Magazinrundschau - Archiv

MicroMega

67 Presseschau-Absätze - Seite 3 von 7

Magazinrundschau vom 28.10.2014 - MicroMega

Vor zehn Tagen kam es zum historischen Händedruck zwischen Wladimir Putin und Matteo Salvini, dem aktuellen Chef der Lega Nord. Giovanni Savino erklärt in MicroMega, dass dieser feierliche Moment keineswegs Zufall war - sondern Ausdruck einer geplanten Wende der Lega Nord zu einem offen bekannten Rechtsextremismus und zugleich weiterer Beleg, dass Putin zur Kristallisationsfigur der Rechtsextremen in Westeuropa wird: "Die Russophilie Salvinis ist keineswegs Frucht eines bloßen politischen Kalküls, sondern eine Debatte, die im Lager der Lega seit mindestens einem Jahr andauert und zur Eröffnung einer "Associazione culturale Lombardia-Russia" geführt hat. Sie soll... vor allem die Ideen des eurasistischen Ideologen Alexander Dugin weiterverbreiten. Seit Februar 2014, als der Verein offiziell startete, werden Schriften Dugins regelmäßig auf der Site lombardia-russia.org veröffentlicht, und der Gelehrte war am 4. Juli Gast einer Konferenz des Vereins."

Magazinrundschau vom 20.10.2014 - MicroMega

Valerio Gigante veröffentlicht einen kundigen und recht kritischen Hintergrundtext zur Bischofssynode, mit der Papst Franziskus Anstöße zur Reform familienrechtlicher Direktiven der katholischen Kirche geben wollte. Dass wiederverheiratete Geschiedene nach wie vor zur Kirche gehören, wie der ungarische Kardinal Erdö betonte, ist für Gigante eine bloße Binsenwahrheit: "In Wirklichkeit zeichnet sich durch die Erklärung Erdös nur noch deutlicher die extreme Zweideutigkeit ab, die auch die Synode insgesamt charakterisiert: Es gibt eine Menge Sperenzchen, Erklärungen, die Neuigkeiten, Wenden, Revolutionen verkünden, viele Kommissionen, Debatten, Studien zur Vertiefung von Fragestellungen, aber wenige, sehr wenige Antworten auf die Probleme, die die Gegenwart aufwirft und auch der katholischen Kirche stellt."

Magazinrundschau vom 09.09.2014 - MicroMega

Ein bisschen akademisch, aber dennoch hochaktuell mit Blick auf Italien und Frankreich liest sich Alessandro Mulieris Interview mit der Demokratietheoretikerin Nadia Urbinati, die in ihrem neuen Buch "Democrazia sfigurata - Il popolo fra opinione e volontà" (das zugleich auf Englisch in der Harvard University Press erscheint) unter anderem über die Gefährdung von Demokratie durch den Populismus nachdenkt. Sie weigert sich dabei, zwischen Rechtspopulismus à la Berlusconi und Linkspopulismus à la Chavez unterscheiden: "Der Populismus ist Ausdruck eines extremen Denkens von der Mehrheit her, und das macht die Unterscheidung zwischen Links- und Rechtspopulismus irrelevant. Sie tut einfach nichts zur Sache, denn in der Form ist der Populismus stets gleich. Übernehmen sie die Macht, tun beide Populismen das gleiche. Der Populismus ist antiliberal und erträgt keine Minderheiten." Die Machtübernahme schildert Urbinati so: "Populismen nutzen demokratische Verfahren nur auf dem Weg zur Selbstbehauptung - mit dem Ziel zu siegen. In einem zweiten Moment versuchen populistische Führer ihre Ideen rundheraus durchzusetzen und eine Koinzidenz zwischen Staatsmacht und diesen Ideen herzustellen."

