Das Magazin der Tageszeitung
Rzeczpospolita befragt den britischen Historiker
Norman Davies sowie den russischen Dissidenten und
Publizisten Wladimir Bukowski zu
Alexander Solschenizyn. Letzterer
erklärt, warum der Schriftsteller 2007 einen
Orden von Putin angenommen hat: "Ich möchte ihn dafür nicht verurteilen. In seinen letzten Jahren war er schwer krank, konnte nicht gehen, vielleicht war er seiner Entscheidung nicht bewusst. Sicher ist jedoch, dass der Kreml ihn zynisch für seine Zwecke ausgenutzt hat. Für Putin, einen ehemaligen KGB-Agenten ging es darum, den
Makel der Vergangenheit abzulegen. Seine Umgebung hatte erkannt, dass ein Besuch bei Solschenizyn sich gut dazu eignet." Davies
versucht wiederum, die
antiwestliche Haltung des Nobelpreisträgers mit einem Schock zu rechtfertigen: "Von den Lagern und dem Schriftstellertum im eingesperrten Russland zum Dissidenten-Leben im Westen war es
ein großer Sprung, auf den Solschenizyn nicht vorbereitet war. Vieles hat ihm nicht gefallen; er war ein strenger und fordernder Mensch, der Materialismus und Konsumismus des Westens passte ihm nicht. Mir gefällt dieser Aspekt unseres Lebens auch nicht."
Außerdem
erzählt der
Journalist Bohdan Osadczuk, wie er dank der
NZZ im Sommer 1955 Tschou En-lai kennenlernte und von diesem nach
China eingeladen wurde. Einen interessanten Einblick in die Zeit und das chinesische Selbstverständnis erlaubt die Aussage des damaligen Botschafters in Warschau über das
Zerwürfnis zwischen Moskau und Peking: "Junger Mann, ich sage Ihnen die ganze Wahrheit. Eine so junge Nation wie die russische, hat sich angemaßt, die alte chinesische Nation zu beleidigen. Solange sich Russland nicht entschuldigt, gibt es keine Versöhnung." Zu erwähnen sei noch, dass Osadczuk - polnischer Exilautor in Westberlin - und Botschafter Wang Ping-nan, der mit Tschou En-lai an der TU Berlin
studiert hatte,
Deutsch miteinander sprachen!