Magazinrundschau
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Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
26.08.2008. Die Hudson Review erzählt die Geschichte des Boxer-Films "The Set Up", der auf einem Versepos von 1928 beruht. Wired sieht die Zukunft des Elektroautos in Israel. In The New Republic untersucht Joseph Stiglitz die Folgen der Großen Depression 2008. Tygodnik Powszechny plädiert für mehr Umweltbewusstsein der Katholischen Kirche. In Babelia beschreibt Javier Marias die Tücken der Verlagsarbeit. In Open Democracy untersucht Ivan Krastev die fatalen Folgen des Georgienkrieges. Im New Yorker ist John Updike fasziniert von den Bienenstich-Lippen Max Factors.
Hudson Review | Gazeta Wyborcza | Economist | HVG | Open Democracy | Nouvel Observateur | New Yorker | Outlook India | Wired | Mediapart | New Republic | Tygodnik Powszechny | New Statesman | Babelia | Guardian
Hudson Review (USA), 25.08.2008
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q205/A21518/hudson.jpg)
Hier ein Filmausschnitt:
Outlook India (Indien), 01.09.2008
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q15/A21520/outlook.jpg)
Wired (USA), 16.09.2008
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q137/A21514/wired.jpg)
Weitere Artikel: Steven Levy hat den von den Hackern dieser Erde vergötterten Science-Fiction-Autor Neal Stephenson (mehr hier) besucht und seinen neuen Roman "Anthem" gelesen, der auf knapp tausend Seiten nicht weniger als eine ganze 7000-jährige Kultur erfindet. David Wolman fertigt den ganzen "Das Internet macht uns dümmer"-Blödsinn knapp ab.
Mediapart (Frankreich), 25.08.2008
Eine sehr bittere Bilanz des kurzen Georgien-Kriegs und der europäischen und besonders französischen Rolle zieht der Romancier Gilles Hertzog, der mit Bernard-Henri Levy nach Georgien reiste und für das Online-Magazin Mediapart schreibt. Was den Anfang des Krieges angeht (aber zählt der nach den geschaffenen Tatsachen noch?) übernimmt er die georgische Version: "Saakaschwili hatte den Westen seit langem gewarnt, aber der stellte sich taub. Dann kommt am 3. August die letzte Provokation, ein Attentat in Zchinwali, der 'Hauptstadt' Südossetiens (10.000 Einwohner), begangen von südossetischen Milizen. Saakaschwili befindet sich auf Abmagerungskur in Italien und will mit seiner Familie zu den Olympischen Spielen nach Peking reisen. Nun kehrt er überstürzt nach Tiflis zurück und erfährt, dass die Russen in Nordossetien vor dem Roky-Tunnel in Richtung Südossetien Truppen zusammenziehen, 350 Panzer, die dazugehörige Logistik und Elite-Fallschirmspringer. Soll man sie gewähren lassen? Es wäre das Ende Georgiens..."
New Republic (USA), 10.09.2008
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Der israelische Historiker Benny Morris empfiehlt Andrew G. Bostoms - vielleicht etwas unorganisierte - Geschichte des islamischen Antisemitismus "The Legacy of Islamic Antisemitism", die den Finger auf die Wunde lege: Dem Islam sei Judenfeindschaft von Anbeginn eigen: "Es begann mit dem Koran - oder eher, mit der Begegnung von Mohammed, dem Propheten der neuen Religion, und den jüdischen Stämmen im Hedschas, dem Gebiet des westlichen Arabiens, zu dem auch Mekka und Medina gehören, in dem der Islam um das Jahr 620 herum entstand. Die Juden lehnten, wenig überraschend, den neuen Glauben und seinen Propheten ab; und wenn man dem Koran glauben darf, dann waren sie verächtlich und sarkastisch (Religionen können Humor auf ihre Kosten nie gut verkraften). Tatsächlich behauptet der Koran, dass die Juden geradezu feindlich waren und sogar versuchten, den Propheten zu vergiften. Mohammed selbst hatte bereits zuvor die Ermordung prominenter jüdischer Gegner angeordnet, viele andere zum Übertritt gezwungen oder vertrieben, Hunderte wurden abgeschlachtet und ihre Frauen und Kinder in die Sklaverei gegeben."
