über Second Life, die zeigt, wie Second-Life-User "mit ihrem Alter Ego sexuelle Handlungen an virtuellen Kindern vornehmen". Stellt sich die Frage: Ist Pornografie mit Kinderavataren strafbar? Strafbar vielleicht noch nicht, gefährlich allemal. Jos Buschman, Psychologe am Van-Mesdag- Zentrum für Forensische Psychiatrie in Groningen, nennt Second Life "per definitionem ein Trainingslager für Pädophile".
Espresso (Italien), 01.03.2007
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q17/A16474/espresso.jpg)
Reportajes (Chile), 25.02.2007
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q46/A16471/reportajes.jpg)
Plus - Minus (Polen), 24.02.2007
Zum Symbol des Kalten Krieges wurde die Berliner Mauer, aber dem kommunistischen Grenzregime zwischen der Tschechoslowakei und ihren westlichen Nachbarn fielen ebenfalls hunderte Menschen zum Opfer. Im Magazin der polnischen Rzeczpospolita lobt Maciej Ruczaj das Buch "Zelezna opona. Ceskoslovenska statni hranice od Jachymova po Bratislavu 1948-1989" ("Der Eiserne Vorhang. Die tschechoslowakische Staatgrenze von Jachymov bis Bratislava 1948-1989"). Darin wird u.a. rekonstruiert, wie das entvölkerte und streng bewachte Grenzland zu einer Art "Wilder Westen" konstruiert wurde. "Die filmische Darstellung der heroischen Grenzwächter wurde zu einem sozialistischen Western und ersetzte somit die 'bürgerlichen' Romane von Karl May, erklärt in dem Buch Jiri Stanek. Inmitten der sozialistisch-realistischen Kulturproduktion über Kraftwerke und Industriebauten war das Grenzland ein authentischer, faszinierender Stoff mit einem realen Konflikt: einerseits die Schmuggler und Agenten des Westens, andererseits die Helden - die Grenzsoldaten."
Grzegorz Dobiecki erinnert in seinem Beitrag daran, wie Frankreich seine Kollaboration im Zweiten Weltkrieg (nicht) aufgearbeitet hat, und dass der kürzlich verstorbene Maurice Papon der einzige Vertreter des Vichy-Staates war, der jemals verurteilt wurde. "Ein halbes Jahrhundert mussten die Franzosen auf diese Abrechnung warten. Als sie schließlich stattfand, hatte sie nichts von nationaler Sühne, sondern erinnerte eher an Exorzismen." Für Dobiecki kommt Frankreich mit der unbequemen Wahrheit der Kollaboration nicht zurecht. Seiner Ansicht nach war es 1995 ein mutiger Schritt Chiracs, die Mitverantwortung für die Ermordung der französischen Juden benannt zu haben.
Grzegorz Dobiecki erinnert in seinem Beitrag daran, wie Frankreich seine Kollaboration im Zweiten Weltkrieg (nicht) aufgearbeitet hat, und dass der kürzlich verstorbene Maurice Papon der einzige Vertreter des Vichy-Staates war, der jemals verurteilt wurde. "Ein halbes Jahrhundert mussten die Franzosen auf diese Abrechnung warten. Als sie schließlich stattfand, hatte sie nichts von nationaler Sühne, sondern erinnerte eher an Exorzismen." Für Dobiecki kommt Frankreich mit der unbequemen Wahrheit der Kollaboration nicht zurecht. Seiner Ansicht nach war es 1995 ein mutiger Schritt Chiracs, die Mitverantwortung für die Ermordung der französischen Juden benannt zu haben.
Spectator (UK), 24.02.2007
Rod Liddle attestiert dem multikulturellen Ansatz in Großbritannien einen rassistischen Unterton und plädiert dafür, die Betonung der Hautfarbe sowohl von schwarzer als auch weißer Seite gefälligst zu unterlassen. "Wir sollten alles hinwegefegen. All die Diskriminierung, die ganze Heuchelei, all diese fehlplazierten Versuche, Leute stolz zu machen, weil sie einen größeren (oder kleineren) Anteil an Melanin besitzen. Warum brauchen wir Preise wie etwa Mobo - Musik schwarzen Ursprungs? Warum gibt es so viele Auszeichnungen für schwarze Menschen in den Medien? Ist diese ganze Gaudi nicht wahrlich rassistisch? Wird da nicht verbreitet, dass Schwarze irgendwie anders sind als wir, und schlimmer, dass sie es auch bleiben sollten? Warum gibt es an unseren Schulen jeden Oktober einen Monat der Geschichte der Schwarzen? Sollte die Geschichte schwarzer Menschen nicht jeden Monat des Jahres Thema sein?"
Foglio (Italien), 24.02.2007
Die beiden großen italienischen Verlage Mondadori und die Rcs-Gruppe gehen auf globale Einkaufstour, berichtet Ugo Bertone. Sie konzentrieren sich auf die totgesagten Zeitungen und Zeitschriften. "In einer Welt, die über Breitband und Satelliten läuft, haben sich die Medien in Italien offenbar für die Rolle als Papiertiger entschieden. Damit schwimmen sie gegen den Strom, in der Welt gibt es nicht viele, die sich für den Printbereich interessieren. Vielleicht deshalb, und das wäre die erste Erklärung, weil die anderen sich früher bewegt haben, während die großen Italeiner mit Streitigkeiten im eigenen Haus beschäftigt waren. Mit Sicherheit hat der Euro bewirkt, dass jetzt an internationale Zukäufe gedacht werden kann, die früher wegen der schwachen Lira außer Reichweite waren. Zudem beschäftigen sich die wahrhaft Großen immer weniger mit dem alten Papier, weil sie zu sehr damit beschäftigt sind, ihre Claims auf dem elektronischen Markt abzustecken."
