Spätaffäre - Archiv

Für die Augen

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Spätaffäre vom 22.05.2014 - Für die Augen

Auf der Berlinale hat Richard Linklater gerade erst mit seinem "Boyhood" die Herzen der Filmkritik für sich gewonnen (hier unsere Kritik - der Film kommt im Juni regulär ins Kino), da lohnt sich erst recht ein Blick auf die filmischen Anfänge des Regisseurs. Dass der amerikanische Vetrieb Filmbuff dessen Debüt "Slacker" in voller Länge bei Youtube online gestellt hat, kommt da gerade recht. Für das amerikanische Indiekino stellt dieser 1991 weitgehend improvisierte Film eine kleine Inititalzündung statt. Hier in voller Länge oder unten eingebettet (100 Minuten).




Interviews auf der Schriftstellerkonferenz Berlin: 31 Autoren aus 25 Ländern trafen sich am 8. und 9. Mai 2014 zur Europäischen Schriftstellerkonferenz in Berlin. Tina Mendelsohn hat mit neun von ihnen - Ágnes Heller, Nicol Ljubic, Oksana Sabusch, Nicoleta Esinencu, Maja Haderlap, György Dalos, Michail Schischkin, Mely Kiyak und John Burnside - vor Ort über ihre Idee von Europa gesprochen. (Neun Einzelvideos - insgesamt circa 100 Minuten) - Und die Schauspieler Judith Hofmann, Barbara Schnitzler und Matthias Neukirch verlesen das Autoren-Manifest zu Europa (Video-Start - 23.18 Min.)

Spätaffäre vom 21.05.2014 - Für die Augen

Das ZDF bringt in seiner Digitalsparte zdfkultur Romuald Karmakars "Angriff auf die Demokratie", für den der deutsche Filmemacher die Wortbeiträge einer Konferenz zur Eurorettung dokumentierte. "Bei aller Produktzentriertheit des Kapitalismus, die Macht der Worte kann gar nicht überschätzt werden", schrieb Frédéric Jaeger zur Berlinale-Premiere des Films auf critic.de. Hier kann man den Film online sehen. (102 Minuten)

Neu auf netzkino.de: Claude Chabrols "Die untreue Frau" aus dem Jahr 1969 über die Abgründe hinter einer bürgerlichen Fassade. Der film-dienst hob seinerzeit in seiner Filmkritik "die an Hitchcock geschulten Spannungselemente auf die deformierte Psyche der Protagonisten hinter der kultivierten Fassade" hervor. In den Hauptrollen: Michel Bouquet und Maurice Ronet. Hier in voller Länge. (94 Minuten)

Spätaffäre vom 20.05.2014 - Für die Augen

Die Reportagen von Louis Theroux gehören zum besten, was im Fernsehen (leider viel zu selten dem deutschen) zu sehen ist. In seinen immersiven Dokumentationen widmete er sich ab 1998 zunächst eher ulkigen Randgruppen und wandte sich seitdem immer ernsteren Themen zu. Eine Auswahl seiner Filme ist etwa hier und hier zu sehen. Zu Therouxs heutigen 44. Geburtstag empfehlen wir seine ernüchternde Reise zu den israelischen Besiedlern der West Bank aus dem Jahr 2011 (59 Minuten).



Und noch ein Geburtstagskind: Heute vor 108 Jahren wurde James Stewart geboren, der vor allem für seine Rollen als liebenswerter Jedermann in sentimentalen Komödien und in späteren Jahren als gepeinigter Protagonist von Hitchcocks "Fenster zum Hof" und "Vertigo" bekannt ist (hier eine schöne biografische Doku). Weniger bekannt ist hierzulande, das er zwischendrin dem Western seinen Stempel aufdrückte. Hier ist er in "Broken Arrow" aus dem Jahr 1950 zu sehen, der einen Wechsel in der Darstellung von Indianern markiert (Regie: Delmer Daves, 93 Minuten).

Spätaffäre vom 19.05.2014 - Für die Augen



Als bei seiner Mutter eine Alzheimererkrankung festgestellt wird, zieht der Filmemacher David Sieveking zur Pflege bei ihr ein und lernt sie auf ganz neue Weise kennen. Sein preisgekrönter Dokumentarfilm "Vergiss mein nicht" ist das liebevolle Porträt einer starken, politisch engagierten Frau. Hier zu sehen in der Arte-Mediathek (87 Minuten).

Nachlese zum Berliner Theatertreffen: 3sat zeigt Robert Borgmanns aus Stuttgart nach Berlin eingeladene Inszenierung von Anton Tschechows "Onkel Wanja". Zur Stuttgarter Aufführung schrieb Wolfgang Behrens für Nachtkritik: "Borgmanns Realismus hat Beulen. Bildstarke, ungebärdige Auswüchse treiben plötzlich aus der grundsätzlichen Unterspanntheit der Aufführung hervor... In ihrer aufgerauten Eiseskälte buhlt diese Inszenierung nicht gerade um die Liebe der Zuschauer. Eindruck aber hinterlässt sie schon." Hier kann man sich die Berliner Aufführung online ansehen (173 Minuten).

