Heute in den Feuilletons

Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
05.10.2002. Die FAZ entdeckt eine neues Gedicht und eine neue Geliebte von Gottfried Benn. Die FR erklärt die Tücken der Toleranz. Die taz wirft einen Blick auf die litauische Literatur. Die NZZ bilanziert schon mal den Buchherbst. Und in der SZ verteidigt Timothy Garton Ash Peter Handke.

FAZ, 05.10.2002

Es gibt Neues von Gottfried Benn: ein neues Liebesgedicht und eine neue dazugehörige Geliebte, berichtet Florian Illies. Das Gedicht, das im Rahmen des Artikels zum ersten Mal veröffentlicht wird, stammt aus dem Jahr 1952 und trägt den Titel "Liebe". Es habe lange und irrtümlicherweise zwischen Benns Briefen an seine Frau Ilse gelegen, bis Holger Hof, der Herausgeber der Benn-Gesamtedition, die im nächsten Jahr erscheinen soll, es dort entdeckt habe. Nun stellt sich allerdings die pikante Frage der Adressatin: "An wen nun hat Benn gedacht, als er diese Zeilen schrieb? Er dachte weder an seine Ehefrau noch an eine der Literaturgeschichte bekannten Geliebten. Er dachte an eine Else. 'E.L.' findet sich in den Tagebüchern dieser Tage". Oder handelt es sich etwa um Else Lasker-Schüler, "seine große Liebe von einst"?

Höchst dubios findet "igl" den gestern im Magazin der Süddeutschen Zeitung erschienen Bericht von Peter Handke über das Den Haager Verfahren gegen Slobodan Milosevic, das er - wenn auch "unausgesprochen" - zum "fragwürdigen Medienspektakel" erklärt. Nicht nur, dass Handke Sympathie für die Angeklagten hege und "die Legitimation des Gerichtshofs in Zweifel zieht", er stelle zudem Milosevics Verantwortung und die Existenz einer "Befehlskette" in Frage. Auf die von der Textüberschrift formulierte Frage: "Und wer nimmt mir mein Vorurteil?" antwortet "ipl": "Eine heikle Frage. denn ließe er sich seine Vorurteile nehmen, was bliebe von Peter Handke?" (Den Handke-Text konnten wir im Netz leider nicht finden).

Weitere Artikel: Mit Blick auf die anstehende Frankfurter Buchmesse zeichnet Reinhard Veser ein Panorama der litauischen Gegenwartsliteratur. Die neuen Sachbücher kommen und Andreas Platthaus wagt eine Prognose, wer die Renner der Saison sein werden.

Andreas Rossmann war in Brüssel auf dem EU-Kultur-Kolloquium und beklagt den eklatanten Mangel, nicht nur an Mitteln, sondern auch an Engagement für eine europäische Kulturpolitik. In einem Gespräch mit Michael Gassmann spricht Anne-Sophie Mutter über ihre jüngste Beethoven-Neueinspielung und fordert mehr Musikerziehung in den Schulen. In der Kolumne rekapituliert "Rh" die historische Farbpalette des nun sandsteinfarbenen - und enthüllten - Brandenburger Tors (und so sieht's jetzt aus).

Es wird gemeldet, dass 120 deutsche Wissenschaftler, Intellektuelle und Künstler, darunter unter anderen Jürgen Habermas und Günter Grass, eine Resolution unterzeichnet und veröffentlicht haben, in der die amerikanische Regierung zum Frieden aufgerufen wird.


Auf der Medienseite schreibt Michael Hanfeld über die drei Leben des Produzenten Nico Hoffmann und Peter Sloterdijk, der sich am Sonntag wieder ins "Glashaus" setzt, verrät in einem Gespräch mit Holger Fuß, wie man der Langeweile den Garaus macht.

