Magazinrundschau
Wir müssen noch modern werden
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
14.02.2012. In Letras Libras streiten Enrique Krauze und Javier Sicilia über das richtige Quäntchen Anarchismus. In Elet es Irodalom überlegt Bálint Kádár, wie Budapest vom Berlin-Image profitieren kann. In Le Monde gibt Imre Kertesz Ungarn für die Demokratie praktisch verloren. Polityka kennt die Inspiration jedes Dichters und auch Wislawa Szymborskas: Ich weiß nicht. Im Guardian umkreist Richard Sennett Montaignes Katze. Das TLS versinkt in einer Geschichte der Monster. Für Commentary ist Christopher Hitchens der Justin Bieber Richard Dreyfuss'.
Letras Libres (Spanien / Mexiko), 12.02.2012
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q159/A33458/letraa.jpg)
Elet es Irodalom (Ungarn), 10.02.2012
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Le Monde (Frankreich), 09.02.2012
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Vanity Fair (USA), 01.03.2012
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Hier eine wunderbare Szene, in der Mickey Rourke mit seinen Freunden wettet, dass die kühle Carol Heathrow beim ersten Date seinen Schwanz anfassen wird, und sich dann aus der Geschichte wieder, ähm, herauswindet:
Espresso (Italien), 06.02.2012
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Magyar Narancs (Ungarn), 07.02.2012
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Polityka (Polen), 10.02.2012
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q95/A33467/polityka.jpg)
Guardian (UK), 11.02.2012
Der Soziologe Richard Sennett möchte an die Stelle der Solidarität, die oft genug ein Wir-gegen-sie war, eine neue Form der Kooperation setzen und beruft sich dabei auf Michel de Montaigne, der einst fragte: "Wenn ich mit meiner Katze spiele, wer weiß, ob sie nicht eher mit mir spielt als ich mit ihr?" Sennett: "Wie Hans Holbeins Tisch (im Gemälde "Die Gesandten"), war Montaignes Katze ein zu Beginn der Moderne sehr beliebtes Sinnbild, um eine Reihe von Möglichkeiten auszudrücken; der Tisch repräsentierte neue Arten, Dinge herzustellen, die Katze neue Arten, miteinander zu leben. Der Hintergrund der Katze ist Montaignes Politik: kooperatives Leben, frei von Befehlen von oben. Was ist aus diesen Versprechen der Moderne geworden? In einer prägnanten Phrase erklärt der Sozialphilosoph Bruno Latour: 'Wir waren niemals modern.' Damit meint er vor allem, dass die Gesellschaft nie mit all den von ihr geschaffenen Technologien klargekommen ist; vier Jahrhunderte nach Holbein sind die Geräte auf dem Tisch noch immer mystische Instrumente. Was Kooperation betrifft, würde ich Latours Behauptung ergänzen: Wir müssen noch modern werden."
John Barrell empfiehlt Faramerz Dabhoiwalas Geschichte der ersten sexuellen Revolution um 1800 "The Origins of Sex": "Unter heterosexuellen Männern, nicht nur den Reichen und Mächtigen, sondern auch in der Mittelklasse und unter den etwas Bessergestellten, wurde das sexuelle Verhalten als im weitesten Sinne private Angelegenheit betrachtet - mit dem paradoxen Ergebnis, dass eine Reihe von sexuellen Vorstellungen und Praktiken, innerhalb und außerhalb der Ehe, öffentlicher als je zuvor diskutiert, gefeiert und gegönnt wurden."
Weiteres: John Gray findet Noam Chomskys Essays "Making the Future" recht zweifelhaft: Wenn Amerika für alles verantwortlich ist, wo ist der Unterschied zu den Neocons? "Für Chomsky ist ganz wie für die Neocons Amerika der Nabel der Welt. Und er sieht die Weltpolitik durch die gleiche manichäische Linse: Entweder bist Du für Amerika oder dagegen." Im Gespräch mit Emma Brockes tauschen Nathan Englander und Jonathan Safran Foer Artigkeiten über ihre gemeinsame Übersetzung der Haggadah ins Englische aus. Simon Windor liest nicht ganz ohne Interesse Philip Oltermanns Buch "Keeping up with the Germans". Und Brian Dillon vertieft sich in Peter Sloterdijks "Bubbles".
