Magazinrundschau - Archiv

Al Ahram Weekly

202 Presseschau-Absätze - Seite 6 von 21

Magazinrundschau vom 11.08.2009 - Al Ahram Weekly

Seit 2004 wird die Liste der verbotenen Romane, Gedichte, Forschungsarbeiten in den Geistes- und Sozialwissenschaften stetig länger und länger, kritisiert Amr Hamzawy. Immer wieder werde in Ägypten Religion dazu benutzt, die Meinungsfreiheit zu unterdrücken. Befördert werde dies durch widersprüchliche Artikel in der Verfassung. Diese Widersprüchlichkeit werde durch Regierung und Gerichte verstärkt, so dass eine "Grauzone" entstanden sei, in der Zensur einfach werde. "Ohne Zweifel ist die Unschlüssigkeit des Staates darin begründet, dass es ihm an einem nationalen Aufklärungsprojekt fehlt. Es ist ihm auch nicht gelungen, einen religiösen Diskurs anzuregen, der aufklärerische Werte unterstützt".

Wer wissen will, wie die ägyptische Jugend denkt und fühlt, sollte sich die Inszenierungen beim El-Saqia-Theaterfestival ansehen, empfiehlt Nehad Selaiha. "Dieses Jahr haben die Künstler einmütig beschlossen, alle Vorsicht in den Wind zu schießen und ihrer Trauer und Frustration so laut und gewaltsam wie möglich Ausdruck zu verleihen. Festivals dieser Art mögen ästhetisch nicht sehr befriedigend sein, aber als sozial-politische Ereignisse sind sie von unschätzbarem Wert", schreibt sie und geht dann ausführlich auf einzelne Inszenierungen ein.

Weitere Artikel: Hani Mustafa überlegt, welche Chancen Ahmed Mahers Wettbewerbsbeitrag beim Filmfestival in Venedig hat. Letzte Woche hat sich Abdel-Moneim Said gefragt, warum kein Araber je auf dem Mond gelandet ist, und kam zu dem Schluss, dass man kaum Israelis und Amerikanern die Schuld daran geben kann. Diese Woche sieht er sich von Robert Fisk, einem "Mann, der von vielen arabischen Nationalisten und Linken gefeiert wird", im Independent bestätigt.

Magazinrundschau vom 04.08.2009 - Al Ahram Weekly

"Kein Araber hat es je auf den Mond geschafft oder überhaupt nur das kleinste Interesse daran gezeigt." Warum, fragt sich Abdel-Moneim Said und entwickelt eine Theorie: "Ich würde sagen, dass die Araber den Mond nicht betreten haben und es auch nie tun werden, weil ihre Gedanken von einem verzweifelten Verlangen nach Gewissheit getrieben werden, während wissenschaftliche Versuche ein Produkt des Zweifels sind, ein Ergebnis der Erkenntnis, dass es eine Lücke in unserem Verständnis des Lebens gibt. Diese Lücke zu füllen, indem man über die Grenzen des Vertrauten hinausgeht und Ungewohntes ausprobiert, ist der Kern wissenschaftlicher Versuche. Die Araber suchen das Absolute. Andere, die, die den Mond erreichen wollen, greifen nach dem Relativen. Für die Araber ist Wahrheit unveränderbar, für andere ist sie dynamisch und im Fluss."

Nehad Selaiha erzählt, warum die Theaterregisseurin Laila Soliman Probleme mit der Zensur hatte. Es ging um ihr neues Stück, das offenbar eine Mischung aus Franca Rames "Eine Mutter" und Harold Pinters "Pressekonferenz" ist. Hauptperson bei Pinter ist ein Kulturminister, der früher Chef der Geheimpolizei war und keinen großen Unterschied zwischen beiden Jobs sieht. Für die ägyptische Produktion musste jeder Hinweis auf die neue Position dieses Mannes getilgt werden. "Es scheint, dass die Darstellung eines Kulturministers auf ägyptischen Bühnen inzwischen ein ebenso großes Tabu ist wie die Darstellung des Propheten oder anderer religiöser Figuren", spottet Selaiha.

