Die Buchmacher - Archiv

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281 Presseschau-Absätze - Seite 9 von 29

Die Buchmacher vom 14.08.2006 - buchreport.express

Fast alle großen Verlagsgruppen versuchen, von den Vorzügen des Web 2.0 zu profitieren, so auch Holtzbrinck. Im Interview mit buchreport beschreibt Stephan Roppel, Ex-Amazon-Bücherchef und seit Januar Geschäftsführer des neu gegründeten Holtzbrinck eLab, wie Buchverlage auf den Zug aufspringen können: Indem sie den Lesern ermöglichen, sich über Bücher und Autoren auszutauschen, und diesen "user generated content" durch professionelle Beiträge ergänzen (wofür man nebenbei keine Web 2.0-Applikationen braucht, sondern was seit Jahren auf der Amazon-Seite oder in Foren geschieht, nur eben von den Verlagen sehr zögerlich betrieben wird; rühmliche Ausnahme: Carlsen). Gemeinschaftlich erstellter "Literatur a la Wikipedia" gibt Roppel keine Chance. Fazit des arg phrasenhaften Interviews: "Das ganze Web ist jetzt ein eLab. Man muss herumexperimentieren, testen und auch wieder lassen, wenn es nicht funktioniert."

Der Buchhandel bangt um die schwarze Umsatznull, bilanziert buchreport das erste Halbjahr 2006. Nach Minuswerten im Juni (9,4 Prozent) und Juli (3,7 Prozent) ergebe sich kumuliert lediglich ein knappes Plus von 0,1 Prozent. Weil die Adventszeit in diesem Jahr vergleichsweise kurz und außerdem keine Top-Seller a la Dan Brown in Aussicht seien, ergebe sich eine düstere Perspektive für das restliche Jahr (mehr hier und hier). Aber der in diesem Heft statistikverliebte buchreport lässt hoffen: "Wunder geschehen immer wieder."

Immer häufiger überlassen die Kleinen den anrückenden Großen kampflos das Feld, in Brühl, wo Thalia noch im August eine Filiale eröffnet, wehrt sich der Platzhirsch Köhl gegen die Konkurrenz. Ein "Freundeskreis" soll für Solidarität mit dem Traditionalisten, Treueprämien sollen für Kaufanreize sorgen. Manko: Der Standort der Thalia-Filiale ist bedeutend attraktiver.

Neben den Bohnen will Starbucks (11000 Filiane weltweit) jetzt auch Bücher verköstigen. In den USA hat die Kaffeehauskette in Kooperation mit der Literaturagentur William Morris Agency das erste Buchprojekt vorgestellt: Der neue Roman "For One More Day" von Mitch Albom soll ab 3. Oktober in den 5400 US-Filialen verkauft werden, begleitet von einer aufwändigen Werbekampagne (unter www.starbucksbookbreak.com legt sich der Kaffeeröster auch im Internet ins Zeug).

Weitere Artikel: Weltbild eröffnet eine Filiale in Dortmund. Die Hohe Straße in Köln ist die meistbesuchte Einkaufsstraße in Deutschland (17145 Passanten pro Stunde), gefolgt von der Frankfurter Zeil und der Stuttgarter Königstraße. Durch die Entzerrung der Ferientermine ergeben sich im Schulbuchgeschäft gravierende Umsatzverschiebungen. Der Preisverfall von DVDs (2005 um 10 Prozent, seit 1998 um 30 Prozent) irritiert auch die (wenigen) Buchhändler, die auch auf andere Medien setzen.

Lesetipp am Schluss: Im "Postskriptum" nimmt Emil Echo Bezug auf den Scherz von Wiglaf Droste, die israelische Luftwaffe solle statt Beirut lieber das namensähnliche Bayreuth bombadieren. Echo reagiert mit einem Schüttelvers: "Bei Wagners auf dem Grünen Hügel / beziehen viele Hünen Prügel. / Deshalb zahl'n die aparten Kreise / auch hünenhafte Kartenpreise."

Die Buchmacher vom 07.08.2006 - buchreport.express

In regelmäßigen Abständen sieht buchreport das Ende der Preisbindung nahen. Diesmal ist es der "graue Markt", der die fixen Preise unterminiere (hier mehr). Allein ein Vergleich der Angebote auf dem Amazon-Marketplace (wo dritte Händler ihre Angebote einstellen, an deren Vermittlung Amazon per Provision verdient) mit dem Verzeichnis lieferbarer Bücher habe 280000 Preisbindungsverstöße aufgedeckt. Rund 140 Händler seien schon vom obersten Preisbindungshüter abgemahnt worden. Doch nicht nur die Onlinehändler, sondern auch die Verlage wurden als Übeltäter entlarvt: Die Überproduktion wird laut Preisbindungstreuhänder Christian Russ zunehmend dadurch abgebaut, dass verlagsneue Exemplare als Mängelexemplare verkauft werden. Nach Einschätzung von Börsenvereins-Rechtsexperte Christian Sprang mischen fast alle großen Verlage am Ramschtisch mit.

