Magazinrundschau - Archiv

Al Ahram Weekly

202 Presseschau-Absätze - Seite 7 von 21

Magazinrundschau vom 28.04.2009 - Al Ahram Weekly

Die Theaterkritikerin Nehad Selaiha staunt über die Wandlungskraft der Schauspielerin Nora Amin, die in einer Szenenfolge mit dem Musiker Mohamed Hosni die "Women in his Life" spielt, eine Reihe von Frauen, die in seinem Leben tatsächlich eine Rolle spielten, darunter eine "verschleierte aggressive bourgeoise Frau, die eine saftige Entschädigung fordert, als er mit seinem kleine Auto auf ihren dicken Mercedes auffährt, der kaum einen Kratzer davonträgt, während sein Auto in Trümmern liegt".

In der gleichen Nummer eine begeisterte Kritik über einen Auftritt Daniel Barenboims mit seinem Divan-Orchestra in Kairo.
Stichwörter: Barenboim, Daniel, Mercedes, Diva

Magazinrundschau vom 31.03.2009 - Al Ahram Weekly

Amr Hamzawy nimmt den ersten Bericht des Cairo Institute for Human Rights Studies (CIHRS) über Menschenrechte in der arabischen Welt zum Anlass, den Totalitarismus und die Demagogie in der arabischen Welt zu untersuchen. "Die Welle von Wahlsiegen für religiöse Parteien und Kräfte haben arabische Linke, Nationalisten und sogar Liberale das Phänomen mit einem Achselzucken quittiert. Mit grober Vereinfachung schrieben sie es einem 'falschen Bewusstsein der Massen' zu, einer Übergangsphase oder sahen es als Zeichen der politischen Apathie der 'säkularen Mehrheit', die das Feld gutgerüsteten islamistischen Kräften überlassen habe. Die antidemokratische Demagogie liegt hier in der Bereitschaft, Fakten von ihrer sozialen Substanz zu trennen und sie zu Argumenten zu verbiegen, die die Überzeugung des Sprechers belegen. Die demagogische Zugriff auf Geschichte zeigt sich auch in dem plumpen Umgang mit dem Holocaust im Europa der dreißiger und vierziger Jahre."
Stichwörter: Totalitarismus

Magazinrundschau vom 17.03.2009 - Al Ahram Weekly

Amal Fawzi spricht mit Nesmahar Sayed über "Privat File", ihren Dokumentarfilm über Jungfräulichkeit. "Wir sind weder für noch gegen die Idee, dass so viel moralisches Gewicht auf die Schultern junger Mädchen gelegt wird, die bis zur Heirat jungfräulich bleiben sollen. Was uns interessiert ist, was das Konzept der Ehre in unserer Gesellschaft bedeutet." Es sei sehr schwierig gewesen, diesen Film zu finanzieren, obwohl Fawzi eher konservativ an das Thema herangegangen ist. "Die Idee des Films ist laut Fawzi, dem durchschnittlichen ägyptischen Mädchen die Konsequenzen von vorehelichem Sex vor Augen zu führen. Sie sagt, sie habe Wert darauf gelegt, Meinungen auszuschließen, die für vorehelichen Sex sind, weil diese nicht die Mehrheitsmeinung repräsentieren - und weil sie als Zeichen dafür genommen werden könnten, dass der Film vorehelichen Sex propagiere."

Youssef Rakha findet die Rivalität zwischen arabischen Dichtern und Romanautoren "lächerlich", aber er hat doch seine Zweifel an Romanen, die es erst seit etwa gut einem Jahrhundert in der arabischen Kultur gibt. "Das Prosagedicht bleibt die einzig originale und bestimmbare Form, die seit den 1990er Jahren herausragt, als angeblich das Jahrhundert [des Romans] heraufdämmerte. Der Roman auf der anderen Seite schwankte sichtbar, definierte sich immer wieder neu und taumelte über viele Kreuzungen, ohne sich sehr weit in eine bestimmte Richtung zu bewegen."

Magazinrundschau vom 17.02.2009 - Al Ahram Weekly

Amr Hamzawy vom Carnegie Endowment for International Peace stinkt es langsam, dass in der arabischen Welt jede Kritik an der Hamas niedergebrüllt wird. Kritik, so werde gern argumentiert, "bezeuge eine ungesunde Abspaltung vom religiösen und nationalen Konsens und wird bestenfalls als intellektuelle Frivolität angesehen, die auf später verschoben werden müsse. Diese Einstellung ist gefährlich, denn sie birgt die totalitäre Implikation, den Gebrauch des Verstands und die freie Meinungsäußerung zu verbieten, sobald die Hamas und ihre Taten angesprochen werden. Die Araber leiden seit langem an den Folgen dieser Art des Schweigens. Nachdem sie der Hamas ein Zertifikat ausgestellt haben, das sie von jeder Verantwortung für den Krieg in Gaza freispricht und eine rationale Untersuchung der Entscheidungen und Taten der Bewegung verhindert haben, bestehen die Produzenten der Widerstandserzählung auf eine Art von Ausnahme, die die Freiheit der Gedanken und das Recht zu differenzieren unterminiert."

