Magazinrundschau
Die Magazinrundschau
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
11.04.2006. Im New Yorker beschreibt Seymour Hersh die amerikanischen Pläne für einen Regimewechsel im Iran. Im Guardian erzählt Orhan Pamuk die Geschichte von Gentile Bellinis Porträt des Sultans Mehmet II. In Clarin fordert Gianni Vattimo das Primat der Nächstenliebe in der Demokratie. Le Point sieht aus dem Streit um die Arbeitsmarktreform nur Verlierer hervorgehen. Der Economist warnt vor dem süßen Gift des weichen Paternalismus. Polityka beschreibt die Schwierigkeit, in Warschau ein Museum ohne Gebäude, Sammlung und Mitarbeiter aufzubauen. Das TLS erzählt von den freudlosesten und aufgeblasensten Gegenden Europas. Und die New York Times vermisst den ehrgeizigen Aufsteiger in der Literatur.
New Yorker | Foglio | Economist | New York Times | Gazeta Wyborcza | Express | Outlook India | Espresso | De Brakke Hond | Times Literary Supplement | Guardian | Point | Clarin | New York Review of Books | Polityka | Magyar Hirlap | DU
New Yorker (USA), 17.04.2006
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q19/A13606/newyorker.jpg)
Weiteres: John Lahr porträtiert den vor hundert Jahren geborenen amerikanischen Dramatiker Clifford Odets. Nick Paumgarden informiert über neue Regeln in der New York Public Library. Zu lesen ist außerdem die Erzählung "The Trojan Sofa" von Bernard MacLaverty.
Adam Gopnik befasst sich mit der Publikation des vor dreißig Jahren in Ägypten gefundenen Judas-Evangeliums, Besprochen wird neue Roman "Black Swan Green" des britischen Schriftstellers David Mitchell (Random House). Die Kurzbesprechungen widmen sich ausschließlich Gedichtbänden. John Lahr stellt die Theaterproduktionen "Everything Bad & Beautiful" und "Tryst" vor. Und David Denby sah im Kino die Verfilmung der Lebengeschicht eines berühmten Pin-up-Girls der 50er Jahre "The Notorious Bettie Page" von Mary Harron und die Independent-Komödie "Friends with Money" von Nicole Holofcener.
Nur in der Printausgabe: ein Porträt des amerikanischen Bilderbuchautors und- illustrators Maurice Sendak ("Wo die wilden Kerle wohnen"), Berichte über das neue Publikum von Pete Seeger und eine bevorstehende Revolte gegen einen Brauch der Episkopalkirche sowie Lyrik von Mary Stewart, Hammond Paul und Muldoon Richard Wilbur.
Guardian (UK), 08.04.2006
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Weiteres: In einem bewegenden Text erzählt die britische Dichterin Jackie Kay, die in einer Adoptivfamilie in Glasgow großgeworden ist, wie sie nach vierzig Jahren erstmals nach Nigeria zurückflog, um ihren leiblichen Vater zu treffen. James Campbell porträtiert den Autor und Herausgeber Eddie Linden, der nach einer furchtbaren Oliver-Twist-artigen Kindheit und mit einem Startgeld von 70 Pfund die Literaturzeitschrift Aquarius gründete. Zum Buch der Woche gekürt wird Frank Snowdens "meisterhafte" Geschichte "The Conquest of Malaria in Italy".
Point (Frankreich), 06.04.2006
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Weiteres: Bernard-Henri Levy argumentiert in seinen Bloc-notes in eine ganz ähnliche Richtung und sieht die Nation "von einem Extrem ins andere verfallen". "Endlos oszilllieren wir zwischen den zwei Gesichtern unseres nationalen Jakobinismus: einen Tag die Technokraten, am andern die, die wollen, dass Köpfe rollen."
Zu lesen ist außerdem ein Interview mit dem italienischen Senatspräsidenten Marcello Pera, ehemals Philosophieprofessor und Vizepräsident der Partei "Forza Italia". Der Atheist und Papstvertraute (mehr) erklärt darin unter anderem, warum die jüdisch-christlichen Werte nicht unbedingt in Gott begründet werden müssten, um sie zu teilen und für universell gültig zu halten.
Clarin (Argentinien), 08.04.2006
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New York Review of Books (USA), 27.04.2006
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Weitere Artikel: Christopher de Bellaigue schreibt über den Iran und die Bombe. John Gray bespricht einige Bücher zum Begriff der Globalisierung. Henry Siegman analysiert die Folgen des Wahlsiegs der Hamas in Palästina. Und Charles Simic liest einen Band mit nachgelassenen Gedichten von Elizabeth Bishop.
Polityka (Polen), 06.04.2006
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Magyar Hirlap (Ungarn), 05.04.2006
Der junge Theatermacher Arpad Schilling denkt über das politische Theater in der Demokratie nach: "Vor 1989 war die Lage einfach: Theater kritisierte entweder die bestehende Ordnung, oder war Unterhaltung. Der auf der Bühne zum Ausdruck gebrachte Widerstand fand natürlich Anklang, denn er richtete sich gegen eine bestimmte Macht, deren Opfer sie alle waren: die Schauspieler und das Publikum... Die Theater waren voll, weil mit dem Herzen gespielt wurde. Draußen lauerte der Feind. Es war ein gemeinsamer Kampf, ein gemeinsames Theatererlebnis... Heute haben wir keinen gemeinsamen Feind mehr. Wir sind uns selbst Feind. Politiker erzählen uns, es gebe Bruchlinien, verschiedene Absichten, Feindbilder. Doch zwei Jahre nach dem EU-Beitritt ahnt jeder vernünftige Mensch, dass es in Grundsatzfragen keine Alternativen gibt. Die Frage ist nur, mit welcher Demagogie man gerade an die Macht kommt."
