Magazinrundschau - Archiv

Africa is a Country

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Magazinrundschau vom 12.03.2024 - Africa is a Country

Warum interessiert niemanden das Leiden in Sudan, fragen empört Omnia Mustafa und Ghaida Hamdun: "Im Sudan leben derzeit über 10 Millionen Vertriebene, und die Hälfte der Bevölkerung leidet unter akutem Hunger. Der Sudan befindet sich in der weltweit schwersten humanitären Krise und Vertreibung. Doch das Schweigen, das den Kampf des Sudan umgibt, ist deutlich und wirft eine dringende Frage auf: Warum wird die Notlage der Sudanesen immer wieder übersehen?" Die beiden machen dafür vor allem einen arabischen Rassismus verantwortlich, der während der Diktatur Omar al-Bashirs aufblühte. "Al-Bashirs rücksichtslose Stärkung der arabischen Vorherrschaft unterdrückte nicht nur ethnische Minderheiten, sondern legte auch den Grundstein für das, was heute als der erste und am längsten andauernde Völkermord des 21. Jahrhunderts gilt. ... Rassistische Äußerungen und die Darstellung sudanesischer Protagonisten mit schwarzem Gesicht sind in der arabischen Unterhaltungsindustrie zur Normalität geworden - sichtbare Manifestationen der zugrunde liegenden antischwarzen Stimmung. Die Normalisierung des Rassismus geht jedoch weit über den Bereich der Unterhaltung hinaus. Der jüngste Vorfall, bei dem ein Reporter aus Gaza eine abfällige Bemerkung über die Hautfarbe machte, als Hilfsgüter, die für den Sudan bestimmt waren, nach Gaza umgeleitet wurden, machte die tief verwurzelte antischwarze Stimmung in arabischen Gemeinschaften deutlich. Die Reaktionen in den sozialen Medien, die sudanesische Bedenken als übertrieben 'verwestlicht' abtaten, verdeutlichten ein grundlegendes Missverständnis und die Leugnung der in der arabischen Kultur weit verbreiteten Feindlichkeit gegen Schwarze. Im Internet wurden Sudanesen, die ihr Unbehagen über die Situation zum Ausdruck brachten, als 'ignorante Amerikaner' bezeichnet, obwohl sie noch nie einen Fuß nach Amerika gesetzt hatten."

Sobukwe Shukura ist nicht glücklich mit dem Plan, im Rahmen einer UN-Mission tausend kenianische Polizisten nach Haiti zu schicken, um Regierung und Bevölkerung gegen kriminelle Banden zu beschützen, die die Übernahme des Landes anstreben. Letztere finden bei Shukura allerdings keine Erwähnung. Ausschlaggebend ist für ihn, dass der derzeitige Premierminister Ariel Henry von der alten Regierung Moise zwar eingesetzt, aber noch nicht durch Wahlen bestätigt wurde: "Um über diese Situation nachzudenken und vor allem, um die Stimmen der Bürgerinnen und Bürger gegen diese Situation zu verstärken, veranstaltete die Pan-African Socialist Alliance am 24. Januar die Veranstaltung 'Hands Off Haiti: Resist Occupation' im kenianischen Nationaltheater. Ziel war es, diese von den USA und der 'Kerngruppe' geförderte UN-Mission in Frage zu stellen. Die Organisatoren sind sich mit der in den USA ansässigen Black Alliance for Peace einig, dass es sich bei diesem Projekt nur um Imperialismus in schwarzer Maske handelt. Im Einklang mit der von vielen Kenianern geteilten Meinung sagen wir 'Nein zum Blackface-Imperialismus' und 'Ja zur haitianischen Souveränität'." Wie souverän ein von kriminellen Banden beherrschtes Haiti sein kann, sagt Shukura nicht.

Magazinrundschau vom 09.01.2024 - Africa is a Country

Priscillia Kounkou Hoveyda stellt ein Buch vor über Rassismus im iranischen Kino: Parisa Vaziris "Racial Blackness and Indian Ocean Slavery: Iran's Cinematic Archive". Fündig wird Vaziri dabei sowohl im vor- als auch im nachrevolutionären Iran. Die meisten Regisseure entschuldigen sich damit, dass Blackface eine alte Tradition sei und keine rassistische Performance, erzählt Hoveyda. "Vaziris Arbeit stört die herrschende iranische Erzählung über die von Rassismus unbefleckte Unschuld, die von Wissenschaftlern wie Beyzai vertreten wird und präsentiert uns auf mehr als 250 Seiten eine Analyse, die zeigt, dass nicht nur die iranische Gesellschaft durch die verborgenen Geschichten über afrikanische Migration und die schwarze Präsenz in der Golfregion sowie die nationalen Bemühungen, sich selbst als weiß zu identifizieren, von rassistischen Diskursen geprägt wurde, sondern auch durch Darstellungen im iranischen Kino, die überwiegend Schwarze diskriminieren."
Stichwörter: Rassismus, Country

