Magazinrundschau
Die Magazinrundschau
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
24.04.2007. Im Espresso beschreibt Andrzej Stasiuk den nationalen Stammeskult der Kaczynski-Brüder. In der London Review of Books entwickelt Colm Toibin angesichts des neuen Romans von Ian McEwan eine steile These. In der New York Review of Books erklärt Vaclav Havel, warum man sich als Präsident besser nicht an der Queen orientieren sollte. In der Revista de Libros überlegt der mexikanische Schriftsteller Juan Villoro, was McLuhan wohl von einem Cybercafe halten würde. Das TLS feiert Rainer Werner Fassbinder. De Groene Amsterdammer meldet erste Studentenproteste in Russland. In edge.org stellt Larry Sanger die Alternative zu Wikipedia vor: Citizendium.
Espresso (Italien), 26.04.2007

Desweiteren erklärt Umberto Eco in seiner Bustina di Minerva, warum der Professor auch in Zeiten von Google und Wikipedia eine Daseinsberechtigung hat.
London Review of Books (UK), 23.04.2007

Weitere Artikel: Michael Wood hat Zack Snyders Sparta-Fantasie "300" gesehen und stellt fest: "Der Autor der graphic novel und die Macher des Films sind keine Faschisten; sie sind nur verliebt in eine faschistische Fantasie, oder vielleicht nur in die Bildmöglichkeiten, die sie ihnen bietet." John Sturrock schreibt über die wenig rühmlichen Seeabenteuer britischer Soldaten im Irak (und/oder Iran). Jeremy Harding kommentiert die Lage vor den französischen Präsidentschaftswahlen. Colin Kidd informiert über die Gegenwart schottisch-britischer Beziehungen.
New York Review of Books (USA), 08.05.2007
Um noch kurz beim Thema von Colm Toibin und Ian McEwan zu bleiben: In einem Artikel über Sarah Bernardt zitiert Robert Gottlieb einen ihren Liebhaber, "ihr männliches vis-a-vis an der Comedie Francaise, Jean Mounet-Sully - ein Löwe von einem Mann. Im Alter sagte er: 'Bis ich sechzig war, dachte ich, es wäre ein Knochen.'"
Zu lesen ist ein Auszug aus Vaclav Havels Erinnerungen "Fassen Sie sich bitte kurz" an seine Zeit als Tschechiens Präsident, sozusagen die Schreckensjahre unter Premier Vaclav Klaus: "Ich erlitt viele Niederlage. Die schlimmsten Erinnerungen habe ich an die Mittwochstreffen. Klaus hatte diese an sich vernünftige Idee. So wie der britische Premier mittwochs die Queen informiert, wollte er auch jeden Mittwoch für eine Stunde auf die Burg kommen. Ich konnte nicht ablehnen. Diese Mittwochnachmittage wurden zu meinem schlimmsten Albtraum, von Dienstagabend an war ich nicht mehr zu gebrauchen. Die Treffen liefen immer gleich ab: fünfzehn bis zwanzig Minuten höfliche Konversation über Gott und die Welt, dann der Moment der Wahrheit: irgendeine Beschwerde über mein Verhalten. Es war immer Unsinn, aber es sollte keinen Sinn ergeben, es sollte mich in die Defensive bringen. Wenn Klaus seinen ersten Schlag gelandet hatte, konnte ich jede Erklärung geben, und er stimmte mir sogar zu. Aber ich konnte weder die Schönheit dieses ersten Schlags auslöschen noch aus der Defensive kommen."
Weitere Artikel: Das Autorenduo Hussein Agha und Robert Malley untersucht die Lage im Nahen Osten und kommt zu dem Schluss, dass es sowohl Israelis wie Palästinenser nicht mehr in der Lage sind, in bilateralen Verhandlungen eine Lösung des Konflikts erreichen. Elizabeth Drew erkundet die innenpolitischen Fronten in den USA in Bezug auf den Irakkrieg und das Dilemma der Demokraten, einen Krieg mitzufinanzieren, der immer unpopulärer wird. Hermione Lee stellt eine Reihe neuer Bücher vor, die nach Sinn und Zweck des Romans fragen. Besprochen werden auch Henry Gidels Buch über Sarah Bernhardt und Monografien zu Francis Bacon.