Gazeta Wyborcza (Polen), 24.02.2007
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q83/A16470/gazeta.jpg)
Aktuelle Meldung: nachdem letzten Montag der Siegerentwurf des Schweizer Architekten Christian Kerez für das neue Museum für Zeitgenössische Kunst in Warschau präsentiert worden war, ging ein Schrei der Empörung durch die Öffentlichkeit. Am Samstag wurde die Entscheidung wieder rückgängig gemacht - Kerez' geometrischer Entwurf "negiert die programmatische Ausrichtung des Museums und die daraus resultierenden funktionalen Lösungen des Gebäudes", heißt es in der Begründung.
Times Literary Supplement (UK), 23.02.2007
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q23/A16483/tls.jpg)
al-Sharq al-Awsat (Saudi Arabien / Vereinigtes Königreich), 21.02.2007
Eine muslimische Sichtweise im Streit um die Ausgrabungen an der Mugrabi-Brücke in Jerusalem bietet Osama Alaysa. Er berichtet (hier in einer leicht geänderten Fassung auf Englisch) von einem "archäologischen Verbrechen" (eine israelische Sicht der Dinge findet sich hier): "Was treibt Israel unter dem heiligen Haram al-Sharif und in seiner Umgebung? Was ist das Ziel? Es ist bekannt, dass die Ausgrabungen und Zerstörungen schon vor 40 Jahren begonnen haben. Der aktuelle Wirbel könnte das Fass nun zum Überlaufen bringen - jetzt, da von allen Seiten gegraben wird. (...) Um zu verstehen, was geschah, muss man sich einige Ereignisse vergegenwärtigen, die dem Konflikt vorangingen. Am 13. August 2006 schrieb die Jerusalemer Stadtverwaltung in mehreren Zeitungen die Zerstörung der Brücke zum Mugrabi-Tor aus. Erklärtes Ziel war es, die Brücke, die im Februar 2004 aufgrund von verschiedenen Wettereinflüssen zusammengebrochen war, wieder aufzubauen. Israelische Bagger standen Anfang des Jahres bereit, um mit der Arbeit am Mugrabi-Tor zu beginnen - zu einer Zeit, als auch mit dem Bau einer Synagoge im al-Wad-Viertel in der Nähe eines der Tore zum heiligen Haram al-Sharif begonnen wurde. Während sich die öffentliche Aufmerksamkeit auf den Bau der Synagoge konzentrierte, nutzen die Bagger die Gelegenheit, um die Überreste des Mugrabi-Viertels zu zerstören. Dabei wurden ayyubische und mamlukische Häuser zerstört, um (anschließend) das sogenannte Western Wall Heritage Center bauen zu können."
Aus Kairo berichtet Ayhab al-Hadri von der Absetzung des Stückes "Der Wandernde Jude" (mehr hier) im al-Hanagar-Theater. Während al-Hadri die Absetzung als Hinweis auf ein Wiederaufleben der Zensur deutet, weist Huda al-Wasfi, die Leiterin des Theaters, diesen Verdacht im Gespräch mit Hadri ausdrücklich zurück. Dennoch: Für Hadri steht außer Frage, dass die Absetzung "von unbekannter Seite" forciert wurde.
Aus Kairo berichtet Ayhab al-Hadri von der Absetzung des Stückes "Der Wandernde Jude" (mehr hier) im al-Hanagar-Theater. Während al-Hadri die Absetzung als Hinweis auf ein Wiederaufleben der Zensur deutet, weist Huda al-Wasfi, die Leiterin des Theaters, diesen Verdacht im Gespräch mit Hadri ausdrücklich zurück. Dennoch: Für Hadri steht außer Frage, dass die Absetzung "von unbekannter Seite" forciert wurde.
New York Times (USA), 25.02.2007
Nach dem Vorabdruck im Magazin der New York Times vor einigen Wochen, erklärt William Boyd in der Sunday Book Review nun das elementar Verstörende an den Erinnerungen des 26-jährigen Ishmael Beah an seine Zeit als Kindersoldat in Sierra Leone (Auszug "A Long Way Gone"): "Der Schrecken wird zwar registriert, doch seine Unbestimmtheit und Allgemeinheit verhindern, dass er Teil einer persönlichen Geschichte wird. Tatsächlich machen Beahs Zeit in der Armee und seine Berichte von Kampfhandlungen nur einen kleinen Teil des Buches aus. Und wer könnte ihm das verübeln? Der Blutrausch eines mit Drogen vollgepumpten Jugendlichen mit Sturmgewehr würde die Beschreibungskunst eines James Joyce erfordern ... Die vermittelte Erfahrung ist erschreckend, doch der Schauder entsteht durch unsere Fantasie und nicht durch diese Rohform ihrer Beschreibung. Beah zeigt uns eine Ansicht der Hölle, die eines Hieronymus Bosch würdig wäre, aber in den Grundfarben, etwa so, wie sie ein naiver Maler abbilden würde."
Weitere Artikel: William Grimes erinnert an den russischen Philosophen und Schriftsteller Alexander Herzen und dessen lesenswerte Autobiografie "Erlebtes und Gedachtes". Und Walter Kirn findet David Mamets Breitseite gegen die Filmindustrie ("Bambi vs. Godzilla") irgendwie unglaubwürdig: Immerhin ernährt Hollywood den Mann.
Das Magazin der New York Times widmet dem Künstler Jeff Wall ein langes Porträt. Und Steven Lee Myers fragt: Wer kommt nach Putin?
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