Mit sichtlich stolz geschwellter Brust drehen die buchreporter ihre Exklusivmeldung aus der vergangenen Woche, dass Weltbild in den SB-Warenmärkten von HIT expandiert, weiter - allerdings ohne die Schraube viel tiefer hineinzupressen. "Marketing-Papst" Hans H. Bauer bestätigt den Dortmundern, dass Shop-in-Shop-Konzepte im Trend liegen - in den SB-Märkten würden auf diesem Weg innerstädtische Passagenbereiche nachgebildet. Die Großen des Buchhandels, die auf ihren angestammten Vertriebswegen nicht mehr ungehemmt wachsen können, mutmaßt buchreport, werden sich künftig herzlich gerne in SB-Warenhäusern und später auch Lebensmitteldiscountern einnisten.

Rekordumsätze, magere Gewinne, schwächelnder Aktienkurs - die schon seit mehreren Quartalen zu beobachtende Situation des weltgrößten Onlinehändlers Amazon nimmt buchreport zum Anlass für einen langatmigen Besinnungsaufsatz über den Unternehmers Jeff Bezos. Darin erfährt der Leser, dass Bezos "inzwischen durch nichts mehr zu erschüttern ist", an seine Vision glaube, während die Aktionäre auf ihre Dividende warteten. Der Amazon-Börsenwert (11 Milliarden Dollar) bestätige Bezos' Vision, gleichwohl sei dies "keine Garantiekarte für die Zukunft". Begründung: Die Internetkonkurrenten Google und eBay richteten ihr Profil immer noch auf ihr Hauptangebot aus (was besonders bei Google nicht stimmt, hier eine Übersicht über das Portfolio, das mit "Suchen" nicht mehr viel gemein hat), während Amazon als Allrounder als Profilschärfe verliere.

Weitere Artikel: Valora Retail eröffnet Mitte 2007 im Flughafen Frankfurt einen Flaggschiff-Buchladen, in Konkurrenz zum Platzhirschen HDS Retail. Thalia zieht 2008 in die Stadtgalerie Hameln. Die Umsätze mit Reiseliteratur sind im Frühjahr zurückgegangen. Die Welle der Abmahnungen gegen Bücher nimmt kein Ende, die jüngsten Fälle sind eine Oppenheimer-Biografie (Nomen Verlag) und ein Buch über Hildegard Knef (DVA). Und hier die Bestsellerlisten.

Die Buchmacher vom 31.07.2006 - buchreport.express

Ein Rauschen ging durch den Fachblätterwald, als Random House vor Jahren Bücher in Verbrauchermärkten auf eigene Faust verkaufen wollte - aus dem Test in einer Toom-Filiale wurde jedoch nichts. Jetzt sorgt Weltbild mit einer Testfiliale im HIT-Markt in Dormagen für Aufsehen. In Kooperation mit der Dohle Handelsgruppe, ihren Verbrauchermärkten HIT und der Mayerschen-Tochter B.O.B. (Best of Books, versorgt als Rackjobber 72 Shop-in-Shops bei real mit Büchern) starten die Augsburger unter der Marke "Weltbild best" den Supermarkt-Vertrieb. Auf 30 Quadratmetern präsentiert Weltbild nach der buchreport-Inansichtnahme (hier und hier sind die Artikel zu lesen) 800 Titel, vorwiegend Bestseller. "Weltbild ist immer schon da", bescheinigen die Dortmunder der Augsburger Avantgarde. Behält buchreport mit den Prognosen recht, werden jetzt weitere Filialisten und Rackjobber nachziehen - und möglicherweise für britische Verhältnisse sorgen. Auf der Insel liegt der Marktanteil von Supermärkten wie Tesco schon bei zwölf Prozent.

Im Interview mit buchreport empfiehlt der Elder Branchenman Karl Ernst Tielebier-Langenscheidt Verlagen, auf Senioren zu setzen. "Es wäre schön, wenn sie in dem Moment zur Verfügung stünden, in dem die nächste Generation einsteigt." Den Angeboten "Senioren helfen Junioren" der IHK stehe er allerdings skeptisch gegenüber, so der 85-Jährige.

Obwohl am 1. August die revidierte Rechtschreibreform in Kraft tritt, herrscht Kraut und Rüben. Zwar haben die Schulbuchverlage ihre Bücher angepasst, die Publikumsverlage jedoch "präsentieren die Vielfalt des Möglichen unter einem Dach". So bleiben etwa Zsolnay, Hanser und dtv bei der alten, während Ullstein, KiWi und Random House die neue Rechtschreibung bevorzugen. Im Kommentar moniert Thomas Wilking (schiefschön) das "schulterzuckende Schreiben" und die orthografische Unsicherheit. Im "Postskriptum" antizipiert Emil Echo künftige Schüler-Dialoge im Deutschunterricht: "Wie schreibt Duden das? Da Wahrig nie drauf gekommen!"

Der Erstverkaufstag von Büchern im Handel sorgt für Diskussionen. Zuletzt haben die Sortimenter den neuen Duden schon Tage vor dem offiziellen Start (22. Juli) angeboten. Der Börsenverein bereitet nach buchreport-Recherchen eine brancheninterne Regelung nach dem Modell des britischen "Code of Practice" vor, in dem u.a. der Erstverkaufstag geregelt wird. Eine Strafe für Schnellschüsse ist derzeit nicht möglich, es sei denn, die Buchhändler unterschreiben Verpflichtungserklärungen wie seinerzeit im Fall der "Harry Potter"-Bände.

