Magazinrundschau
Alles ist schnell, aber nichts zufällig
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
27.06.2023. Das New York Magazine besucht eine Klick-Fabrik, in der Menschen eine KI trainieren, die Menschen nachstellt, die eine KI bewerten. Die London Review of Books verfällt mit Ian Penman in einen Fassbinder-Rausch aus radikalem Denken und schlechtem Geschmack. Die Tunesier wollen durchaus Demokratie, aber noch dringender brauchen sie Brot, Wasser und Elektrizität, erkennt Eurozine. Aeon lernt von Emil Cioran, ein Verlierer zu sein. In HVG erzählt Andrea Tompa, wie Siebenbürgen seine dunkle Geschichte entsorgt. Der New Yorker schickte seine Kinder auf eine chinesische Reformschule.
New York Magazine (USA), 20.06.2023
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Wired (USA), 20.06.2023
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London Review of Books (UK), 26.06.2023
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Weiteres: In einem schier endlosen Essay befasst sich Amia Srinavasan mit der Rede- und Wissenschaftsfreiheit an britischen und amerikanischen Universitäten und kommt zu dem Ergebnis, dass die Linken viel Radau machen, die Rechten dagegen die Gesetze verschärfen.
Africa is a Country (USA), 26.06.2023
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Aeon (UK), 26.06.2023
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Eurozine (Österreich), 21.06.2023
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Der russische Journalist Wladimir Kara-Mursa , der zu 25 Jahren Haft verurteilt wurde, macht sich aus dem Gefängnis heraus Gedanken über Russlands Verhältnis zu Demokratie und Menschenrechten. Fatalisten, die eine stabile Demokratisierung des Vielvölkerstaates für unmöglich halten, widerspricht er vehement und verweist auf eine lange "europäische Tradition" im Land, die sich als Teil einer Demokratiebewegung auf Augenhöhe mit westeuropäischen Staaten begreift. Ansonsten macht er sich bereits Gedanken über die Zeit nach Putin: "Die zentrale Lektion, die unser Land aus dem Scheitern der demokratischen Reformen der 1990er gelernt hat, ist, dass das Böse wiederkehrt, wenn es nicht verstanden, verurteilt und bestraft wird. Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes hätten alle Archive geöffnet werden müssen. Die Verbrechen des vorherigen Regimes hätten bestraft und die verantwortlichen Institutionen, wie der KGB, konsequent zerschlagen werden müssen. Das hätte nicht nur aus Gerechtigkeitsgründen geschehen müssen, sondern auch, um einen Rückfall in den Autoritarismus zu verhindern."
Novinky.cz (Tschechien), 20.06.2023
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Elet es Irodalom (Ungarn), 27.06.2023
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HVG (Ungarn), 22.06.2023
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New Yorker (USA), 03.07.2023
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Deutlich launiger, wenn auch nicht ohne Ernst, lesen sich da die Ausführungen der populären Altphilologin Mary Beard zu den römischen Kaisern und ihrem Ab- und Weiterleben. Einige schillernde Charaktere haben sich da im Imperium angesammelt, erzählt sie fröhlich, nicht alle haben ein friedliches Ende gefunden: "Elagabalus war ein Teenager aus Syrien, der 218 n.Chr. Kaiser wurde, ein von Mutter und Großmutter orchestrierter Griff nach der Macht, wie man sich erzählt hat. Er ist schnell als extravaganter (und gelegentlich sadistischer) Gastgeber bekannt geworden. Auf seinen Dinnerparties wurden oft Delikatessen serviert, die sogar nach römischen Standards als exotisch zu betrachten sind, so wie Kamelfüße und Flamingohirne. Es hat zu seinem Arsenal an Partyspäßen gehört, Furzkissen (übrigens die ersten in der europäischen Überlieferung) auf Sofas zu verteilen, Fake-Essen aus Wachs oder Glas an weniger wichtige Gäste zu servieren, die dann den Abend damit verbracht haben, erhabeneren Gästen beim Genuss der Mahlzeiten zuzusehen, und zahme Löwen, Bären und Leoparden zwischen Besuchern freizulassen, die dabei waren, ihren Rausch auszuschlafen. Für manche war der Schock, sich beim Erwachen zwischen den Tieren wiederzufinden, so groß, dass sie wortwörtlich zu Tode erschrocken sind. Angeblich hat er seine Gäste auch einmal unter einem so grandiosen Blütenregen begraben, dass sie daran erstickt sind. Ist es da noch überraschend, dass Elagabalus von verärgerten Leibwachen gemeuchelt und sein Körper äußerst unfeierlich im Tiber versenkt wurde?"
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