Tygodnik Powszechny (Polen), 24.08.2008
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Natürlich wurde in Polen viel über den Jahrestag des Einmarschs in der Tschechoslowakei 1968 berichtet. Andrzej Krawczyk erinnert sich aus diesem Anlass an das "Manifest der zweitausend Worte" des Ludvik Vaculik, das für viele zu radikal war und angeblich die Entscheidung zum sowjetischen Einmarsch mitverursacht hat. "Es war der Versuch", so Krawczyk, "ideologische Inhalte allgemeinverständlich auszudrücken. Aber auch mehr: Der Versuch, das Programm der Parteireformer auf Bereiche auszuweiten, die für den durchschnittlichen Tschechen und Slowaken wichtig waren, aber selbst von den edelsten Vertreter der Reformbewegung in der KPC kaum beachtet wurden."
New Statesman (UK), 25.08.2008
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Weitere Artikel: Jonathan Meades feiert eine zehn Kilo schwere Monografie des "größten Architekten des 20. Jahrhunderts" mit dem sprechenden Titel "Le Corbusier Le Grand". Kaum weniger enthusiastisch schreibt Michael Bywater über Ian Kellys neue Casanova-Biografie.
Babelia (Spanien), 23.08.2008
"Was für ein absurdes Unternehmen." Der spanische Schriftsteller Javier Marias ist seit einiger Zeit unter die Verleger gegangen: Libros del Reino de Redonda, ein Projekt im Stil von Hans Magnus Enzensbergers "Anderer Bibliothek". Marias' Zwischenbilanz fällt eher bescheiden aus: "Die einzige Möglichkeit, nicht völlig den Mut zu verlieren und das Handtuch zu schmeißen, besteht darin, nicht zu wissen, wie hoch die jährlichen beziehungsweise sämtliche mittlerweile aufgelaufenen Verluste sind. Es reicht mir, solange es nicht zum Ruin führt, und ich mache weiter, bis es mir zu anstrengend oder zu langweilig wird oder mich die Gleichgültigkeit der Literaturbeilagen dazu zwingt, den Laden dicht zu machen - wenn die Leser nicht einmal mitbekommen, dass die Bücher erscheinen, was soll es dann? Wahrscheinlich läuft es darauf hinaus, dass die Titel sich in einigen Jahren in Sammlerobjekte verwandeln, die von manchen verzweifelt gesucht werden, weil sie die vollständige Kollektion besitzen wollen. Das nennt man dann vielleicht, für die Nachwelt arbeiten. Ich versichere, dass dies nicht meine Absicht war."
Guardian (UK), 23.08.2008
Eigentlich ist Pankaj Mishra die Verehrung Alexander Solschenizyns suspekt, haben doch so viele andere dissidente Dichter (wie Indonesiens Pramoedya Ananta Toer, Iraks Abdul Rahman Munif and Pakistans Faiz Ahmed Faiz) nicht einmal einen Bruchteil der Aufmerksamkeit erhalten. Aber dann versteht er doch, warum den meisten ein Dissident lieber ist als die gutsituierten Schriftsteller unserer Tage: "Viele scheinen heute eher Preisen hinterherzujagen als sie zu verschmähen, auch Stipendien, Festivals an zunehmend exotischen Orten, Ritterschläge und akademisches Brimborium - all diese endlosen Möglichkeiten, sich mit den Großen und Guten zusammen zu tun. Es ist der Erschaffer von Samisdat-Literatur, der - mittellos und im Verborgenen - der schleichenden und wahrscheinlich unaufhaltsamen Bourgeoisierung standhält, es ist der Schriftsteller, der mit seinem Leid, wenn nicht mit seinem Werk, unseren romantischen Glauben in die Nobilität der künstlerischen Berufung aufrecht hält."
Der Historiker Ian Kershaw sichtet eine Reihe neuer Arbeiten zu 1938 und München und stellt fest, dass sich die meisten Historiker nun auf eine Grundlinie einigen können. Demnach hätte jeder, der es wollte, Hitlers unaufhaltsamen Willen zur Expansion erkennen können. Chamberlains Reputation ist nicht zu retten: "Alles in allem hatte Chamberlain furchtbar schlechte Karten, die er dann aber auch schlecht spielte."