DU (Schweiz), 10.04.2006
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Online lesen kann man außerdem eine Geschichte des Tanzes in der Schweiz von Jean-Pierre Pastori.
Foglio (Italien), 08.04.2006
Hier ist der Cavaliere schon Geschichte. Die Wochenendbeilage der Zeitung Il Foglio präsentiert durchaus ironische und großformatige Öl-Porträts von Silvio Berlusconi in den verschiedensten Inkarnationen (und im pdf-Format): als Kaiman, als Napoelon, als Churchill, als Thatcher, und mehr, mehr, mehr, und mehr.
Economist (UK), 06.04.2006
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New York Times (USA), 09.04.2006
In einem Essay fragt sich Joseph Finder, warum es in der gehobenen Literatur keine Geschichten von ehrgeizigen Aufsteigern mehr gibt, wie etwa Balzacs Eugene de Rastignac oder Stendhal's Julien Sorel. Er vermutet dahinter den Versuch, sich gegenüber populären Genres abzugrenzen: "Literatur, so die stillschweigende Vereinbarung, wird nicht um des persönlichen Erfolgs willen geschrieben. Um ihren eigenen Status zu bewahren muss sie das Thema Status aussparen. Ein nicht-ironisches Interesse an Macht, Geld oder Ruhm würde ihren Platz in der Kultur kompromittieren."
Paul Gray nennt es "die wohl erste literarische Verarbeitung des Zweiten Weltkriegs": Irene Nemirovskys "Suite Francaise", die jetzt auch auf Englisch erschienen ist. Zwei Novellen und ein Faktenbericht einer Jüdin über die deutsche Okkupation Frankreichs. Und die große Frage, wie so etwas möglich ist: "Es bedeutet, dass die 1942 in Auschwitz ermordete Autorin diese so exquisit geformte wie austarierte Prosa nahezu zeitgleich verfasst hat mit den Ereignissen, auf denen sie basiert" (Hier eine Leseprobe).
Weitere Artikel: Terrence Rafferty findet, dass der gute alte linke politische Humor in Jose Saramagos neuem Roman "Seeing" ein ganz bisschen selbstgefällig wirkt. Greil Marcus bespricht einen Essayband zu Allen Ginsbergs Gedicht "Howl".
Paul Gray nennt es "die wohl erste literarische Verarbeitung des Zweiten Weltkriegs": Irene Nemirovskys "Suite Francaise", die jetzt auch auf Englisch erschienen ist. Zwei Novellen und ein Faktenbericht einer Jüdin über die deutsche Okkupation Frankreichs. Und die große Frage, wie so etwas möglich ist: "Es bedeutet, dass die 1942 in Auschwitz ermordete Autorin diese so exquisit geformte wie austarierte Prosa nahezu zeitgleich verfasst hat mit den Ereignissen, auf denen sie basiert" (Hier eine Leseprobe).
Weitere Artikel: Terrence Rafferty findet, dass der gute alte linke politische Humor in Jose Saramagos neuem Roman "Seeing" ein ganz bisschen selbstgefällig wirkt. Greil Marcus bespricht einen Essayband zu Allen Ginsbergs Gedicht "Howl".
Gazeta Wyborcza (Polen), 08.04.2006
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Express (Frankreich), 06.04.2006
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Outlook India (Indien), 17.04.2006
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In einem anderen Beitrag untersucht Sheela Reddy den Boom literarischer Festivals und findet: Literaten könnten die neuen Rockstars sein - wenn sie nur das Agieren auf der Bühne beherrschen würden.
Espresso (Italien), 13.04.2006
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Im Titel lässt Giampaolo Pansa den Berlusconi-Herausforderer Romano Prodi im Interview noch einmal seine Pläne erläutern. Auch Italien hat seine Teenagerstars, wie Alberto Dentice und Sebastiano Triulzi mit Beispielen aus Film, Literatur und Musik beweisen.
De Brakke Hond (Belgien), 01.04.2006
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Times Literary Supplement (UK), 07.04.2006
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"Goethe ist gut für Sie", weiß Paul Bishop und versucht zu ergründen, warum Deutschlands literarischer Institution so wenig Sympathie entgegengebracht wird. "In der englischsprachigen Welt können weder Shakespeare noch Cervantes, weder Racine noch Dante so viel feindselige Leidenschaften hervorrufen wie die Gestalt Goethe. Warum ist das so? In 'Love, Life, Goethe: How to be happy in an imperfect world' legt John Armstrong nahe, dass die Quelle dieses Image-Problems nicht in Goethe, sondern im Gegenteil in uns selbst liegt. Denn oft stecke hinter der Ablehnung Goethes, glaubt Armstrong, die Angst, Goethe selbst könnte wie ein Vorwurf wirken - seine Ernsthaftigkeit, sein Glück und sein Erfolg lassen unser eigenes Leben schäbig und unvollständig erscheinen."
Weiteres: H. J. Jackson stellt klar, dass die unter dem Namen Mary Brunton veröffentlichten Romane nicht Jane Austen zugeschrieben werden können. Außerdem besprochen werden Briefe von Rudyard Kipling, und zwei Studien zu Glanz und Elend der amerikanischen Universitäten.
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