Weitere Artikel: Statt die Zahlen zu bezweifeln, die ein amerikanischer Report über Menschenhandel - auch - in Ägypten veröffentlicht hat, sollten die Ägypter vielleicht mal damit anfangen, selbst korrekte Daten zu erheben, schlägt Nehal Fahmi vor. Gihan Shahine hatte eine Auseinandersetzung mit ihrem Mann über die Frage, ob man den 2-jährigen Sohn schlagen sollte, wenn er nicht hört, und findet ihre ablehnende Haltung auf der Webseite babycentre.com bestätigt.
Stichwörter: Mutter, Menschenhandel

Magazinrundschau vom 28.07.2009 - Al Ahram Weekly

Youssef Rakha unterhält sich mit dem Romancier Ibrahim Farghali (mehr hier) über zeitgenössische arabische Literatur und dessen neuen Roman "Abnaa Al-Gabalwi", der für Rakha eine große Hoffnung erfüllt: auf einen hausgemachten magischen Realismus in der arabischen Literatur. "'Natürlich ist Saramago mein literarisches Vorbild', sagt Farghali, 'um einen langen, großen, subtil vermittelten Text zu schreiben, durch den man alles ausdrücken kann. Und auf der denkbar höchsten Stufe künstlerischer Exzellenz eine große Idee zu entwerfen, die verschiedene kleinere Ideen aufnimmt, Stile und dissonante Stimmen nebeneinanderstellt. Mein Ehrgeiz ist es, einen Text zu schreiben, der gelesen, genossen, wieder gelesen und wieder genossen werden kann, von einem einfachen Leser ebenso wie von einem Mitglied der literarischen Elite. Es ist ein Ehrgeiz, wie ihn Dostojewski oder Saramago hatten. Ich hoffe, es klingt nicht eingebildet, wenn ich das sage. Ich denke, ich habe seit 'Ibtisamat Al-Qiddissin' geübt' - seinem 2006 erschienenen Roman, der in der englischen Übersetzung von Andy Smart und Nadia Fouad-Smart unter dem Titel 'The Smiles of the Saints' erschien -, 'einen Text auf diesem Niveau zu schreiben.'"

Hani Mustafa bespricht Yousri Nasrallahs Film "Ihki Ya Scheherazade" (Erzähl, Scheherazade), der die männliche Dominanz in der ägyptischen Gesellschaft beschreibt. "Man muss nur ein bisschen nachdenken um zubegreifen, dass der Titel den Film genau beschreibt. Er impliziert beides: dass das Drama auf Geschichten erzählen beruht, und dass das Geschichten erzählen eine Form des Widerstands gegen männliche Dominanz ist. Selbst die Struktur des Films ist eng an das alte Buch angelehnt, denn sie beruht auf Geschichten wie jenen, die Scheherazade dem Prinzen Shahraiar jede Nacht erzählt hat, um ihre Hinrichtung zu verhindern. Die Hauptrolle in dem Film, Heba (Mona Zaki), ist eine Fernsehmoderatorin. Als ihr Mann ihr vorschreiben will, worüber sie in ihren Sendungen sprechen darf und worüber nicht, entscheidet sie sich, Geschichten über die ägyptischen Gesellschaft zu erzählen."