Magazinrundschau vom 04.08.2014 - MicroMega

Giacomo Russo Spena stellt das offenbar sehr gut dokumentierte Buch der Journalisten Nadia Angelucci e Gianni Tarquini über den uruguayischen Präsidenten Pepe Mujica vor, der für ihn auf dem Weg von den Tupamaros zur zähneknirschend anerkannten parlamentarischen Demokratie die Hoffnung eines neuen linken Aufbruchs in Lateinamerika repräsentiert. Das geht nicht ab ohne einige urkatholische Elemente. "Die Zeitungen erzählen, wie er sich am Tag seiner Amtseinführung mit Jeans, Aktentasche, Wuschelkopf und altem Moped präsentierte. Das ist der Stil seines Lebens, extrem demütig, nüchtern und quasi - so würde ich sagen - franziskanisch -, der ihn bis heute prägt... Und dann all die Innovationen in seinem Land. Vor allem im Bereich des Zivilrechts: Die Einführung der Homoehe (eine Revolution in Lateinamerika) und die Legalisierung des Cannabis. Mehr noch. Der Kampf gegen die Vergeudung, die Entscheidung, einen großen Teil seines Einkommens den Armen zu geben. Und schließlich die Kampagne gegen die Waffen: Jedem, der ein Gewehr bringt verspricht der Staat ein Fahrrad und einen Computer."

Magazinrundschau vom 12.08.2014 - MicroMega

Cecilia M. Calamani von der Website cronachelaiche.it bespricht für Micromega Fabrizio Tollis Buch "Chiesa e pedofilia - Il casoo italiano": "Seit 2000 sind etwa 150 Fälle in den Blick der Justiz gelang, "hinzukommt die Dunkelziffer", versetzt der Autor. "Darüberhinaus trägt die Kirche nicht zur Klärung bei, die Archive bleiben versiegelt, und so weit möglich versucht man der Zusammenarbet mit der "weltlichen Justiz" auszuweichen." Die von der italienischen Bischofskonferenz erarbeiteten "Leitlinien zum Umgang mit sexuellem Missbrauch in der Kirche, die im März veröffentlicht wurden, unterstreichen ein weiteres Mal, dass die Bischöfe nicht zur Anzeige bei den staatlichen Behörden verpflichtet sind."

Magazinrundschau vom 15.07.2014 - MicroMega

Rossana Rossanda lebt noch! Mit Ehrfurcht wurde einst ihr Name geraunt, sie hatte Il Manifesto gegründet, eines der Vorbilder der taz. Aus der italienischen KP war sie ausgeschlossen worden, weil sie zu links war und der Partei ein allzu laues Verhältnis zu Moskau vorwarf. Nun ist sie neunzig Jahre alt und "entlarvt" in Paolo Flores d"Arcais" Zeitschrift MicroMega den gegenüber der Ukraine allein aus wirtschaftlichem Interesse handelnden Westen. Auch Links und Rechts und Gut und Bös und West- und Ostukraine sind bei ihr noch übersichtlich sortiert: "Im Zweiten Weltkrieg ist die deutsche Besatzung auf die Zustimmung eines Teils des politischen Panoramas gestoßen, ein Erbe, das ganz deutlich noch in den kürzlichen Ereignissen am Maidan lebendig war: Die nazistische Partei ist noch aktiv, und das ist nicht der einzige Grund, warum das Land zwischen West und Ost geteilt bleibt." Kommunisten und Faschisten - jeder hat seinen eigenen Lieblings-Putin!

Magazinrundschau vom 01.07.2014 - MicroMega

Nichts macht Kräfte der Beharrung froher als vermeintliche Revolutionäre auf dem Rückweg zum Status quo. In Italien hat ein Kollektiv angeblich libertärer Hacker namens Ippolita ein Pamphlet gegen das Netz verfasst, das Micromega begeistert zitiert: "Das Internet macht uns nicht weiter und bereichert uns nicht. Google macht die Welt nicht demokratischer. Facebook macht uns nicht besser. Apple macht uns nicht kreativer. Amazon gibt uns keiner größere Auswahl. Twitter ist nicht unser Ohr für kommende Revolutionen. Sie sind nur ein Grüppchen von Protagonisten, die neuen Herren Digitaliens, die großen Mediatoren der Information, die den Raum in immer homogenere Unternetze aufteilen." Im Auszug bei Micromega fehlt leider der Ausblick der Autoren: Sollen wir Google enteignen?

