Heute in den Feuilletons

Geld klingt nicht

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
21.05.2008. Pentheus wird zerfetzt. Entsprechend singt er. Die Musikkritik ist begeistert von Henzes "Bassariden" in München. Nach dem Hamburger Ehrenmord fordern die Bürgerrechtlerinnen Serap Cileli und Necla Kelek in der Welt und im Hamburger Abendblatt die deutsche Zivilgesellschaft zu klareren Grenzziehungen auf. In der Zeit schreibt Thea Dorn über den Unterschied zwischen Josef Fritzl und Charlotte Roche, bei denen es sich genau umgekehrt verhält. Die FAZ berichtet: Das chinesische Erdbeben hat auch die chinesische Zensur erschüttert.

NZZ, 21.05.2008

Kein "Büchermensch" folgt Peter Olson an der Spitze von Random House nach, sondern ein Spezialist für Vertrieb und Druck namens Markus Dohle, ein "Manager mit Gütersloher Stallgeruch, tief katholisch, bodenständig, familiär mit den Angestellten", berichtet Joachim Güntner online.

Gar nicht laut genug loben kann Peter Hagmann die Bayerische Staatsoper dafür, dass sie Hans Werner Henzes Oper "Die Bassariden" von 1966 ins Programm genommen hat: "Großartig ist hier nämlich zu erleben, in welchem Maß die Musik das Theater macht, das klingende Räume schafft und Figuren bildet - mit einem Wort: warum 'Die Bassariden' eine Oper sind. Henze schrieb davon, wie er befürchtete, auf die gedankenmächtige Vorlage von Auden und Kalman nicht mit ausreichend Kraft reagieren zu können. Der großartige Münchner Abend lässt hören, wie sehr das Gegenteil der Fall ist. Die sinfonische Strukturierung des musiktheatralischen Entwurfs - 'Die Bassariden' arbeiten mit einer opulenten Orchesterbesetzung und sind als Einakter in vier Sätzen einer Sinfonie gebaut - ist ebenso zu fassen, wie die Sinnlichkeit des Vokalen und der Kontrast zwischen der herben Zwölftönigkeit der Pentheus-Welt und den schillernden Farben im Dionysischen überwältigen."

Weiteres: Andrea Köhler hält fest, dass der von gewissen Medien hochgejubelte Stauffenberg-Film "Valkyrie" bei Testvorführungen grandios gefloppt ist (trösten muss jetzt wohl der Courage-Bambi): "Wie die Londoner Times berichtet, mokierten sich die Zuschauer besonders über Cruise' deutschen Akzent. Ein Kommentator von Fox-News schrieb einen scharfen Verriss, ein anderer Kritiker erklärte den Film für tot." Uwe Justus Wenzel berichtet von einem Vortrag des Ägyptologen Jan Assmann über die Schrift. Roman Bucheli gratuliert dem Schriftsteller Urs Widmer zum Siebzigsten.

Besprochen werden Ludwig Schmugges Buch über päpstliche Scheidungen "Ehen vor Gericht", Cecile Wajsbrots Roman "Aus der Nacht" und Lars Brandts Roman "Gold und Silber" (mehr ab 14 Uhr in unserer Bücherschau des Tages).

FR, 21.05.2008

Ursula Baus schimpft über den einfallslosen Bau, mit dem sich Deutschland auf der Expo 2010 in Shanghai präsentiert, zurecht sei "Balancity" bereits in Banalcity umgetauft: "Seit vielen Jahren ist das Bundeswirtschaftsministerium damit überfordert, die Leistungsfähigkeit und den Einfallsreichtum deutscher Architekten, Ingenieure, Regisseure oder Musiker für die Expos auch nur annähernd zu nutzen. Die dreiste Behauptung, Architektur sei nicht wichtig, schadet dem Ansehen deutscher Architekten und Ingenieure weltweit, wo sie doch auf die Arbeit im Ausland angewiesen und dabei gefragt sind. Offenbar werden sie im Ausland eher anerkannt als im Bundeswirtschaftsministerium."