Spätaffäre vom 16.05.2014 - Für die Augen

Selten genug, dass sich ein Film des koreanischen Regisseurs Hong Sang-Soo nach Deutschland verirrt. Arte zeigt von dem insbesondere in cinephilen Kreisen für seine einfachen, aber clever und behutsam erzählten Geschichten gefeierten Regisseur nun "Hahaha - Das Leben ist ein Witz". Zwei schöne Texte zum Film gibt es hier im Blog von Lukas Foerster und hier von Ekkehard Knörer bei Cargo. Hier steht in der Film Sendermediathek (111 Minuten).

Die späten Fünfziger- und die Sechzigerjahre waren ein politisch wie kulturell enorm formatives und folgenreiches Kapitel der Geschichte. In seinem (nach einem Song von Carole King betitelten) Essayfilm "It Felt Like a Kiss" aus dem Jahr 2009 montiert Adam Curtis Archivmaterial, Filmausschnitte und Popsongs zu einem faszinierenden Kaleidoskop, dessen bisweilen verschwörungstheoretischer Gestus durch assoziative Offenheit unterlaufen wird. Wirr, brillant, bewusstseinserweiternd. (54 Minuten)

Spätaffäre vom 15.05.2014 - Für die Augen



Arte bringt Bertrand Bonellos auf Deutsch etwas sehr schmierig "Haus der Sünde", im Original deutlich poetischer "L'Apollonide" betitelten Film, der in einem Pariser Bordell an der Schwelle zum 20. Jahrhundert spielt. Darin geht es nicht um "erotische Schwärmereien", schrieb Cristina Nord zum Kinostart in ihrer begeisterten Kritik für die taz: "Eher gibt sich der Film dunklen Fantasien hin, Fantasien, die aus der Härte der Verhältnisse notwendig hervorgehen." Lesenswert ist auch ein Interview, das die Kritikerin mit dem Regisseur führte. Hier steht der Film in der Mediathek (119 Minuten, Bild: Carole Bethuel).

Wer heute den 71. Geburtstag von David Cronenberg begehen möchte, tut das vielleicht mit einem seiner Bodyhorror-Klassiker wie "Videodrome" oder "Dead Ringers" - oder mit der instruktiven BBC-Doku "David Cronenberg and the Cinema of the Extreme" aus dem Jahr 1997, in der, neben dem kanadischen Kultregisseur selbst, George A. Romero und Alex Cox ausführlich zu Wort kommen (22 Minuten):


Spätaffäre vom 14.05.2014 - Für die Augen

Alle Feuilletons trauern heute um den Schweizer Künstler H.R. Giger, dessen Tod gestern gemeldet wurde. Aus diesem traurigen Anlass hat 3sat gestern spontan eine knapp halbstündige Doku über den Meister der biomechanischen Insekten-Laszivität ins Programm genommen. In der Mediathek des Senders kann man sie hier ansehen.

Perfekt gemacht, in HD, mit Interviews aller wichtigen Beteiligten (außer Edward Snowden selbst) dokumentiert die PBS-Frontline-Dokumentation "The United States of Secrets" die nicht enden wollenden Enthüllungen der NSA-Affäre. Der Film (mehr hier) dauert 114 Minuten - und ist nur der erste Teil. Er befasst sich mit den Regierungsprogrammen nach dem 11. September, die dazu führten, dass Millionen Amerikaner von der NSA widerrechtlich abgehört wurden - die Europäer spielen in diesem Film leider die zweite Geige. Nächste Woche verspricht es genauso spannend zu werden: Dann geht's um die Frage, "Wie das Silicon Valley das Fischernetz der NSA füllt".

Spätaffäre vom 13.05.2014 - Für die Augen



Bergung eines Verschütteten: Mit dem Dokumentarfilm "Heino Jaeger - Look before you Kuck" begibt sich Gerd Kroske auf Spurensuche nach Heino Jaeger, einem Künstler, Satiriker und Radiokabarettisten, der sich in den Siebzigerjahren Kultstatus erarbeitete und dann in Vergessenheit geriet. Komikern wie Olli Dittrich, Rocko Schamoni oder Helge Schneider ist er heute ein Vorbild. Unsere Filmkritikerin Elena Meilicke schrieb zum Kinostart: "Verdient hat Jaeger die Wiederentdeckung auf jeden Fall: seine improvisierten Stegreifgeschichten fürs Radio - erkennbares Vorbild etwa für die Telefonstreiche von Studio Braun - haben ein feines Gespür für deutsches Obrigkeitsdenken und Behördenjargon, sind dabei auf interessante Weise oft seltsam pointenarm und vor-sich-hin-mäandernd." Hier kann man den Film bei 3sat online sehen (120 Minuten).