Zu lesen ist ein Auszug aus Vaclav Havels Erinnerungen "Fassen Sie sich bitte kurz" an seine Zeit als Tschechiens Präsident, sozusagen die Schreckensjahre unter Premier Vaclav Klaus: "Ich erlitt viele Niederlage. Die schlimmsten Erinnerungen habe ich an die Mittwochstreffen. Klaus hatte diese an sich vernünftige Idee. So wie der britische Premier mittwochs die Queen informiert, wollte er auch jeden Mittwoch für eine Stunde auf die Burg kommen. Ich konnte nicht ablehnen. Diese Mittwochnachmittage wurden zu meinem schlimmsten Albtraum, von Dienstagabend an war ich nicht mehr zu gebrauchen. Die Treffen liefen immer gleich ab: fünfzehn bis zwanzig Minuten höfliche Konversation über Gott und die Welt, dann der Moment der Wahrheit: irgendeine Beschwerde über mein Verhalten. Es war immer Unsinn, aber es sollte keinen Sinn ergeben, es sollte mich in die Defensive bringen. Wenn Klaus seinen ersten Schlag gelandet hatte, konnte ich jede Erklärung geben, und er stimmte mir sogar zu. Aber ich konnte weder die Schönheit dieses ersten Schlags auslöschen noch aus der Defensive kommen."
Weitere Artikel: Das Autorenduo Hussein Agha und Robert Malley untersucht die Lage im Nahen Osten und kommt zu dem Schluss, dass es sowohl Israelis wie Palästinenser nicht mehr in der Lage sind, in bilateralen Verhandlungen eine Lösung des Konflikts erreichen. Elizabeth Drew erkundet die innenpolitischen Fronten in den USA in Bezug auf den Irakkrieg und das Dilemma der Demokraten, einen Krieg mitzufinanzieren, der immer unpopulärer wird. Hermione Lee stellt eine Reihe neuer Bücher vor, die nach Sinn und Zweck des Romans fragen. Besprochen werden auch Henry Gidels Buch über Sarah Bernhardt und Monografien zu Francis Bacon.
Revista de Libros (Chile), 22.04.2007
Pünktlich zur Internationalen Buchmesse Bogota und zum Welttag des Buches untersucht der mexikanische Schriftsteller Juan Villoro (s. a. hier) den State of the Art der schwarzen Kunst: "Entgegen McLuhans Prophezeiung hat das Bild nicht die absolute Herrschaft übernommen. Würde McLuhan in einem Cybercafe wieder zum Leben erweckt, müsste er annehmen, in ein seltsames Mittelalter versetzt zu sein, unter lauter Mönche, die vor Bildschirmen geheimnisvolle Texte zu entziffern versuchen. Die Technik hat sich also mit dem Alphabet verbündet. Auf geradezu mythologische Weise leben wir damit weiter in einer von Büchern geschaffenen Welt. Die wichtigsten Religionen halten ihrerseits an diesem Glauben fest. Lesen ist immer noch die erfolgreichste Methode, um abstrakte Vorstellungen zu übermitteln und das Unsichtbare - indirekt - sichtbar zu machen."
Foglio (Italien), 21.04.2007
Andrea Monda porträtiert die Nonne Cristiana Dobner, eine sehr wache Intellektuelle, die sich als Feministin bezeichnet, aus zehn Sprachen übersetzt, Agatha Christie liebt und unter anderem als Literaturkritikerin tätig ist. "Als ich sie per E-Mail kontaktierte, sagte sie mir, sie benutze Skype: 'Es ist schneller als der Messenger und die elektronische Post. Es gibt immer mal wieder Störungen, aber die Verbindung wird immer besser. Meine Priorin weiß, dass ich es für die Arbeit benutze und vertraut mir.' Und so spreche ich also mit Cristiana über Skype, per Videokonferenz. Auf dem Monitor erscheint das schöne Gesicht einer Frau von etwa sechzig Jahren, eingehüllt von der Kopfbedeckung der Karmeliterinnen, in ihrem Fall wiederum eingerahmt von den weißen Kopfhörern beim Telefonieren."
