Aus Anlass des tschechischen Filmpreises
Český Lev, der soeben an die polnische Regisseurin
Agnieszka Holland für ihren Film "Scharlatan" vergeben wurde, schaltet
Respekt ein
Gespräch frei, das Jindřiška Bláhová im Herbst mit der Filmemacherin geführt hat, die darin unter anderem über die
komplizierte polnische Gegenwart und die widersprüchliche Politik der Populisten spricht: "Die aktuelle Regierung ist stark antikommunistisch und antirussisch. Gleichzeitig bewegt sie sich auf einen Autoritarismus zu, in dem Wahlen immer weniger frei sind und die Propaganda immer stärker. Wahlen werden
durch Geld und Medien manipuliert. In Wahrheit entspricht es recht getreu den Herrschaftsmodellen, die für den Sozialismus typisch sind", so Holland. "Auch Putinsche Ideen setzt die Regierung um, etwa die
Verflechtung von Kirche und Staat oder das Herauspicken und Stigmatisieren von Minderheiten als Feinde. Gegenwärtig ist es die Hetzjagd auf die
LGBT-
Community, die allmählich an den Antisemitismus vor dem Zweiten Weltkrieg erinnert." Menschen, die offenbar von einer komplizierten Realität verunsichert seien, biete die populistische Regierung eine Sicherheit an, die sie vor den "Schrecken der Welt" schütze, zu denen Flüchtlinge und in einem gewissen Sinne
auch Frauen gehörten. "Vor einigen Jahrhunderten besaß der weiße, meist katholische und heterosexuelle Mann alle Rechte. Dann begann sich
seine Torte der Rechte und Privilegien zu verkleinern, und andere erhielten Stücke davon: Kinder, Sklaven, Frauen, farbige Menschen und jetzt auch noch Tiere. Gleichzeitig wandelt sich die Struktur der Zivilisation, in der die physische Kraft des Mannes immer nutzloser wird. Da ist eine gewisse Frustration verständlich."