Vor 75 Jahren wurde Harvey Keitel als Sohn polnischer und rumänischer Emigranten in Brooklyn geboren. Die ungeheuere Intensität seines Method Acting, etwa in den frühen Filme Martin Scorseses, prägte das Kino der Siebzigerjahre. Hier sehen wir ihn in Paul Schraders Regiedebüt "Blue Collar" aus dem Jahr 1978, einem beklemmenden Sozialkrimi über Unterdrückung und Korruption in der Gewerkschaftswelt (114 Minuten). (Hier ist der Film in höherer Auflösung, aber mit recht aufdringlichen Werbeunterbrechungen zu sehen.)

Spätaffäre vom 12.05.2014 - Für die Augen

Als Hommage an Michael Glawogger zeigt arte den bekanntesten Film des vor drei Wochen verstorbenen Regisseurs: "Workingman's Death" aus dem Jahr 2005. In fünf Bildern dokumentiert er Schwerstarbeit, wie sie in unserem technologisierten 21. Jahrhundert zunehmend unsichtbar wird. "Bei diesem Film wollte ich etwas erreichen, was der Arbeiterfilm fast nie unternommen hat: nämlich die Arbeit, den Arbeiter selbst verständlich zu machen", beschrieb Glawogger sein Vorhaben im Gespräch mit der taz. "Das Zweite ist, Schönheit kann aus allem erwachsen. Auch schreckliche Dinge können schön sein." Der Dokumentarfilm ist noch bis zum 18. Mai in der Mediathek zu sehen (119 Minuten).

Happy Birthday, Katharine Hepburn! Zur Feier ihres 107. Geburtstages verlinken wir den Film, mit dem ihre große Karriere begann: Für die Rolle der ambitionierten Schauspielerin Eva Lovelace, die nach New York kommt, um eine Rolle am Broadway zu bekommen, gewann Hepburn in "Morning Glory" ("Morgenrot des Ruhms") 1934 den ersten ihrer vier Oscars als beste Hauptdarstellerin - ein Rekord, der bis heute besteht (70 Minuten).

Spätaffäre vom 09.05.2014 - Für die Augen

Am 7. Mai sendete das Erste Roland Suso Richters Spielfilm über die so genannte "Spiegel-Affäre" vom Oktober 1962: Damals waren Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein und einige Spiegel-Mitarbeiter verhaftet worden, weil sie mit dem Artikel "Bedingt abwehrbereit" in der Ausgabe 41/1962 angeblich Landesverrat begangen hatten. So lautete jedenfalls der Vorwurf des damaligen Verteidigungsministers Franz Josef Strauß. "Vor dem Hintergrund von NSA, Whistleblowern und Wikileaks ist diese Geschichte von damals eine von heute", verspricht das Erste. Als zweiten Teil zum Thema kann man dann noch Stefan Austs Doku "Bedingt abwehrbereit - Die Geschichte hinter der Spiegel-Affäre" sehen. Beide Filme sind unbedingt lohnend, meint Michael Hanfeld in der FAZ. In der Zeit war Augstein-Witwe Gisela Stelly Augstein dagegen höchst unzufrieden mit der Darstellung ihres verstorbenen Mannes: "Dieser Mann wirkt desinteressiert und abwesend, wenn ihn seine Mitarbeiter über Wichtiges informieren. ... Den Polizeieinsatz in den Spiegel-Büros verpasst er, weil er - ja, was wohl - mit seiner neuen Freundin im Bett ist." Hier Richters Film "Die Spiegel-Affäre" zum Nachsehen (99 Minuten), und hier Stefan Austs Doku "Bedingt abwehrbereit - Die Geschichte hinter der Spiegel-Affäre" (43 Minuten).

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Gerade erst hat Jean-Pierre Léaud seinen 70. Geburtstag gefeiert (hier ein Geburtstagsgruß aus dem Tagesspiegel), da bringt Netzkino.de den 1967 entstandenen, belgischen Nouvelle-Vague-Film "Der Start" des polnischen Regisseurs Jerzy Skolimowski ins Netz. Bei der Berlinale 2010 feierte unser Kritiker Lukas Foerster den Film noch als wiederentdeckte Rarität aus den 35mm-Archiven: "Nicht weniger als ein Schlüsselwerk des modernen Kinos ist da plötzlich wieder aufgetaucht. Ein belgischer Film eines polnischen Regisseurs, der mehr Nouvelle Vague ist als noch fast alles von Godard, Truffaut und Co. Wer wissen möchte, wie sich die 'Swinging Sixties', falls es sie denn jemals gegeben haben sollte, angefühlt haben, der lege sowohl Antonionis 'Blow-up' als auch Richard Lesters Beatles-Filme beiseite." (87 Minuten)