Ein Buch über
Musik- und digitale Kultur im 21. Jahrhundert? Gegenwärtiger gehts kaum. Das findet auch Atossa Araxia Abrahamian, die "Uproot: Travels in 21st-Century Music and Digital Culture" von
Jace Clayton alias DJ/rupture
wärmstens empfiehlt: "'MIAs frühe Arbeiten haben viele von uns intuitiv angesprochen', erklärt Clayton, 'weil ihr Sound die ganz und gar
zeitgenössische Beschaffenheit von Identität als bewegliche und verlustbehaftete Daten ausdrückte.' Sie ließ ihre Zuhörer in einem musikalischen Niemandsland zurück, das sie fragen ließ: 'Wo sind wir?' Claytons neues Buch versucht diese Frage zu beantworten. Wie sein Mixtape, das ihn in den frühen 2000er Jahren berühmt machte, so scheint sein Buch viele Genres auf einmal zu umfassen: Es ist Reisebeschreibung und kulturelle Ethnografie, Popphilosophie und Erinnerung, Führer durch die zeitgenössische Musik und Fanzine. Clayton versucht nicht nur, uns mit einer
anregenden Theorie unserer gegenwärtigen globalen Musikszene zu versorgen, er will auch herausfinden, wie die Globalisierung unsere Art zu sprechen, denken, reisen und musizieren verändert hat."
Vivian Gornick
liest Elena Ferrantes "Frantumaglia", einen Band mit Briefen, Essays und Interviews aus den letzten 25 Jahren, und stellt fest, dass die Autorin immer wieder rundheraus über ihre Person gelogen oder zumindest
in die Irre geführt hat: "Ich finde das interessant, weil sie in diesen Interviews ziemlich direkt sagt, dass sie keine Bedenken hat, den Interviewer zu belügen, wenn dies
ihrer Anonymität dient - und genau das hat sie auch getan, mit den besten Wünschen ihrer Leser, zu denen ich mich selbst zähle. Nachdem ich jetzt weiß, dass was sie in ihren Interviews über sich sagt oder impliziert, nicht buchstäblich wahr ist, kann ich ehrlich sagen: Das ist
völlig unwichtig." Im
Guardian, der einen
Auszug aus "Frantumaglia" bringt, findet man entsprechende Passagen, in denen Ferrante Lügen in Interviews mit Journalisten
unvermeidlich findet.
Besprochen werden außerdem
Zadie Smiths neuer Roman "Swing Time" (kein wirklich gutes Buch,
findet Adam Kirsch in einer ausführlichen Kritik, aber doch eins, das genaue Auskunft gibt über den Stand einer Generation, die noch vor kurzer Zeit von den vielversprechenden Möglichkeiten des Multikulturalismus träumte),
Élisabeth Roudinescos Biografie "Freud: In His Time and Ours",
Ian McEwans Roman "Nussschale" und eine
Biografie Toussaint Louvertures, einer der Gründungsväter Haitis.