Magazinrundschau
Transgressive Moves
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
16.02.2021. Die Hongkong Review lässt sich modisch von Mosambik beeinflussen. Die New York Times spürt dem kulturellen Einfluss Japans auf Frankreich nach. Africa is a Country erinnert sich wehmütig an die Hindi-Kinos im Ostafrika der 70er. The Internationalist fragt: Wer ist schwarz? New Frame blickt verstört auf den Fremdenhass in Südafrika. Die London Review erinnert an den Algerienkrieg.
Hongkong Review of Books (China), 16.02.2021

Africa is a Country (USA), 29.01.2021

Elet es Irodalom (Ungarn), 12.02.2021

New Internationalist (UK), 16.02.2021

New York Times (USA), 13.02.2021

Die Hysterisierung der Debatte schreitet munter voran. Man kann nicht sagen, dass man den Schlagabtausch zwischen Cade Metz von der New York Times und dem Scienceblogger Scott Alexander beziehungsweise Scott Siskind auf Anhieb versteht. Aber man hört einige Schlagwörter wie "Dark Enlightenment", "Rationalists" (als eine Denkschule im Silicon Valley), "Neoreactionaries" (eine andere Denkschule mit Nähe zu Silicon-Valley-Größen und wie der Name sagt reaktionär) zum vielleicht ersten Mal. In seinem Artikel enthüllt Metz den eigentlichen Namen des Bloggers, der jahrelang unter dem Namen Scott Alexander das Blog Slate Star Codex geführt hatte, das von vielen Silicon-Valley-Figuren gelesen wurde. Schon im Juni wollte Metz den Namen bekanntmachen. Siskind bat um Diskretion, weil er Psychiater ist und nicht wolle, dass seine Patienten in dieser Ausführlichkeit seine Privatansichten zur Kenntnis nehmen können. Dann schaltete er sein Blog ab, kündigte seinen Job und eröffnete es bei Substack, wo man fürs Bloggen bezahlt wird, neu. Und Metz veröffentlichte letzte Woche seinen Artikel, in dem er Siskind eine Nähe zu Peter Thiel und vielen anderen dubiosen Figuren des Silicon Valley nachsagt. Auch liegt Siskind wohl mit einigen Ansichten nicht ganz auf der Linie des New-York-Times-Kanons. "2017 veröffentlichte Siskind einen Essay unter dem Titel 'Gender-Ungleichheit ist meist nicht durch feindselige Abwehr zu erklären'. Der Hauptgrund, warum Computerwissenschaften, Mathematik und andere Gruppen größtenteils männlich sind, liege nicht am Sexismus dieser Branchen, sondern daran, dass sich Frauen nicht für diese Felder interessierten."
Siskind bestätigt das in einer Antwort im Grunde, verwahrt sich aber gegen den Vorwurf der Frauenfeindlichkeit: "Ich habe mehrfach über Studien gebloggt, die nahe legen, dass Frauen nicht aufgrund von Diskriminierung in Tech-Berufen unterrepräsentiert sind, sondern weil sie früh das Interesse verlieren (schon High-Schoool-Computer-Klassen sind zu achtzig Prozent männlich, der gleiche Anteil wie in Tech-Unternehmen)... Ich glaube nach wie vor, dass diese Studien zutreffen, und ich denke, es ist entscheidend, die Gründe für das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern in der Technik zu verstehen, um es besser anzugehen, als wir es jetzt tun."
La vie des idees (Frankreich), 15.02.2021

London Review of Books (UK), 18.02.2021

Tony Wood blickt nach Russland, wo Alexei Nawalny die größte Demonstration von Unzufriedenheit auf die Straße brachte, die von der Staatsmacht entschlossen niedergeknüppelt wurde. Wladimir Putin glaubt die Zeit auf seiner Seite, aber da könnte er sich täuschen, meint Wood: "Ein bedeutender Anteil der Protestierenden ist knapp unter oder etwas über zwanzig - es sind Menschen, die unter Putins Herrschaft geboren oder aufgewachsen sind und für die das Gespenst des Chaos, das der Kreml so oft an die Wand malt, weniger beängstigend sein dürfte als eine Zukunft der Stagnation und endloser Korruption."
168 ora (Ungarn), 16.02.2021
Im Interview mit der Wochenzeitschrift 168 óra spricht der renommierte Geiger Sándor Déki Lakatos über die katastrophale Situation der Roma-Musiker in Ungarn aufgrund der anhaltenden Auftrittsverbote während der Pandemie. "Viele von uns mussten die Geige und den Kontrabass in die Ecke stellen. Manche von uns arbeiten als Lieferboten, Taxifahrer oder beim Sicherheitsdienst, was meinem Herzen weh tut. Dies ist ein Beruf, den man nicht in der Schule lernen kann. Ich habe ihn von meinem Vater gelernt, er lernte ihn von seinem Vater, mein Sohn lernt es von mir. Es macht mich sehr traurig, dass die Pandemie, die Schließungen, und die langsame, schrittweise Regenerierung des Tourismus das Ende für diesen Beruf bedeuten kann. Denn für viele Restaurants wird es billiger sein, GEMA-Gebühren für MP3-Playlists als eine drei-vier-fünfköpfige Roma-Band zu bezahlen. (…) Auch wenn die Restaurants und Gästehäuser endlich aufmachen, werden die Roma-Musiker die letzten sein, an die man denken wird. Als ich das letzte Mal bei einem Restaurant anfragte, was wir denn ungefähr erwarten können, hieß es: 'Wir werden uns melden', und wir wissen alle, was das bedeutet."
New Frame (Südafrika), 16.02.2021

New Yorker (USA), 12.02.2021

Harper's Magazine (USA), 16.02.2021

The Atlantic (USA), 14.02.2021

Kommentieren