Magazinrundschau vom 21.07.2009 - Al Ahram Weekly

So schrecklich er die Ermordung der Ägypterin Marwa al-Sherbini in einem Dresdner Gericht fand, einige der harscheren Reaktionen in Ägypten haben Abdel-Moneim Said doch auch einiges Unbehagen eingeflößt. "Der Vorfall in Dresden war ohne Frage schrecklich und verdammenswert. Aber diesen Vorfall in einen bitteren Konflikt zwischen den Zivilisationen umzuwandeln, wäre gleichbedeutend mit einem zweiten Mord an Marwa, dem Menschen und der Akademikerin: einmal durch eine böse Hand und ein zweites Mal durch die Hysterie, die zum Tod anderer führt und dem Zerreißen von Beziehungen, die untrennbar sein sollten. Andererseits könnte der Vorfall auch ein Ausgangspunkt für etwas Positives sein, so dass Marwas Blut nicht vergebens geflossen ist. In ihrem Namen könnten die Menschen eine arabisch-muslimisch-europäische Front bilden, zusammen mit anderen Glaubensrichtungen, um gegen Fanatismus, Bigotterie und Diskriminierung auf beiden Seiten aufzustehen."

Reem Leila beschreibt die Reaktionen auf den Mord in der muslimischen Welt und berichtet, der ermittelnde Staatsanwalt habe eine Nachrichtensperre verhängt, nachdem das Magazin Focus berichtet hatte, der Mord sei vorbereitet gewesen. "Al-Sherbinis Familie reagierte verärgert auf die Sperre und beschrieb sie als einen Versuch, die Medien zum Schweigen zu bringen und die Wahrheit zu verbergen. 'Die Sperre hat uns überrascht', sagte Marwas Vater Ali al-Sherbini. 'Ich bin sicher, dass sie versuchen Informationen zu verbergen, etwa über die Verzögerung, mit der das Gericht die Polizei rief, nachdem meine Tochter angegriffen worden war, und über den Sicherheitsmann, der auf meinen Schwiegersohn Elwi Ali Okaz schoss.' Okaz, der ernstlich verletzt wurde, war versehentlich von einem Gerichtswärter angeschossen worden, als er seine Frau zu verteidigen suchte. Ali al-Sherbini fügte hinzu, er glaube, die Nachrichtensperre solle Deutschlands Ansehen im Ausland schützen statt das Interesse an dem Fall zu fördern. 'Deutschland erlaubt den Medien nicht über den Fall zu berichten um die Verurteilung durch andere Länder zu vermeiden', sagte er."

Warum gelingt es den Arabern nicht, einen modernen Staat aufzubauen? Am Westen liegt es jedenfalls nicht, meint Hussain Abdul-Hussain. "Es ist wahr, Amerika und westliche Hauptstädte haben gravierende Irrtümer im Umgang mit Arabern begangen, aber immer nur andere für die eigenen Fehler verantwortlich zu machen, kann kaum die Lösung sein. Schließlich hat Indien - jetzt eine aufsteigende Macht - seine Unabhängigkeit vom imperialen Britannien 1947 gewonnen, einige Jahre, nachdem die meisten arabischen Länder - die immer noch versuchen herauszufinden, wie man heute einen Staat aufbaut - bereits unabhängig waren."

Nehad Selaiha zeigt sich überrascht von der Menge an Klassikern, die beim Ägyptischen National Theater Festival aufgeführt wurden, das in früheren Jahren sehr abenteuerlustige und unkonventionelle Arbeiten gezeigt hat. "Es scheint als seien die jungen Regisseure etwas ängstlich geworden", grummelt sie. Bestimmt hat sie Recht, aber wir sind trotzdem tief beeindruckt von der Liste der aufgeführten Autoren: Sechs mal Shakespeare, Ionesco, Max Frisch, Eugene O'Neill, Nazim Hikmet, Tankred Dorst, Friedrich Dürrenmatt, Victor Hugo, Harold Pinter, Alfred Farag, Tawfiq El-Hakim, Bahig Ismail, Mahmoud Diab und Nagib Mahfouz. In Deutschland gibt es kein Theaterfestival mit einem vergleichbaren Angebot an nichteuropäischen Autoren. Autoren.