Isabel Schayani meldet, dass im Iran die Führung der Bahai festgenommen wurde. "Am Montag dieser Woche berichtete der regierungsnahe Onlinedienst Qudsnews, Geheimdienstmitarbeiter hätten die Festgenommenen als Verdächtige eines Bombenanschlags in Schiraz identifiziert und deshalb verhaftet. Das lässt befürchten, dass das Regime die Inhaftierten nicht nur einschüchtern, sondern zu Staatsfeinden deklarieren will, um sie dann zu verurteilen."

Weiteres: Harry Nutt berichtet von einer Tagung zu "Extremer Gewalt". Christine Pries gratuliert dem Übersetzer Klaus Reichert zum Siebzigsten. In Times mager erinnert sich Ina Hartwig an die Armut in ihrem alten Moabiter Hinterhof.

Besprochen werden Michel Kammouns Filmdebüt aus dem Libanon "Falafel", Nicola Grafes Künstlerdrama "Ich, Immendorf", eine Aufführung von "Viel Lärm um nichts" am Kasseler Staatstheater und Roland Barthes' Vorlesungen "Die Vorbereitung des Romans" (siehe auch unsere Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

Welt, 21.05.2008

In Hamburg hat ein Deutsch-Afghane seine Schwester erstochen, weil sie "zu westlich" lebte. Eva Eusterhus unterhält sich mit der Frauenrechtlerin Serap Cileli, die sehr harte Worte für die deutsche Zivilgesellschaft findet. "Die Deutschen sind feige. Sie tun sich schwer damit, Grenzen zu ziehen und für ihre eigene Identität einzustehen. Das liegt sicherlich an der leidvollen Geschichte des Landes, das sich einst einem faschistischen Diktator anschloss. Aber diese Zeiten sind vorbei. Die Deutschen müssen mutiger sein. Sie dürfen nicht den Fehler begehen, jenen gegenüber tolerant zu sein, deren größter Feind die Freiheit ist."

Andreas Dresen hatte mit seinem Film "Wolke 9" großen Erfolg in Cannes. In einem Artikel für die Welt schildert er seine erste Befremdung über Glamour, Gepränge und Gedränge an der Croisette - aber seine Stimmung änderte sich schnell, als er den Palast betrat: "Man steht in diesem schönen Saal 'Debussy', ist von Leuten umgeben, die das Kino lieben, und es gibt eine ausgezeichnete Projektion. Da sagt einem der Vorführer dann, die Projektionslampe habe 720 Ampere, und die Bildgeschwindigkeit hatten sie auch schon richtig auf 25 Bilder pro Sekunde eingestellt. Das Festival verlangt außerdem zwei Kopien, was sich als voraussehend herausstellte, weil uns die erste Kopie etwas zu viel Blau zu haben schien; daraufhin haben wir einfach die B-Kopie zur Premierenkopie erklärt. Die Ansprüche, die das Festival an die Qualität seiner Vorführung stellt, sind außerordentlich hoch, und wir waren darüber sehr glücklich."

Weitere Artikel: Hanns-Georg Rodek lobt in seiner Cannes-Kolumne Clint Eastwoods neuen Film mit Angelina Jolie, während James Grays "Two Lovers" mit Joaquim Phoenix ein Flop zu sein scheint. Thomas Vitzthum fürchtet das Ende des Polar-Musikpreises, der seinem Anspruch, ein Nobelpreis der Musik zu sein, nicht gerecht wurde. Uwe Wittstock unterhält sich mit Alissa Walser über die Malerinnen des Impressionismus (die Ausstellung in Frankfurt läuft noch ein paar Tage!) und ganz besonders Berthe Morisot, der die Autorin eine Erzählung widmete. Tilman Krause gratuliert Urs Widmer zum Siebzigsten. Uwe Schmitt erinnert an den Archäologen und Abenteurer Langdon Warner, das Vorbild für Indiana Jones. Und Berthold Seewald schreibt zum Tod des amerikanischen Winzers Robert Mondavi.

Besprochen wird Henzes "Bassariden" in München.