Weitere Artikel: Zeit (Zeit-Klassik-Edition, mehr hier) und Süddeutsche (noch schweigt man in München wie ein Grab) bereiten Klassik-Editionen vor. Die Klett-Schulbuchzentren, die bislang Lehrern vorbehalten sind, werden für das breite Publikum geöffnet; bei Cornelsen und Westermann sollen sie eine geschlossene Geselschaft bleiben. Bonnier beteiligt sich an HörbucHHamburg. Sind die Ex-Kanzler-Memoiren im Rückstand? - Entgegen der Recherchen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" hält Hoffmann und Campe-Chef Günter Berg die Zeitnöte von Gerhard Schröder für "aus der Luft gegriffen" und sommerlochverdächtig. Panini und Heyne leiten Internet-Spiele wie "Warcraft" in Buchform ab. Und hier die Bestseller.

Die Buchmacher vom 23.07.2006 - buchreport.express

Die Situation in der Schweiz, wo die Kartellbehörde (Wettbewerbskommission, Weko) die Preisbindung für Bücher erneut für unzulässig erklärt hat, ist nach buchreport-Einschätzung eine "Zitterpartie". Jetzt bleibe dem Schweizerischen Buchhändler- und Verlegerverband (SBVV) nur noch, die Entscheidung der Weko beim Bundesgericht anzufechten oder beim Bundesrat eine Ausnahme für die Bücherbranche wegen öffentlicher Interessen beantragen. Beide Perspektiven sehen nicht rosig aus, berichtet buchreport unter Berufung auf Patrik Ducrey, Vizedirektor im Sekretariat der Weko. Schwarzpinselnd zeigt buchreport die Folgen des Falls der Preisbindung in Helvetien: Filialisten könnten den Preis als Marketinginstrument nutzen und den kleinen Grenzverkehr auf sich lenken. Internetbuchkäufer würden sich künftig vorwiegend auf den .ch-Seiten tummeln, um Bücher billiger zu bekommen. Schließlich, so der finstere Schlusspunkt, könnten Politiker auch die Preisbindung in Deutschland in Frage stellen.

Chronisch zuversichtlich präsentiert sich Elbe Team-Pleitier Peter Wölki im Gespräch mit buchreport anlässlich des Verkaufs der Onlineplattform "Die Welt der Bücher": Die Verträge seien unterschriftsreif. Albert Wolff, Insolvenzverwalter des Dresdner Unternehmens, bestätigt, dass es Investorengespräche gebe. Auch der Verkauf der Hauptfiliale laufe weiter; die restlichen 33 Geschäfte sind allerdings seit Monaten dicht. Vor zwei Wochen hatten schon die Blogger von BooCompany Neuigkeiten vom Billigbuchhändler gemeldet: Ex-Firmenchef Peter Wölki plane mit dem aus Polen eingeflogenen Bruder einen Neuanfang: "Es ist doch kaum zu glauben! Herr Wölki marschiert nach wie vor durch "seine Firma" und erzählt jedem, der es hören will (oder auch nicht!), wie toll er alles im Griff hat."

Trotz der heißen Ansagen des Boulevardblatts auf Seite eins und im Internet (JAAA, LESEN IST HEISS", frohlockt bild.de) reagiert der Buchhandel noch cool auf die "Bild-Erotik-Bibliothek". Bei Osiander landeten die Titel auf dem Modernen-Antiquariats-Tisch, bei Pustet erhoffen sich die Sortimenter ebenfalls nicht viel von der Reihe. Buch & Kunst-Chef Tom Kirsch glaubt, dass die Zeit der Zeitungseditionen spätestens nach den Bild- und Spiegel-Bibliotheken vorbei ist.

Lulu.com, das Internetportal mit angeschlossenen Print-on-Demand-Druckern für Möchtegernautoren, will im "Geburtsland des Buchdrucks" expandieren. Noch ist Lulu.com in Europa nur in Spanien und Großbritannien vertreten, "in Kürze" solle eine Filialen in Deutschland hinzukommen - die Domain lulu.de ist allerdings nicht mehr frei, sondern bietet einem Schwulenportal Raum. Angeblich bringt Lulu.com 1300 Titel pro Woche auf den Markt.

Weitere Artikel: Das Interesse an Vertreterbörsen hält sich bei Buchhändlern in Grenzen (hier mehr). Die Mayersche eröffnet eine Filiale in Rheydt. Die "Brigitte" forciert ihr Engagement auf dem Buchmarkt mit neuen Hardcover- und Taschenbuch-Titeln (in Kooperation mit dem Diana-Verlag). Das Geschäft mit den WM-Bilanz-Büchern ist angelaufen (hier mehr). Turbulent geht es beim zweitgrößten US-Buchhändler Borders Group (Umsatz 2005: 4 Milliarden Dolar) zu, nachdem der bisherige Chef Greg Josefowicz das Handtuch geworfen hat; der Neue, George Jones, kommt von der Warenhausgruppe Saks. Und hier die Bestsellerlisten.

In eigener Sache
meldet buchreport den Stabwechsel an der Spitze. Das kurze Engagement von Markus Elsen (hier mehr zur Person und Mission) ist vorbei, der Chef-vom-Dienst Thomas Wilking übernimmt das Ruder des Chefredakteurs; Geschäftsführer Sven Merten wird außerdem zum Verlagsleiter befördert. Bodo Harenberg bleibt Herausgeber. Nach kress-Report-Recherchen haben unterschiedliche Auffassungen bezüglich der Zukunft des Fachmagazins zur Rochade geführt.