Besprochen werden Hörbücher - Regina Leßners "Großes Astrid Lindgren Hörbuch", die "Fabeln" von Jean de la Fontaine -, die morgen wiedereröffnete Porzellansammlung im Dresdner Zwinger, Bruckners Neunte von den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Sir Simon Rattle, Christian Dietrich Grabbes Stück "Hannibal" in Stuttgart, Gurinder Chadhas Film "Kick it Like Beckham", Bücher - Durs Grünbeins Lyrikband "Falten und Fallen", Ismail Kadares Roman "Die Brücke mit den drei Bögen", Kiran Nagarkars Roman "Krishnas Schatten", eine bislang unbekannte Fotoserie, die Picasso beim Stierkampf zeigt und Peter Demetz' Buch über fliegende Literaten -, CDs, die neuen Alben von Supergrass, Chris Rea und von einer bluesigen Shemekia Copeland.

FR, 05.10.2002

Der linksliberale amerikanische Philosoph Michael Walzer war einer der Unterzeichner des "What we?re fighting for"-Dokuments, mit dem 200 Intellektuelle der USA den Afghanistan-Krieg rechtfertigten. Einen Angriff auf den Irak lehnt Walzer im Interview allerdings ab. "Es gibt keine stichhaltigen Beweise, dass Irak Massenvernichtungswaffen gegen eines der benachbarten Länder oder gegen die Vereinigten Staaten einsetzen will - oder kann. Insofern gibt es auch keine Rechtfertigung für einen 'zuvorkommenden' (pre-emptive) Schlag gegen das Regime in Bagdad. Im Gegenteil! Noch ist Zeit für eine andere Lösung all der Probleme, die uns Saddam Hussein ganz unbestreitbar bereitet."

Der Biologe und Konstruktivist Humberto Maturana spricht darüber, wie schrecklich all diejenigen sind, die sich im Besitz der Wahrheit glauben. Schlimmer sind da nur noch die Toleranten, findet er: "Der andere liegt zwar falsch, aber man wartet noch ein bisschen mit seiner Vernichtung: Das ist Toleranz. Eine andere Herangehensweise bestünde jedoch darin, der Weltsicht des anderen mit Respekt zu begegnen; man ist bereit, ihm zuzuhören und sich auf seine Realität einzulassen und ihre grundsätzliche Legitimität zu akzeptieren."

Weiteres: Navid Kermani erfährt in einer E-Mail aus dem Ossendorfer-Gefängnis, warum David Siebrecht um seine tote Freundin herumgeschrieben hat anstatt die Polizei zu rufen. Renee Zucker erklärt, warum der American Way of Life den irakischen Kurden gefährlich werden könnte. Für "tt" wirft Peter Handkes im SZ-Magazin veröffentlichter Essay über den Prozess gegen Slobodan Milosevic nur Fragen auf: "Ist Milosevic also der richtige Typ, nur leider im falschen Film?"

Besprechungen widmen sich Andreas Dresens Tragikomödie "Halbe Treppe", Johan Simons Stuttgarter Inszenierung von Christian Dietrich Grabbes "Hannibal", den so richtig bisher eigentlich nur die Nazis mochten, die intelligente Aufführung von Kleists "Die Familie Schroffenstein" in Straßburg, und Bücher, die Neuauflage von George Brookshaws Obstzeichnungen im Bilderband "Pomona Britannica", Renata Serelytes postsowjetischer Herzensbildungsroman "Sterne der Eiszeit" und Thomas Elsässers Untersuchung des frühen, verspielten Kinos. Schließlich gibt's noch eine Leseprobe aus "Otto Sander. Ein Hauch von Anarchie darf schon dabei sein . . ." von Klaus Dermutz.

Einiges drin im Magazin diesmal: Ken Follett spricht über Krieg als Romanstoff, den schlechten Stil von Tony Blair und das definitive Thriller-Rezept zum Nachschreiben. Aber Vorsicht! "Dass eine gute Geschichte alle vier, fünf Seiten eine überraschende Wendung nehmen muss, wie es meine Formel vorsieht, klingt vielleicht nach einer einfachen Regel. Aber sie umzusetzen, ist sehr, sehr schwierig."

