Magazinrundschau
Nicht hier, nicht so
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
04.10.2011. In La regle du jeu erklärt der Schriftsteller Richard Millet, wie er erst die Frauen und dann das Fleisch lieben lernte. Der Peking-Konsens hat den Washington-Konsens abgelöst, fürchtet The Nation. In Le Monde erklärt Roman Polanski: Man könnte Nägel aus mir machen. Bloomberg Businessweek widmet sich Amazon, die London Review of Books Google. In Al Ahram hat Nehad Selaiha nicht die geringste Sehnsucht nach einem charismatischen Führer.
Magyar Narancs (Ungarn), 22.09.2011

Die ungarische Regierung und auch große Teile der Bevölkerung sind in letzter Zeit misstrauisch gegenüber den Geisteswissenschaften und fragen nach deren Nutzen. Der Literaturwissenschaftler Hans Ulrich Gumbrecht, der an der ELTE-Universität eine Vortragsreihe zu diesem Thema gehalten hat, zeigt sich im Interview mit Peter Urfi skeptisch, was den Einfluss der Intellektuellen auf die Ereignisse der Welt angeht: "Unter den aktuellen Umständen sollten wir an etwas festhalten, was ich als 'riskantes Denken' bezeichne. Dies ist eine Art intuitives Denken, das wir uns in unserem alltäglichen Leben nicht leisten können, weil es die Sicherheit und Effizienz unseres Lebens total untergraben würde. Die Aufgabe des intuitiven Denkens ist es, die Welt komplexer zu machen, um einen aktuellen Diskurs durch immer neue Perspektiven bereichern zu können. Was wir also der Gesellschaft bieten, ist die Chance der Flexibilität, die Fähigkeit, uns als etwas anderes vorzustellen als wir im Moment sind. [...] Das riskante Denken, die Aufrechterhaltung der Komplexität stellt sich von Natur aus gegen jede Art von Totalitarismus. Wir können aber keine kohärenten Welterklärungen schaffen. Unsere Stärke ist die Anarchie."
La regle du jeu (Frankreich), 03.10.2011

Salon.eu.sk (Slowakei), 03.10.2011

The Nation (USA), 17.10.2011

Le Monde (Frankreich), 01.10.2011

Bloomberg Businessweek (USA), 28.09.2011

Al Ahram Weekly (Ägypten), 29.09.2011

Times Literary Supplement (UK), 04.10.2011
Die BBC hat sich viel damit zugemutet, Wassili Grossmans Roman "Leben und Schicksal", der in epischer Breite vom Leben im Stalinismus erzählt, zu einem Radiohörspiel umzuarbeiten, meint Zinovy Zinik. Die beiden Drehbuchschreiber Jonathan Myerson and Mike Walker haben ihr ganzes handwerkliches Können aufgeboten, um aus Grossmans Personen- und Plotgeflecht einen dem Radio angemessenen Erzählstrang herauszuarbeiten, stellt Zinik anerkennend fest. Trotzdem fehlt ihm die Erzählstimme Grossmans, die den ganzen Roman zusammenhält. So bleibt dieses Hörspiel seiner Meinung nach eine konventionelle Serien-Erzählung voll Sowjet-Chic: "Das Resultat ist ein konventionelles, aber elaboriertes Stück Radio-Hörspiel, aufgeladen mit sowjetrussischer Exotik. Nur die Selbstgespräche in dieser mit Stars gespickten Produktion (so wie der letzte Brief von Shtrum's Mutter, gelesen von Janet Suzman) transportieren die Geständnishaftigkeit des Horror, der hinter Grossmanns Familiengeschichte lauert. Ohne eine vereinigende Erzählstimme hört sich Grossmans Fabel über den lügnerischen Triumph des kollektiven Schicksals über das individuelle Leben manchmal wie eine anti-stalinistische Version von 'The Archers' an.
Point (Frankreich), 29.09.2011

Edge.org (USA), 27.09.2011

Polityka (Polen), 03.10.2011

London Review of Books (UK), 06.10.2011

Weitere Artikel: Andrew O'Hagan berichtet, wie unzählige Twitterati die Nacht vor Troy Davis' Hinrichtung begleitet haben. Mattathias Schwartz stellt zwei Bücher vor, die aus verschiedenen Perspektiven die Ursachen für die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko im vergangenen Jahr erforschen. Colin Burrow bespricht Kristine Louise Haugens Biografie des englischen Gelehrten Richard Bentley. Michael Wood hat sich Tomas Alfredsons Neuverfilmung von "Tinker Taylor Soldier Spy" (mehr) angesehen.
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