Die Buchmacher vom 14.07.2006 - buchreport.express

Wie wird sich die Liberalisierung der Ladenschlusszeiten auf den Einzelhandel im allgemeinen und den Buchhandel im speziellen auswirken, analysiert der buchreport im Aufmacherartikel. Während die einzelhandelsbranchenübergreifenden Mutmaßungen kaum überraschend ausfallen ("längere Öffnungszeiten steigern das gemeinschaftliche Einkaufserlebnis und wirken umsatzfördernd"; Gewinner seien die Einkaufscenter, Verlierer die Klein- und Mittelstädte sowie Tankstellen und der Bahnhofshandel), zeigt die Passage über den Buchhandel interessante - und beunruhigende - Perspektiven. Bei Filialisten wie Thalia suchen die Strategen nach individuellen Lösungen je nach den "lokalen Erfordernissen". Stefan Könemann, Vorsitzender des Landesverbands NRW im Börsenverein, glaubt, dass sich die längeren Öffnungszeiten wegen höherer Personalkosten nicht rechnen werden. Osiander-Chef Heinrich Riethmüller warnt davor, dass längere Öffnungszeiten "zwangsläufig zu Lasten der Beraterqualität" gehen könnten. Skepsis und Besorgnis setzt Dussmann-Chefin Martina Tittel konkrete Zahlen gegenüber: Bis zu 30 Prozent des Tagesumsatzes erwirtschaffte das Kulturkaufhaus zwischen 19 und 22 Uhr. "Wir haben regelmäßig Mühe, die Kunden um 22 Uhr aus dem Laden zu bekommen."

Der Wettbewerb der Rackjobber, die die so genannten Nebenmärkte mit Büchersortimenten versorgen, wird schärfer. Die TMI Vertriebs GmbH (versorgt bislang u.a. Wal-Mart und Rewe mit DVDs, CDs und Software) steigt ins Büchergeschäft ein und konzipiert künftig das Bücher-Angebot für 54 Kaufland-Häuser sowie zwei Karstadt Kompakt-Filialen. Weitere Outlets sollen folgen. Platzhirsch unter den Rackjobbern ist laut buchreport Buchpartner aus Darmstadt (Umsatz 2005 nach Endverbraucherpreisen 110 Millionen Euro).

Das Project Gutenberg zieht zum 35-jährige Bestehen ein paar Tausend Gratis-Downloadsaus dem Hut: Mit der World eBook Library bietet das literarische Onlinearchiv unter der Adresse www.worldebookfair.com 350 000 elektronische Bücher (davon 1000 in Deutsch) kostenlos an.

Alarmsignale vernimmt buchreport von der Insel. Nachdem das britische Branchenblatt "The Bookseller" wegen des anhaltenden Buchhandelssterbens (seit Januar machten allein 52 Sortimente dicht) prognostizierte, dass der unabhängige Buchhandel in den kommenden 15 Jahren von der Bildfläche verschwinden werde, geht buchreport auf Ursachensuche. Besonders der verschärfte Wettbewerb mit Supermärkten und Buchhandelsketten nehme den Indies die Luft. Während die Independents im vergangenen Jahr 4 Prozent weniger Bücher verkauft haben, konnte Supermarktgigant Tesco beim Bücherabsatz zweistellig zulegen. Als Ausweg aus der Misere haben Verlage wie Random House, Penguin und Bloomsbury eine Koalition mit 58 Buchhändlern ("Independent Alliance") formiert, bei der den Indies u.a. mit besseren Konditionen unter die Arme gegriffen wird.

Weitere Artikel: Anders als der gesamte Einzelhandel, der laut HDE ein WM-Plus von 2 Milliarden Euro erwirtschaftet hat, hat die Weltmeisterschaft dem Buchhandel Umsätze entzogen - minus 1,3 Prozent vermeldet buchreport für die letzte WM-Woche. (Konterkariert werden die Zahlen dadurch, dass die meisten Anzeigen im buchreport zu Fußballbüchern geschaltet wurden). Weltbild nähert sich mit einem Umsatz von 928 Millionen Euro der 1-Milliarde-Grenze; Wachtsumstreiber sind besonders die Internettöchter (Weltbild Online, Jokers Online, buecher.de, bol.com), deren Umsatz um 28 Prozent gestiegen ist. Nach einer Studie des Euro Handelsinstituts (EHI) sind für 2007 mindestens 26 Einkaufscenter mit einer Verkaufsfläche von 600000 Quadratmetern geplant. Im Kommentar sagt Till Spielmann dem Zwischenbuchhandel in Österreich und der Schweiz eine düstere Zukunft voraus - weil die Deutschen die Auslieferung zunehmend mitübernehmen könnten. Und hier die Bestsellerlisten.

