Magazinrundschau

Jetzt genau der Moment

Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
04.12.2012. Lasst die Champagnerkorken knallen! Die Fabrikjobs kommen zurück und der neue Buchladen in Nashville läuft auch, freut sich The Atlantic! Der nette junge Mann von Facebook, der nicht Zuckerberg heißt, wird den Journalismus retten, hofft das New York Magazine. Elisabeth Murdoch wird das Imperium des Bösen zähmen, hofft der New Yorker. Selbst Drohnen lassen sich gewinnbringend und zivil nutzen, versichert der Economist. Nur wenn Zeitungen sterben, können neue geboren werden, lernt Vanity Fair aus dem großen Zeitungsstreik in den Sechzigern. Der Merkur gräbt ein Nest Autorinnen aus.

The Atlantic (USA), 01.12.2012

Die Fabrikjobs kommen zurück in die USA. Charles Fishman erklärt das Phänomen am Beispiel von General Electric, wo in diesem Jahr drei Produktionsstraßen den Betrieb wieder aufnahmen, die jahrzehntelang stilllagen. Gründe dafür: Der Ölpreis ist dreimal so hoch wie 2000, was die Frachtkosten erhöht. Erdgas in den USA ist dagegen günstig, was die Produktionskosten zu Hause senkt. Die Lohnunterschiede sind nicht mehr so riesig. Produkte sind immer kurzlebiger und müssen schneller produziert werden. Fishman beschreibt das am Beispiel einer neuen Produktionsstraße für Geschirrspüler: "Ein Designerteam brachte einen Geschirrspüler in den Raum und nahm ihn auseinander. Im Originaldesign hatte er vier sichtbare Schrauben. Die Marketingleute im Team wollten eine Tür ohne sichtbare Schrauben. Sie wollten sie glatt wie ein Iphone. Den Anlagenleitern gefiel diese Idee - vier Schrauben bedeuten eine Menge Fließbandarbeit. Die Ingenieure und Designer entwickelten schließlich ein Design mit einer versteckten Schraube und einer Strebe, die die Tür zusammenhalten. 'Es ist einfacher herzustellen', sagt Calvaruso, 'es ist billiger. Und es sieht besser aus.' (...) Die Geschichte dieser vier verschwundenen Schrauben an einer Geschirrspülertür sind der Grund, warum GE-Manager Jeffrey Immelt genug Vertrauen hat, 800 Millionen Dollar auszugeben, um Produktionsstätten in Appliance Park wieder zum Leben zu erwecken." Journalisten, Courage! Wenn das stimmt, wird wieder alles möglich.

Außerdem: Auch in China sieht James Fallows Anzeichen dafür, dass ein Teil der Produktion in die USA zurückkehren könnte. Ein Grund ist die Erfindung von 3D-Druckern, die die Zeitspanne von der Idee bis zur Produktion so beschleunigen, dass an eine Auslagerung nach China gar nicht zu denken ist. Und Die Autorin Ann Patchett erzählt, wie sie, als der letzte Buchladen in Nashville zumachte, kurzerhand selbst einen eröffnete, Parnassus Books. Und es funktioniert!
Archiv: The Atlantic
Stichwörter: 3D-Drucker, Iphone

Merkur (Deutschland), 03.12.2012

Nach Ausgaben ohne eine einzige Autorin, gönnt sich der Merkur im Dezember eine Ausgabe ganz ohne Autoren, und das ganz ohne Frauenthemen oder Niveauverlust!

Hannelore Schlaffer wünscht sich als Ergänzung zur Ideengeschichte eine Körpergeschichte des Intellektuellen, denn auf äußerliche Abweichung legte der kritische Geist einmal großen Wert, wie Schlaffer Diderots Satire "Rameaus Neffe" entnimmt. "Seine Eleganz ist die Schlamperei, und diese der Ausdruck einer Wahrhaftigkeit, die beim Körper beginnt. Damit brüskiert er selbst die Nonchalance, die sich große Herren leisten dürfen, indem er einen Stil einführt, der einen überlegenen Esprit zur Anschauung bringt. Rauheit der Stoffe, Nachlässigkeit des Schnitts, Fablosigkeit, Ungepflegtheit dienen seit Rameaus Neffen den Anhängern der 'wahren Natur' als Zeichen, an denen sie sich erkennen. Sie verachten glänzende Stoffe, die Aura des aristokratischen Reichtums, und die gute Fasson, die die Figur zur Statue, dem traditionellen Vorbild männlicher Schönheit macht."