Außerdem unternimmt Gerald Fricke eine Spritztour in die 80er, Henni Nachtsheim vom hessischen Kabarett-Duo Badesalz (hier mehr) annonciert die Rückkehr der Popband "The Hotz", während Detlev Reinert vor Ort, in St. Louis an der Grenze zu Mauretanien, die berühmteste Band Westafrikas erlebt hat, das Orchestra Baobab (mehr hier). Christoph Jenisch war beim jovialen König der winzigen irischen Insel Tory zu Besuch, der mit seinen Untertanen auch mal gerne einen trinkt. Hol? mir mal 'n Bier hier! In seiner Kurzgeschichte erklärt Jess Jochimsen schließlich, wie er als 14-Jähriger die überlebensnotwendigen Kuss-Techniken erlernt hat.

NZZ, 05.10.2002

Eine erste Bilanz zum Bücherherbst zieht Angela Schader. Auffällig viele Neuerscheinungen kreisen um das Thema Verlust, stellt Schader fest. Eine kleine Kostprobe der von ihr herausgestellten Werke: In seinem Bericht 'Der eigene Tod' schildert der ungarische Schriftsteller Peter Nadas nach einem Herzinfarkt "den Weg vom reflexhaften Festhalten an einer Art Normalität bis an die Grenze des 'Anderen', wo sich ein unendlicher Horizont aufzutun scheint. Nadas' Landsmann Istvan Örkeny hält in seinen 'Minutennovellen' ähnliche, freilich aus der Alltagsrealität ins rein Phantastische ausschlagende Entwicklungen fest, während der Protagonist von Susanne Röckels Roman 'Aus dem Spiel' wie in einem üblen Traum aus einer gesicherten Existenz gekippt wird, in der Anderwelt von Elend und Verwahrlosung aber unverhofft eine Art Glück findet." Aber auch Beschwingteres erwartet das Lesepublikum in diesem Herbst: So legt A. S. Byatt "mit einer Handvoll moderner Märchen ein zauberhaftes Intermezzo zwischen ihren gewichtigen Romanen ein".

Im neuen Film von Steven Spielberg, so erfahren wir von Andreas Maurer, versucht sich der Starregisseur erneut als mutiger Visionär. Die Betonung liegt wohl auf "versucht": Das Werk "Minority Report", in dem Verbrechen der Zukunft vorhergesehen und durch das Dingfestmachen des späteren Täters effektiv verhindert werden, "hätte leicht Steven Spielbergs unsinnigste, aufregendste Eskapade seit langem werden können". Stattdessen sei das Werk "nicht viel visionärer als die Fünf-Tages-Wetterprognose", zeigt sich der Rezensent recht enttäuscht. "Während der Hauptdarsteller (Tom Cruise) als Getriebener so wenig abgründig wirkt wie als Strahlemann, amüsiert sich Spielberg in seiner munter-düsteren Vision wie in Disneyland; augenzwinkernd inszeniert er die Invasion mechanischer Spionagespinnen, als seien es Wiedergänger der Dinosaurier aus seinem 'Jurassic Park'."

Weitere Artikel: Die "programmatischen Wagnisse", die der neue Intendant der Berliner Festwochen, Joachim Sartorius für die diesjährigen Festspiele angekündigt hat, stellt uns Christoph Funke vor: "Verzichtet wird auf das gewohnte Generalthema im Bereich Musik, dafür gilt besonderer Ehrgeiz dem neuen Schwerpunkt Theater, Tanz, Performance und Literatur. Außerdem: Claudia Schwartz wirft einen amüsierten Blick auf das Lieblingsobjekt Berliner Streithähne, das am Tag der Einheit nach "pseudohistorischer Rekonstruktion" enthüllte Brandenburger Tor und Michael Mayer unternimmt einen Rundgang durch eine Ausstellung über Zeitungssauschnitte um 1900 in Berlin.

Besprochen wird ein "Du"-Heft zu Robert Walser, dem "fast stummen Dichter, dem Wanderer in dem Bleistiftgebiet" (so Dieter Bachmann in einem der enthaltenen Aufsätze), das "erstaunliche" Romandebüt von Peter Untucht und ein Buch des Slawisten Karl Schlögel über die ostwärts rückende Mitte.