Außerdem: Die beste Aufführung beim diesjährigen Creative Forum for Independent Theatre Groups war die "Iphigenie in Aulis", inszeniert vom Gardzienice Theaters, schreibt Nehad Selaiha, die die polnische Truppe schon mal 1996 in Kairo gesehen hat, mit der "Carmina Burana".
Stichwörter: Hamas, Iphigenie

Magazinrundschau vom 10.02.2009 - Al Ahram Weekly

Gamal Nkrumah stellt das Programm der American University in Cairo Press vor, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, ägyptische Literatur und Sachbücher ins Englische zu übersetzen und so bekannter zu machen. Nkrumah findet das verdächtig: "Die AUC Press beabsichtigt vielleicht nicht, ein trojanisches Pferd für den US-Imperialismus zu sein. Dennoch sickert der Neokolonialismus unweigerlich in ihre Aktivitäten hier in Ägypten ein, wie die Memoiren von Sadats Witwe und die ziemlich geschmacklose Kritik am heutigen Ägypten zeigt. Wer sucht denn die sogenannten 'Schätze' der ägyptischen Kultur aus, die exportiert werden sollen? Es sind Amerikaner und in Amerika ausgebildete Ägypter, die unweigerlich widerspiegeln, wie das liberale Amerika Ägypten sehen will".

Außerdem: Abdel-Moneim Said, Direktor des Al-Ahram Centre for Political and Strategic Studies, erklärt, warum die Muslimbrüder im Grunde ihres Herzens antiägyptisch sind.

Magazinrundschau vom 03.02.2009 - Al Ahram Weekly

Bei seinem Besuch auf der Internationalen Buchmesse in Kairo war der der Präsident der International Publishers Association (IPA), setzte sich der niederländische Schriftsteller Herman P. Spruijt vehement dafür ein, die Urheberrechte in der arabischen Welt zu fördern, deren Fehlen die internationalen Geschäfte zu behindern scheint. Auf einer Pressekonferenz fragte er ärgerlich: "Warum wird Ägypten mit einer winzigen Anzahl von Schriftstellern und Büchern in den internationalen Markt eingeführt, trotz seiner langen Geschichte im Publizieren und seines großen kulturellen Reichtums auf diesem Gebiet? Wie kann die Zahl der CIBF-Besucher zwei Millionen erreichen und die Zahl der internationalen Verleger und Fachleute gering bleiben? Warum kann Schottland über rund 14.000 Bücher im Internet verfügen, während die arabische Welt unbeachtet bleibt? Warum liegt die Anzahl der Layout-Fachleute von internationalem Standard in der arabischen Welt, in Afrika und Lateinamerika bei weniger als fünf Prozent der Norm andernorts?" Seine Antwort: "Wenn wir es ernst damit meinen, Veröffentlichungen in der arabischen Welt zu fördern, ist es sehr wichtig, ernsthafter das geistige Eigentumsrecht voranzutreiben und seine Bedeutung und seinen Wert für die verschiedenen Gemeinschaften der arabischen Welt hervorzuheben."

Nehad Selaiha hat unterdessen gewissenhaft einige "aufgewärmte Snacks" beim siebten Festival des Jeunes Createurs in Kairo ertragen.

Magazinrundschau vom 20.01.2009 - Al Ahram Weekly

Ägypten ist von einigen muslimischen Brüdern heftig dafür gescholten worden, dass es den Übergang von Gaza nach Ägypten in Rafah nicht geöffnet hat. Abdel-Moneim Said vom Al-Ahram Centre for Political and Strategic Studies verteidigt die ägpytische Politik. Er führt Sicherheitsrisiken an: Da sind zunächst die Tunnel in Rafah, durch die die Hamas Waffen nach Gaza schmuggelt. Drei weitere sind in den letzten Jahren dazugekommen: "Das erste Sicherheitsrisiko ist der Schmuggel von Waffen nach Sinai und die Unterstützung der Ausbildung von Terroristen, die tödliche Operationen in Taba, Sharm El-Sheikh und Dahab an der Küste des Golfs von Akaba. Das zweite ist die demografische Invasion des Sinai durch eine dreiviertel Million Palästinenser im Januar 2008. Dies alarmierte die Ägypter, die einen palästinensischen Takeover des Sinai befürchteten - unter israelischem Druck oder dem der Hamas, die strategische Tiefe für ihr sehr kleines Territorium anstreben. Das dritte ist vor allem ein strategisches Sicherheitsrisiko: Die Hamas könnte ein Teil einer viel größeren Koalition von Radikalen werden, die auf Ägyptens friedliche und moderierende Position zielen."