Stefanie Peter erzählt, wie Polen sich von einem weiteren liebgewonnen Mythos verabschiedet, dem der aristokratischen Vergangenheit. Aus der unzerstörbaren Adelsrepublik wird wieder ein Land der Bauern, wie sie unter anderem in der gazeta Wyborcza gelernt hat, in einem Interview mit den Warschauer Soziologen Jacek Wasilewski, "in dem dieser darauf hinweist, dass die polnische Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg vorwiegend aus Bauern bestand: 'Von denen kommen wir her', sagt Wasilewski, 'nicht von den Czartoryskis, Radziwiłłs oder den herausragenden Vertretern der Krakauer oder Warschauer Intelligenz'."

Julia Voss erinnert an die NS-Ausstellung "Entwartete Kunst" und ihre zum Teil sehr unerwarteten Folgen für die moderne Kunst in der Bundesrepublik.
Archiv: Merkur

New York Review of Books (USA), 20.12.2012

Als "Triumph des Comics" feiert Gabriel Winslow-Yost Chris Wares "Building Stories", das neue Großwerk nach "Jimmy Corrigan" (was laut Winslow-Yost der beste Comic nach Art Spiegelmans "Maus" war). "Building Stories" erzähle vom Leben in einem etwas heruntergekommenen Chicagoer Wohnhaus, dessen drei Stockwerke eine Art "Triptychon der Einsamkeit" bilden. Aber wie! "Das ganze Unglück ist nicht in ein gebundenes Buch untergebracht, sondern in eine rechteckige Pappschachtel - wie für ein Brettspiel -, die vierzehn unterschiedliche Print-Produkte enthält: ein dünner Hardcover-Band, ein imitiertes Kinderbuch, lange ausfaltbare Streifen, geheftete Broschüren, einige enorm großformatige Zeitungen und sogar etwas, das einem Brettspiel sehr ähnlich."

Weiteres: Charles Glass berichtet aus dem syrischen Aleppo und zieht deprimierend Bilanz: "Das wird ein langer, destruktiver Krieg." Timothy Snyder stellt eine Reihe neuer Bücher über den Holocaust vor. Zoë Heller macht sehr deutlich, dass sie Salman Rushdie auch nach Lektüre seiner Memoiren "Joseph Anton" nicht leiden kann. Zu lesen ist außerdem ein Text des polnischen Philosophen Leszek Kolakowski zur Frage, ob Gott glücklich ist.

La vie des idees (Frankreich), 29.11.2012

Bestürzend liest sich, was Frédérique Leichter-Flack über Anatolij Kusnezow Dokumentarroman "Babij Jar" schreibt, der in Frankreich erstmals in unzensierter Fassung erscheint (in Deutschland hatte Matthes & Seitz das Buch erstmals 2001 in vollständiger Version herausgebracht). Der Autor hatte als Zwöfljähriger mitangesehen, wie über 30.000 Juden in der Schlucht bei Kiew erschossen wurden und Anfang der Sechziger das vorliegende Buch veröffentlicht, das von den Sowjets allerdings stark zensiert wurde. Unzensiert hat es Kusnezow erst in seinem Londoner Exil, Ende der sechziger Jahre, veröffentlicht. Besonders deutlich macht die französische Edition das Ausmaß der Holocaustleugnung in der zensierten sowjetischen Fassung des Buchs kenntlich: Zunächst waren es die Deutschen, die alles taten, um den "Ort des Massakers zu verschleiern (der Autor stützt sich hier auf die Erzählung eines ukrainischen Gefangenen, der daran mitarbeiten musste, als die Deutschen 1943 kurz vor der Aufgabe der Stadt standen). Und es setzt sich fort mit den sowjetischen Bemühungen, alle Spuren des Massakers zu tilgen und jedes kollektive Gedächtnis an die Stätte zu verhindern."