Times Literary Supplement (UK), 20.04.2007
Leo A. Lensing, Professor of German Studies an der Wesleyan University, singt eine Hymne auf "the Wunderkind" Rainer Werner Fassbinder, von dem die Deutschen seiner Meinung nach immer noch nicht begriffen hätten, dass er einer ihrer größten Künstler des 20. Jahrhunderts war. Mit Freude hat Lensing sogar die frühreifen Gedichte "Im Land des Apfelbaums" gelesen: "Gefragt, ob sie die literarischen Neigungen des junger Rainer gefördert hätte, gab seine Mutter, die Schauspielerin Liselotte Eder, zu: 'Es machte mich nervös. Vergessen Sie nicht, der gesamte Fassbinder-Clan - sein Vater, sein Onkel, seine Cousins - alle schrieben Gedichte. Und sie klangen alle wie Rilke! Wenn man seinen Onkel und dessen Kinder besuchte, wurden einem sofort die Originalgedichte der Kinder präsentiert. Und ich sagte mir: 'Oh Gott, bitte, nicht auch noch Rainer!' Die Ergebnisse von Fassbinders frühem Dichten legen nahe, dass seine Mutter erfolgreich jeden Rilkeschen Einfluss verhindert hat."
Besprochen werden Kenneth O. Morgans Biografie des Labour-Politikers "Michael Foot", A.L. Kennedys neuer Roman "Day" und Hildegard Hammerschmidt-Hummels Studie zu Shakespeares Totenmaske "The True Face of William Shakespeare".
Besprochen werden Kenneth O. Morgans Biografie des Labour-Politikers "Michael Foot", A.L. Kennedys neuer Roman "Day" und Hildegard Hammerschmidt-Hummels Studie zu Shakespeares Totenmaske "The True Face of William Shakespeare".
Elet es Irodalom (Ungarn), 20.04.2007
Die Karlsuniversität Prag lehnte den Vorschlag ihrer eigenen Geisteswissenschaftlichen Fakultät ab, die Ehrendoktorwürde für Adam Michnik, dem Chefredakteur der polnischen Tageszeitung Gazeta Wyborcza zu verleihen. Die Entscheidung wurde nicht begründet. "Michnik wurde von mehreren berühmten Universitäten der USA die Ehrendoktorwürde verliehen, die Ehrendoktorwürde von Prag wird in seiner Sammlung nicht unbedingt fehlen", meint Martin M. Simecka, Chefredakteur der tschechischen Wochenzeitung Respekt in einem Gastkommentar. "Eher verdient die Karlsuniversität Prag unser Mitleid. Mitteleuropa irrt zwischen verschiedenen Werten herum, die Orientierungslosigkeit kommt in einem jeden Land unterschiedlich zum Ausdruck, aber eine Begleiterscheinung haben alle Länder gemeinsam: Misstrauen oder sogar Ablehnung gegenüber den Wortführern der ehemaligen demokratischen Opposition, die 1989 den Weg des friedlichen Wandelns vom kommunistischen Regime zur Demokratie bestimmten. ... Auch in Tschechien will man jetzt die Geschichte der letzten zwanzig Jahre umwerten oder sogar völlig umschreiben."
Spectator (UK), 20.04.2007

Groene Amsterdammer (Niederlande), 20.04.2007

New Yorker (USA), 30.04.2007

Weiteres: Atul Gawande untersucht, inwiefern die Medizin einer zunehmend älter werdenden Bevölkerung nützen kann. John Updike rezensiert eine neue Biografie über eine legendäre Predigerin, die in weißem Gewand und Militärumhang auftrat: "Aimee Semple McPherson and the Resurrection of Christian America" von Matthew Avery Sutton (Harvard). Joyce Carol Oates bespricht den Roman "The Pesthouse" von Jim Crace (Nan A. Talese/Doubleday). Paul Goldberger stellt den neuen Erweiterungsbau für das Nelson-Atkins Museums in Kansas City von Steven Holl vor. Und Anthony Lane sah im Kino die Krimiparodie "Hot Fuzz" von Edgar Wright und den neuen Film des Franzosen Francis Veber ("Ein Käfig voller Narren"), "The Valet".
Point (Frankreich), 19.04.2007
Elisabeth Levy und Dominique Quessada haben Peter Sloterdijk, Frankreichkenner und einen der "erfinderischsten" deutschen Philosophen, nach seiner Sicht auf den französischen Präsidentschaftswahlkampf befragt. Sloterdijk hält die jetzige Wahl demnach für eine Chance, endlich das "Museum der Illusionen" zu verlassen und mit der "politischen Lyrik" zu brechen. Er meint: "Für die Mehrheit der Kandidaten ist Frankreich doch nur ein Vorwand. Sie sind auf der Suche nach einem Land, das sich ihren Phantasmen anschließt. Wir Deutschen haben sieben Jahre mit einem Kanzler verbracht, der die Inkarnation des puren Ehrgeizes war. Deutschland war das Symptom und das Spielzeug seines politischen Oberhaupts, wie Frankreich zum Symptom und Spielzeug von Sarkozy oder jemandem anderen werden könnte. Aber Frankreich braucht einen Präsidenten, für den es nicht nur ein Symptom ist."