Magazinrundschau vom 19.12.2023 - Africa is a Country

Yahya Sseremba denkt am Beispiel von Südafrika, Uganda und Tansania darüber nach, was Israel von Afrika lernen könnte, wenn es um das Zusammenleben zweier verfeindeter Bevölkerungsgruppen in einem gemeinsamen Staat geht. Ganz überzeugend ist das nicht, aber man lernt immerhin, dass auch afrikanische Staaten große Probleme haben, den richtigen Umgang mit ihren Minderheiten zu finden - vor allem, wenn diese Minderheiten sehr groß sind. Uganda wurde "im Namen indigener Gemeinschaften gegründet, die im dritten Anhang der Verfassung von 1995 verankert sind ... Es hat inzwischen vier Massenvertreibungen nicht-indigener Gemeinschaften durchgeführt, darunter der kenianischen Luos, der Indern und der Banyarwanda. Die Logik, die zur Vertreibung der Palästinenser im historischen Palästina führt, ist dieselbe Logik, die zur Vertreibung nicht-indigener Gemeinschaften in Uganda führt. Dies ist die spaltende Logik des Nationalstaates, von der der Zionismus nur eine extreme, aber keineswegs außergewöhnliche Ausprägung ist." In Tansania hat man sich gegen einen "identitätsbasierten" Nationalstaat entschieden, so Sseremba. "Die wichtigsten Kategorien der Staatsbürgerschaft in Tansania - Staatsbürgerschaft durch Geburt und durch Abstammung - definieren einen Tansanier als jede Person, die in Tanganjika oder Sansibar vor der Unabhängigkeit von Tanganjika oder vor der so genannten Revolution von Sansibar geboren wurde. Das Gleiche gilt für die Nachkommen einer solchen Person. Diese Definition hat nichts mit der Rasse zu tun, auch wenn es in Tansania große arabische und asiatische Bevölkerungsgruppen gibt, die mit der schwarzen Bevölkerung koexistieren." In Tansania hatte allerdings "die so genannte Sansibar-Revolution durch ethnische Säuberungen die Araber geschwächt und sie auf eine kleine, überschaubare Minderheit reduziert. So konnte die schwarze Mehrheitsbevölkerung Tansanias die Araber tolerieren und friedlich mit ihnen koexistieren, ohne Angst haben zu müssen, von ihnen dominiert zu werden." Am Ende ist vielleicht Südafrika das geeignetere Vorbild, meint Sseremba. Einen palästinensischen Nelson Mandela weiß er allerdings nicht zu nennen.

Magazinrundschau vom 10.10.2023 - Africa is a Country

Was aber, wenn Identitätspolitik einen Staat gar nicht mehr zulässt? Dafür ist derzeit Somalia ein Beispiel und dessen Chance auf Einheit, auf ein friedliches Zusammenleben der unterschiedlichen Clans. Faisal Ali und Jethro Norman klingen nicht sehr optimistisch in ihrer Bestandsaufnahme: "Als Somalia 1960 unabhängig wurde, wurde es von der Somali Youth League (SYL) regiert, die wie andere Unabhängigkeitsbewegungen dieser Zeit nationalistisch eingestellt war. Die Kolonien, aus denen die SYL eine Nation machen wollte, waren von Frankreich (das heutige Dschibuti), Großbritannien (Northern Frontier District und Britisch-Somaliland), Italien (Italienisch-Somaliland) und Äthiopien (Ogaden-Region) regiert worden. Die Somalier bezeichneten dies als Somaliweyn (Groß-Somalia), und die Aufrufe zu seiner Einigung blieben in den folgenden Jahren eine wichtige politische Botschaft. Um dieses Ziel zu erreichen, entwickelte die Partei ein staatsbürgerliches Ethos, das versuchte, über den Clan-Hintergrund hinauszugehen". Doch zehn Jahre später gab es bereits "mehr als 60 Parteien mit über 1000 Kandidaten an, die alle die Vielzahl der somalischen Clans repräsentierten. Dann stürzte das Militär unter der Führung von Siad Barre 1969 die Regierung." Nach einem Bürgerkrieg wurde 2012 "mit der Verabschiedung einer neuen Verfassung ein System eingeführt, das die Macht zwischen den Clans aufteilt und Anreize für bestimmte Bevölkerungsgruppen schafft, föderale Mitgliedsstaaten auf der Grundlage ihrer Clanzugehörigkeit zu bilden. Damit wurde die Möglichkeit einer clanunabhängigen nationalen Identität zunichte gemacht. Obwohl die Macht theoretisch zwischen der Bundesregierung und den Regionalstaaten geteilt ist, haben Clan-Rivalitäten und Machtkämpfe oft Vorrang vor nationalen Interessen, was zu chronischer Instabilität führt." Nutznießer dieser Situation ist derzeit vor allem die islamistische Terrorgruppe Al-Shabaab, die in den von ihr kontrollierten Gebieten "ein praktisches Regierungs- und Steuersystem eingerichtet hat. Während ihre ideologische Haltung clanbasierte politische Vorstellungen über Bord wirft, nutzt sie die Missstände der marginalisierten Minderheitenclans innerhalb des föderalen Systems aus, um Kämpfer zu rekrutieren und Unterstützung zu gewinnen."