Magazinrundschau vom 14.07.2009 - Al Ahram Weekly

Doaa El-Bey schreibt über den Fall Marwa: " 'Der Angreifer war ein russischer Immigrant. Das ist also ein weiterer Fall, wo ein nichtwestlicher Immigrant einen anderen nichtwestlichen Immigranten tötet. Das heißt, dass niemand im Westen die Schuld dafür trägt. Außer dass wir aufhören sollten, all diese nichtwestlichen Leute in unser Land zu lassen, wo sie nur Ärger machen.' Diese Reaktion eines anonymen europäischen Bürgers, der den Tod von Marwa Al-Sherbini, die in einem deutschen Gericht in Dresden getötet wurde, auf der Webseite Euroislam kommentiert, ist genau die Art von Meinung, die zu ihrer Ermordung geführt hat."

Die islamische Welt sollte sich ein Beispiel an den jungen Muslime in Indien nehmen, die ihre Bildungschancen nutzen, ermuntert Aijaz Zaka Syed. "In diesem Jahr haben mehr als 30.000 muslimische Studenten aus Hyderabad und nahegelegenen Distrikten in Andhra Pradesh das 'Eamcet' bestanden, die Prüfung des Staates für die Zulassung zu Medizin- und Ingenieurscolleges. Tatsächlich hat ein muslimischer Student, der junge Alauddin, als bester abgeschnitten. In einem anderen herzerwärmenden Beispiel hat ein verheiratetes muslimisches Mädchen als beste bei 'Edcet' abgeschnitten, der Prüfung für Pädagogen-Colleges. ... Dies sind keine Einzelfälle. Eine stille Revolution findet gerade unter indischen Muslimen statt, der größten religiösen Minderheit und vielleicht der größten muslimischen Gruppe überhaupt in der Welt. Muslimische Studenten erbringen nicht nur ungewöhnliche und brillante Leistungen und konkurrieren mit den besten der besten auf Gebieten, auf die sie sich bisher selten gewagt haben, sie überstrahlen ihre Konkurrenten." Und das, so Aijaz Zaka Syed, ist der "einzige Weg vorwärts".

Außerdem: Yahia Lababidi schreibt den Nachruf auf Michael Jackson. Und Walid Aouni schreibt den Nachruf auf Pina Bausch.

Magazinrundschau vom 07.07.2009 - Al Ahram Weekly

Der New Yorker Literaturprofessor Hamid Dabashi widerspricht energisch der These, die Demonstranten im Iran kämen aus der Mittelklasse, während die Armen Ahmadinedschad gewählt hätten: "1997 haben etwa drei Millionen High-School-Absolventen an Aufnahmeprüfungen für eine Universität teilgenommen. Nur 240.000 haben bestanden, weniger als zehn Prozent. Was ist mit den restlichen 90 Prozent geschehen? Wohin sind sie gegangen? Welchen Job, welche Möglichkeit, welche Erziehung haben sie bekommen? Die Antwort ist furchterregend. Ein wesentlicher Teil dieser Gruppe wurde von den verschiedenen Ebenen des militärischen Sicherheitsapparats absorbiert, etwa den Basij und den Pasdaran. Wenn sich überhaupt jemand für den 'Mittelklasse'-Status qualifiziert hat, dann sind es genau diese 15-29-jährigen, die es nicht an die Universitäten geschafft und sich statt dessen dem Sicherheitsapparat angeschlossen haben, denn sie haben einen festen Job, können heiraten, eine Familie gründen..."