Die Buchmacher vom 10.07.2006 - buchreport.express

Das rasante Expansionstempo der Kettenbuchhandlungen hält buchreport in Atem. "Thalia forciert Tempo mit Partnerschaftsmodellen", schlagzeilen die buchreporter anlässlich der 50,1-Prozent-Beteiligung des größten stationären Buchhändlers in Deutschland an Grüttefien und erinnern an die Beteiligungen an Kober Löffler und ZAP (Zur alten Post). Auf einen Schlag sei Thalia um 18 Buchhandlungen und einen Umsatz von 17 Millionen Euro größer geworden. Antriebsmotor: Der deutschsprachige Buchmarkt sei so stark filialisiert, dass der Wettbewerb um die verbliebenen attraktiven Standorte immer härter werde. Außerdem müsse Thalia zur nationalen Markenbildung die letzten Lücken im Filialnetz schließen und sich den ärgsten Wettbewerber Weltbild vom Hals halten. Für die Gegenseite hätten die Beteiligungen der Großen den Vorteil, den "Investitionsstau" abzubauen oder eine Nachfolgeregelung zu schaffen. Am Ende nutzt buchreport die Gelegenheit zur Orakelei: 2007 werde Thalia die 500-Millionen-Euro-Marke knacken. Außerdem liege die Übernahme weiterer kleinerer Ketten wie Buch & Kunst, Habel oder Pustet nah.

Der Trend geht zur Eintagsfliege, fasst buchreport die Entwicklung des US-amerikanischen Bestsellergeschäfts zusammen. Nach einer Studie des amerikanischen Books-on-Demand-Verlags Lulu.com auf Grundlage der New York Times-Bestsellerliste ist die Lebensspanne eines verkaufsstarken Romans jenseits des Atlantiks seit Mitte der 60er-Jahre um 80 Prozent geschrumpft. Durchschnittlich zwei Wochen halten sich die Top-Titel an der Spitze des Rankings; in den 60ern lag der Zeitraum bei 21 Wochen. Zum Vergleich: In den deutschen Spiegel- und Gong-Rankings lag die durchschnittliche Verweildauer im ersten Halbjahr 2006 bei 4,7 Wochen.

Fast zwei Wochen nach der Bachmann-Preisverleihung reagiert buchreport auf die Diskussion um den Siegertext von Kathrin Passig (der nachträglich "intellektuelle Spielerei" und, wie die FAS großflächig berichtete, die Unterwanderung des Wettbewerbs mit Unterstützung ihrer Kollegen aus der Zentralen Intelligenz Agentur vorgeworfen wird). Im Interview mit buchreport blockt Jurymitglied Burkhard Spinnen die Vorwürfe gegen die Autorin als "grotesk" ab: "Authentizität duldet keinen Betrug." Darüberhinaus verteidigt Spinnen den Abstimmungsmodus (der, wie Fernsehzuschauer erleben durften, selbst den Moderator Ernst A. Grandits heillos überforderte) und spricht sich gegen die These aus, dass es zu viele Literaturpreise in Deutschland gebe.

Zappenduster sah es im Juni auf dem Buchmarkt aus. Nach dem buchreport-Umsatztrend büßte der Buchhandel im Vergleich zum Vorjahresmonat 9,4 Prozent ein. "Das Sortiment zu Gast im Minus", lautet die Headline. Als Sondereffekt lokalisiert buchreport die Fußball-WM sowie fehlende Verkaufstage.

Nach einer längeren Pause widmet sich buchreport erneut den Spätfolgen der Zanolli-Insolvenz. Der Abverkauf der Bücher-Reste dümpele im Sommerloch, melden die Dortmunder. Volker Gollenia, Chef der mit der Resteverwertung betrauten ZMV Vertriebsgesellschaft, sagt, man sei dennoch im Plan: Von den einst 14,5 Millionen Büchern seien nur noch 6,5 Millionen auf Lager. Einen weiteren Spielort lassen die Dortmunder allerdings außer Acht. Die Blogger von BooCompany melden Neuigkeiten vom inzwischen ebenfalls insolventen Billigbuchhändler Elbe Team. Ex-Firmenchef Peter Wölki plane derzeit mit dem aus Polen eingeflogenen Bruder einen Neuanfang: "Es ist doch kaum zu glauben! Herr Wölki marschiert nach wie vor durch "seine Firma" und erzählt jedem, der es hören will (oder auch nicht!), wie toll er alles im Griff hat."

Die Demission des Programmgeschäftsführers Rainer Weiss bei Suhrkamp beschäftigt auch buchreport. In einem Artikel fühlt die Branchenzeitschrift den "kalten Wind am Main" nach, im Kommentar verteidigt Rainer Uebelhöde indirekt den Kurs von Ulla Unseld-Berkewicz. "Populäres wird Pflicht", lautet die Botschaft - denn nur eine Popularisierung des Programms sichere das Überleben. Mit der Neuordnung der Zuständigkeiten im Verlag, mit der Weiss nicht einverstanden gewesen sei, habe die Verlegerin nun die Weichen gestellt.

Weitere Meldungen: KNV rüstet die Internetplattform buchkatalog.de auf. Der Heidenheimer Buchhändler Meuer steht vor dem Aus. Die FAZ setzt ihre Hörbuchreihe mit Audio Dossiers fort. Die Börsenvereins-Tochter MVB (Marketing-und Verlagsservice des Buchhandels GmbH) und deren bisheriger buchhandel.de-Dienstleister MSU (Medien-Service Untermain GmbH) haben ihre Kooperation zum 31. Dezember 2006 aufgelöst (mehr hier). Und hier die Bestsellerlisten.

