R.M. Douglas

'Ordnungsgemäße Überführung'

Die Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg
Cover: 'Ordnungsgemäße Überführung'
C.H. Beck Verlag, München 2012
ISBN 9783406622946
Gebunden, 556 Seiten, 29,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Martin Richter. Bis heute zählt die durch Hitlers verbrecherisches Regime ermöglichte Vertreibung der Deutschen aus dem Osten Europas zu den umstrittensten Themen der deutschen Zeitgeschichte. Daher ist es wohl kein Zufall, dass die erste große historische Gesamtdarstellung nun von einem irischen Historiker vorgelegt wird. "Geordnet und human", sollte die Umsiedlung der Deutschen erfolgen, so hatte es das Potsdamer Abkommen festgelegt. Doch die Realität sah anders aus. In seinem gründlich recherchierten Buch rekonstruiert R. M. Douglas die verschiedenen Etappen der Massenvertreibungen, beschreibt den Archipel der Konzentrations-, Internierungs- und Sammellager für Deutsche, der in ganz Mittel- und Osteuropa nach dem Krieg entstand, und beleuchtet die Folgen, deren Schatten bis in die Gegenwart reichen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.06.2012

Dass der Historiker R.M. Douglas die Vertreibung der Deutschen für als das "bis heute am besten gehütete Geheimnis des Zweiten Weltkrieg" bezeichnet, hält Rezensent Cord Aschenbrenner zwar für Unfug, verübelt diese Übertreibung dem Autor jedoch nicht nachhaltig. Aschenbrenner hält die Studie nämlich für "herausragend", so klar und unvoreingenommen hat er selten von den Vertreibungen gelesen. Was Aschenbrenner dem Autor dabei positiv anrechnet ist, dass er auf alle - möglicherweise von restbrauner Gräuelpropaganda gefärbten - Betroffenenberichte verzichtet und sich ganz auf die Aussagen von Diplomaten, Journalisten und Politiker stützt. Wie "kalt und unbarmherzig" die Vertreibung der Deutschen, auch mit Unterstützung der Alliierten, von sich gegangen ist, wird für Aschenbrenner umso deutlicher.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.06.2012

Nicht restlos überzeugt ist der Historiker Michael Schwarz vom Buch seines amerikanischen Kollegen R. M. Douglas zur Vertreibung von Deutschen aus Osteuropa nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Einzelne Kapitel, etwa über das gesamteuropäische System der Flüchtlingslager oder die juristische Bewertung der Vertreibungspolitik, hebt der Rezensent lobend hervor, das Kapitel über die Auswirkungen der Vertreibung auf die Kinder empfindet er gar als "bahnbrechend". An anderen Stellen hat Schwarz wiederum einiges auszusetzen. So seien viele Erkenntnisse nicht wirklich neu, manche Quellen nicht erschöpfend ausgewertet, und anstatt ganze Gruppen und Netzwerke zu untersuchen, konzentriere sich die Analyse bisweilen zu stark auf einzelne Personen. Insgesamt vermisst der Rezensent den Bezug zu größeren Zusammenhängen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.04.2012

Abgesehen von ein paar Fehlern untergeordneter Bedeutung kann Karl-Peter Schwarz an diesem, wie er findet, Maßstäbe setzenden Buch des irischen Historikers Ray M. Douglas nichts Kritikwürdiges finden. Im Gegenteil, das Buch entsetzt ihn geradezu durch seine gut recherchierten und belegten Erkenntnisse über die Vertreibungen Deutscher aus Ost-, Mittel- und Südosteuropa nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Dass und wie die Allierten maßgeblich daran beteiligt gewesen sind, erfährt Schwarz hier, ebenso, mit welch eiskaltem Kalkül Stalin, Roosevelt und Churchill die Zwangsinternierung und -umsiedlung von rund 13 Millionen Menschen betrieben haben.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.04.2012

Eine Gesamtdarstellung der Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg wurde bis jetzt schon aufgrund der erinnerungspolitischen Kontroversen nicht vorgelegt, meint Andreas Kossert, der mit R. M. Douglas' Studie eine große historische Lücke mit enormem "Erkenntnisgewinn" geschlossen sieht. Mit angelsächsischer Nüchternheit und ohne Rücksicht auf die Debatten zwischen Vertriebenenverbänden und "Vertreibungsapologeten" stellt der in Amerika lehrende irische Historiker erstmals eine Gesamtschau der Vertreibungsprozesse nach dem Zweiten Weltkrieg vor, wobei er sich auf Quellen stützt, die bisher nicht veröffentlicht wurden, wie das Archiv des Internationalen Roten Kreuzes oder Unterlagen der ausweisenden Staaten, erklärt der Rezensent. Im Bemühen auf eine objektive wissenschaftliche Darstellung verzichtet der Autor auch bewusst auf die Stimmen von Betroffenen, so der Rezensent zustimmend. Deutlich wird Kossert, dass es dem Autor nicht vorrangig um ein deutsches Lesepublikum geht, denn nach Ansicht von Douglas trifft das Unwissen über die eigentlichen Fakten der Vertreibung, das in Deutschland herrscht, noch in viel größerem Maß auf den "Rest der Welt" wegen der moralischen und politischen Implikationen zu. Wenn er sich auch über einige terminologische Schnitzer und fehlende Begriffsbestimmungen geärgert hat, ändert das nichts an seinem insgesamt sehr positiven Urteil und er ist insbesondere auf die Rezeption des angelsächsischen Publikums gespannt.
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