Magazinrundschau vom 23.06.2009 - Al Ahram Weekly

Hunderte pakistanische Dorfbewohner im Swat Tal haben vor drei Wochen aus ihren Dörfern schwerbewaffnete Taliban verjagt und vierzehn von ihnen getötet. Diese Dörfler sollten ein Vorbild für die Muslime in aller Welt sein, meint Aijaz Zaka Syed, Meinungsredakteur der in Dubai erscheinenden englischsprachigen Zeitung Khaleej Times. "Was wir brauchen ist eine globale Bewegung, die das wahre Gesicht des Islam in der Welt repräsentiert. (...) Was die pakistanischen Stammesangehörigen getan haben, um der Bedrohung durch die Taliban zu begegnen, ist vielleicht die beste Nachricht seit vielen Jahren aus diesem Land. Diese asiatische Nation sollte ursprünglich ein Modell für eine muslimische Gesellschaft und einen muslimischen Staat werden, aber was wurde aus Quaid-e-Azams Traum? Er verwandelte sich in ein Symbol für alles, was falsch ist in heutigen muslimischen Gesellschaften: Korruption, Machtmissbrauch, Gewalt und extremistisches Chaos aller Art. Natürlich kann man die Schuld für vieles dem Mist nebenan geben und der konstanten Einmischung und Manipulation durch Großmächte. Aber wer gibt ihnen denn die Gelegenheit im Trüben zu fischen? Am Ende ist jeder von uns verantwortlich für das, was in unserem Teil der Welt geschieht. Außerdem: Will lange noch wollen Muslime den Rest der Welt für ihre Leiden verantwortlich machen?"

Weitere Artikel: Ziemlich selbstgefällig fand Abdel-Moneim Said, Direktor des Al-Ahram Centre for Political and Strategic Studies, die arabischen Reaktionen auf Barack Obamas Kairoer Rede. Obama habe in Bezug auf den israelisch-palästinensischen Konflikt nicht nur Worte, sondern inzwischen auch einige Taten vorzweisen - im Gegensatz zu den Arabern, die offenbar nur zwei Fraktionen zu bieten haben: "diejenigen, die es vorziehen darauf zu warten, dass sich das Problem von selbst löst, und diejenigen, die das Problem am liebsten ganz Obama überlassen möchten in der Hoffnung, dass er uns die Anstrengung erspart, selbst eine Lösung zu suchen." Die reine Lehre des Postkolonialismus darf in dieser Ausgabe Hamid Dabashi vertreten, Professor an der Columbia Universität in New York, der behauptet, die iranischen Demonstrationen machten vor allem Israel und den USA Angst, die nichts mehr fürchteten als die Demokratie! Im Kulturteil sieht Hani Mustafa drei äyptische Filme, die unter den Armen spielen und stellt fest, dass heutige Filmemacher eigentlich keinen Bezug mehr zu ihnen haben.th solutions.

Magazinrundschau vom 09.06.2009 - Al Ahram Weekly

Al Ahram hat mehrere Artikel zu Obamas Rede in Kairo zusammengestellt, die offenbar alle vor der Rede verfasst wurden. Der nachdenklichste Artikel kommt von Abdel-Moneim Said, der Obamas Besuch und Rede mit dem Besuch Sadats in Jerusalem 1977 vergleicht. Und er fragt sich, was genau die Araber anzubieten haben, wenn er - zum Beispiel - die amerikanischen Truppen aus dem Irak abzieht: "Vielleicht hat die arabische Friedensinitiative die klarste Botschaft der moderaten Staaten an die Welt gesendet. Aber diese Botschaft, formuliert und verschickt vor vielen Jahren, nachdem die von Saudiarabien inspirierte Initiative beim Arabischen Gipfeltreffen in Beirut angenommen wurde, muss noch in einen Arbeitsplan oder eine Handlungsstrategie ausgearbeitet werden. So wie Obamas Botschaft braucht die Initiative Substanz, um zu überzeugen. So wichtig die Prinzipien der arabischen Friedensinitiative symbolisch sind, sie müssen in praktische Schritte und Taten verwandelt werden."
Stichwörter: Beirut, Irak, Friedensinitiative