Weitere Medien, 21.05.2008

Im Hamburger Abendblatt kommentiert Necla Kelek den Hamburger "Ehrenmord": "Die Familie des Täters und des Opfers leben in Deutschland in den Vorstellungen einer islamisch geprägten Stammesgesellschaft. Wenn wir nicht klar formulieren, dass unsere deutsche Gesellschaft dies nicht akzeptiert, wenn wir nicht unsere Gesetze zum Schutz der Frauen und Kinder durchsetzen, sondern immer wieder auf Verständnis setzen, werden diese Väter und Brüder, Schwestern und Mütter weiter ihre Kinder zur Ehe zwingen, zum Gehorsam prügeln und wenn nötig umbringen. "

Zeit, 21.05.2008

Auf der Meinungsseite fragt Autorin Thea Dorn in einem Kommentar über Provokation, verdrängtes Denken und die neuen "Seichtgebiete": "Was ist der Unterschied zwischen Josef Fritzl und Charlotte Roche? Im Fall Fritzl schlummert hinter der Fassade der Biederkeit der Tabubruch. Im Fall Roche schlummert hinter der Fassade des Tabubruchs die Biederkeit."

Katja Nicodemus erliegt in Cannes dem faszinierenden "Nebeneinander dieser grellen Mondänität und einem fast theologisch aufgeladenen Kinoverständnis": "Auf dem roten Teppich löst der 'Desperate Housewives'-Star Eva Longoria, nur sich und einen Kosmetiksponsor repräsentierend, eine Fotografenstampede aus, während nebenan in den Kinos der Himmel von Beirut brennt und die süditalienische Camorra zwei Halbwüchsige mit Kopfschüssen hinrichtet. 'Waltz with Bashir' und 'Gomorra', die Wettbewerbsfilme aus Israel und Italien, zeigen, dass Cannes bis heute ein Refugium für jenes kleine Grüppchen von Regie-Novizen ist, die für ihre Geschichten nach den radikalsten Kinoformen suchen."

Weiteres: Bildhauer Olaf Metzel und Kunsttheoretiker Christian Demand streiten über Sinn und Zweck der Münchner Akademie der Bildenden Künste. Demand etwa ist sehr glücklich, dass sich der Staat einen solch "großen Irrsinn" leistet. Volker Hagedorn verabschiedet das Opernhaus Eisenach, das als weiteres Theater den Thüringer Sparbeschlüssen zum Opfer fällt. Thomas Groß schreibt zum Fünfzigsten des "Lordsiegelbewahrers des britischen Pops", Paul Weller, über sein neues Album "22 Dreams" und was es bedeutete, ein Mod zu sein. Peter Kümmel stellt Martin Wuttke als neuen Tatort-Kommisar vor. Hanno Rauterberg schreibt zum Tod von Robert Rauschenberg.

Besprochen werden Michael Hanekes eigenes Remake seines Films "Funny Games" (das Thomas Assheuer nicht annähernd so "grauenvoll" findet wie das Original), der Film zur Serie "Sex and the City", Jan Bosses "forsche" Bühnenadaption der "Anna Karenina".

Im Aufmacher des Literaturteils preist Hubert Winkels Hiromi Kawakamis Roman "Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß". Das Dossier begleitet Sozialarbeiter durch den Frontabschnitt Berlin-Wedding.

Tagesspiegel, 21.05.2008

Ein im Internet namenloser Autor hat eine Reportage über den Brand der Berliner Philharmonie geschrieben und dankt es der Feuerwehr, dass die Musiker ihre Insturmente retten durften (die aber wohl nie in Gefahr waren): "Mögen sie auch noch so hoch versichert sein: Die Spitzeninstrumente, die die Berliner Philharmoniker spielen, sind allesamt unersetzlich. Es sind Unikate, Raritäten, zumeist aus dem 18. Jahrhundert. Was nützt eine Versicherungssumme in der Hand statt der Geige? 'Geld klingt nicht', sagt der bekannte Solo-Cellist Georg Faust."

Peter Schneider erinnert im Gespräch mit Caroline Fetscher an das Hetzblatt Bild im Jahr 1968: "Damals war noch viel Nazi-Zeugs in den Köpfen. Bis heute wollen die Anti-68er, an vorderster Stelle Bild-Chef Kai Diekmann, nichts von den trüben Emotionen wissen, in denen die Bild-Zeitung damals fischte. Ich habe - außer einem knappen Satz von Peter Boenisch - nie ein Wort der Selbstkritik oder auch nur der Besinnung von den Leuten der Bild-Zeitung gehört."