Economist (UK), 01.12.2012

Sehr interessant porträtiert der Economist den Miterfinder - und-entwickler der Drohne, Abe Karem, der flugzeugtechnisch jetzt die zivile Luftfahrt revolutionieren will - mit einer Technik, die er aus seiner Hubschrauber-Drohne A160 ableitet. "Seine neuestes Luftfahrt-Start Up, Karem Aircraft, zielt darauf ab, den für den A160 entwickelten Rotor an Passagierflugzeuge mit festen Flügeln anzubringen. Aero Train soll so vertikal starten und landen können und soll mit der Boeing 737 und dem Airbus A320 konkurrieren, den Arbeitspferden der kommerziellen Luftfahrt."

Beim genaueren Blick auf den Konkurrenzkampf der vier großen Internetfirmen Apple, Amazon, Google und Facebook fühlt sich der Economist an die Intrigen aus George R. R. Martins von HBO verfilmter Fantasy-Saga "A Game of Thrones" erinnert. Und mit den immer günstigeren 3D-Druckern sieht man hier weitere Industriezweige auf Urheberrechtskrise zusteuern.
Archiv: Economist

Nieman Lab (USA), 27.11.2012

Jeder, der sich für die nun wieder akute Zeitungskrise interessiert, sollte das brandaktuelle Papier über "postindustriellen Journalismus" lesen, das C.W. Anderson, Emily Bell and Clay Shirky beim Nieman Lab als frei herunterzuladendes Ebook präsentieren. Es versteht sich zugleich als Zustandsbeschreibung und als Manifest und fragt, wie der eigentliche Kernbereich des Journalismus zu retten sei, den die Autoren mit Lord Northcliffe so definieren: "Eine Information ist etwas, das irgendjemand nicht gedruckt sehen will. Alles andere ist Werbung." Dabei nehmen sie an, dass die Zeitungsindustrie unrettbar zusammengebrochen ist und Journalismus sich ganz neu strukturieren muss. Hier ihre fünf Ausgangsthesen:

"- Journalismus ist wichtig
- Guter Journalismus war immer schon umwegfinanziert
- Das Internet bringt die Einnahmen aus Anzeigen zum Erliegen
- Restrukturierung ist darum unausweichlich
- Es gibt eine Menge Chancen, gute Arbeit in vielen neuen Spielarten zu machen."
Archiv: Nieman Lab

Elet es Irodalom (Ungarn), 30.11.2012

Der in Ungarn lebende Übersetzer und Kaffeehausbetreiber Wilhelm Droste sprach mit den beiden Schriftstellern Lajos Parti Nagy und Pál Závada über die fehlende Vergangenheitsbewältigung in Ungarn die rassistische Sprache, deren Gebrauch seit Anfang der 1990er Jahre - vermittelt auch durch Parlaments- und Fernsehkanäle - immer akzeptierter und populärer wurde. Da dies auch einen sprachlichen Angriff darstellt, könne man nur schwer etwas verteidigen, ohne dabei selbst auf dieses Niveau heruntergezogen zu werden, meint Droste. Nach Ansicht von Parti Nagy findet aber die Verbreitung dieses Sprachgebrauchs in zwei Richtungen statt: "Die von oben nach unten einsickernde Sprache entsteht, indem die sich von unten nach oben ausbreitende Sprache nicht eindeutig abgelehnt wird, sie deshalb übermütig wird und zu wuchern beginnt; die von den Gipfeln der Schaupolitik und des Populismus nach unten sickernde Sprache ist bereits eine Reaktion darauf: Sie legitimiert sie und nimmt sie in ihr Wörterbuch auf, als 'Sprache des einfachen Volkes'. ... Dennoch behaupte ich, dass es eines der größten Verbrechen der politischen Klasse in Ungarn war, dass sie sich nicht vom ersten Moment an vom rechtsextremen Teil der Politik ganz konkret distanziert und dessen Mitglieder aus den eigenen Reihen ausgeschlossen hat."