Literatur und Kunst kreist heute vor allem um das Thema Litauen als Buchmessenschwerpunkt. Marius Ivaskevicius, litauischer TV-Produzent, Dokumentarfilmer, Drehbuchautor und Prosaschriftsteller, zeichnet die erstaunlichen Metamorphosen des Landes im Laufe der Geschichte nach, Claudia Sinnig befasst sich mit dem Stellenwert litauischer Literatur und Ulrich M. Schmid führt durch die nur 150 Jahre alte Literaturgeschichte des baltischen Staates. Außerdem: Andreas Kaplony sinnt über die Zukunft von Jerusalem als Stadt dreier Religionen nach und Christiane Zintzen stellt zwei Studien zur bürgerlichen Schaukultur im Wien des ausgehenden 19. Jahrhunderts vor.


TAZ, 05.10.2002

Zuerst das tazmag: Von den wachsenden Spannungen unter den bosnischen Muslimen berichtet Erich Rathfelder in einem ausfürhlichen Hintergrundartikel. Die Fundamentalisten gewinnen an Boden, das traditionell tolerante Klima weicht einer agressiveren Stimmung. Die Entwicklung ist auch schwer zu übersehen, schreibt Rathfelder. "Nach wie vor werden neue Moscheen und Kulturzentren im ganzen Land betrieben und gebaut. Mittlerweile sind es schon knapp hundert Projekte. Es handelt sich dabei um Moscheen, die mit ihrer klotzigen Architektur und den verkitschten, nachts grün angestrahlten Minaretten wenig mit dem feingliedrigen, traditionellen bosnischen Baustil zu tun haben." Hier noch einige Hintergrundinformatuionen zu Muslimen in Bosnien.

Im Weiteren porträtiert Christian Jansen den "Koloss mit der Fistelstimme" - Otto von Bismarck (hier einige biographische Daten). Veronika Rall widmet ihrem Objekt der Begierde Tom Cruise eine glühende Hommage (dazu ein paar Splitter zum Thema Männer und Kino). Cornelia Kurth erschrickt ein wenig darüber, wie wenig man bei der sogennanten gemeinnützigen Arbeit verdient - ein Euro pro Stunde. "Wo gibts denn so was?" (dazu einige Fakten).

Auf der Tagesthemen-Seite kritisiert Buchautor Peter Hertel die Heiligsprechung des Opus-Dei-Gründers Josemaria Escriva. Michael Braun pflichtet ihm bei: "Escrivas Heiligenschein trügt".

Das Feuilleton steht im Zeichen der Buchmesse: Katharina Granzin wirft einen Blick in die Literatur des Gastgeberlandes Litauen, während die taz die neuesten literarischen Werke ihrer Redakteure vorstellt. Besprochen werden ein Konzert der Soul-Debütantin Alicia Keys und Andreas Dresens tragische Filmkomödie "Halbe Treppe".

Und schließlich TOM.

SZ, 05.10.2002

In selbst für seine Verhältnisse scharfen Ton verurteilt Heribert Prantl den Weltrichter USA, der das Recht des Stärkeren praktiziert. Krieg ist da unvermeidlich, weiß Prantl. Es war schon immer so. "So wie Bush haben schon vor 2.500 Jahren die Athener argumentiert. Die waren zwar demokratisch regiert, aber ihre politische Substanz reichte über die Stadt selbst nicht hinaus; außenpolitisch agierte in der Antike niemand kriegerischer als die athenische Demokratie. Athens Politik war auf die Unterwerfung der kleineren Städte abgestellt."

Timothy Garton Ash schreibt wie der Wind. Oder er hat Peter Handkes gestern im SZ-Magazin erschienenen Essay (über den Prozess gegen Slobodan Milosevic), den er hier verteidigt, schon vorher bekommen. Jedenfalls ist Ash froh, dass es noch Intellektuelle gibt, die sich trauen, ihre Meinung zu sagen. "Ich möchte sehr, dass sich Schriftsteller und Dichter an den großen politischen Auseinandersetzungen unserer Zeit beteiligen. Wir brauchen sie. Und sich dafür zu engagieren, einer größeren Weltöffentlichkeit verständlich zu machen, wie viele unschuldige Serben gelitten haben, ist mehr als legitim."

