Glitzen, Glimmern und Glitschen

Sasa Stanisic über die Zukunft. Yan Lianke über die chinesische Wirklichkeit. Ron Leshem über Verirrungen nach dem 7. Oktober. Bücherbrief

Alice in Hiroshima

Nicht jede junge Frau, die in ein Loch stürzt, kommt im Wunderland an. Angela Schaders Vorwort zu Hiroko Oyamadas "Das Loch".

BÜCHERSCHAU DES TAGES

Am Ende steht der Kontrollverlust

20.06.2024. Die Zeit lernt von Philip Manow, dass nicht nur Populismus, sondern auch eine zu starke Legislative die Demokratie gefährden kann. Und mit Hark Bohm erlebt sie die Nachkriegszeit auf Amrum. Der Dlf empfiehlt wärmstens die Lektüre des Antitotalitaristen Manes Sperber. Die FAZ entdeckt mit Alain Damasios "Die Horde im Gegenwind" ein Meisterwerk der Fantastik, dass auch poststrukturalistische Theoretiker erfreuen wird. Dlf Kultur versenkt sich in Jörg Späters Geschichte von "Adornos Erben". Und hofft mit einem kleinen Jungen namens Gurke auf ein Wunder. Mehr...

EICHENDORFF21

Taschenbücher des Monats

Auch im Juni dürfen wir uns über viele Neuerscheinungen im Taschenbuch freuen: Daniela Dröscher porträtiert in "Lügen über meine Mutter" eine übergewichtige Mutter  in der bundesrepublikanischen Provinz der Achtziger. NoViolet Bulawayo erzählt in ihrer satirischen Tierparabel "Glory" von den Machtverhältnissen in Simbabwe. Unter den Sachbüchern ist besonders Thomas Hallidays "Urwelten" über die ausgestorbenen Ökosysteme der Erdgeschichte zu empfehlen.

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INTERVENTION

Verlogene Friedens-Rhetorik

20.06.2024. Mit dem "Bündnis Sahra Wagenknecht" hat sich neben der AfD eine weitere Kreml-Partei etabliert. Obwohl die Wagenknecht-Partei die Widerstandskraft gegen totalitäre Aggressoren nicht weniger aktiv unterminiert als ihr Pendant auf der äußersten Rechten, rechnet man sie aber meist noch immer dem demokratischen Spektrum zu. Das macht diese Partei umso gefährlicher: Das BSW lockt Wähler an, die der prorussischen Haltung der AfD zuneigen, aber nicht mit deren neonazistischen Tendenzen in Verbindung gebracht werden wollen. Von Richard Herzinger. Mehr...

EFEU - DIE KULTURRUNDSCHAU

Ist da noch Dreck drin?

20.06.2024. Die Zeit füllt mit Pussy-Riot-Gründerin Nadya Tolokonnikova in Linz Putins Asche in Glaszylinder. "Die Würde der Kunst ist unantastbar", erklärt Jonathan Meese, der in der NZZ bedingungslose Kunstfreiheit fordert. Die FAZ feiert die Kurzgeschichte, denn der Roman werde immer mehr zum "Parkplatz für langweiligen Identitätskitsch". Die Filmkritiker erkunden mit Jeff Nichols schönen Männern, warum Biker tun was Biker tun. Die nachtkritik dankt Milo Rau, dass er die saturierten Wiener aus ihrer Erstarrung geweckt hat. Und der Tagesspiegel bewundert in Hamburg die strammen Pos von William Blakes Engeln. Mehr...

9PUNKT - DIE DEBATTENRUNDSCHAU

Die Traumzeit ist vorbei

20.06.2024. Europa ist aus seinem Nachkriegs-Schlummer erwacht, stellt Peter Sloterdijk in der Zeit fest, jetzt gilt es, sich von "ängstlicher Blanko-Scheck-Politik" zu verabschieden. Der Imperialismus ist lebendig wie nie, schreibt Jürgen Osterhammel in der FAZ, vor allem der russische. Es ist unmöglich, Frieden mit Terroristen zu schließen, weiß Fania Oz-Salzberger bei IPG. Zeit Online wartet sehnlich darauf, dass der klassische Liberalismus seinen Kampf gegen linken Autoritarismus wieder aufnimmt. Mehr...

IM KINO

Menschliche Melodien

18.06.2024. Eva Trobischs "Ivo" erzählt von einer Palliativpflegerin, die bei ihrer Arbeit mit den kleinsten und größten Fragen konfrontiert wird. Mit müheloser Selbstverständlichkeit stellt der Film die Schattenseiten der Menschen neben ihren Charme, ihre Güte und ihre alltägliche Normalität. Ein Film über Wärme und Verständnis - und über den Tod. Von Silvia Szymanski. Mehr...

IM KINO

Kickende Nostalgieflashs

18.06.2024. Nun gibt es also auch einen Retro-Nostalgiefilm über Gabber. Die in den Niederlanden beheimatete besonders prollige Techno-Spielart fügt sich in Jim Taihuttus "Hardcore Never Dies" in eine Welt der begrenzten Horizonte. Von Lukas Foerster. Mehr...