Magazinrundschau vom 26.09.2023 - Africa is a Country

Fast die Hälfte der 54 Mitgliedsstaaten der Afrikanischen Union sind ehemalige französische Kolonien und für die meisten dieser Staaten stellt die französische Hegemonie bis heute das größte Problem dar, meint der Politologe Mbaye Bashir Lo in einem "Nichts Gutes kommt aus Frankreich" überschriebenen Artikel in Africa Is a Country: "Mit Ausnahme von Guinea-Conakry gelang es keinem ehemals kolonisierten Gebiet, eine eindeutige Unabhängigkeit von Frankreich zu erlangen. Sie wurden in das heutige frankophone Afrika integriert, das in den letzten Jahrzehnten zynisch als Francafrique bezeichnet wurde. Charles de Gaulle, von 1959 bis 1969 Präsident Frankreichs, erkannte den Wunsch Afrikas nach wahrer Unabhängigkeit und schürte die Illusion der Selbstbestimmung, ohne diesen Nationen echte wirtschaftliche oder politische Souveränität zu gewähren. Ähnlich wie Frankreichs historische Verwüstung in Afrika markierte diese neue Vereinbarung den Beginn der dritten Phase des 'Französischen Problems' in Afrika. Das Fortbestehen dieses neokolonialen Arrangements kann auf zwei Schlüsselfaktoren zurückgeführt werden: Frankreichs Schattendiplomatie steht in krassem Widerspruch zu den öffentlichen Erklärungen von Paris, Demokratie und Selbstbestimmung in Afrika zu unterstützen. In der Praxis sind an dieser verdeckten Diplomatie inoffizielle und verdeckte Bürokraten des französischen Élysée-Palastes beteiligt, die die politischen Ergebnisse in den frankophonen Ländern maßgeblich beeinflussen. Prominente afrikanische Führer und öffentliche Intellektuelle, die sich der neokolonialen Struktur Frankreichs widersetzten, erlebten eines von drei Schicksalen: Entfernung von der politischen Macht, Entlassung aus einflussreichen Positionen und Inhaftierung oder - tragischerweise - Ermordung. Es ist erwähnenswert, dass seit 1990 schätzungsweise 78 Prozent der 27 Staatsstreiche in Ländern südlich der Sahara in frankophonen Ländern stattfanden."