Anfang vergangener Woche hat ein Abgeordneter der rechtsextremen Partei Jobbik im Budapester Parlament seine nazistischen Ansichten mit besonderer Deutlichkeit zum Ausdruck gebracht und angesichts des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern im Gaza-Streifen eine Erfassung der in Ungarn lebenden Juden gefordert, weil sie seiner Ansicht nach ein "Sicherheitsrisiko" für das Land darstellten (mehr dazu hier). Die anderen Abgeordneten schienen die Äußerung überhört zu haben und auch die Regierung gab erst einen Tag später und nach Protesten eine Erklärung ab, in der sie die Äußerungen des Jobbik-Abgeordneten scharf verurteilte und ein entschiedenes Auftreten gegenüber Extremismus, Rassismus und Antisemitismus versprach. Doch das Dokument mutet wie eine lästige Pflichtübung an, denn die Erklärung wurde bereits mehrmals und beinahe wortgleich zu ähnlichen Anlässen verwendet. Der Publizist Gusztáv Megyesi wundert sich nicht über diese sich in einem Copy-und-Paste-Verfahren manifestierende Scheinheiligkeit: "An Feiertagen oder Protokollveranstaltungen können sich Politiker verbal sehr entschieden von extremen Erscheinungen distanzieren, wenn es sein muss, setzen sie dem Schein zuliebe sogar eine Kippa auf. Das Wesentliche ist aber, was die feierlichen Fotos nicht zeigen: wie sie der Rechtsextremen zuzwinkern."

London Review of Books (UK), 06.12.2012

Für Adam Shatz stellt der Waffenstillstand im Nahen Osten keinen Triumph für Israel dar, im Gegenteil. Er skizziert die geschwächte Position Israels so: "Dass Netanyahu vor dem Einsatz von Bodentruppen Halt gemacht hat und bei den Gesprächen in Kairo zentralen Forderungen nachgab, ist nicht nur ein Indiz für Ägyptens erstarkende, sondern auch für Israels geschwächte Position. ... Seit Jahren klagen Israels Anführer, dass ihr Land die einzige Demokratie in der Region ist. Doch die Zeit der Revolten hat offenbart, dass der arabische Autoritarismus für Israel von enormem Wert gewesen war. Der Umsturz der alten arabischen Ordnung, als Israel sich auf die stille Komplizenschaft großer arabischer Männer verlassen konnte, die ihre Untertanen zwar mit grellen Denunziationen israelischer Missetaten abspeisten, aber nur wenig dagegen taten, ist für Israel eine schmerzvolle Erfahrung gewesen, die im Land das Gefühl weckte, verlassener denn je zu sein. Mehr noch als Netanyahus Wunsch, seine Glaubwürdigkeit auf dem Feld der Kriegsführung noch vor den Wahlen im Jahr aufzupolstern, war es dieser akute Sinn für Verwundbarkeit, der Israel in den Krieg führte."

Eyal Weizman stellt unterdessen Israels Strategie zur Minimierung ziviler Opferzahlen vor: Demnach werden mittels "anklopfender" Mini-Raketen auf Hausdächern und warnender Telefonanrufe Zivilisten vor bevorstehenden Raketenangriffen auf die betreffenden Häuser gewarnt. Owen Bennett-Jones stellt sich Fragen zum Mord an Benazir Bhutto. Außerdem schreibt Gilberto Perez über die Schurken in den Filmen von Michael Haneke und Rosemary Hill besucht die Ausstellung über Henry Stuart in der National Portrait Gallery.