Magazinrundschau vom 02.06.2009 - Al Ahram Weekly

Wenig interessantes Theater, aber hochinteressante Konflikte erlebte Nehad Selaiha beim Arabischen Theaterfestival in Kairo. Gegründet wurde das Festival von Seiner Hoheit Scheich Dr. Sultan Bin Mohammed Al-Qasimi, Herrscher von Sharjah und selbst Dramatiker. 12 Inszenierungen aus 11 arabischen Staaten wurden gezeigt. Anschließend hatten Kritiker das Wort. Da jedoch "Araber notorisch übersensibel auf Kritik von anderen Arabern reagieren", wie Selaiha schreibt, kam es zu heftigen Auseinandersetzungen. Zum Beispiel bei der Diskussion über das tunesische Stück "Cinema": "Araber und besonders Tunesier, ärgern sich generell darüber, dass das ägyptische Alltagsarabisch dank der Popularität ägyptischer Filme und Fernsehdramen in der ganzen arabischen Welt verstanden wird, während nur wenige Ägypter die lokalen Versionen des Arabischen verstehen, die woanders gesprochen werden. Unbedacht berührten die ägyptischen Kritiker diesen wunden Punkt, als sie dem Regisseur erklärten, sie hätten kein Wort des in tunesischem Dialekt gespielten Stücks verstanden, und er möge ihnen deshalb erklären, worum es ging. Natürlich war der tunesische Regisseur zutiefst beleidigt und sagte das auch unverblümt. Er beschuldigte die ägyptischen Kritiker, selbstgefällig und faul zu sein, und sich als Überlegene aufzuspielen, weil sie sich nicht die Mühe machen zu lernen, wie andere Araber sprechen. ... Als einer der Kritiker vorschlug, künftig alle Stücke beim Festival nur noch in klassischem Arabisch aufzuführen, so dass alle Araber sie verstehen, war dies offenbar der zündende Funke und die Tunesier explodierten."

Rania Khallaf begrüßt das zweifelhafte Projekt eines "Palestinian Holocaust Memorial Museums" (PHMM), das mit Hilfe palästinensischer Exilorganisationen aufgebaut werden soll und zur Zeit vor allem eine virtuelle Präsenz im Netz hat. Vor kurzem fand auch eine Fotoausstellung zum Thema im Al-Sawy Cultural Wheel (mehr hier) statt. Die Initiative ist eine Reaktion auf eine Äußerung des israelischen Politikers Matan Vilnai, der den Palästinensern in Gaza eine "Shoah" angedroht hatte. "Als Reaktion auf dieses provokative Statement wurde die Idee eines Palestinian Holocaust Memorial Museum nach dem Modell des Holocaust-Museums in Washington im März 2008 ins Leben gerufen. Die junge Journalistin Dalia Youssef möchte damit auf die israelischen Verbrechen gegen die Palästinenser aufmerksam machen. 'Da wir nicht die Mittel haben, ein solches Museum in der Realität aufzubauen, habe ich mich entschlossen, es zuerst ins Internet zu stellen, sagt Youssef. 'Wir haben unendlich viele Dokumente und Bilder, und ich fragte mich, wie wir sie am besten verwenden können. (Als nächstes wird sicherlich ein Flügel für die Opfer der Selbstmordattentäter in Israel eingerichtet!)

Magazinrundschau vom 05.05.2009 - Al Ahram Weekly

Nehad Selaiha beklagt die verpasste Chance, das ägyptische Theater ein bisschen zu modernisieren: Sie hat gerade Bahig Ismails Stück "Al-Ghoula" (Die Menschenfresserin) gesehen, das als folkloristisches Melodram wohl eher unsubtil von der Unterdrückung der Frauen eines fiktiven Beduinenstammes erzählt. Selaiha hält die Inszenierung für keinen guten Start der National Heritage Theatre Company, wie das Kairoer Al-Ghad-Theater von nun an heißt: "Anstatt der Tatsache ins Auge zu blicken, dass alle staatlichen Theaterensembles längst die Orientierung verloren haben und sich seit Jahren ohne Philosophie und Konzept durchwursteln, begnügen sich die Herren der staatlichen Theater-Organisation, mit neuen Namen zu jonglieren. Deswegen trägt das Al-Ghad-Ensemble jetzt einen anderen Namen, aber nicht das Theater-Gebäude, das weiterhin Al-Ghad heißt, und ich bezweifle sehr, dass der neue Name auch einen politischen Wechsel mit sich bringen oder überhaupt einen Unterschied machen wird."