TAZ, 21.05.2008

Brigitte Werneburg besucht verschiedene Ausstellungen in New York. Cristina Nord berichtet aus Cannes über Jia Zhangkes "24 City" im Wettbewerb und an Raymond Depardons "La vie moderne" in der Nebenreihe "Un certain regard" (auf der Seite 2 ist auch ein Porträt von Jia Zhangke, dem Chronisten der Modernisierung Chinas, zu lesen). Dirk Knipphals fehlen beim neuen "Indiana Jones" Effekt, Tempo und Witz der früheren Filme.

In tazzwei lobt Bettina Gaus den Mut amerikanischer Journalisten zur Meinung, von dem die deutschen sich vielleicht eine Scheibe abschneiden könnten.

Und Tom.

FAZ, 21.05.2008

Als Zeichen für die sich transformierende chinesische Gesellschaft begreift Mark Siemons die Reaktion auf die Erdbeben-Katastrophe. Es gab nicht nur überzeugende Gesten der Solidarität - es wurde auch erstaunlich offen berichtet: "Das Medium der außergewöhnlichen Erschütterung war die ausführliche und rasche Berichterstattung über das Desaster. Inzwischen ist bekanntgeworden, dass diese Transparenz nur zum Teil beabsichtigt war. Die zentrale Propaganda-Abteilung hatte zuerst die übliche Verfügung erlassen, die lokalen Medien sollten nicht auf eigene Faust berichten und sich an die von der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua und dem Staatssender CCTV herausgegebenen Nachrichten halten. Doch in einem Akt des kollektiven Ungehorsams hatten die Zeitungen, die sich am Markt verkaufen müssen, dieser Anordnung nicht Folge geleistet; die Zensoren fanden sich dann nachträglich damit ab."

Weitere Artikel: Von heftigem Streit zwischen Israel und Ägypten berichtet Hans-Christian Rößler. Entzündet hat er sich am Aufruf des ägyptischen Kulturministers, israelische Bücher zu verbrennen. In Michael Althens Cannes-Bericht geht es um eine Milliarde für Hollywood aus Bollywood und die grandiosen neuen Filme von Clint Eastwood und der Brüder Dardenne. Für absurd hält der Historiker Hans Fenske die Behauptung, sein Kollege, der im Dritten Reich dem Widerstand zugehörige Gerhard Ritter sei kein Demokrat gewesen - eine Unterstellung, die nun zur Umbenennung des Gerhard-Ritter-Preises in Badische-Zeitung-Preis führte. Hannes Hintermeier kommentiert die Tatsache, dass Random House mit Markus Dohle jetzt einen deutschen Chef bekommt. Dieter Bartetzko porträtiert Vincenz Brinkmann, den neuen Leiter der Skulpturensammlung des Frankfurter Liebieghauses - seinen Forschungen ist vor allem zu verdanken, dass wir uns die Statuen der Antike seit ein paar Jahren bunt vorzustellen haben. Über französische Bemühungen, die Geschichte deutsch-französischer Besatzungskinder aufzuarbeiten, informiert Elise Cannuel. Lorenz Jäger gratuliert dem Literaturwissenschaftler Klaus Reichert, Pia Reinacher beglückwünscht den Schweizer Schriftsteller Urs Widmer zum Siebzigsten.

Auf der Forschung-und-Lehre-Seite stellt James Woodall eine Gelehrtendebatte darüber vor, ob der berühmte englische Romantiker Samuel Taylor Coleridge Autor einer "Faust I"-Übersetzung aus dem Jahr 1821 ist oder nicht. Eine "stylometrische" Analyse sagt ja. Die ersten Verse übrigens lauten: "Now I have toil'd thro' all; philosophy,/Law, physic, and theology: alas!/All, all I have explored; and here I am/A weak blind fool at last." Auf der Medienseite befragt Michael Hanfeld diesmal den Verleger Hubert Burda dazu, was ARD und ZDF dürfen sollten und was nicht; das Gespräch ist insofern ganz lustig, als Hanfeld im Interview als Advokat der Öffentlich-Rechtlichen auftritt, nur um von Burda dann zu hören zu bekommen, was er jeweils hören will: "Es ist wichtig, überhaupt zu versuchen, Grenzen zu formulieren." Heike Hupertz befasst sich mit der Geschichte der Tatort-Kommissarinnen.