Die Buchmacher vom 03.07.2006 - buchreport.express

Noch bevor das Landgericht Hamburg am vergangenen Mittwoch die vom Börsenverein und der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft gewünschte einstweilige Verfügung gegen das Digitalisieren von Bibliotheksbeständen durch Google abgeschmettert hat (hier feiert Google den Etappensieg, hier vermeldet der Börsenverein die Niederlage), ahnte buchreport: "Die Volltextsuche können weder die Richter in Hamburg noch anderswo in der Welt stoppen." Die "Dampfmaschine Google" sei nicht mehr aufzuhalten; "Goliath Google", der "Wohltäter mit der eisernen Faust", habe längst soviel Fahrt aufgenommen, dass er nicht mehr zu stoppen sei. Warum die juristischen Chancen schlecht sind, oder welche Perspektiven sich für die Google-Büchersuche ergeben, darüber schweigt sich der tendenziell allgemeinplätzeschwangere Text allerdings aus. (Eine gute Zusammenfassung des Streits um digitale Bücher lieferte die SZ)

Wann baut Bertelsmann in Deutschland eine eigene Buchhandelskette (neben den Club-Filialen) auf, fragt buchreport anlässlich der Übernahme der portugiesischen Buchhandelskette Livraria Bertrand und verweist nach Frankreich. Nach der Übernahme von Alsatia und Librairies Privat stieg Bertelsmann dort zum zweitgrößten Buchhandelsunternehmen auf.

Die Zwischenbuchhändler erweitern kontinuierlich ihr Sortiment. Nach KNV steigt auch Libri in den Handel mit Papier-, Büro- und Schreibwaren-Artikeln ein - einen "Kampf um die buchfreie Zone" wittert buchreport sogar. Viele Buchhändler stehen dem PBS-Geschäft, wie buchreport berichtet, allerdings zögerlich gegenüber, weil die Artikel auch beim Discounter von nebenan zu haben sind.

"Harry Potter" und Dan Brown haben den Weg für englischsprachige Bücher in Deutschland geebnet. Nie zuvor seien so viele englische und US-amerikanische Autoren hierzulande auf Lesereise unterwegs gewesen, analysieren die Dortmunder. Als Hintergrund hat buchreport den "Turf War" im Blick, der Ende Mai zur BookExpo America zwischen US- und englischen Verlagen aufgeflammt sei. Demnach fürchten die Engländer, "dass ihnen die Amerikaner den angestammten Exklusivzugang nach Kontinentaleuropa mit billigen US-Ausgaben streitig machen wollen."

Weitere Artikel: Springer Science + Business Media startet ein umfassendes E-Book-Programm: 10000 Titel präsentiert die Fachverlagsgruppe in einem eigenen Portal. Klett und Cornelsen kooperieren bei Internet-Lernplattformen für Schüler. Lübbe Audio dockt an die älteste deutsche gedruckte Science-Fiction-Serie "Perry Rhodan" im September mit einer Hörspielserie an. Irene Naumczyk verkauft ihre Personalagentur an die langjährige Mitarbeiterin Sabine Dörrich. Random House übernimmt 80 Prozent von BBC Books. Und hier die Bestseller.
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Die Buchmacher vom 26.06.2006 - buchreport.express

Groß frisst Klein. Klein geht, bevor Groß kommt. Größer frisst Groß - seit Monaten dekliniert der Buchhandel die Wettbewerbsmuster von Filialisten und unabhängigen Buchhändlern mit zunehmendem Tempo durch. Laut buchreport hat die Expansion der Filialisten jedoch "eine neue Dimension" erreicht: Statt einzig auf die nationale oder regionale Marktführerschaft zu setzen, versuchten die großen Ketten inzwischen, möglichst häufig vor Ort den Markt anzuführen. Einen "Kampf bis aufs Messer", beobachtet buchreport dabei. Welcher Ort besetzt wird, sei durch die regionale Schwerpunktsetzung der meisten Filialisten (z.B. Mayersche im Rhein-Ruhr-Raum, Weiland in Norddeutschland) bedingt. Als Filetstücke suchen sich die Ketten besonders gerne Einkaufscenter für neue Filialen aus, berichtet buchreport.

Zweiter Teil der buchreport-Vorschauanalyse, diesmal werden die neuen Sachbücher des Herbstes vorgestellt. Die Highlights: Guido Knopp wechselt von Hitler zum Hof (der letzten Monarchen der Welt), Florian Illies durchforstet die deutsche Provinz, Peter Richter schaut sich deutsche Wohnungen an, Henryk M. Broder warnt davor, dass Politik und Gesellschaft vor den Fundamentalisten einknicken, Joachim Fest erinnert sich im Verlag von Sohn Alexander an seine Jugendjahre - und Martin Semmelrogge rekapituliert sein Achterbahn-Leben.

"Endlich Sicherheit" und "Endlich verbindlich", lauten die Claims, mit denen B.I. Brockhaus und das Bertelsmann Lexikon Institut ihre neuen Wörterbücher auf den Markt bringen. Der "Duden" werde zwar erneut die Nase vorn haben, mutmaßt buchreport, der "Wahrig"-Verfolger sei jedoch so stark, dass keiner der beiden Verlage die Startauflage verrate: Der "Wahrig" ist eineinhalb Monate vor dem "Duden" erschienen und kostet trotz gleichen Umfangs fünf Euro weniger.