In seinem Bloc-notes antwortet Bernard-Henri Levy auf Nicolas Sarkozys Ansicht, eine Boykottdrohung gegen die olympischen Spiele in China sei unter allen "dummen Ideen", die er je gehört habe, die "dümmste von allen". Levy, der einer der Wortführer dieser "Dummheit" ist, widerspricht: "Ich denke, im Gegenteil, dass [eine Boykottdrohung] Druck auf China ausüben könnte, seinerseits der Regierung des Sudan Druck zu machen, in Darfur endlich ein Massaker zu beenden, das für mindestens 300.000 Tote und 2,5 Millionen Flüchtlinge verantwortlich ist."
In seinem Bloc-notes antwortet Bernard-Henri Levy auf Nicolas Sarkozys Ansicht, eine Boykottdrohung gegen die olympischen Spiele in China sei unter allen "dummen Ideen", die er je gehört habe, die "dümmste von allen". Levy, der einer der Wortführer dieser "Dummheit" ist, widerspricht: "Ich denke, im Gegenteil, dass [eine Boykottdrohung] Druck auf China ausüben könnte, seinerseits der Regierung des Sudan Druck zu machen, in Darfur endlich ein Massaker zu beenden, das für mindestens 300.000 Tote und 2,5 Millionen Flüchtlinge verantwortlich ist."
Dissent (USA), 01.05.2007

Viel kritischer klingt Michael Walzers Einschätzung im Editorial des Hefts. Nutzen bringt Krieg nur selten, schreibt er, entgegen Clausewitz' bekannter Formel vom Krieg als der Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln: "Positive Folgen wie die Errichtung liberaler, pluralistischer und demokratischer Herrschaft braucht einen politischen und ideologischen Kampf im Vorfeld, während und - besser: anstelle - des Krieges. Die Mittel politischen Kampfes - Agitation, Organisation, Erziehung, Demonstrationen - sind eng verbunden mit der Praxis der Demokratie. Sie sind sozusagen, Einübung des Ausübens von Demokratie. Krieg bringt nichts Ähnliches."
Weitere Autoren sind: Daniele Archibugi, Ofra Bengio, Seyla Benhabib, Mitchell Cohen, Thomas Cushman, John Lister und Shibley Telhami.
Elsevier (Niederlande), 20.04.2007

Economist (UK), 19.04.2007

Weitere Artikel: Jane Austens "Pride and Prejudice" wurde in einer Umfrage zum beliebtesten Buch der britischen Literaturgeschichte gewählt - Grund genug für ein kurzes Porträt der Autorin. Vorgestellt wird eine freche Kriegs-Komödie mit dem Titel "Ekhrajiha" ("Die Ausgestoßenen"), die in iranischen Kinos für Aufsehen sorgt. Auch nach den jüngsten Käufen sieht der Economist Google nicht auf dem Weg zum Monopolisten. Rezensiert wird ein Buch des irakischen Politikers Ali Allawi, der die US-Verantwortlichen gemeingefährlicher Ahnungslosigkeit zeiht. Der Streit zwischen Evolutionisten und Kreationisten ist, wie der Economist ausführt, auf dem Weg, vom amerikanischen zum globalen Phänomen zu werden. Die jüngsten Gewaltakte gegen die Opposition in Russland sieht der Economist als Signal, dass die "rücksichtslosen Paranoiden" an der Regierung keine Zurückhaltung mehr kennen. In der Oettinger-Filbinger-Affäre habe Angela Merkel ein weiteres Mal Führungsstärke demonstriert, meint der Economist. Außerdem gibt es einen Nachruf auf Kurt Vonnegut.
