Spätaffäre

Kollektives 'Ooooh'

Vorschläge zum Hören, Sehen, Lesen. Wochentags um 17 Uhr
12.05.2014. Dass auch schreckliche Dinge schön sein können, beweist Michael Glawoggers Doku "Workingman's Death", die bei arte zu sehen ist. Edgar Reitz spricht im BR über Heimat und Vergänglichkeit. Dradio Kultur beschäftigt sich mit der jüngeren Literatur über die Jugoslawienkriege. Und das SZ-Magazin lernt Deutschland aus der Perspektive einer chinesischen Reisegruppe kennen.

Für die Augen

Als Hommage an Michael Glawogger zeigt arte den bekanntesten Film des vor drei Wochen verstorbenen Regisseurs: "Workingman's Death" aus dem Jahr 2005. In fünf Bildern dokumentiert er Schwerstarbeit, wie sie in unserem technologisierten 21. Jahrhundert zunehmend unsichtbar wird. "Bei diesem Film wollte ich etwas erreichen, was der Arbeiterfilm fast nie unternommen hat: nämlich die Arbeit, den Arbeiter selbst verständlich zu machen", beschrieb Glawogger sein Vorhaben im Gespräch mit der taz. "Das Zweite ist, Schönheit kann aus allem erwachsen. Auch schreckliche Dinge können schön sein." Der Dokumentarfilm ist noch bis zum 18. Mai in der Mediathek zu sehen (119 Minuten).

Happy Birthday, Katharine Hepburn! Zur Feier ihres 107. Geburtstages verlinken wir den Film, mit dem ihre große Karriere begann: Für die Rolle der ambitionierten Schauspielerin Eva Lovelace, die nach New York kommt, um eine Rolle am Broadway zu bekommen, gewann Hepburn in "Morning Glory" ("Morgenrot des Ruhms") 1934 den ersten ihrer vier Oscars als beste Hauptdarstellerin - ein Rekord, der bis heute besteht (70 Minuten).

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Für die Ohren

Am Freitag wurde "Die andere Heimat" beim Deutschen Filmpreis mit der LOLA als Bester Film des Jahres ausgezeichnet (siehe unser heutiges Efeu). Anlass, auf das interessante Gespräch hinzuweisen, das Achim Bogdahn im br im Dezember mit Edgar Reitz geführt hat: "Die Kunst ist das einzige Mittel, dem Strom der Zeit, der alles verschlingt, etwas zu entreißen." (44 Minuten)

Daniel Schreibers Feature "Am Ende das Leben" für Dradio Kultur beschäftigt sich mit der jüngeren Literatur über die Jugoslawienkriege. Autoren wie Téa Obreht, Saša Stanišić oder Martin Kordic, selbst mit bosnischen, serbischen oder kroatischen Wurzeln, sind "die Kinder dieser Kriege, sie gehören zur letzten Generation, die noch Titos heiles Vielvölker-Jugoslawien miterlebt hat. Oft nehmen sie dabei die literarischen Perspektive eines Kindes oder einer Jugendlichen ein... Eine Sendung über die Verarbeitung vererbter Traumata, über kulturelle Übersetzungsleistungen - und über einen fast schon verlorenen Glauben an die rettende Kraft des Romans, der unserer Literatur neues Leben einhaucht." Hier zum Nachhören (28 Minuten).
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Für Sinn und Verstand

Die Arbeit von Notfallchirurgen ist oftmals ein Wettlauf gegen die Zeit, bei dem sie die Verletzung der Patienten erkennen und versorgen müssen, bevor diese zu viel Blut verlieren und einen Herzstillstand erleiden. Bei der Forschung nach einer Methode, diesen Prozess zu verlangsamen, orientieren sich Wissenschaftler an einem faszinierenden Vorbild in der Natur, berichtet Frank Swain in Mosaic: dem Winterschlaf. Doch auch wenn Tiere verschiedenster Ordnungen - darunter, wie man inzwischen weiß, auch Primaten - überwintern, ist der Weg noch weit: "Vor einem langen Winterschlaf fressen sich die Tiere eine Adipositas an, bis sie effektiv Typ-2-Diabetes mellitus haben. Im Gegensatz zu uns löst das bei ihnen keine Verdickung der Arterienwände aus, die zu Herzkrankheiten führt. Während beim Menschen nach einer Woche im Bett die Muskeln zu atrophieren beginnen und sich Gerinnsel bilden, können Winterschläfer monatelang ohne Bewegung auskommen. Auf ihren Lungen lagern sich Schleim und Bindegewebsleim ab, wie es bei Asthmakranken der Fall ist, und in ihren Gehirnen ereignen sich Veränderungen, die denen im Frühstadium von Alzheimer ähneln. Am verblüffendsten ist jedoch, dass manche Tiere, wenn sie erwachen, Anzeichen von Schlafentzug aufweisen."

Die Journalistin Xifan Yang kam als Fünfjährige aus China nach Deutschland, ging in Freiburg zur Schule, studierte in München und lebt seit 2011 in Shanghai. Für das SZ-Magazin fuhr sie mit einer chinesischen Reisegruppe durch Deutschland und lernte das Land dabei aus einer neuen Perspektive kennen: "'Moderne Häuser, wie wir sie von zu Hause kennen, werdet ihr hier natürlich kaum sehen. Ihr müsst berücksichtigen: Berlin hat gerade mal 3,5 Millionen Einwohner', referiert der Reiseleiter... Aus materiellen Gütern mache sich das Volk nicht viel, dafür liebe es lange Urlaube, Autofahrer hupten nur selten ('Das ist hier wie schimpfen'). Außerdem seien Deutsche außergewöhnlich erfindungsreich, wie die Zahl der Patente und Nobelpreisträger beweise: 'Aber sie sind sehr langsam im Kopfrechnen. Nehmt es bitte mit Geduld, wenn es an der Supermarktkasse länger dauert.' Besonders auf zwei Dinge möchte Herr Yang uns vorbereiten: 'Freies WLAN gibt es so gut wie nirgendwo' - kollektives 'Ooooh' - und das Essen, 'ich sag's mal so: Da sind Deutsche eher schlicht. Ihr solltet für die nächsten Tage eure Ansprüche herunterschrauben.' Bis auf wenige Ausnahmen stehen ausschließlich China-Restaurants auf dem Reiseplan."
Stichwörter: Alzheimer, WLAN, Urlaub, Autofahren