Besprochen werden Christoph Loys umjubelte Münchner Inszenierung von Hans Werner Henzes Opern-Einakter "Die Bassariden", Vladimir Malakhovs Berliner Staatsballett-Choreografie "With/Out Tutu", eine Leipziger Ausstellung mit zwei frisch renovierten Canaletto-Veduten und Bücher, darunter Gennadij Gors Gedichtband "Blockade" (mehr dazu in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

SZ, 21.05.2008

Am 9. Mai starb die irische Schriftstellerin Nuala O'Faolain an Krebs. Hugo Hamilton hat sie auf ihrer letzten Reise begleitet. "Wie soll man angesichts des Todes sichtbar bleiben? Dabei zu sein, als Nuala O'Faolain sich ihren letzten Wunsch erfüllte, Berlin zu sehen, bedeutete Zeuge einer traurigen und ergreifenden Reise zu werden, die doch voll Freude und Zuversicht war. Für die Schriftstellerin, deren Autobiografie auf Deutsch den Titel 'Nur nicht unsichtbar werden' trägt, war diese Reise eine bemerkenswerte Art, am Leben zu bleiben. Nuala und ich hatten oft über ihren Wunsch gesprochen, ein Jahr in Berlin zu verbringen, um zu schreiben. Unmittelbar nach ihrer Rückkehr aus New York im April, als man Krebs bei ihr festgestellt hatte und sie schon an Krücken ging, nahmen wir beide beim 'Ennis Book Festival' an einer Diskussionsrunde über Erinnerungsliteratur teil. 'Ich würde so gern das Pergamonmuseum sehen', sagte sie danach. 'Und ich mag, wie die Deutschen Kartoffeln machen.'"

Weitere Artikel: Gustav Seibt liest den jüngsten Armutsbericht (nicht online, Herr Scholz!) und stellt fest: Viel weniger bekannt als die geplante Diätenerhöhung sei "eine andere Zahl: die 42 Milliarden Euro - also gut das Doppelte der Hartz-IV-Aufwendungen -, die allein der Bund 2009 an Zinsen für seine Staatsschulden aufwenden muss. Hier liegt die bleischwere Ursache für eine Steuerlast, die vor allem auch den Mittelstand nach unten zieht." Susan Vahabzadeh berichtet aus Cannes über Filme von Clint Eastwood und Raymond Depardon. Steven Spielberg erklärt im Interview, was im Kino wichtig ist und was nicht. Der britische Künstler Liam Gillick soll den Deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig 2009 bespielen, meldet Holger Liebs. Jens Bisky berichtet von einer Berliner Tagung, die "dies & das" zu extremer Gewalt feststellte. Michaela Schlagenwerth stellt den brasilianischen Hip-Hop-Choreografen Bruno Beltrao vor (Videos), der mit seinem Stück "H3" nach Berlin kommt. Stefan Koldehoff erklärt, warum auch das jüngste Gerücht über neue Werke van Goghs falsch ist. Hans-Peter Kunisch schreibt zum Siebzigsten des Schriftstellers Urs Widmer, Thomas Steinfeld gratuliert dem Übersetzer, Literaturwissenschaftler und Lyriker Klaus Reichert gleichfalls zum Siebzigsten.

Besprochen werden Nicola Graefs Film "Ich. Immendorff" und die Aufführung von Hans Werner Henzes "Die Bassariden" am Münchner Nationaltheater (Reinhard J. Brembeck ist hingerissen, besonders vom Pentheus-Sänger Michael Volle: "Schlicht und klar singt und spielt Volle den Pentheus und dessen Scheu vor Sex und Rausch. Selbst als Voyeur und in Frauenkleidern bewahrt er noch seine Würde, und in seiner zutiefst bewegenden Todesszene, als er von der eigenen Mutter und seiner Tante zerfetzt wird, zeigt Volle, dass Schrei und Schmerz durchaus gesungen werden können und müssen, weil beides sehr viel intensiver und überwältigender wirkt als das übliche veristische Geheul und Gekreisch.")