Kein Frieden in der Schweiz: Obwohl sich der Schweizer Buchhändler- und Verlegerverband schon vor Monaten mit dem Preisüberwacher Rudolf Strahm (genannt "Monsieur Prix" oder "Hurrikan Rudolf") auf eine leichte Senkung der Buchpreise geeinigt haben, wird weiter um Details gefeilscht. Der SBVV wolle zum Missfallen von Strahm nur bei hochpreisigen Büchern den Rotstift ansetzen, so buchreport.

"Partnertausch für Lustleser", dichtet buchreport leicht erhitzt und meint die neue Random House/"Bild"-Koalition, die ab 18. Juli neun Titel in der "Bild Erotik-Bibliothek" veröffentlicht, darunter "Das sexuelle Leben der Catherine M." (Catherine Millet) und "Die Geschichte der O." (Pauline Reage). Zu den Lizenzgebern zählen neben Bertelsmann Herbig, Hoffmann & Campe und S. Fischer.

Das angeblich "erste Literaturportal für den gesamten deutschsprachigen Raum" erntet Kritik. So hat der "Tagesspiegel" das "digitale Prunkstück schwer unter Beschuss genommen" (hier der Artikel von Michael Braun). Vorwurf: Die Texte von www.literaturportal.de seien lausig, die Verlinkung miserabel. Auch Joachim Leser von bluetenleser.de nimmt den "digitalen Mist" unter die Lupe.

Weitere Artikel: Die Veranstalter des 12. Erlanger Comic-Salons sind trotz Besucherrückgangs zufrieden. Die Frankfurter Buchmesse nennt Details zum neuen Schwerpunkt "Zukunft Bildung". Die documenta wechselt den Verlagspartner für die Herstellung ihres Katalogs - Taschen übernimmt den Staffelstab von Hatje Cantz. Und hier die Bestsellerlisten.

Die Buchmacher vom 19.06.2006 - buchreport.express

Seit Monaten machen die neuen logistischen Angebote der bei Buchhändlern beliebten Einkaufsgenossenschaften eBuch und LG Buch in der Branche Schlagzeilen. Da die Verlage darüber nicht erfreut sind - sie müssen die Einkaufsgenossenschaften zu Höchstrabatten beliefern -, erhöhen sie nach buchreport-Recherchen den Druck auf ihre Auslieferungen: "Sie sollen Direktbestellungen für Buchhändler durch Rationalisierung wieder attraktiver machen und damit den Margenverfall wenigstens teilweise auffangen." Als Lösungsansatz, berichtet buchreport, würden die Auslieferungen zunehmend die Lieferungen verschiedener Verlage nach Warengruppen bündeln und dies in einer Rechnung zusammenfassen. Anlass der buchreport-Wasserstandsmeldung ist der angekündigte Auslieferungswechsel der Verlagsgruppe Lübbe von KNO zur VVA (mehr hier).

Auf neun Seiten listet buchreport die Roman-Novitäten des Herbsts. Fazit: Die Programme der Verlage warten durch die Bank mit bekannten Namen auf; außerdem senken die Verlage die Verkaufspreise bis auf die 15-Euro-Schwelle. Besonders in der deutschsprachigen Literatur zeichne sich ein Generationswechsel ab. Zwar wartet auch ein Martin Walser bei Rowohlt mit dem Titel "Angstblüte" (Juli) auf. Daneben sorgen jedoch besonders Autoren wie Thomas Hettche (Woraus wir gemacht sind", Kiepenheuer & Witsch, August), Ernst-Wilhelm Händler ("Die Frau des Schriftstellers", Frankfurter Verlagsanstalt, September), Helmut Krausser ("Eros", DuMont, September) und Christoph Peters (Ein Zimmer im Haus des Krieges", btb, August) für Rezensionsstoff.

Die Vorstellung der 21. Auflage der Brockhaus-Enzyklopädie war die wohl größte und eindruckvollste Präsentation auf der vergangenen Frankfurter Buchmesse. Doch für ihr enzyklopädische Spektakel müssen die Mannheimer jetzt indirekt bluten. Zur Bilanzpressekonferenz hat der Verlag Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG (BIFAG) eine magere Bilanz vorgelegt: Der Umsatz stieg 2005 trotz des Jubiläums "125 Jahre Duden" um 7 Prozent auf 69,8 Millionen Euro, unter dem Strich blieben nur 83000 Euro übrig. Als Hauptgrund nennen die Mannheimer die hohen Investitionen in die Großenzyklopädie.

Der Diogenes-Verlag lockert den bislang strengen Markenauftritt seiner Bücher: Mit den neuen Diogenes-Paperbacks, die vom klassischen Cover-Layout der Züricher abweichen, will Verleger Daniel Keel eine jüngere Klientel erreichen. Trotz der neuen Note will Keel an der Devise "Never change a winning horse" festhalten. Neben den Gewinnerpferden gebe es "dark horses - im Wettjargon die unbekannteren Pferde, die es aber in sich haben und auf die man setzen sollte."

Im Vergleich zu Großbritannien sind die Marketingetats deutscher Verlage Peanuts: Insgesamt 47 Millionen Euro haben britische Verlage 2005 für die Bewerbung ihrer Top-Titel ausgegeben. Das Gros (54 Prozent) entfiel zwar auf Printanzeigen, im Trend liegen jedoch die Werbung auf öffentlichen Posterflächen wie in der Londoner U-Bahn.