Magazinrundschau vom 01.08.2023 - Africa is a Country

Die sudanesische Bevölkerung hat 2018 den Diktator Al Bashir mit friedlichen Mitteln verjagt und selbst noch nach dem Militärputsch 2021 mittels Streiks und Sit-ins ihren Forderungen nach demokratischen Reformen Nachdruck verliehen. Warum wird diese Geschichte nicht gewürdigt und statt dessen nur die Geschichte vom kaputten Staat Sudan erzählt, fragt eine verärgerte Raga Makawi. "Zwischen 2019 und 2021 entwickelt sich im Sudan gleichzeitig zwei getrennte politische Prozesse: ein exklusiver und elitärer auf staatlicher Ebene, der von externen Akteuren und ihren Ideen und Übergangsprozessen beeinflusst wird, und ein basisdemokratischer, der von den lokalen Bedürfnissen nach Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit für alle angetrieben wird. Die Vorherrschaft der von außen auferlegten Timeline über das Lokale in der globalen politischen Vorstellungswelt ist bezeichnend für das Fortbestehen des kolonialen Erbes. Afrikanische Diskurse werden nach wie vor von außen und losgelöst von der Politik vor Ort (und jeglicher Form lokaler Rechenschaftspflicht) entwickelt, was erhebliche Auswirkungen auf die Form und den Inhalt des demokratischen Prozesses hat. Während die Versöhnung von externen und lokalen Vorstellungen eine ferne Hoffnung bleibt, ist die Forderung, der lokalen Timeline die Anerkennung zu geben, die sie verdient, ein wichtiger Schritt, um das Schicksal der sudanesischen Bevölkerung zu verändern."

Außerdem: Frank Ejiofor empfiehlt Babatunde Apalowos "romantischen" Film "All the Colours of the World Are Between Black and White" über das von Hohn und Gewalt geprägte Leben eines homosexuellen jungen Mannes in Lagos.
Stichwörter: Sudan, Country

Magazinrundschau vom 04.07.2023 - Africa is a Country

Die Kriegerkönigin Njinga Mbandi ist eine der größten Ikonen der afrikanischen Geschichte, etliche angolanische Autoren haben ihr wichtige Werke gewidmet. Dass Netflix sie in seine Serie über afrikanische Königinnen aufnimmt, ist für Mariana Bracks Fonseca, John Bella und Bruno Verás kein Grund zur Freude. Die Episode wurde in Südafrika ohne jeden Bezug zu Angola gedreht: "Die künstlerische Gestaltung von Gegenständen, Kleidung und Szenen ist wirklich gut gelungen. Die Qualität und die Aufmerksamkeit für Details sind unbestreitbar. Allerdings, und das ist das zentrale Problem in den jüngsten afrozentrischen Produktionen aus dem Globalen Norden, einschließlich der afrofuturistischen, handelt es sich um Fetischstücke. Sie sind Projektionen schwarzer amerikanischer Vorstellungen und Sehnsüchte über ihre 'Wurzeln'. Mehr als ein Fenster zu Afrika dient diese Projektion (übersetzt in fetischisierte Szenerien, Musik, Tanz und Kostüme) als Spiegel für das Selbst. Sie ignoriert die tatsächlichen ästhetischen Realitäten Angolas, weil sie nicht in dieses Imaginäre (das seine eigene Geschichte hat) passen. So sind beispielsweise einige Szenen, Schmuckstücke, Kostüme und Kleidungsstücke ein Potpourri verschiedener 'afrikanischer' Anspielungen, die im Schwarzen Imaginären des globalen Nordens vorkommen. Der Goldschmuck, den Njinga trägt, stammt von den Asante, und die Wandmalereien in der Stadt Cabaça sind Bilder aus den Kulturen der Sahelzone. Die dreieckigen Stacheln (eine Anspielung auf die Hausa-Kultur) und die Lehmarchitektur spiegeln eher die Größe des alten Mali wider als die historischen Gegebenheiten in Angola."