Chronicle (USA), 26.11.2012

Robert Zaretsky erinnert an Albert Camus, der nächstes Jahr hundert Jahre alt geworden wäre, und an die Rolle, die er heute noch in Algerien spielt: "Nach dem sogenannten zweiten algerischen Krieg in den 1990ern, der zwischen der Regierung und den islamischen Fundamentalisten stattfand und über 100.000 Todesopfer unter Zivilisten forderter, entdeckten verschiedene algerische Schriftsteller Camus als einen der ihren. Säkular, moderat und französischsprachig sahen diese Algerier eine Parallele zwischen ihrer eigenen, durch die muslimischen Fundamentalisten bedrängten Identität und Camus' Insistieren auf die algerische Identität der pieds-noir. Diese algerischen Autoren fühlen sich angezogen von Camus, weil er algerische Wurzeln hat, aber auch, weil seine Schriften universale Werte beschwören. Das ist vielleicht der Grund, warum sein Geist über dem arabischen Frühling schwebte."
Archiv: Chronicle

New Yorker (USA), 10.12.2012

Ken Auletta porträtiert Elisabeth Murdoch, Tochter von Rupert, die zusammen mit ihrem Ehemann Matthew Freud ihren Einfluss auf News Corp. geltend machte und nebenher ein eigenes, sehr erfolgreiches internationales Fernsehunternehmen aufgebaut hat. "Die Erbin" ist der Artikel überschrieben. Dass sich diese Prophezeihung erfüllt, ist noch längst nicht abgemacht: Elisabeth und Matthew "haben beide darum gekämpft, ihre dominierenden Väter zu beeindrucken, und sie mussten lernen, das Gewicht eines berühmten Familiennamens zu tragen. 'Man kann keinen Raum betreten, ohne dass die Leute auf einen zeigen', sagt Freud. 'Man fühlt sich entweder erhoben oder unwert.' Seinem inneren Sigmund nachgebend erklärt er, er und Murdoch teilten 'ein sehr starkes und frühes Verlangen nach einer eigenen Identität.' Sie wurden von der britischen Presse 'goldenes Paar' getauft. Doch ohne große öffentliche Beachtung wurden sie fast so etwas wie eine fünfte Kolonne innerhalb des Murdoch-Imperiums. Sie stellten die journalistische Ethik von News Corp. in Frage und festigten ihre Unabhängigkeit."

Außerdem: James Surowiecki geht Mittagessen mit Warren Buffett. James Wood widmet sich den Büchern von Per Petterson. David Denby sah im Kino "Hyde Park on Hudson" und "The Central Park Five". Online lesen dürfen wir außerdem Steven Millhausers Geschichte "A Voice in the Night".
Archiv: New Yorker

Vanity Fair (USA), 30.11.2012

Scott Sherman erinnert an den großen New Yorker Zeitungsstreik vor fünfzig Jahren, mit dem sich die Drucker fast vier Monate lang gegen die ersten computerisierten Satzmaschinen wehrten, und liefert nebenbei ein vielfarbiges Panorama des Zeitungsjournalismus zu jener Zeit. Der Streik kostete vier von elf New Yorker Zeitungen über kurz oder lang die Existenz, darunter die bis heute legendäre Herald Tribune. Aber er hatte auch seine guten Nebeneffekte: "Auf der Upper West Side profitierte eine Gruppe von Redakteuren und Autoren - Robert Silvers, Jason und Barbara Epstein, Robert Lowell and Elizabeth Hardwick - von dem Streik und lancierte ein anspruchsvolles literarisches Magazin nach Londoner Vorbild - die New York Review of Books. Sie alle hatten lange Zeit unter der schlechten Qualität der Literaturteile in der Stadt gelitten und waren sich voll bewusst, dass der Streik den Buchverlegern Werbemöglichkeiten geraubt hatte. 'Eines Morgens im Januar', erinnert sich Robert Silvers, 'rief Jason mich an und sagte, dass jetzt genau der Moment sei, ohne alles Kapital eine Zeitschrift über Bücher zu starten."
Archiv: Vanity Fair
Stichwörter: Silvers, Robert