Amira Nowaira hat Jonathan Swifts bescheidenen Vorschlag zur Lösung des irischen Problems 1729 studiert und macht in Anlehnung einige Vorschläge zur Lösung des palästinensischen Problems: "Erstens bauen wir für die Palästinenser, die die selbstverschuldete Gewalt gegen sich überlebt haben, ein großes Reservat und halten sie darin - zu ihrer eigenen Sicherheit. Natürlich werden wir Soldaten mit Maschinengewehren rund um das Reservat aufstellen, um die Palästinenser vor sich selbst zu schützen. Wir werden ihnen drohen, sie zu erschießen, falls ihre selbstmörderischen Tendenzen wieder erscheinen. Die Palästinenser könnten gekleidet und gefüttert werden; Leute können sogar kommen, um sie aus der Sicherheit ihrer Jeeps heraus anzugucken."
Stichwörter: Hamas, Große Koalition, Rafah

Magazinrundschau vom 13.01.2009 - Al Ahram Weekly

Nicht die Palästinenser oder die Hamas sind die Angreifer in Gaza, sondern die Israelis, die seit 60 Jahren illegal palästinensisches Land besetzen; und darum kann der Angriff der Israelis auch keine Selbstverteidigung sein, schreibt der Völkerrechtler Curtis Doebbler, Juraprofessor an der An-Najah National Universität in Nablus. Er verdächtigt die Fatah, Israel in die Hände gespielt zu haben: "Abbas war wütend. Man wird nie wissen, was er alles getan hat, aber die Tatsache, dass er mit Repräsentanten der USA, Europas und Israels diniert hat, während Gaza brannte, offenbar nonchalant gegenüber dem Horror, dem seine Landsleute ausgesetzt waren, ist aufschlussreich."

Während die Welt immer hässlicher und gemeiner wird, entwickelt Nehad Selaiha eine Schwäche für realitätsfremde Theaterstücke, zum Beispiel Murad Munirs Musicalversion von Alfred Farags Stück "Al-Tabrizi und sein Diener Quffah". "Farag schöpfte, bewusst oder unbewusst, aus einer langen Bühnentradition von ausgekochten, clownesken, mit beiden Füßen auf der Erde stehenden weisen Dienern und törichten, verträumten und närrischen Herren - eine Tradition, die bis zu den Römern zurückreicht, und von Shakespeare und Cervantes aufgegriffen wurde bis zu Brechts Herrn Puntila und einem Diener Matti, Yusuf Idris bahnbrechenem "El Farafeer" und Milan Kunderas unvergesslichem "Jacques und sein Herr" (...) Mit Konfettiregen und künstlichem Schneegestöber, einem in der Luft aufgehängten Brautbett und dem mit viel Gold und Gaze geschmückten Palast, ganz zu schweigen von dem weißen Pferd, das am Schluss Ali und die Prinzessin in Sicherheit bringt, erschien 'Si Ali' wie eine heitere Weihnachtsparodie, die der Realität die Zunge herausstreckt." Das Stück wurde übrigens 1986 in deutscher Übersetzung in München aufgeführt, informiert uns Selaiha noch.

Magazinrundschau vom 09.12.2008 - Al Ahram Weekly

Aijaz Zaka Syed, Meinungsredakteur der Khaleej Times in Dubai, verzweifelt angesichts der Bilder von Mumbai. Er hat die Nase gestrichen voll von Terroristen, die behaupten, sie würden für die Muslime sprechen. "Es ist ja sehr schön zu sagen, der Islam habe nichts mit Extremismus und Terror zu tun. Wir können uns weiter der Illusion hingeben, dass diese Psychopathen uns nicht repräsentieren. Aber die übrige Welt findet das immer schwerer zu akzeptieren, weil sie sieht, wie die Extremisten sich immer mehr Geltung verschaffen und die Bühne beherrschen, während der Mainstream-Islam stumm bleibt. Die große Religion, die universale Brüderschaft, Gleichheit, Frieden und Gerechtigkeit für alle feiert, wurde von einer wahnsinnigen, winzigen Minderheit gekidnappt. Nur Muslime können dieses Problem lösen. Nur Muslime können diese Anarchisten in ihrer Mitte konfrontieren. Nur sie können ihren Glauben aus den Klauen des Extremismus befreien. Dies ist nicht die Zeit, sich zu verstecken. Es ist Zeit aufzustehen und zu widersprechen. Sonst werden die Terroristen für uns sprechen."

