Magazinrundschau
Planetarischer Chauvinismus
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
Die Zeit (Deutschland), 16.10.2018

Eurozine (Österreich), 15.10.2018
Slowenien rangiert in Fragen der Geschlechtergleichstellung weltweit auf Platz sieben, hinter den skandinavischen Staaten und Kanada. Die Feministin, Psychologin und langjährige Parlamentsabgeordnete, Metka Mencin Čeplak sieht darin durchaus ein Erbe staatlicher sozialistischer Frauenpolitik, wie sie im Interview mit der Zeitschrift Dialogi erklärt, das bei Eurozine auf Englisch erscheint. Heute fürchtet sie eine Retraditionalisierung der Rollenbilder und den Verlust von egalitären Triebkräften im Feminismus: "Ich bin heute viel skeptischer als früher, was die Institutionalisierung von Frauenpolitik angeht. Ich glaube zwar immer noch, dass es für Regierungen und öffentliche Einrichtungen essentiell ist, sich von Zielen und Regeln der Gleichstellung leiten zu lassen. Aber zugleich wird mir auch immer klarer, dass die Institutionalisierung zugleich Anfang und Ende einer Gleichstellungspolitik ist, wenn wir nicht wachsam bleiben und aufpassen, dass unsere Forderungen heruntergeschraubt werden. Und ich glaube, dass wir zurückfallen, wenn wir übersehen, wie schädlich sich der Kapitalismus auswirkt. Ich bin heute viel skeptischer gegenüber dem liberalen Feminismus, mit seinem Fokus auf das zahlenmäßige Verhältnis von Männern und Frauen in privilegierten Positionen, während er zugleich Klasse und andere Achsen von Ungleichheit und Unterwerfung übersieht."
Nicolas Léger liest in einem aus Esprit übernommenen Text Michel Houellebecq und Virginie Despentes parallel und erkennt in ihnen die großen Chronisten des modernen inegalitären Frankreichs: "Obwohl Houellebecqs kalter analytischer Stil des Überdrusses als das genaue Gegenteil von Despentes schwungvoller, wild musikalischer Prosa erscheint, arbeiten beide an derselben Aufgabe: Sie bieten in ihren Panoramen luzide Fresken einer Desillusionierung, die in den achtziger Jahren aufkam. Beide Autoren füllen ihre Sprache mit dem Atem und der Atemlosigkeit einer Generation, die immer schon wusste, dass sie verloren war. Das Individuum mag König sein, doch es ist eine König ohne Kleider, Herrscher über eine emotionale und existenzielle Wüste: allein und in betäubendem Komfort sterbend, außer wenn er zerschlagen und ausgeschlossen wird. Ratlos taumelt das Individuum durch die inegalitäre Welt, seiner eigenen Ohnmacht bewusst, oder schlimmer noch: ohne jedes Interesse, sich gegen die hegemoniale Ordnung und den permanenten Zustand sozialer Gewalt aufzulehnen."
New Yorker (USA), 22.10.2018

Außerdem: Nick Paumgarten überlegt, ob Bitcoin und Co. die Welt verändern können. Alexandra Schwartz stellt "Rent a Runway" vor, ein Service, bei dem man Designerkleider leihen kann. Pankaj Mishra überlegt anlässlich einiger Neuerscheinungen, was Gandhi uns lehren kann. James Wood liest den norwegischen Autor Dag Solstadt. Und Anthony Lane sah im Kino David Gordon Greens "Halloween".
Qantara (Deutschland), 10.10.2018

Wired (USA), 15.10.2018

Words without Borders (USA), 16.10.2018

Aktualne (Tschechien), 16.10.2018

La vie des idees (Frankreich), 12.10.2018

Elet es Irodalom (Ungarn), 12.10.2018
