Die sozialliberale Regierung und die rechtskonservative Opposition feiern heute den 50. Jahrestag der ungarischen Revolution von 1956
getrennt. Für das Dossier zu 1956
befragte Magyar Hirlap eine Reihe von Prominenten aus Kultur, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, wann die Ungarn zu einem
Konsens über 1956 finden werden. Es antworteten u.a. die Schriftsteller Mihaly Kornis und Endre Kukorelly, der Theatermacher Arpad Schilling, der Historiker Janos Tischler und der Publizist
Istvan Elek: "Den 200. Jahrestag der
Französischen Revolution haben die französische Linke und Rechte immer noch getrennt gefeiert. Ich glaube, wir werden sie überbieten."
"1956 hat Europa die Augen geöffnet", wird
Cees Nooteboom in einem
Artikel zitiert. Nooteboom war als 23-Jähriger Augenzeuge der Revolution. "Der Anblick der ermordeten Geheimpolizisten, der umgekippten Straßenbahnen, der Geruch von Schießpulver erinnerten ihn an den Zweiten Weltkrieg und die deutsche Besatzung der Niederlande. Er spürte, dass der Westen die auf den Straßen kämpfenden Ungarn
verraten würde. Er war sprachlos, als ein Mädchen ihn mehrmals fragte, wann der Westen komme, den Ungarn zu helfen. Die Frage war nachvollziehbar, weil der Sender Free Europe mehrmals verkündet hatte, dass Westeuropa und die USA einen militärischen Eingriff in Ungarn planten. Aber auf die Frage des Mädchens blieb der Westen stumm. '
Falsche Hoffnungen waren damals sehr gefährlich. Ich wollte den Ungarn helfen, aber ich war völlig machtlos."
Außerdem: Die
Fotos im Dossier zeigen die
Verhaftung der Mitarbeiter der ungarischen Stasi, zertrümmerte sowjetische
LKWs an der Budapester Ringstraße,
Todesopfer vor dem ungarischen Parlament; eine
Demonstration vor der UN in New York mit dem Schild "Save Hungary!" und die
junge Frau, die
Russ Melcher für
Paris Match fotografierte und die im Westen zur Symbolfigur der ungarischen Revolution wurde.