Magazinrundschau vom 27.06.2023 - Africa is a Country

Schön, dass die südafrikanische Autorin und Journalistin Noni Jabavu wieder entdeckt wird, freut sich Khanya Mtshali, die genau weiß, aus welch bedeutender Familie die 1919 geborene Jabavu kam: Ihr Großvater war der erste schwarze Herausgeber einer Zeitung, die auf Xhosa und Englisch erschien, ihr Vater ein berühmter Wissenschaftler, ihre Mutter eine engagierte Sozialaktivistin. Dennoch tut sich Mtshali schwer, Jabavu als eine Pionierin des schwarzen Feminismus zu betrachten, wie es offenbar die Herausgeberinnen des Bandes "A Stranger at Home" tun: "Anders als einige ihrer jüngeren Kollegen wuchs sie nicht unter den Grausamkeiten des Apartheidregimes auf und stürzte sich auch nicht in ein Leben des politischen Aktivismus, der Theorie oder des Schreibens, um die Befreiung der Schwarzen voranzutreiben. Auch wenn sie in ihren Kolumen des Daily Dispatch den Rassismus missbilligte, vertrat sie elitäre Ansichten, die typisch für die Klassenposition waren, die ihre Familie in Südafrika innehatte und die sie später in Großbritannien und anderen Teilen der Welt einnehmen sollte. In einer ihrer Kolumnen spricht Jabavu stolz davon, dass sie zum Stammbaum von 'Kap-Liberalen wie Cronwright, Hofmeyer, Jabavu, Rose Innes, Molteno, Schreiner, Merriman, Sauer' gehöre, und freut sich über ihre Nähe zu 'englischen Tycoons, der Oberschicht, Bankiers, konservativen Liberalen', spricht über ihre Ehe mit ihrem Ex-Mann Michael Cadbury Crosfield, einem Verwandten des Gründers des Schokoladenunternehmens Cadbury, und offenbart ein Leben mit Dienstmädchen, Butlern, Lakaien, Dienern, Anstandsdamen und Chauffeuren in ihrem Dienst. In einer von Peter Kenny verfassten Einleitung zu 'Noni on Wednesdays' beschreibt sie ihre persönliche und familiäre Geschichte wie folgt: 'Der Zufall der Geburt hat Menschen wie mich hervorgebracht, die seit fünf schwarzen Generationen hier in Südafrika zur Mittelschicht, ja zur Oberschicht gehören. Landbesitzer, Politiker, Pädagogen, Anwälte, Ärzte und Schriftsteller. Habe ich nicht Glück, eine von ihnen zu sein?"

Magazinrundschau vom 16.05.2023 - Africa is a Country

Die tunesische Autorin Haythem Guesmi denkt über Rassismus in Afrika nach. Anlass ist einmal ein Netflixfilm, in dem Königin Kleopatra von einer schwarzen Darstellerin gespielt wird, was in Ägypten Proteste hervorrief. Und zum anderen Äußerungen des tunesischen Präsident Kais Saied, der kürzlich vor einem "großen Austausch" in Tunesien warnte, ausgelöst durch den Zustrom illegaler schwarzer Immigranten. "Die Kontroverse lenkte die Aufmerksamkeit erneut auf die anhaltende Problematik der diskriminierenden Behandlung von Schwarzafrikanern in Tunesien und der arabischen Welt. Sie warf auch ein Schlaglicht auf die unruhige Debatte über den arabischen Sklavenhandel. Eine verbreitete Reaktion vieler Tunesier nach dem rassistischen Angriff von Saied bestand darin, die Beteiligung der Araber an der Versklavung von Schwarzafrikanern als ein unbedeutendes Ereignis abzutun, das als typisch für seine Zeit historisiert werden müsse." Doch der arabische Sklavenhandel "hat einen unauslöschlichen Eindruck in der Seele Afrikas hinterlassen. Er hat eine anhaltende Kluft zwischen Nord- und Subsahara-Afrikanern geschaffen. Und die Sahara hat sich seitdem in einen Raum der Gewalt und der Einsamkeit verwandelt. Diese Zweiteilung hat inzwischen einen Punkt erreicht, an dem die Afrikaner nicht mehr miteinander kommunizieren."

Magazinrundschau vom 21.02.2023 - Africa is a Country

"Ich bin schwarz, meine Eltern sind es nicht. Ich bin nicht adoptiert", leitet Selorm Quist seinen Artikel ein, immer noch verblüfft darüber, dass sich seine Eltern, vor Jahrzehnten aus Ghana in die USA eingewandert", einfach nicht als Schwarze fühlen, sondern als Ghanaer oder als Afrikaner. Die Zuschreibung "schwarz" bleibt ihnen fremd. Quist hat sich daraufhin bei anderen Ghanaern umgehört und fand heraus, dass seine Eltern kein Einzelfall sind. "Selbst wenn Schwarzsein als Teil der eigenen Identität akzeptiert wurde, erkannten die Befragten durchweg - bei sich selbst und bei anderen, oft bei schwarzen Amerikanern -, dass sie ein bestimmter 'Typ' von Schwarz waren: der akzentuierte, heimatverbundene Typ, der immer mehr Ghanaer als Schwarzer ist. Dies zeigte sich in ihren Mustern der zirkulären Migration und in der Hoffnung auf eine dauerhafte Rückkehr, in ihrem Bemühen, sicherzustellen, dass ihre eindeutig afrikanische kulturelle Heimat auch eine physische bleibt. Obwohl sie die meiste Zeit ihres Lebens in den USA verbracht haben, sahen sich die Befragten in einer Weise mit ihrer ghanaischen Identität verwurzelt, die sich auch durch ihre schwarze Hautfarbe nicht ändern ließ."
Stichwörter: Country