Weitere Artikel: Fritz Göttler erinnert sich genüsslich an den ersten James-Bond-Film vor 40 Jahren (hier mehr zu "James Bond jagt Dr No" und allen anderen Filmen). Denn "um die Welt zu retten, gibt es diverse Operationsweisen und Stile, und die effizientesten und elegantesten hat immer noch James Bond." Passend dazu erzählt Set Designer Ken Adam unter anderem, wie man die perfekte Kommandozentrale für einen wahnsinnigen Schurken entwirft. Der Architekturkritiker Wolfgang Kil meldet sich in der Debatte über das ins Wanken geratene Berufsbild des Architekten zu Wort. Angesichts schrumpfender Städte hierzulande sieht Kil schlechte Zeiten aufziehen "für die Meister der spektakulären Form. Statt Stildebatten sind wieder Sachanalysen gefragt." Alexander Kissler gibt Entwarnung in der Debatte um die Heiligsprechung des Opus-Dei-Gründers Josemaria Escriva: "Opus Dei wird die Kirche nicht schleichend übernehmen, deren geheimnisvollstes Kind aber bleiben." Desweiteren würdigt Kissler den verstorbenen Physiker und Konstruktivisten Karl-Heinz-Förster. Stefan Koldehoff schreibt zum Tode des Sammlers und Philanthropen Walter Hubert Annenberg. Wir bleiben bei der Vergangenheit: Thomas Thiemeyer lässt den Historikerkongress in Münster Revue passieren, bei dem die Gelehrten zum Problem der weltweiten Vergangenheitsbewältigung nach Kriegen und Krisen eine recht einfache Formel fanden: "Reden ist Silber, schweigen ist Gold." Thomas Thieringer gratuliert der ewig jung gebliebenen Wiener Schauspielerin Johanna Matz zum 70. Geburtstag. Lothar Müller schließlich liefert uns ein wenig Vorwissen zu John M. Coetzees Erzählung "Das Problem des Bösen" in der SZ am Wochenende.

Besprochen werden das von Johan Simons elefantös inszenierte Historiendrama "Hannibal" am Stuttgarter Staatstheater, die Ausstellung "Michel Erhart und Jörg Syrlin" in Ulm, die den berühmten mittelalterlichen Bildhauern der Stadt gewidmet ist, und Bücher, nämlich die Erinnerungen des Satirikers Chlodwig Poth, Raymond Roussels Afrika-Impressionen, Hans Pleschinskis Roman "Bildnis eines Unsichtbaren" sowie zwei Bände zu Leben und Werk des Mathematikgenies Kurt Gödel.

In der wunderbaren Wochenendbeilage lesen wir eine Reportage von Volker Gustedt, der sich in das indische Auroville aufgemacht hat, dem Ort, wo seit 1968 der neue Mensch entsteht. "Spiralförmig windet sich im Inneren des Muttertempels eine Rampe in die Höhe. An deren Ende muss man sich weiße Socken überstreifen und gelangt dann still in einen Raum von erschlagender Nüchternheit. Weiße Marmorwände, weiße Säulen, weiße Sitzkissen. In der Mitte ruht auf einem goldenen Gestell eine Kristallkugel, die von Carl Zeiss aus Jena kommt. 70 cm Durchmesser. Tonnenschwer."

Außerdem: Die Erzählung "Das Problem des Bösen" des südafrikanischen Autors John M. Coetzee (hier seine bei uns verzeichneten Bücher), die Festschrift Rebecca Casatis zum Ende der Political Correctness, das Lob Peter Bäldles an die Adresse der Vogue-Chefredakteurin Anna Wintour, die afghanischen Frauen ihr Selbstwertgefühl zurückgibt, und das Plädoyer Jürgen Neffes für ein Posthum-Projekt, für das jeder Mensch nach dem Tod seine Gene zur Verfügung stellen soll. Zu guter Letzt unterhält sich Willi Winkler wie immer auf lesenswerte Art und Weise, diesmal mit dem Autor Walter Kempowski (hier seine Bücher bei uns).