Edge.org (USA), 19.04.2007
Larry Sanger, Mitbegründer von Wikipedia, hat eine neue online-Enzyklopädie gegründet, Citizendium. Jeder darf mitmachen, genau wie bei Wikipedia, aber - und das ist der Unterschied - eine Gruppe von "Experten" wird die Einträge auf ihre Richtigkeit hin kontrollieren. Auf edge.org erklärt Sanger, warum. Um seine Glaubwürdigkeit aufzubessern, hat Wikipedia vor einiger Zeit angefangen, seinen Artikeln Quellen und Fußnoten hinzuzufügen. Das bestätigt für Sanger nur, dass Experten eine wichtige Rolle spielen, auch wenn Wikipedia das leugnet. "Wenn Wikipedianer tatsächlich glauben, die Glaubwürdigkeit der Artikel werde verbessert, indem man Zitate von Experten anführt, würde sie dann nicht noch mehr verbessert, wenn diese Experten eine bescheidene Rolle in dem Projekt spielen würden? Und auf der anderen Seite, wenn es nicht stimmt, dass die zitierten Passagen von Experten stammen, wozu sind sie dann gut? Zur Zeit haben sie einen mysteriösen, talismanartigen Wert. Es scheint, dass Fußnoten für uns alle einen Artikel glaubwürdiger machen - aber warum? Was auch immer der Grund ist, Wikipedianer würden nie zugeben, dass es daran liegt, dass die Leute, die zitiert werden, glaubwürdige Autoritäten auf ihrem Gebiet sind."
Magyar Hirlap (Ungarn), 15.04.2007
Über 500.000 ungarische Juden wurden während des Zweiten Weltkriegs verschleppt und in Konzentrationslagern ermordet. "Nicht nur die Opfer, auch die Mittäter waren ungarische Bürger", betonte Zoltan Pokorni, Vizepräsident der rechtskonservativen Oppositionspartei Fidesz, während des Gedenktags des ungarischen Parlaments und wischte damit gleich zwei Behauptungen der Antisemiten vom Tisch: die ungarischen Juden seien gar keine Ungarn gewesen, und die Täter waren ausschließlich Deutsche. In einem Artikel fordert die liberal-konservative Zeitung ihre Leser auf, gemeinsam gegen den neuen Antisemitismus aufzutreten: "Die Vergangenheit ist nicht abgeschlossen. Die Not, Leid und Tragödie des zwanzigsten Jahrhunderts muss bewältigt werden. Während der Diktatur konnten wir sie nicht verarbeiten, weil Fragen über die Vergangenheit damals künstlich verdrängt wurden. ... Wir machen immer die Anderen, das andere politische Lager dafür verantwortlich. Tausende Menschen zogen gestern durch Budapest, um des Holocausts zu gedenken: nur gemeinsam können wir die Vergangenheit bewältigen und den neuen Antisemitismus bekämpfen."
New York Times (USA), 22.04.2007
Nach Outlook India äußert sich nun auch die New York Times sehr wohlwollend über Mohsin Hamids Roman "The Reluctant Fundamentalist", in dem ein in Princeton ausgebildeter Pakistani einem unbestimmten Gegenüber seine Weltsicht vor bzw. nach dem 11. September 2001 erklärt. Karen Olsson sieht das Besondere in der mehrschichtigen Figurenkonzeption des zwischen seiner Zu- und Abneigung gegenüber den USA schwankenden Erzählers: "Der Titel scheint ironisch gemeint und führt zu der Frage, ob jeder muslimische Kritiker der USA als Fundamentalist gelten kann oder ob die Bezeichnung nicht doch besser auf die Vertreter der kapitalistischen amerikanischen Oberschicht passt. Allerdings ist der Roman interessanter als solche Erwägungen: Der Fundamentalist und potentielle Attentäter scheint nämlich auf beiden Seiten des Tisches zu sitzen."
Weiteres: Liesl Schillinger empfiehlt die geheimen Tagebücher des New Yorker Society-Kolumnisten Leo Lerman mit dem vielverheißenden Titel "The Grand Surprise". Rachel Donadio befragt britische und amerikanische Historiker zu den abenteuerlichen Recherchebedingungen in Putins Russland und stellt fest: Die Staatsarchive waren schon einmal leichter zugänglich.
Weiteres: Liesl Schillinger empfiehlt die geheimen Tagebücher des New Yorker Society-Kolumnisten Leo Lerman mit dem vielverheißenden Titel "The Grand Surprise". Rachel Donadio befragt britische und amerikanische Historiker zu den abenteuerlichen Recherchebedingungen in Putins Russland und stellt fest: Die Staatsarchive waren schon einmal leichter zugänglich.