MAGAZINRUNDSCHAU

Zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren

18.06.2024. Shakespeare ist Burkiner, aber es gab ihn auch im arabischen Mittelalter, da hieß er al-Mutanabbi, erzählt uns New Lines. In La vie des idees erinnert die Soziologin Marie Ladier-Fouladi an die erste Frauendemo gegen die Mullahs im Iran am 8.3.1979, zwei Tage nach Einführung des Verschleierungszwangs. Im Ideas Letter erklärt der britisch-nigerianische Autor Tomiwa Owolade, wo seine eigentliche Heimat liegt: Bei den New York Intellectuals. New Eastern Europe schildert den Kampf für den EU-Beitritt in Moldau. Mehr...

FOTOLOT

Verbliebene Schemen

14.06.2024. Der Boom um Fotografie aus und über Berlin (dabei gerne aus der Zeit vor der Jahrtausendwende, am liebsten Schwarzweißfotografie vor 1989 aus Ostberlin) hält immer noch an. Und der Sommer naht. Und mit ihm viele Berliner Ausstellungen, die dem Boom huldigen und genau das richtige für den Sommer sind. Am Ende werfen Sie sich bitte in die Krumme Lanke. Von Peter Truschner. Mehr...

INTERVENTION

Lieber ein weiteres Rentenpaket

13.06.2024. Hilfe, die Jugend wählt rechts. Sie verhält sich nicht so, wie es die Erwachsenen erwartet haben. Vor fünf Jahren kamen die Grünen bei den Jugendlichen noch auf knapp 35 Prozent. Nun hat ihnen die AfD per TikTok das Gehirn erweicht, heißt es. Woran könnte dies möglicherweise liegen? Als junger Mensch versuche ich mal, darauf zu antworten. Das Problem haben nicht allein die Grünen: Keine der bürgerlichen Parteien bot eine Erzählung, die über das "Wir sind nicht die AfD" hinausging. Wo bleibt das Angebot an die Jugendlichen? Von Lukas Pazzini. Mehr...

VORWORTE

Alice in Hiroshima

11.06.2024. Nicht jede junge Frau, die in ein Loch stürzt, kommt im Wunderland an. Oder vielleicht doch? In Hiroko Oyamadas so behexendem wie leise bedrohlichem Roman "Das Loch" gilt das zumindest für die Leserinnen. Mit ähnlichem Raffinement hatte die 1983 in Hiroshima geborene Schriftstellerin in ihrem voraufgehenden Werk schon die Legende vom japanischen Arbeitsethos unterlaufen. Von Angela Schader. Mehr...

BÜCHERBRIEF

Glitzen, Glimmern und Glitschen

10.06.2024. Sasa Stanisic schenkt uns in einem virtuos komponierten Spiel zehn Minuten einer möglichen Zukunft, Yan Lianke erkundet in einer schonungslosen Parabel die chinesische Wirklichkeit, Alhierd Bacharevic wirft mit Punk und Poesie einen dystopischen Blick auf Europa, und Ron Leshem klärt über Verirrungen nach dem 7. Oktober auf.  Dies alles und mehr in unseren besten Büchern des Monats Juni. Mehr...

ESSAY

Gegen den intellektuellen Dammbruch

10.06.2024. Wir alle sind aufgerufen, Lars-Henrik Gass den Rücken zu stärken. Es geht darum zu verhindern, dass der Antisemitismus erneut zu einem kulturellen Code werden kann. Wie sich dieser Geist ausbreiten konnte, zeigte etwa der Adorno-Preis für Judith Butler im Jahr 2012 und die bis heute anhaltende  Weigerung der Jury, darunter Repräsentanten der Nachfolge-Generation Kritischer Theorie, sich von diesem Preis zu distanzieren. Wir übernehmen Wolfgang Kraushaars Laudatio auf den Leiter der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen aus Anlass der Verleihung der Ernst-Cramer-Medaille der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Von Wolfgang Kraushaar. Mehr...

SPENDEN

Unterstützen Sie den Perlentaucher

24.11.2021. Der Perlentaucher bietet seinen Service für die Leser kostenlos und möchte dabei bleiben. Falls Sie uns unterstützen mögen - regelmäßig oder einmalig - freuen wir uns! Hier finden Sie verschiedene Möglichkeiten. Mehr...

EICHENDORFF21

Kafka, Kafka, Kafka

31.05.2024. Wir können sie kaum zählen, die Neuerscheinungen über Kafka in dessen hundertstem Todesjahr. Aber wir haben versucht, die meisten in unserer Kafka-Liste auf Eichendorff21 zusammenzustellen: Ein Fotoalbum über Kafkas Familie etwa oder Andreas Kilchers Blick in Kafkas Werkstatt. Auch Comics über Kafka sind erschienen. Und Reiner Stachs monumentale Kafka-Biografie liegt nun auch im Taschenbuch vor. Mehr...