Keine deutsche Zeitung (jedenfalls keine der überregionalen, die der
Perlentaucher auswertet) hatte die Korrespondenz einer jungen Deutschen mit dem späten
Cioran besprochen. Nur im
Perlentaucher hatte Arno Widmann das Buch
vom Nachttisch geräumt. Cioran hatte sich also auf seine alten Tage verliebt. Inzwischen ist
Friedgard Thomas 2001 erschienenes Buch längst verboten, die Briefe Ciorans waren nicht freigegeben,
berichtet Pierre Assouline in seinem Blog, auch in die neue Pleiade-
Edition wurden sie nicht aufgenommen. Dafür zitiert er aus dem Tagebuch des Cioran-Freundes
Gabriel Liiceanu, das gerade in Bukarest
auf Französisch erschien: "'Mich hatte die amour fou Ciorans gleich frappiert. Vor allem weil sie einem Profi-Skeptiker widerfuhr, der sich von allen Illusionen befreit wähnte.' Die langen von Liiceanu publizierten Auszüge lassen keinen Zweifel an Ciorans Qualen (man kann sie nur paraphrasieren, da ihre Wiedergabe verboten ist): Cioran möchte für immer seinen
Kopf unter ihren Rock stecken... Die Briefe sind von einer mitleiderregenden Zärtlichkeit, man spürt die Zerbrechlichkeit ihres Autors: 'Cioran konnte nur das Opfer und der tragische Held dieser Geschichte sein. Sie war von der jungen Deutschen von Anfang an in Szene gesetzt worden', meint Gabriel Liiceanu, für den alles ein Missverständnis war: Der eine suchte die totale Vereinigung mit der Geliebten, die andere
einige Aphorismen des Meisters." Weitere Informationen finden sich auch auf der
Website von thoma.