Die arabische Welt hat die Türkei lange als Handlanger des Westens betrachtet. Es wäre an der Zeit, diesen Blick zu ändern, meint Mustafa El-Labbad, Direktor des Al-Sharq Centre for Regional and Strategic Studies (mehr hier). "Die türkische Gesellschaft hat einen hohen Preis bezahlt für die kritische Entscheidung, sich nach Westen zu orientieren und säkulare Werte anzunehmen. Doch eine objektive Beurteilung dieser Gesellschaft heute, 85 Jahre nach Gründung der Republik, legt nahe, dass diese Entscheidung größtenteils richtig war. Sicher, die Regierung hat den Säkularismus oft zum Extrem getrieben. Doch muss man zugeben, dass die säkularen Werte trotz der Mängel zu einem parlamentarischen Mehrparteiensystem geführt haben und dass die friedliche Rotation ziviler Autorität den Aufstieg einer Partei zur Macht erlaubt hat, die einen islamischen Hintergrund hat. Für sich spricht auch der enorme wirtschaftliche und politische Fortschritt der Türkei, vor allem, wenn man dies mit dem generellen Niedergang der arabischen Welt vergleicht."

Amin Howeidi, ehemaliger Außenminister und Geheimdienstchef Ägyptens, erzählt, wie er am Tag der Vereidigung von Barack Obama mit Gaddafi zusammensaß und zu ihm sagte: "'Wissen Sie, dass heute der amerikanische Präsident vereidigt wird?' Der libysche Führer sagte, er wisse das. Ich wies darauf hin, dass in unseren Ländern die Macht nur mit dem Tod des amtierenden Führers wechselt, nicht wenn die Verfassung es vorschreibt. Und wenn ein Wechsel der Verfassung widerspricht, ändern wir die Verfassung, damit sie für den neuen Machthaber passt. Gaddafi kicherte und wollte mich nach Libyen einladen, um etwas mehr darüber zu sprechen. Aus irgendeinem Grund kam die Einladung nie."

Außerdem: Nehad Selaiha ist unbeschreiblich froh, dass im Al-Hanagar-Theater endlich wieder Aufführungen stattfinden, nachdem es zwei Jahre geschlossen war - angeblich wegen Renovierungsbedarf, aber wohl eher, weil die ganze Richtung (unabhängige Theatergruppen, junge Künstler, Experimente) nicht passt (Selaiha hat in diesem Jahr zwei mal darüber geschrieben: hier und hier). Rania Khallaf interviewt mit klopfendem Herzen die 69-jährige Theaterikone Samiha Ayoub. Gamal Nkrumah lobt die Dynamik und den kritischen Geist junger afrikanischer Filmemacher beim Cairoer Filmfest.

Magazinrundschau vom 18.11.2008 - Al Ahram Weekly

Nehad Selaiha ist total hin und weg von Sameh Mahrans politischer Satire "Puzzle One", die der Theaterautor selbst inszeniert hat. "Mahran gelingt es, die Essenz dessen herauszudestillieren, was es bedeutete, in den 50ern und 60ern aufzuwachsen und die verhängnisvolle militärische Niederlage 1967 mitzuerleben." Erzählt wird die Geschichte der jungen Laila, die von ihrem Vater, einem feudalistischen Pascha, in eine Ehe mit einem Emporkömmling der neuen Zeit gezwungen wird. "Wundgerieben von dem Joch dieser Travestie einer Ehe besteht Laila (ein offensichtliches Symbol für Ägypten) darauf, ihre Tochter 'Die Lüge' zu nennen. Sie flieht in westliche Phantasien von sexueller Freiheit, indem sie das Phantom von Emma Bovary heraufbeschwört und zu ihrer Busenfreundin macht. Dann verliebt sie sich in eine aufblasbare Gummipuppe, die den Sänger Abdel-Halim Hafiz darstellt, ein Idol der Sechziger und 'Stimme der Revolution', befriedigt ihre physischen Sehnsüchte in einer schäbigen Affäre mit einem selbstbekennenden Gigolo und Erpresser, erlaubt einem verrückten Psychiater, die Beine ihrer Tochter abzuhacken, um sie am Tanzen zu hindern, und endet als einsame unglückliche Frau, aller Illusionen beraubt, die mitleiderregend ihre inzwischen platte Gummipuppe herzt." (Hier und hier zwei wunderbare Videos aus Filmen mit Abdel-Halim Hafiz)