Im Kommentar horcht Daniel Lenz auf das für den stationären Einzelhandel "bedrohliche Echo" der jüngsten Signale von eBay (Neuwarenhaus eBay express), Amazon (demnächst sollen Kunden binnen vier Stunden beliefert werden) und Google (Online-Bezahldienst Gbuy, hier mehr). Zwar informiere sich der Konsument bei vielen Produktgruppen in acht von zehn Fällen im Netz, bevor er im stationären Handel die Börse zücke - die Klientel der Online-Rechercheure sei also noch nicht verloren. Gleichwohl müsse der Handel eine neue Anziehungskraft entwickeln, um dem "Triumvirat" Paroli bieten zu können.

Weitere Artikel: Die Zeitschrift Eltern bringt Klassiker der Kinderliteratur in unterschiedlichen Medienformaten (Bilderbücher, Hörbücher, DVDs) im September unter dem Titel "Abenteuer-Edition" auf den Markt. Der WM-Auftakt hat große Löcher in die Kassen der Buchhändler gerissen - von Donnerstag bis Sonntag sank der Umsatz im Vorjahresvergleich um 16 Prozent. eBay ködert für das Neuwarenkaufhaus ebay express (Start in Deutschland im Herbst) auch Verlage; buchreport schätzt, dass bei ebay.de pro Jahr rund 80 Millionen Bücher angeboten werden. Und hier die Bestsellerlisten.

Die Buchmacher vom 09.06.2006 - buchreport.express

Zum Abschied von Dieter von Holtzbrinck von der Spitze der Verlagsgruppe greift buchreport in die Annalen-Kiste und erinnert an dessen erstes Interview nach Übernahme der Geschäftsführung 1970 (freilich mit buchreport). Darin habe von Holtzbrinck verraten, dass er keinen Bankkredit in Anspruch nehme - heute weise die Verlagsgruppe Nettoschulden von 349 Millionen Euro aus. Nachfolger als Aufsichtsratsvorsitzender wird Lothar Späth, Geschäftsführer bleibt Bruder Stefan, der wie Schwester Monika Schoeller 50 Prozent der Anteile hält.

Wird die Fußball-WM auch für den Sortimentsbuchhandel ein Erfolg, fragt buchreport und verweist auf das "mickrige" Plus aus dem WM-Jahr 1974. Bislang haben die rund 500 veröffentlichten Fußball-Bücher der Verlage kaum eine durchschlagende Wirkung entwickelt. Und so bleiben auch die strategischen Rezepte der Buchhändler konservativ. Nur in Top-Lagen denken die Sortimenter über verlängerte Öffnungszeiten nach; andere wollen fußballfreie Zonen einrichten.

Nach neunmonatigem Ringen ist der Verkauf der britischen Buchkette Ottokar?s perfekt. Der Kaufpreis, den die HMV Group den Aktionären bieten will, liegt bei 95 Millionen Euro - laut Analysten ein "miserables Angebot". Nach Einschätzung von buchreport kommen die Stiefschwestern Ottokar?s und Waterstone?s mit einem addierten Gesamtumsatz von fast 1 Milliarde Euro, 200000 Quadratmetern Gesamtfläche und 332 Filialen nun auf einen Marktanteil über 23 Prozent. Zum Vergleich: Die zehn größten deutschen Buchhandelsketten haben laut Langendorfs Dienst zusammen einen Marktanteil von 28 Prozent.

Die deutschen Buchverlage sind für das so genannte Web 2.0 nicht gerüstet, lautet das Fazit des buchreport-Kommentars - nicht einmal die Tugenden des Web 1.0, die Google-Optimierung des eigenen Webauftritts, beherrschten die Verlage. Dabei sei es weder kostspielig noch aufwändig, den Dialog mit den Lesern (beispielsweise mit Community-Funktionen als Betandteil von Websites, die zu Spitzentiteln gebastelt werden - zum Beispiel von der Perlentaucher-Buchmaschine) zu forcieren. So seien Online-Reiseführer denkbar, die auf der Basis der Google-Maps-Technologie zu jedem wichtigen Schauplatz (Berlin, Alexanderplatz) auf passende Romanpassagen (Döblin) verweisen (die Unternehmensberatung Heinold, Spiller & Partner offeriert übrigens Verlagen, sich für die neue Ära des Internet rüsten zu lassen).

Weitere Nachrichten: Die Eichborn AG hat trotz Umsatzrückgang (minus 3 Millionen auf 17 Millionen Euro) einen Überschuss von 115000 Euro erwirtschaftet. Obwohl dtv seit 1982 eine Werkausgabe von Goethe anbietet ("Hamburger Ausgabe", 99 Euro, 11048 Seiten) zieht die Random House-Tochter btb im Oktober mit der Taschenbuchfassung der "Münchner Ausgabe" (30000 Seiten, Subskriptionspreis 399 Euro) nach. Der Verband der freien Lektoren will sich in diesem Jahr ähnlich wie zuvor die Belletristikautoren und die Übersetzer für höhere Honorare einsetzen - jeder zweite freie Lektor verdient jährlich weniger als 10000 Euro. Die Finanzierung des per Fernsehübertragung verliehenen Bücherpreises "Corine" ist in diesem jahr noch fraglich (für die Sponsoren stehe die WM im Vordergrund, heißt es im Organisationsstab). Und hier die Bestsellerlisten.