Polityka (Polen), 30.11.2012

Nach den schweren Krawallen von Rechtsradikalen am Unabhängigkeitstag Polens schlägt der Soziologe Lukasz Jurczyszyn im Interview (hier auf Deutsch) vor, Konflikte zu institutionalisieren. "Ich habe den Konflikt im erwähnten Brieg, wo es zu einer Eskalation der Gewalt gegen die Gruppe der Roma kam, seinerzeit untersucht. Die Konfliktparteien waren: auf der einen Seite junge Einwohner dieses Ortes, denen niemand je gesagt hatte, dass Fremdenfeindlichkeit eine verurteilenswerte Haltung ist, und auf der anderen Seite die Roma, die ärmsten Bürger der Stadt. Eben wegen dieser Armut erfüllten sie am schnellsten die Kriterien, die die Zuteilung einer Kommunalwohnung garantieren. Uneingeweihten kam es so vor, als wären die Roma privilegierter als die 'echten Polen', nur weil sie eine Minderheit sind. Es stellte sich heraus, dass in einer Stadt, in der es auf dem Papier über hundert gesellschaftliche Organisationen gibt, niemand systematisch mit der marginalisierten Jugend arbeitete. Mit Ausnahme des ONR [Nationalradikales Lager]."
Archiv: Polityka
Stichwörter: Fremdenfeindlichkeit, Roma

The Nation (USA), 04.12.2012

Es gab 1945 keine "Stunde Null", lernt Tara Zahra, Historikerin an der University of Chicago, aus R.M. Douglas' auch schon auf Deutsch erschienenem Buch über die Vertreibung der Deutschen: "Das Wissen um das Massaker an den europäischen Juden hat in Europa (oder in den Vereinigten Staaten) ganz sicher nicht den Antisemitismus in Verruf gebracht. Nach dem Krieg trieben Pogrome und Plünderungen die große Mehrheit der überlebenden Juden aus Polen, Rumänien, Ungarn und der Tschechoslowakei ausgerechnet nach Deutschland und unter den Schutz der Alliierten. Aber sogar alliierte Behörden betrachteten jüdische Überlebende als unerwünschte Emigranten. Oft boten sie baltischen oder ukrainischen ehemaligen SS-Angehörigen - jetzt als Opfer des Kommunismus rehabilitiert - eher Asyl an als den Juden. Darüber hinaus diskreditierte die Erfahrung der Nazibesatzung nicht den Nationalismus an sich oder die Politik ethnischer Säuberung."

Außerdem: Andre Schiffrin sieht die Buchwelt immer mehr schrumpfen: die Fusion von Random House mit Penguin werde den Niedergang nur beschleunigen.
Archiv: The Nation

New York Magazine (USA), 02.12.2012

Als Literaturstudent teilte Chris Hughes (Bild) ein Zimmer mit Mark Zuckerberg, war einziger Mitbegründer von Facebook ohne technischen Hintergrund, zog sich 2008 mit einem Prozent Anteil (heute ungefähr 850 Millionen Dollar wert) aus dem aktiven Facebook-Geschäft zurück, um Obamas Online-Wahlkampf mitzugestalten, heiratete 2012 seinen Freund Sean Eldridge und kaufte das vor dem Aus stehende Magazin The New Republic. Außerdem wurde er vor ein paar Tagen 29 Jahre alt. Carl Swanson porträtiert ihn als jungen Mann, der sowohl verlegerisch als auch unternehmerisch nach Wegen sucht, The New Republic profitabel zu machen. Sein größter Pluspunkt dabei scheint zu sein, dass die Welt ihm freundlich gegenüber steht und seinen Erfolg will: "Seine Hochzeit im letzten Sommer war eine Art politische Feier. Auf dem Tanzboden gab Senator Schumer seinen besten Saturday Night Fever finger-point - direkt vor den Augen von Zuckerberg, Sean Parker, Cory Booker, Gayle King, und Mo Rocca. Als ich Hughes fragte, ob er das Ereignis nicht etwas, nun ja, übertrieben fand, guckte er, als sei ihm das nie in den Sinn gekommen. Das sind die Leute, mit denen wir rumhängen, sagt er. 'Wir haben Nancy Pelosi seitdem zwei Mal gesehen, einmal in ihrem Haus in Napa. In dieser Beziehung war es wie die meisten Hochzeiten: ein Zusammentreffen vieler Welten.'"