John Barrell empfiehlt Faramerz Dabhoiwalas Geschichte der ersten sexuellen Revolution um 1800 "The Origins of Sex": "Unter heterosexuellen Männern, nicht nur den Reichen und Mächtigen, sondern auch in der Mittelklasse und unter den etwas Bessergestellten, wurde das sexuelle Verhalten als im weitesten Sinne private Angelegenheit betrachtet - mit dem paradoxen Ergebnis, dass eine Reihe von sexuellen Vorstellungen und Praktiken, innerhalb und außerhalb der Ehe, öffentlicher als je zuvor diskutiert, gefeiert und gegönnt wurden."
Weiteres: John Gray findet Noam Chomskys Essays "Making the Future" recht zweifelhaft: Wenn Amerika für alles verantwortlich ist, wo ist der Unterschied zu den Neocons? "Für Chomsky ist ganz wie für die Neocons Amerika der Nabel der Welt. Und er sieht die Weltpolitik durch die gleiche manichäische Linse: Entweder bist Du für Amerika oder dagegen." Im Gespräch mit Emma Brockes tauschen Nathan Englander und Jonathan Safran Foer Artigkeiten über ihre gemeinsame Übersetzung der Haggadah ins Englische aus. Simon Windor liest nicht ganz ohne Interesse Philip Oltermanns Buch "Keeping up with the Germans". Und Brian Dillon vertieft sich in Peter Sloterdijks "Bubbles".
Times Literary Supplement (UK), 10.02.2012
Marina Warner ist total in Wes Williams Geschichte "Monsters and Their Meanings in Early Modern Culture" versunken, die sie gelehrt hat, Monster als moralischen Kompass zu begreifen: "In einer Reihe subtiler und intensiver Analysen liest er den Kanon der französischen Schriftsteller des 16. und 17. Jahrhundert – von Rabelais bis Racine, über Montaigne und Pascal -, um die Verbindungslinien freizulegen zwischen dem Reden von Monstern, Familienstreits, Krisen im Gemeinwesen oder im sozialen Gewebe sowie dem ewigen Kampf in der Literatur, in dem der Realismus mit der Fantasie, und die Tragödie und das Epos mit ihrem oft verleugneten Schatten, der Romanze, im Wettstreit stehen."
Außerdem: Alan Brownjohn stellt den neuesten Gedichtband von Poet Laureate Carol Ann Duffy vor. Claire Harman liest Briefe von Charles Dickens.
Außerdem: Alan Brownjohn stellt den neuesten Gedichtband von Poet Laureate Carol Ann Duffy vor. Claire Harman liest Briefe von Charles Dickens.
Gizmodo (USA), 07.02.2012
Nichts bindet Konsumenten stärker an ihr Telefon als Apps wie Instagram, ein Dienst, der es erlaubt, in Echtzeit Fotos zu teilen, schreibt Mat Honan für Gizmodo. Und Instagram funktioniert bisher nur auf dem Iphone. Kein Wunder, dass von Android- und Windowsphonenutzern sehnsüchtige Fragen kommen. Da ist nur ein Problem: das Wachstum. "Instagram hat zehn Angestellte, nur acht davon in den USA. Und doch hat es im letzten Jahr gut 15 Millionen Nutzer an sich gezogen, die ungefähr 500 Millionen Fotos hochluden." Die Wachstumskrise soll nach Honan jetzt mit Kapital von Twitter-Gründern bewältigt werden.
Eurozine (Österreich), 08.02.2012
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q196/A33466/eurozine.jpg)
Commentary (USA), 01.02.2012
Christopher Hitchens mochte den Ruhm mehr als Andrew Ferguson lieb war. Er erinnert sich an eine Szene auf einer Party, mit Hitchens und Richard Dreyfuss. "Hitchens, der damals Washington-Kolumnist von The Nation war, stand ausdruckslos da, während Dreyfus einen Artikel, den Hitchens gerade geschrieben hatte, mit ausgiebigsten Lob überschüttete, und dann seine Arbeit insgesamt, und schließlich die Tatsache, dass er überhaupt existierte und mit seiner Person und dem, wofür er einstand, ein Beispiel für die ganze Menschheit abgebe... Nach dem Ende dieses Vulkanausbruchs dankte Hitchens Dreyfuss, und der Kinostar wandte sich um und schwebte davon wie ein Schulmädchen nach einem Backstage-Flirt mit Justin Bieber. Noch bevor ich meinem Erstaunen Ausdruvck geben konnte, bremste mich Hitchens mit eine Wolke aus seiner Rothman-Zigarette ab. 'Das passiert mir immerzu', sagte er."
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