Der Historiker Ian Kershaw sichtet eine Reihe neuer Arbeiten zu 1938 und München und stellt fest, dass sich die meisten Historiker nun auf eine Grundlinie einigen können. Demnach hätte jeder, der es wollte, Hitlers unaufhaltsamen Willen zur Expansion erkennen können. Chamberlains Reputation ist nicht zu retten: "Alles in allem hatte Chamberlain furchtbar schlechte Karten, die er dann aber auch schlecht spielte."
Gazeta Wyborcza (Polen), 22.08.2008
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q83/A21521/wyborcza23082008.jpg)
Economist (UK), 22.08.2008
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Weitere Artikel: Vorgestellt wird eine Studie, die zum Ergebnis kommt, Männern sei ihre Aggressivität vom Gesicht abzulesen - und zwar ganz einfach: je breiter im Verhältnis zur Höhe das Gesicht, desto ausgeprägter die Aggressivität. Besprochen werden Woody Allens neuer Film "Vicky Cristina Barcelona", Bücher, darunter eine Biografie des Dichters John Keats und die Memoiren des jordanischen Politikers Marwan Muasmer, der für arabischen Liberalismus plädiert. Außerdem ein Nachruf auf den palästinensischen Dichter Mahmoud Darwish.
Die Titelgeschichte prophezeit Barack Obama einen "steinigen Weg" zur Präsidentschaft.
HVG (Ungarn), 22.08.2008
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Open Democracy (UK), 19.08.2008
Langfristig wird der Georgien-Krieg fatale Folgen für Russland haben, meint der bulgarische Politologe und Direktor des Centre for Liberal Strategies in Sofia, Ivan Krastev: "Russland hat keinerlei Zugriff auf die georgische Gesellschaft, es gibt keine legitime politische Kraft in Georgien, die die prowestliche Orientierung des Landes in Frage stellt. Russland kann georgisches Territorium besetzen, aber nur um den Preis internationaler Isolation und einer gefährlichen Verschlechterung der Beziehungen zum Westen. Russlands Unfähigkeit, Saakaschwili abzusetzen und eine prorussische Regieurung einzusetzen, bedeutet auch, dass es keine Kontrolle über die Baku-Tbilisi-Ceyhan (BTC) Pipeline gewinnen kann. Darum hat der russische Sieg keine praktische Auswirkung auf Moskaus Ehrgeiz, ein Monopol über Energieleitungen im ex-sowjetischen Raum zu gewinnen."
Nouvel Observateur (Frankreich), 21.08.2008
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Flankiert wird das Interview von Auszügen aus dem neuen Buch sowie Kurzbesprechungen von Neuerscheinungen vor allem von Autorinnen, darunter Amelie Nothomb und Juli Zeh.
New Yorker (USA), 01.09.2008
![](https://www.perlentaucher.de/cdata/fliess/B2/Q19/A21524/ny.jpg)
Außerdem: Ben McGrath testete ein Picknickareal auf dem Mittelstreifen des vielbefahrenen Broadway. Austin Kelley besichtigte das in Manhattan neu eröffnete Sports Museum of America. James Surowiecki untersucht die Ursachen für die Unbeständigkeit des Finanzmarkts. Und Anthony Lane resümiert die zweite Olympiawoche. Zu lesen ist außerdem die Erzählung "Gorse is Not People" von Janet Frame und Lyrik von Michael Dickman und Jeffrey Skinner.
Sasha Frere-Jones stellt den Rapper David Banner und sein neues Album "The Greatest Story Ever Told" vor. Und David Denby sah im Kino Jiri Menzels Historiendrama "I Served the King of England" und Jeffrey Nachmanoffs Krimi "Traitor".
Nur im Print: Porträts des Modedesigners Marc Jacobs (mehr dazu und ein ganz reizendes Foto von Jacobs bei Gawker) und des spanischen Architekten Santiago Calatrava sowie Tipps für Stöckelschuhe tragende Frauen und Ladendiebe.
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