Magazinrundschau vom 11.06.2014 - MicroMega

Mauro Pesce und Adriana Destro begeben sich in ihrem Buch "La Morte di Gesù" auf die Spuren von Jesus und stützen sich dabei vor allem auf die überlieferten, meist biblischen Texte. Im Gespräch mit Valerio Gigante in Micromega thematisieren sie auch den hinhaltenden Widerstand der katholischen Kirche gegen eine solche Historisierung: "In Wahrheit beginnen ja schon die Evangelien, die Briefes des Paulus und die Apostelgeschichten den Sinn der Ereignisse zu verändern, da sie zeigen wollen, dass der Tod Jesu einem göttlichen Plan folgten, der schon in den jüdischen Schriften des vorgezeichnet ist. Das ist es, was wir mit einer abstrusen Vokabel, als die "Skriptualisierung" der Ereigniss bezeichnen können. Aber eine aufmerksame Lektüre zeigt, dass diese Texte in ihrer Absicht, dem Tod Jesu Sinn zu geben, zu unterschiedlichen Interpretationen kommen."
Stichwörter: Jesus, Leben Jesu, Evangelien

Magazinrundschau vom 14.03.2014 - MicroMega

Etwas akademisch trocken, aber nicht uninteressant liest sich Giacomo Fronzis Erinnerung an Bruno Maderna - den vor 41 Jahren viel zu jung verstorbenen Avantgarde-Komponisten, der mit anderen die elektronische Musik voran brachte: "Aus seinen Werken tönt uns die Raffinesse der Arbeit am klanglichen Material entgegen, vor allem auf Mikroebene, indem sie - musikalisch, technisch und poetisch - pulverfeine Mikrostrukturen hervorbrachten und organisierten. Maderna fragte in einem prekären Moment der Musikgeschichte, als die elektronische die akustische Seite der Musik in tödlicher Umarmung zu ersticken drohte, nach der musikalischen Rolle der verschiedenen Klangquellen. Sie erforschen darum die verschiedenen Dimensionen, in die sich das Klangmaterial öffnen kann und führen einen fruchtbaren Diealog zwischen dem Natürlichen und dem Synthetischen." Das mag ein bisshen abstrakt klingen, aber man versteht sofort,was gemeint ist, wenn man sich ein bisschen auf die Klangwirkungen der "Musica su due dimensioni" (1958) für Flöte und Elektronik einlässt.



Magazinrundschau vom 28.02.2014 - MicroMega

Maria Antonietta Calabrò hat ihr klassisches Buch "Le mani della Mafia", das die Kapillarverbindungen zwischen Mafia, Vatikan und der P2-Loge untersuchte, nach zwanzig Jahren neu veröffentlicht, auch weil einige Prozesse aus der Zeit der Achtziger erst jetzt zum Abschluss gekommen sind, so etwa der Prozess gegen die Mörder Roberto Calvis. Calvi spielte in diesem italienischen Bermuda-Dreieck eine wichtige Rolle, bis er 1982 ermordet unter eine Londoner Brücke gefunden wurde. In einem langen Interview mit Micromega spricht Calabrò unter anderem über die lateinamerikanische Connection der Vatikanmafiosi und Verschwörer: "Wir müssen nur an den Präsidenten der (mit dem Vatikan verbundenen) Banco Ambrosiano denken, Carlos Guido Natal Coda, ein ehemaliger argentinischer Admiral, der mit der P2 verbunden war und ein Vertrauensmann des berüchtigten Ex-Diktators und Generals Emilio Eduardo Massera war. Generaldirektor war damals der Patriarch einer Bankiersfamilie, der Trusso, der die Diözese von Buenos Aires in den Bankrott führte. Eine höchst komplizierte Situation, die mit großem Geschick vom heutigen Papst Bergoglio bewältigt wurde, als er Kardinal von Buenos Aires geworden war. Vergessen wir nicht, dass dafür der Privatsekretär des Kardinals Quarracino, des Vorgängers von Bergoglio, ins Gefängnis gehen musste."